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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.07.1925
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- 1925-07-23
- Erscheinungsdatum
- 23.07.1925
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M 170, 23, Juli 1925, Redaktioneller Teil. vörsenblatt t. d Dti»n, Buchbandcl 11461 Humor behandelt wird. Wir erfahren jetzt aus Schanghai, dajj die Chinesen der Firma Nüßler nur ungern aus die Straße ge gangen sind. Trotz des Generalstreiks sind sic heimlich in den Morgenstunden im Geschäft erschienen, um die notwendigsten Ordnungsarbeiten zu erledigen. In China erlebt man also jetzt ganz ähnliche Dinge wie vor einigen Jahren bei uns, daß der Terror herrscht und daß der Arbeitnehmer viel lieber seiner ge wohnten Beschäftigung nachgehen würde, als sich an Streiks und Demonstrationen zu beteiligen. Es besteht unseres Erachtens die Hoffnung, daß auch die Krisis der letzten Wochen von den deutschen Firmen in Schanghai ohne große Verluste überwunden werden kann, zumal da sich der Warenboykott angeblich in erster Linie gegen die Engländer — und die bei manchen Chinesen besonders verhaßten Japaner — wendet. Es wäre jedoch vermessen, besondere Erwartungen an eine bevorzugte Behandlung der Deutschen in China zu knüpfen. Der Versuch, Stimmungsmomente des chinesischen Volkes nach der Skala europäischer Volksgesühle zu beurteilen, könnte zu ge fahrvollen Trugschlüssen führen, Th, F, Eindrücke von Dreih gacker. Von Eugen Diederichs, Die Sommerakademie wurde von 28 Teilnehmern mit fröh lich strahlenden Gesichtern in selten harmonischen und glückhastcn Tagen ani 12. Juli zu Ende geführt. Die meisten reisten am Sonntag früh direkt nach Hause, einige wenige, denen noch wei terer Urlaub winkte, schloffen noch einige Tage Fußtvanderung von Obcrhof bis Eisenach an. Zuerst flatterten die Taschentücher auf dem Meininger Bahnhof, als Nord und Süd sich trennte. Der größte Teil fuhr nach Norden, und nach und nach lösten sich an den verschiedenen Kreuzungspunkten einige ab. Wieder flatterten dann die Taschentücher, denn man fühlte sich in den wenigen Tagen zu einer Gemeinschaft suchender Seelen zusam- mengeioachsen. Das »Auf Wiedersehen- hieß uns: Wir kommen nächstes Jahr wieder und bleiben bis dahin in kameradschaftlicher Verbindung miteinander, »Vater Diederichs- konnte sich über die Wärme des Emp fangs seitens seiner Satanssöhne und Satanstöchter nicht be klagen, als er am 4, Dag« auf direkter Fahrt von Marienbad her nach mehrstündiger Verspätung endlich im Auto auf der Landstraße austauchtc. Das Socräuibcrlicd, mit dem er emp fangen wurde, klappte glänzend, nachdem man stundenlang am Bahnhof auf ihn umsonst gewartet hatte. Mit zwei großen Blumensträußen in den Händen, zu beiden Seiten eine Satans tochter, ging es im Auto den Berg hinauf bis dicht vor das Gartentor, hinter dem einladend mit Blumen vor den Fenstern geschmückt als stattliches, weiträumiges Haus das Volkshochschul heim liegt. Vor etwa 290 Jahren -war es zuerst Jagdschloß, dann wurde es Forstakademie, zuletzt Korrektionshaus, und nun ist es -seit etwa 5 Jahren Volkshochschulheim für geistig strebende Proletarier, Inmitten eines größeren Gartens liegt es seitwärts vorn Dorf, Eine lange uralte Lindenallee führt vom Portal aus ins Feld über den Bergrücken, sie tvar der gegebene Spaziergang für das gruppenweise Diskutieren unter sich. Das Innere des Hauses ist einfach »fabelhaft- durch Bescheidenheit und Farbe, sowie durch seine schönen Raumverhältnisse, Die Farben sind so kühn in ihrer Zusaumkenstellung, ohne aufdringlich zu fein, daß die wohltvcise Regierung als Besitzerin sich Vorbehalten hat, bei einer eventuellen Neuvermietung müßten sie auf Kosten des Volkshochschulheims Widder entfernt werden (falls die betreffende Regierungsstelle bis dahin nicht umgelernt hat, was man wohl logischerweise annehmen darf), * » - -Wie steht es?- war meine erste Frage an Direktor Weitsch, -Glänzend-, antwortete er, »die Jungens (der älteste tvar schon 35) und die Mädels können gar nicht -genug Weisheit vorgesetzt bekommen. Nach -dem Abendbrot bestellen sie sich noch Fort setzung der -Arbeitsgemeinschaft vom Tage und debattieren noch bis, Mitternacht in ihren Betten, Sic sind alle Idealisten,- Meine nächste Frage richtete ich an ein Mädel, oder besser ge sagt, an das Fräulein Doktor aus Leipzig, -die cs trotz ihrer abgeschlossenen akademischen Bildung für richtig hielt, mitzu machen. »Behandeln Euch Mädels die Jungens gut?- »Aus gezeichnet werden wir -behandelt», lautete die Antwort. Ich hätte das Gegenteil den Jungens dank meiner Verbindung mit -dem Satan auch nicht raten mögen. »Nur das allgemein« Du ist mir schwer geworden«, sagte das Fräulein Doktor, »ich bin das gar nicht gewöhnt, aber jetzt nach drei Tagen empfinde ich es schon als selbstverständlich,- »Sag mir nun aufrichtig«, forschte ich Iveitcr, »hast Du denn als richtiggehende Akadcmikcrin wirk lich etwas von der Sommerakadcmie?« Da lachte Fräulein Dok tor Lotte hell auf, »selbstverständlich habe -ich -sehr viel -davon.» — Bei den Jungens hatte sich bereits Führertum und Gefolgschaft ausgebildct, und es gab schon Spitznamen, die die Eigenschaften trefflich charakterisierten. Vom »Großen Kurfürst- angefangen, dessen stattliches Bäuchlein alle überragte. Infolgedessen war er kein Freund der Gymnastik, Die Gymnastik begann jeden Morgen gleich früh um 7 Uhr vor dem Kaffee, der 814 Uhr kredenzt wurde. Leider war es nicht möglich, sic im Freien abzuhallen, denn die Bauern hätten dann trotz Trikot gegen Mcktkultur im Landtag protestiert. Es ivar schon einmal vorgekommen. Der Unterricht, den der junge Hofballcttmeister des Reichlichen Landcsthcaters, ein Labanschülcr, gab, war von dessen innerer Begeisterung durchglüht. Die Buch händler und Buchhändlerinnen waren körperlich gar nicht so ungeschickt, wie es »Bücherwürmern- znkommt. Zuerst machten alle mit, aber nach und nach fehlte frühmorgens eine Anzahl allzu geistig Gerichteter, weil sie noch zu müde von den, mitter nächtigen Debattieren waren. Mles Übermaß rächt sich eben, mit Ausnahme in Gymnastik, Einigen besonders Eisrigen waren es noch zu wenig Stunden, Photographische Aufnahmen werden den späteren Geschlechtern Kenntnis von dem buchhändicrischen Elan ans -diesem Gebiete übermitteln, » » » Sehr genußreich verliefen di« gemeinsamen Mahlzeiten. Erstens gab es immer reichlich und gut zu essen. Zweitens saß nian immer an kleinen Tischen, deren jedem ein Mädel Vorstand. Dadurch Ivar man gut aufgehoben. So habe ich z, B, mir nie mals die Kartoffeln selbst zu schälen brauchen, auch der Zucker wurde gerecht eingeteil! und reichte immer. Drittens flössen die Gespräche ununterbrochen mit der einzigen Ausnahme, wenn der »Große Kurfürst-, der alle Ämter, vom Finanzminister an gefangen, in sich vereinigte,, die gewohnte Rede hielt, um seine Bekanntmachungen vorzntragen. Denn -bei einer Sommeraka demie geht es demokratisch zu, cs wird nichts von oben dekretiert, sondern die Schüler beschließen die Tageseinteilung, Aber natür lich nehmen sie auch guten Rat von den Alteren an, die sie gern bei guter Laune erhalten. So hatten sie einmal eines Abends ihnen zu Ehren ein solennes Erd'beerenessen mit Gesang ver anstaltet — selbstverständlich erst nach dem Fachvortrag, So ließen sich auch die beiden Lehrer nicht lumpen und luden die Akademie in das Zuchthaus in dem eine Stunde ent fernten Uittermaßfeld im Komplott mit dem Zuchthausdirellor rin. Es tvar das etwas ganz Außergewöhnliches sowohl für die Fachgenos-sen als mich für das Zuchthaus, -denn es war noch nie bisher vorgckommen, daß eine so große Gesellschaft, unter der sich dazu noch junge Mädchen befanden, zwischen Mörder und sonstige Verbrecher geraten konnte. Aber die Regierung hatte ein Einsehen gehabt und hatte es znm ersten Male ausnahms weise erlaubt. Wahrscheinlich Ivolltc sie den Gefangenen durch die Bekanntschaft mit Buchhändlern eine Freude machen. Merk würdig waren die vielen uniformierten Männer, von denen jeder mit einem Schlüsselbund an irgendeiner Tür stand. Der mir Eingang war besonders würdig in seinem langen Bart, und vor sichtig fragte der »Große Kurfürst«: Lassen Sie uns -denn auch wieder heraus? Das Schloß hatte einst andere Tage gesehen. Der Minnesängerkrieg, der in der Sage nur nach der Wartburg verlegt wird, hatte sich -hier zuni Teil abgespielt, und der be treffende Saal wurde gerade zu einer Schule nmgebaul. Aber 1Sl2-
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