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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.07.1925
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- 1925-07-23
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- 23.07.1925
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I1450^drsen»Iatt ». d. Dttckn. vuLkundel. Redaktioneller Teil. .>6 170, LS. Juki 1928. denen Mitteln geschehen. Während die Firma vor dem Kriege ein grosses Ladcnloknl an der Hauptverkehrsstraße Schanghais, der Nanking Road, innegehabt hatte, lebte sie 1921 in zwei Stuben des dritten Stockwerkes eines chinesischen Bankhauses wieder auf, um von dort aus den Buch- und Zcitschriftenversand nach den wichtigsten Plätzen Chinas wieder auszunehmen. Erst im vergangenen Jahre war es möglich, einen entscheiden den Schritt für den Wiederaufbau der Firma zu tun, und wenn auch das Vorkriegsbild aus wirtschaftlichen Gründen noch nicht wieder erreicht werden konnte, so kann doch jetzt die erfreuliche Tatsache berichtet werden, das; der deutsche Buchhandel in der Firma Max Rößler L Co., G. m. b. H. in Schanghai einen lei stungsfähigen und repräsentativen Außenposten wiedergewonnen hat, der geeignet ist, durch ernste, zielbewußte Arbeit immer größere Bedeutung zu gewinnen. Die Firma Nüßler hat !m Januar 1925 ein Ladenlolal an der Kiangse Road — einer Nebenstraße der Nanking Road — bezogen. Damit ist sie rein äußerlich in das Bewußtsein der chinesischen Kreise Schanghais zurückgckehrt. Für die Deutschen in Schanghai und ganz China beginnt sie mehr und mehr ei» Zentrum deutscher Kultur zu werden. Selbstverständlich sind Ausstrahlungen auf die chinesische Gelchrtenlvelt vorhanden, eben so wie sich allmählich auch mehr und mehr ein internationaler Charakter als Begleiterscheinung ergeben wird, da die deutschen Bücherkäufer durch Angehörige kleinerer Staaten (Holländer, Schweizer, Skandinavier), die in China leben, ergänzt werden. Die großen englischen und amerikanischen Buchhandlungen in China führen, ebenso wie die vereinzelt in Peking und Tientsin vorhandenen französischen Buchhandlungen, zumeist nur relativ unbedeutende Durchschnittsliteratur. Daher kommt es, daß auch englische und amerikanische wissenschaftliche Kreise dem qualitativ wertvollen Lager der Firma Nößler Interesse entgegenbringcn. Während sich das deutsche Buch in Japan in erster Linie mit den verschiedenen Disziplinen der wissenschaftlichen Literatur au japanische akademische Kreise wendet, muß es eine deutsche Buch handlung in China als ihre Aufgabe betrachten, das gute deutsche Buch in erster Linie den Auslanddcutschen und den sprachkundigen anderen europäischen Nationen zu vermitteln. Es muß also klar mit der Tatsache gerechnet werden, daß das chinesische Volk mangels eines Stammes entsprechend vorgebildeter Leser niemals auch nur entfernt so aufnahmefähig für deutsche Bücher wie >das japanische Volk sein wird. Es ist also abwegig, Mutmaßungen über den Umfang der Aufnahmefähigkeit mit einem Hinweis auf die Bevölkerungsdichte auszusprechcn. Der verlorene Krieg hat das Studium der deutschen Sprache für weite chinesische Kreise, die zumeist sehr real denken, unwichtiger werden lassen, sodaß jetzt, abgesehen von rein wissenschaftlichen Bestrebungen Einzelner, die Erlernung der englischen Sprache mehr denn je bevorzugt wird. Trotzdem erscheint eS aus kulturpolitischen Gründen wün schenswert, wenigstens an einer Stelle des großen chinesischen Reiches den chinesischen Interessenten immer wieder die Erzeug nisse des deutschen Buchhandels vor Augen zu führen. Hierfür ist Schanghai als der wichtigste chinesische Hafen hervorragend geeignet, weil er wie kein anderer in China an den großen Welt verkehrsstraßen liegt und daher auch von chinesischen Gelehrten und Kausleuten immer wieder besucht wird. Die Firma Nößler hat bereits 1923 zum ersten Male nach dem Kriege wieder eine» Weihnachtskalalog herausgegebcn und an alle Deutschen in China zur Versendung gebracht. 1924 ist ein geregelter Propagandadicnst geschaffen worden, durch den jetzt in Abständen von etwa 14 Tagen die Interessenten in China fortlaufend über die wichtigsten Vorgänge auf dem deutschen Büchermärkte unterrichtet werden. Jetzt im Jahre 1925 ist etwas Bedeutsames für den Zusammenhalt des Deutschtums in Ostasien geschaffen worden in Gestalt eines »Adreßbuches für das Deutsch tum in Ostasien (ADO)«, das dank der verständnisvollen Unter stützung der deutschen Botschaft in Tokio und der deutschen Ge sandtschaft in Peking in gemeinsamer Arbeit mit der Deutschen Wissenschaftlichen Buchhandlung G. C. Hirschfeld Gomci Kaisha in Kobe durch Max Nößler L Co. veröffentlicht werden konnte. Der fortschreitenden Entwicklung des Deutschtums in China solgend soll selbstverständlich der Gedanke, allmählich auch außer halb Schanghais kleine Vertriebsstättcn für das deutsche Buch zu schassen, wieder auflebcn. In bescheidenen Umrissen sind be reits jetzt derartige Versuche unternommen worden. In Hankau wurde durch Vereinbarung mit der Firma F. W. Bahnson, die in den Jnslationsjahren mit deutschen Büchern zu handeln be gonnen hatte, eine Zweigstelle errichtet. Die Organisation einer kleinen Vertretung in Tsingtau ist in Vorbereitung. Wenn es auch aus ideellen Gründen erstrebenswert erscheinen müßte, Zweigniederlassungen in Mulden, Peking und Tientsin zu besitzen, so sind hierfür bedauerlicherweise zurzeit die wirtschaftlichen Voraussetzungen noch nicht gegeben. Der Verkehr von Deutschland nach Schanghai wickelt sich trotz der großen Entfernung schnell und pünktlich ab. Große Lagersendungen gehen via Suez als Stückgut, Eiliges und Zeit schriften werden aus dem Landwege über Sibirien gesandt, sofern nicht Unruhen in Nordchina dazu zwingen, den sicheren Weg durch den amerikanischen Kontinent via Vancouver zu wählen. Der in der Entwicklung begriffene Luftverkehr Moskau—Peking wird i» Bälde von hoher Bedeutung sein. Die Verteilung von Schanghai aus nach den verschiedenen anderen chinesischen Plätzen erfolgt unter Benutzung der ver zweigten Land- und Wasserwege. Die chinesisch« Post ist billig und arbeitet im großen und ganzen einivandsrei. Naturgemäß sind die mit dem Betrieb einer Auslandbuch handlung in China verbundenen Unkosten gegenüber den laufen den Unkosten eines ähnlichen Betriebes in Deutschland außer ordentlich hoch. Besonders drückend werden die sehr hohen Mieten empfunden. Die Personalunkosten für die unentbehrlichen euro päischen Kräfte sind ebenfalls außergewöhnlich hoch, jedoch un- vermeidbar, da das Leben in Hauptstädten wie Schanghai weit teurer als vor dem Kriege geworden ist und weil sich andererseits die chinesischen Mitarbeiter fast immer nur für die einfachsten mechanischen Arbeiten verwenden lassen. Im Hinblick aus die noch immer geringe Kaufkraft der Aus landdeutschen und die vielseitigen Vertriebsmaßnahmen des deut schen Exportbuchhandels kann nicht teurer als zu den deutschen Ladenpreisen zuzüglich eines Portozuschlages verkauft werden. Der deutsche Verlag sollte die schwierige Lage eines so vorgeschobe nen Außenpostens des deutschen Buchhandels so wett nur irgend möglich berücksichtigen und die Aufbaubestrebungen durch bevor zugte Rabattsätze und gegebcnensalls auch Kommifsionssendungen mit langem Abrechnungsziel zu erleichtern suchen, da ja auch be rücksichtigt werden muß, daß im Ausland mit weit stärkerer Kredit- gabe des Buchhändlers als zurzeit in Deutschland gerechnet wer den muß. Gerade die letzten Monate haben erneut gezeigt, wie stark solche Auslandunternehmungc» unter politischen Einflüssen leiden. Die Wirren in China tvirken sich für den dortigen Handel am stärksten durch die Stillegung der Inländischen Verkehrswege aus, wodurch Waren- und Geldverkehr oft für lange Monate Unter brechungen erleiden. In den letzten Wochen haben die Unruhen und Streiks nach den uns vorliegenden Berichten zwar keine un mittelbare Gefahr für die Beamten der Max Nößler L Co., G. in. b. H., ergeben, Wohl aber eine Geschäftsführung im bisherigen Umfange nahezu völlig unmöglich gemacht. Es muß davor ge warnt werden, die Lage in China nach den üblichen Presse meldungen zu beurteilen, da diese in den meisten Fällen außer ordentlich übertrieben sind. Trotzdem aber haben die letzten Wochen die deutschen Firmen in China sicher vor sehr schwierige Auf gabe» gestellt. Die Firma Nößler arbeitet in Schanghai abgesehen von den Europäern mit einem Stab von etwa IO Chinesen, wobei das Verhältnis zwischen dem europäischen Arbeitgeber und dem chine sischen Arbeitnehmer in der Regel ein überaus erfreuliches ist. Der Chinese, der in einer fremden Firma arbeitet, betrachtet das Geschäft weit mehr als ein europäischer Arbeitnehmer als sei» Geschäft und ist unablässig bemüht, so eng wie möglich mit den Interessen des Geschäftes zusammenzuleben. Er ist ganz sicher kein Freund gewaltsamer Umwälzungen und hängt mit Leiden schaft an den täglichen Gewohnheiten seines Dienstes, in dem cs für ihn eigentlich keine Beschränkungen gibt, sofern er mit Achtung, Freundlichkeit und — ivas er ungemein liebt — auch ein wenig
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