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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.04.1872
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1872-04-24
- Erscheinungsdatum
- 24.04.1872
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- Deutsch
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Jlr 94, 24. April. Nichtamtlicher Tbeil. 1539 Jahr 1868 brachte 12 solcher Auctioncn, in denen 54,200 Werke oder ca. 200,000 Bände versteigert und dafür etwa 50,000 Thlr. erlöst wurden. Im Jahre 1869 kamen in 11 Auctioncn 60,000 Werke in etwa 250,000 Bänden unter den Hammer, deren Erlös sich auf etwa 75,000 Thlr. veranschlagen läßt. Die bedeutendste darunter war die Versteigerung der Bibliothek des Kaisers Mari- milian von Merico, welche allein eine Einnahme von 23,000 Thlr. brachte und zu welcher nicht nur England und Frankreich, sondern auch die Vereinigten Staaten von Nordamerika ihre Vertreter gesandt hatten. Außer diesen Büchcrauctionen wurden 2 Auto- graphen-AuclioNen mit 3300 Nummern und 6 Kunstauctioneu mit 15,000 Nrn. abgehalten. Im Jahre 1870 hat auch auf diesem Gebiete der Krieg seine Einwirkung geäußert; das Frühjahr brachte 6, der Herbst nur 1 Bücherauction, welche zusammen 29,530 Werke — 115,000 Bände umfaßten und einen ungefähren Erlös von 28,000 Thlr. ergaben. Kunstauctioncn fanden wiederum 6 statt mit 12,990 Nummern. Ucber den Aufruf der Straßburger zur Gründung einer Stadtbibliothck.*) Dem Einsender dieser Zeilen ist eine gedruckte Aufforderung zugegangeu, in welcher ein Comite von Straßburger Einwohnern, den Maire Herrn Lauth an der Spitze, Bücher zur Wiederherstellung der zerstörten Stadtbibliothck erbittet. Nicht ohne Befremden wer den die Deutschen dies Gesuch aufnchmen. Das Unternehmen stellt sich unverkennbar in einen Gegensatz zu der Uuiversitäts- und Lan desbibliothek, für welche bei uns und im Ausland seit einem Jahre gesammelt wurde. Auch die Zeit scheint uns nicht günstig gewählt. Gerade in den Wochen, wo die neue Universität eröffnet werden soll und der Stadt das reichste und edelste aller Geschenke gemacht wird, sucht das städtische Comit6 seine Verluste in Erinnerung zu bringen. Möglich, daß dies Zusammentreffen zufällig ist, wir fürchten, es wird auf dieser Seite des Rheins der Theilnahme an dem Project hinder lich werden. Es ist erfreulich, daß die Commune an Wiederherstellung der verbrannten Bibliothek denkt, und wir theilen die Ansicht des Comit4, daß auch neben einer großen Uuiversitäts- und Landesbibliothek eine Stadtbibliothek keineswegs überflüssig ist. Für die Sammlungen zu dem städtischen Unternehmen würde aber vorthcilhaft gewesen sein, wenn die Vertreter der Gemeinde dem Publicum vorher darüber eine Mittheilung gemacht hätten, wie cs doch gekommen ist, Laß die im vorigen Jahre neu gegründete Landesbibliothck nicht wieder Stadt bibliothek wurde. Und ferner, da das Comitö in seiner Aufforde rung wiederholt den unersetzlichen Verlust der zerstörten Bibliothek hervorhebt, wie es doch geschehen konnte, daß der in Wahrheit un ersetzliche Theil der Bibliothek, die Handschriften und Jncunabeln, nicht vor der Katastrophe im feuersicher» Raume geborgen wurden. Dieser letzte Punkt ist bis jetzt nicht genügend aufgehellt und eine Erklärung darüber läge sowohl im Interesse der früheren Bibliothek verwaltung als der Stadtgemeinde selbst. So lange die Festung Straßburg in französischen Händen war, blieb die Stadt Straßburg jedem Schrecken einer Belagerung aus gesetzt. Denn da die Festung hart an der Grenze des französischen Gebietes stand, konnte wenigstens auf der Rheinseitc die Stadt nicht vollständig gegen die Wirkung von Wurfgeschossen geschützt werden. Allerdings hätte Frankreich für die übrigen Seiten dasselbe thun können, was in so großem Umfange für Metz und Paris geschehen ist. Da nun beim Beginn des Krieges die Stadt mit ihrer unzu reichenden Befestigung höchst wahrscheinlich eins der ersten Kampf- ') AuS der Wochenschrift „Im neuen Reich". objecte werden mußte, so war einer umsichtigen Verwaltung doch sicher geboten, die unersetzliche Habe der Stadl soviel als irgend möglich vor Feuersgefahr zu sichern. Seit vollends am 19. August der französische General Uhrich die Stadt Kehl in Brand geschossen hatte, mußte man in Straßburg wissen, daß ei» Bombardement be vorstand, und hatte bis zum 24. August hinreichende Zeit, die werth vollsten Schätze der Bibliothek zu bergen. Warum ist dies nicht ge schehen? Wir sind zu dieser Frage berechtigt, denn man ist in Strqßburg immer noch in der Stimmung, sowohl für die schutzlose Lage der Stadt innerhalb der Festungswerke, als für den Verlust der Bibliothek die deutsche Armcclcitung verantwortlich zu machen. Wir dagegen können die Ansicht nicht fernhalten, daß die Stadtverwal tung im Jahre 1870 ihre Handschriften und alten Druckwerke nicht mit derselben liebevollen Theilnahme betrachtet hat, welche sie jetzt den verlorenen widmet. Demnächst aber erlauben wir uns im Interesse einer neu zu gründenden Bibliothek noch einige Bemerkungen. Durch das Sam meln von Büchern, zumal von modernen, welche Verleger und Privatleute aus ihrem Vorrath einsendcn, wird noch keine Bibliothek geschaffen; ja ein großer Theil dieser Geschenke wird für Bibliothek- zwccke ohne besonderen Werth sein, vielleicht mehr Last als Vortheil. Auch bei der neu begründeten Landesbibliothek sind es nicht vorzugs weise die Einsendungen patriotischer Buchhandlungen, sondern die Zuweisungen von Doubletten, Ankäufe einzelner Privatsammlun- gcn und größere Schenkungen älterer Werke gewesen, welche diese Bibliothek vielleicht einmal werthvoll machen können. Aber selbst verständlich nur dann, wenn ihr große Mittel zur Verfügung gestellt werden, um den nöthigen Hauptstamm an Quellcnwerken allmählich anzukaufen. Auch diese Bibliothek wird mit dem Uebelstand zu kämpfen haben, daß die zufällig erhaltenen Werke ihren Charakter bestimmen und ihr massenhafte Ergänzungen zur Pflicht machen. Wird ihr, wie wir Alle wünschen, reiche Dotation und ein guter Bibliothekar, so mag allerdings die Arbeit der Ergänzung nach den verschiedensten Richtungen eher möglich werden, als einer zweiten Büchcrsammlung mit enger begrenztem Fonds und Zweck. Dennoch ist jetzt auch bei hohcmJahresctat kaum noch möglich, den Bücherapparat für alle wissenschaftlichen Disciplinen in der erforderlichen Reichlich keit zu sammeln. Wenn deshalb der Zufall fügt, daß an demselben Ort zu gleicher Zeit zwei Bibliotheken neu begründet werden, so ist cs für den Werth und das Gedeihen beider sehr wünschenswerth, daß sie in gutem Einvernehmen einander zu ergänzen streben, indem jede für bestimmte vereinbarte Gebiete zu completiren sucht. Aus dem erwähnten Aufruf des Comit4 ist durchaus nicht zu erkennen, daß ein solches förderndes Einvernehmen mit der Landes bibliothek beabsichtigt ist, und doch wird, wie wir meinen, unser Aller Betheiligung an einer Stadtbibliothek Straßburgs davon ab- hängen müssen. Wünschen also die Straßburger die loyale Hilfe ihrer Landsleute für ihr Unternehmen, so würde cs sich empfehlen, zunächst nach Höhe der Summe, welche auf die jährlichen Anschaf fungen gewandt werden kann, nach den localen Bedürfnissen der Stadt, und nach einer Vereinbarung mit der bereits vorhandenen neuen Bibliothek die Gebiete geistiger Interessen fcstzustellen, denen ihre Bibliothek vorzugsweise dienen soll. Die Resultate dieser Fest stellung wären in einem neuen Aufruf dem Publicum nicht vorzu enthalten und darin vor allem die Fächer anzugeben, in denen die Stadtbibliothek fortan ihre Hauptbedeutung finden will. Wird das neue Unternehmen in solcher Weise inaugurirt, dann darf cs in weiteren Kreisen Förderung erwarten. Denn dann wird auch der Schein vermieden, welcher jetzt den Deutschen erkältet, daß mit dem gegenwärtigen Aufruf zugleich eine oppositionelle Demonstration beabsichtigt sei und nicht allein die Neubegründnng einer wohlor- ganisirten Bibliothek. 206*
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