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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.08.1925
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- 1925-08-18
- Erscheinungsdatum
- 18.08.1925
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- Deutsch
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1 2386Börsenblatt f. d. Ttlcbn. Burbbanbel. Redaktioneller Teil. X; 192. 18. August 1925. los, ohne »Leistungen«. Eben eine große Familie. Das entspannt und verbindet. Ja. und nun noch die »große« Frage: Was wird denn gearbeitet? Ich wehre mich dagegen, wenn man uns zwingen wollte, nur »Buch- händlerisches« zu treiben. Da enden wir wieder bei der echt deutschen Fachsimpelei und machen eine bessere Fortbildungsschule auf. oft auch eine schlechtere! Der Jungbuchhändler ist ein Mensch und muß mit dem Leben fertig werden. Damit ist der »Stoff« der Wochen um schrieben: Der Mensch und bas Leben, die Gestaltung des Lebens: die Kräfte, welche das Leben gestalten: meinetwegen: das Verhältnis des Menschen zum Geist: welche Voraussetzungen müssen entwickelt wer den. damit der Mensch vom Geist ergriffen werden kann? Diese all gemeinen Fragen können je nach der Zusammensetzung der Teilnehmer von immer neuen Seiten angepackt und bewältigt werden. Ich will meinen Gästen nicht ein über allerlei Menschen und brauchbare Dinge vermehrtes Wissen mitgeben, sondern eine vertiefte Einsicht in Zu sammenhänge der Welt und des Lebens, damit sie besser und frucht barer mit dem Leben fertig werden und mit ihrem Beruf. Das führt ganz von selbst zu einem persönlichen Verhältnis zwi schen Leiter und Teilnehmern und dieser untereinander: bas gibt dem Beisammensein diese unterirdische Spannung, die vielleicht, wenn die Gnade es schenkt, dann auch schöpferisch im einzelnen werden kann. So erhebt sich jedenfalls der Jungbuchhändlcr über die enge Berufs ebene und sieht vom Geistigen her die Welt, den Menschen, bas Leben. Dabei ist es selbstverständlich, daß das Buch (aber auch die bil dende Kunst!) als eine Versinnlichung des Geistes seiner Bedeutung entsprechend gewürdigt wird. Und da erhebt sich dann die wirklich un erschöpfliche Fülle von Fragen, die für den Menschen und Buchhändler um das Buch kreisen. Und weil es eben Buchhändler sind, die zu einer Woche gemeinsamen Lebens zusammenkamen, und je echter sie im Blute Buchhändler und nicht nur im Geschäftsgeist Bücherhändler sind, umso sicherer und überlegener werden diese Fragen behandelt werden. Man kann natürlich auch sagen: Hier ist das Buch. Welche Be ziehungen verbinden den Menschen und das Buch? Wie bringe ich das Buch an den Menschen? usw. Wenn dabei der Unterschied zwischen Volkshochschule und Fortbildungsschule unverwtscht bleibt, kann je nach dem Menschen, der den Kreis leitet, auch das und vieles andere fruchtbar werden. Aber man schiebe nicht der Buchhändlerwochc eine Aufgabe zu. die sie nicht erfüllen kann und darf: etwa: Schnabel und Kliemann sollen uns in acht Tagen betbringen, wie man den Umsatz steigert und jeden »Artikel« der »Verlagsproduktion« »an den Mann bringt«. Dafür allein sind weder Schnabel noch Kliemann. noch we niger Engelhardt und überhaupt nicht die Buchhändlerwochen da! Damit die Behauptung, es werde nichts »Praktisches« gearbeitet, endlich einmal verstummt, betone ich: erstens ist es sehr praktisch für den Chef, wenn die Gehilfen »gebildete« Leute sind, klaren Kopf haben und zu den geistigen Fragen ein inneres Verhältnis haben, also in der »Uberwelt« wurzeln. Nur solche Menschen bewältigen die »Um welt». Die nüchternsten Wirklichkeitsmenschen sind immer die echt »Geistigen«, die aller Schwärmerei fern sind. Wirtschaftliche Fragen sind nur vom Geist her zu lösen! Das sollte Buchhändlern nicht erst bewiesen werden müssen. Also dient die erste Wochenhälste der gei stigen Grundlegung, die zweite der praktischen Auswertung des Er arbeiteten ins Alltägliche des Ladens und Kontors. Ein geistig klarer und weitblickender, also ein »gebildeter« Mensch bedeutet immer »Intensivierung«, d. h. Wirkungssteigernng im Wirtschaftlichen. Ich kann nur Gehörtes berichten und sagen: Sehr wertvoll war meinen bisherigen Gästen meine vielseitige und für einen kleinen ver mögenslosen Privatmann ziemlich umfangreiche eigene Bücherei, in der sie ganz nach Belieben und zwanglos schmökern konnten. Nicht wegen etwaiger »schöner Einbände« ober bibliophiler Ausgaben oder irgendwelcher Seltenheiten. Das gibt es bei mir nicht. Sondern weil diese Bücherei den geistigen Umkreis, die Einstellung und Prägung des Menschen versinnlicht, ganz greifbar nahe rückt, der die Vorträge hielt, und mit dem man jederzeit über Einzelfragen weiter sich be sprechen kann. Ich glaube es sehr wichtig nehmen zu dürfen, wenn die Teilnehmer auch nur die Nückentitel der Bücher in den Regalen über fliegen. Da tauchen nicht nur oft neue Fragen auf. es springen einem auch Antworten zu, es lösen sich Knoten, Weitblicke tun sich auf. und Zusammenhänge werden lebendig. Die Erfahrungen haben mich ge lehrt. daß man zum Schmökern in der Bücherei den Teilnehmern n o ch mehr Zeit lassen muß. Ähnlich ist es mit der Hausbilderci. Es haben sich Ansätze herausgebildet, ans deren Entwicklung ich sehr gespannt bin: Man kann ja natürlich solch eine Woche nicht »wiederholen«. Ich kann das nicht, denn jede wird anders werden, wenn auch der äußere Nahmen der gleiche bleibt. Die anderen Teil nehmer geben ihm doch andere Farben. Aber die »Alten« wollen wiederkchren! Sie wollen eine Weiterführung, nicht Wiederholung. Da ist nun abzuwarten, wie sich das gestaltet. Man kann vielleicht von geistigen Strömungen der Gegenwart ausgehcn. oder einen Denker oder Dichter in den Mittelpunkt stellen oder vorher Fragen einsendrn lassen, die am ersten Abend verlesen und zusammengeordnet werden. Der Möglichkeiten sind viele, und ich freue mich in der Spannung des »Abenteuerlichen«, wie es werden wird. Das Schönste ist doch, wenn man ganz ohne festgelcgtes »Programm« mit lebendigen Men schen, zwischen denen schon einige Fühlung entstand, das Leben an sich herankommen und sich von ihm schaukeln läßt, harrend, was es brin gen wird. So aus der unmittelbaren, sich vertiefenden Gemeinschaft eines sich fügenden Kreises möchte ich die Weiterführung wachsen und sich entfalten lassen. Zum Schlüsse noch zweierlei: Das eine weiß ich sicher: am Ende der Woche werde ich jedesmal, auch von wiederkehrenden »Veteranen im Wettbewerb Buchfenster aufbauen lassen, nicht weil es »praktisch« ist, sondern weil es Freude macht wie Kindern das Spiel. Und das soll ja wohl das Echteste am Menschen sein: wenn er spielt! Das Andere aber weiß ich noch nicht sicher: Wie ich aus den sich Anmeldenden, mir ja beim ersten Male meist Unbekannten die aus wählen soll, die von der Woche und von denen die Woche am meisten haben kann. Denn man kann nicht ein xbeliebiges Sammelsurium, etwa gar vergnügungssüchtiger Leutchen, zusammcnpferchen und davon einen Ertrag erwarten. Also Auslese! Das wird mir auch immer wieder geraten von wohlwollenden Freunden der Sache. Aber woher die Maßstäbe? Handschriftenbeurteilung wird geraten: oder einen Wunschzettel mit einsordcrn, was der oder die Betreffende von der Woche erwarten. Aber ich kann mir nicht helfen, der alte Spruch gilt eben doch: Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber siehct das Herz an. Woher soll ich wissen, ob einer, der kam. wirklich eine tie fere Teilnahme hat? Vielleicht sitzt er stumm dabei, sieht nicht sehr ergriffen aus — und später keimt es doch! Ich möchte lieber ein paar »weniger Geeignete mitschleppen« und den anderen Teilnehmern wie mir zumuten, unsere Gemeinschaftskraft so auf sie auszustrahlen, daß die Kruste gesprengt wird. — als jemanden auf ganz unsichere Vermutungen hin abweisen. Darum sage ich: Komme, wer da mag. mit gutem Willen und Vertrauen, mit ernster Arbeitslust und der Ge löstheit zur Freude. Dann wird er wohl etwas davon mit heim nehmen. Berchtesgaden-Schönau. Emtl Engelhardt. Nachschrift: Zur 5. Jungbuchhändlerwoche sind noch An Meldungen möglich. 200 Mark Zuschuß des Bayer. Buchhändlerveretns ermöglichen Ermäßigungen der Tagungskosten (40 Mark für alles!). Berend, Eduard: Jean Paul-Bibliographie. Mit einer Abbildung. VIH, 154 S. 8°. Berlin, Josef Altmann, 1925. Einem Autor gewidmete Bibliographien, also Bibliobiographien, müssen von einer inneren vielseitigen Vollständigkeit sein. Nicht auf eine äußere Ausdehnung kommt es bei ihnen in erster Linie an, die auch die geringfügigsten Notizen, die lediglich einen Titelwert haben, in den Bereich der Bibliographie einbezieht, sondern darauf, daß innerhalb dieses Bereiches die Bttchergruppen nach ihrer Wichtigkeit mit kritischer Methode gegeneinander abgegrenzt werden. Uber eine Urausgabe wollen die Benutzer einer solchen Bibliographie sehr viel mehr erfahren als über irgendeinen posthumen Nachdruck. Und zwar greifen die Benutzer von den verschiedensten Fragestellungen her zu der Bibliographie: der Bibliophile will die Eigenheiten des Sam melstückes kennen lernen, der Literarhistoriker über Textbeziehungcn aufgeklärt sein usw. Alle Antworten hierauf soll der Bibliograph in einer systematischen Form konzentrieren. Das setzt eine Beherr schung und Durchdringung des Rohstoffes voraus, die nur aus einer eindringenden langjährigen Beschäftigung mit ihm erwachsen kann. Und deshalb versagen manche fleißig reinliche Titelaufnahmen an einanderreihende Bibliobiographien durchaus, obschon sie nicht eigent lich fehlerhaft angelegt und ausgeführt sind. Ihre Kompilatoren sind eben über die bloßen Titelaufnahmen nicht hinausgekommen, können dem Benutzer also nicht mehr als solche bieten und lassen deshalb ihn in sehr vielen Fällen im Stich, während der hier der Aufgabe wirklich gewachsene Bibliograph bereits in der Anordnung des Stoffes, in den Hinweisen usw., eine Übersicht vermittelt, die seine Arbeit als ein organisches Gebilde erweist. Wer in der Benutzung von Biblio biographten einige Übung hat, bekommt allmählich ein rasches gefühls mäßiges Urteil dafür, welches Vertrauen er von vornherein einer Neuerscheinung zuwenden soll, bevor sie sich durch langdauernde Pro ben bewährte. Auch ein schnelles Durchblättern der angezeigten Mono graphie zeigt bereits dem Sachkundigen, daß sie die Jean Paul-Biblio graphie geworden ist. Es kann ja nicht anders sein, denn ihrem Verfasser verdanken wir fast alle grundlegenden kritischen Jean Pani Editionen: die Zusammenstellung der biographischen Materialien sJean Pauls Persönlichkeit 1913>, die endgültige Ausgabe der Briefe Fean Pauls s1922 sf.j und eine Auswahlsammlung der Hauptwerk--
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