Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1878
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- 1878-03-27
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- 27.03.1878
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^5 73, 27. März. Nichtamtlicher Theil. 1239 Bedeutender sind die Leistungen seines Sohnes Heinrich, be kannter unter dem Namen Henricpetri, den er 1566 annahm. Ausgaben griechischer und römischer Classiker, sowie Bibelcommen- tare bezeichnen seine Hauptrichtung; doch ist bemerkenswerth, daß er des Copernicus Bücher äs rsvslutionidus ordinm (von den Um wälzungen der Welten) druckte. Das Geschäst wurde von seinen Söhnen in würdiger Weise fortgesetzt, bis um 1619 die Firma erlischt. Ihrer Blütezeit ebenbürtig, wenn nicht überlegen, war die Officin des Johannes Oporinus, ehemals Corrector Froben's, 1507—1568. Auch er hatte studirt, war des gelehrten Paracelsus Assistent gewesen und versuchte nun, zuerst in Gemeinschaft mit Bry- linger, Winter, Plater und Ruch, sein Glück mit der Buchdruckerei. Diese Association hielt sich so wenig als alle andern jener Zeit und auch auf eigene Hand hatte er wenig lohnenden Erfolg. Seine Rich tung ist beinahe ausschließlich philosophisch, seine Arbeiten sind wegen ihrer Correctheit geschätzt. Nur nennen können wir Lamparter, Cratander, Wolfs, Curio, Bebel, Jsengrin, Faber und die Basler Drucker im Ausland Leon hard Agtstein in Venedig, Friedrich Biel in Burgos, Peter Hagenbach in Valencia und Toledo, Martin Flach in Straßburg. lieber Burgdorf müßten wir eigentlich mit Stillschweigen hinweggehen, weil der dortige Drucker sich nicht nennt und auch aus den Archiven nicht ermittelt werden kann. Aber hier sind wir zu historischen Vermuthungen förmlich gezwungen. Einmal ist kein Burgdorser Druck nach 1475 mehr bekannt, dagegen finden wir zwölf Jahre später in Lyon einen Buchdrucker ckotmunss TrssllLsl alsinaunuo. Nun ist alsmanulls ein Zuname, dessen sich die Berner gern bedienten, z. B. Niklaus Manuel, sodann ist der Name Trechsel gerade in dieser Orthographie äußerst selten, läßt sich aber in Burg dorf schon im sünfzehnten Jahrhundert Nachweise», wie denn auch der Stammbaum unseres verdienten alt Pfarrers vr. Trechsel (aus Burgdorf) sehr weit zurückreicht. Was liegt nun näher als die Ver- muthung, jener Johannes Trechsel habe die Buchdruckerci zuerst in Burgdorf betrieben und sei dann nach Lyon ausgewandert? Einer vom Bisherigen ganz abweichenden Richtung begegnen wir in Genf. Außer einigen ascetischen und liturgischen Büchern wurde dort vorzugsweise die Romauliteratur cultivirt. Der erste Drucker daselbst war Anton Steinschaber aus Schweinfurt. Ihm verdanken wir namentlich die erste Ausgabe des Romans 1s noubls roi kontllus, den mau nur in einem Exemplar kennt. Bemerkenswerth ist der Fortschritt in der Eleganz von Stein- schaber's Typen, die, anfangs an Unregelmäßigkeit denen von Bero münster ähnlich, schon 1480 eine gewisse Zierlichkeit erreicht haben. Eine den Baslern vergleichbare Thätigkeit entfaltet aber weder er, noch seine Rivalen Garbin oder Guerbin, Vivien, Fabri und Belot; mit Sicherheit haben nur 38 Genfer Drucke dem sünfzehnten Jahrhundert zugeschrieben werden können (nach Gaullieur). Sogar die Reformation, die in Basel einen so mächtigen Impuls auf die Buchdruckerkunst ausgeübt, ja sie in Zürich und Bern eigentlich erst ins Leben gerufen hat, ging ohne tiefgreifende Wirkung an den Genfer Druckern vorüber. Auch die aus Paris geflüchteten berühmten Estienne brachten keine wesentliche Aenderung hervor, so daß die Bedeutung der Genfer Typographie mehr auf literarhistorischem, als auf eigentlich wissenschaftlichem Gebiet zu suchen ist. Ueber die nur ein mäßiges Interesse in Anspruch nehmenden Leistungen Sursees und Badens eilen wir hinweg zudem zweiten Hauptsitz der Buchdruckerkunst in der Schweiz, nach Zürich, und wenden uns gleich zu dem gewaltigen Christoph Froschauer. Ueber den riesenhaften Umfang seiner Thätigkeit haben wir schon oben berichtet, es bleibt uns also nur noch übrig, sie im Einzelnen zu schildern. Hat er mit Froben die Schönheit und Correctheit des Satzes gemein, so unterscheidet er sich wesentlich von ihm durch die Richtung. Jener Pflegte vor allem das humanistische Gebiet und verhielt sich gegen die Reformation wenigstens indifferent, wen» nicht feindlich, diesem scheint ihre Ausbreitung geradezu Herzenssache gewesen zu sein, denn von den über 600 Werken, die aus seiner Officin hervor gingen, ist die weitaus größte Mehrzahl reformatorischen Inhalts, namentlich die Schriften Zwingli's, Jud's, Billinger's nehmen einen bedeutenden Raum im Verzeichniß seiner Drucke ein. Allein von der Bibel und einzelnen Theilen derselben veranstaltete er nicht weniger als 72 Ausgaben, darunter am bemerkenswerthesten die zierliche deutsche Ausgabe von 1527 in fünf Duodezbändchen — wohl der erste Versuch, die Bibel in ein handliches, populäres Format zu brin gen — und die erste englische Bibelübersetzung von 1550, obgleich London schon 1474 seinen William Caxton besaß. Nahm auch die Reformation Froschauer's ganze Thätigkeit in Anspruch, so sehen wir doch, daß er bei ruhigeren Zeiten auch für andere Dinge Interesse hat. So finden wir bei ihm griechische und latcinischeSchriststeller,mediciuische, naturwissenschaftliche, juristische Werke, sogar den ersten uns bekannten Bücherkatalog, nämlich Kon- rad Geßner's Lidllotllseg. nnivsrsalis vom Jahr 1545. Geburtsjahr und Herkunft Froschauer's sind unbekannt, doch wird allgemein angenommen, er sei der Sohn jenes Buchdruckers Johannes Froschauer, der von 1494 bis 1507 in Augsburg thätig war. Dem der Reformation sehr zugethanen Christoph mag es dort bald nicht mehr behaglich gewesen sein, weshalb er nach Zürich aus- wanderte und dort 1519 das Bürgerrecht erwarb. Das erste nach weisbar aus seiner Presse hervorgegangene Buch datirt von 1521. Nach seinem Tode (1564) erhielt sich die Firma noch bis 1585. Ihr zu Ehren ist die „kleine Brunngasse" in Zürich zur Froschaugasse umgetauft worden. Concurrenten hat Froschauer nicht gehabt, und es ist ganz begreiflich, daß neben einem solchen Manne kein anderer Drucker bestehen konnte. Hiermit schließen wir unsere Schilderung. Die nächste Folge zeit hat zwar auch noch sehr tüchtige Männer auf diesem Gebiet her- oorgebracht und der erste Berner Drucker Apiarius wird uns bei einer andern Gelegenheit beschäftigen; aber sie gehören nicht mehr in den Rahmen der Anfänge, nicht mehr in die Reihen jener Hel den, die mit Todesverachtung eine Brustwehr der Finsterniß nach der andern niederreißen halfen und nicht am wenigsten dazu bei trugen, daß dem Volke die Thür zum Himmel wieder geöffnet wurde, die die katholische Kirche so lange verschlossen gehalten hatte. Rrchtsfälle. Aus Berlin berichtet die Vossische Zeitung vom 15. März: „Anläßlich einer Anklage wegen Nachdrucks fällte am Montag das Kammergericht eine namentlich in Bezug auf künstlerische In teressen wichtige Entscheidung. Der Dircctor der Kunstakademie, Professor v. Werner, hatte von dem Carton, welchen er für den dem nächst in Mosaik ausgeführten Fries an der Siegessäule entworfen, eine Zeichnung verfertigt, welche er, nachdem er sein geistiges Eigen thumsrecht daran durch Eintragung beim Cultusministerium ge wahrt hatte, der Photographischen Gesellschaft znr Vervielfältigung überließ. Von dieser rechtmäßigen photographischen Nachbildung nun erfolgte, ohne die bezügliche Genehmigung, seitens des Tylo- graphen Baudouin auf Veranlassung des Buchdruckereibesitzers Adolph Schulze wieder eine Nachbildung mittelst Holzschnitts, welche in einem von Schulze herausgegebenen, die Siegessäule be treffenden kleinen Buche und sodann auch in der .Gartenlaube' er schien. Baudouin wurde hieraus der vorsätzlichen unberechtigten Nachbildung eines Werkes der bildenden Künste in Absicht der Ver breitung, Schulze der Anstiftung dazu angeklagt. Das Stadtgericht erachtete indeß das Strafverfahren wegen Verjährung des vom 171*
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