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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.01.1914
- Strukturtyp
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- 1914-01-03
- Erscheinungsdatum
- 03.01.1914
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- Deutsch
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Nr. 2. 1*diej d ll §r^ RlAMüWLWr'stMerUM'erAriÄWM'WUMr^u^M^ Leipzig, Sonnabend den 3. Januar 1914. 81. Jahrgang. Redaktioneller Teil Berliner Briefe. 1. Weihnachten. — Reklame und Propaganda. — Konservative Presse und schöne Literatur. — Wann ist ein Künstler Gewerbetreibender? — Export nach dem Balkan. — Vermischtes. Genaues über das Weihnachtsgeschäft des Berliner Buch handels vermag ich noch nicht zu sagen — das ist Gegenstand einer besonderen Umfrage, und ich möchte auch an dieser Sielle die Kollegen bitten, möglichst vollzählig meine Fragen zu beant worten. Was man über das Weihnachtsgeschäft im allgemeinen hört, ist leider nicht erfreulich. Vielfach wird dem schlechten Wei ler, das für Berliner Weihnachten allmählich typisch wird, die Schuld gegeben; m. E. mit Unrecht. Weihnachtseinkäufe Pflegen lange vorher nach Art und Preis überlegt zu werden, sie sind mehr oder weniger Pflichtgeschenke, so dah ich an einen Wegfall des Einkaufs wegen schlechten Wetters nicht glaube. Wohl aber kann die Witterung innerhalb Groß-Berlins gewisse Verschie bungen insofern Hervorrufen, als die Vorortbewohner — und das ist gerade das kaufkräftige Publikum — bei schlechtem Weiter nach Möglichkeit an Ort und Stelle kaufen und die Fahr- len »in die Stadi« einschränken. Die näherliegende Erklärung ist wohl die immer mehr zunehmende schlechte Wirtschaftslage, die auch in einer erschreckenden Zunahme der Arbeitslosigkeit ihren Ausdruck findet. Der Buchhändler, der als Kaufmann aus allen Blumen Honig saugen muh, sollte, nebenbei gesagt, in dieser Zeit die soziale Literatur (Frage der inneren Kolonisation usw.) mehr ins Schaufenster stellen, denn diese Probleme werden in den Zeitungen jetzt dauernd behandelt und finden naturgemäß auch bei den Lesern starkes Interesse. Nicht ganz so pessimistisch scheint die Lage zu sein, wenn man sich nicht auf den Detailhandel beschränkt, sondern das ge samte Berliner Wirtschaftsleben betrachtet. In einem Rück blick auf das Wirtschaftsjahr 1913, der in der letzten Sitzung der Ältesten der Kaufmannschaft von Berlin zum Vortrag kam, be merkte der Präsident des Kollegiums zum Schluß folgendes: »Die Lage, in der sich Handel und Industrie am Schluß des Jah res befinden, ist für die überwiegende Mehrzahl der Geschäfts zweige nicht günstig. Wenn man aber unser Wirtschaftsleben in seiner Gesamtheit beurteilen will, so bieten sich, abgesehen von der Geschäftslage im einzelnen, Momente dar, die hierbei nicht übersehen werden sollten. Die gute Ernte zweier Jahre schafft an und für sich schon eine gesunde Grundlage für die Überwin dung der ungünstigen Konjunktur. Vor allem aber mutz hervor- gchoben werden, daß das deutsche Wirtschaftsleben durch den Gang der Ereignisse gelernt hat, sich auf eigene Füße zu stellen. Infolge der politischen Ereignisse der letzten Jahre haben sich die ausländischen Gelder, die früher in großem Umfange als vorübergehender Kredit in Deutschland placiert worden waren, bis auf ein Minimum vermindert, und trotz des Abflusses dieser Gelder steht heute der deutsche Geldmarkt so gekräftigt da, daß alle pessimistischen Urteile des Auslandes über die Kreditwür digkeit Deutschlands zuschanden gemacht sind. Deutschland hat hier eine Stärke gezeigt, die dem deutschen Wirtschaftsleben Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, dem Auslände aber Ach tung einzuflößcn geeignet ist.« Je schlechter die Zeilen, umso intensiver muß die Reklame sein. Auch der Buchhandel beginnt sich zu regen. Ich habe noch kein Jahr so viel Zeitungsinserate, sowohl von Verlegern wie von Sortimentern, gesehen. Überall fand man Kataloge vor, unter denen ich den allerdings nicht ausschließlich berlinischen: »Das Buch des Jahres 1913« hervorhebe; und schließlich prangte auch das bekannte Buchhändlerplakat in vielen Schaufen stern; dieses weist m. E. noch einen Schönheitsfehler auf: unten befindet sich ein ziemlich großer Kasten, bestimmt, event. die Firma aufzunehmen; in Fällen, wo aber der Sortimenter keinen Firmen ausdruck wünscht, bleibt dieses große Viereck einfach leer; hier müßte irgend eine neutrale Notiz stehen: »Jedes Buch kann hier zwanglos eingesehen werden« oder ähnliches. Große Firmen, die eigene Reklameabteilungen haben, möchte ich bei dieser Gelegenheit auf die Zeitschrift Seidels Reklame, das Blatt der Praxis, Berlin, aufmerksam machen. Die auch drucktechnisch gut ausgestattete Zeitschrift bringt in jeder Nummer eine größere Anzahl von Rellamebildern, die tech nisch, künstlerisch und auf ihre spezielle Wirkung hin kritisiert werden. Daneben selbständige Aufsätze, die juristische Entschei dungen aus diesem Gebiet, patentrechtliche Fragen usw. be handeln. Vor etwa Jahresfrist hatte ich an dieser Stelle darauf hin gewiesen, ein wie geringes Interesse im allgemeinen die nord deutschen konservativen Kreise der schönen Literatur entgegen bringen. Eine wertvolle Ergänzung dazu bildet ein Aufsatz des Chefredakteurs der konservativen Wochenschrift »Das neue Deutschland«, vr. Grabowsky, worin der Tiefstand des literarischen Feuilletons in der rechtsstehenden Presse beklagt wird, eine Beobachtung, die Wohl jeder, der regelmäßig Zeitun gen verschiedener Partetrichtungen liest, schon gemacht hat, und deren Bedeutung allem Anschein nach von der konservativen Partei noch nicht voll gewürdigt wird. In einer Zuschrift an vr. Grabowsky nimmt der bekannte Dichter Börries v. Münchhausen, der in seinen — übrigens wunderbar schönen — Balladen den konservativen Standpunkt ganz ostentativ betont, in folgender Weise Stellung: »Sehr geehrter Herr Doktor I Herzlichen Dank für Ihren ganz ansgezeichnete» Aussatz, der mir und tausend anderen konservativen Männern aus der Seele geschrie ben ist! Es ist wirklich ein Elend mit dem Feuilleton der konser vativen Presse, und jeder, der geistige Werte schasst, kann da aus seiner eigenen kleinen Erfahrung eine Menge von Erlebnisse» bei tragen, die man meist verschweigt, weil sie dem Dritten eitel erscheine» könnten, die aber doch alle Illustrationen Ihrer Thesen sind. Weder die.Deutsche Tageszeitung' noch die .Kreuzzeitung' haben in den ersten zehn Jahren meiner literarischen Existenz hie geringste Notiz von mir genommen (wenn ich eine Zeile sels Wortes in einem Weihnachtsaufsatz der letzteren ansnehme). Sie übersahen mich trotz meiner ihnen doch eigentlich nahestehenden Eigenart. In derselben Zeit weist mein sorgfältig geführtes Klebebuch unter WO anderen Besprechungen sieben des .Berliner Tageblatts' aus. Diese Herren glaubten in mir einen Dichter zu erkennen und besprachen mich — trotz meiner ihnen doch gewiß oft herzhaft antipathischen Eigenart. Ich habe überhaupt persönlich die freisinnige Presse in ihren Be st
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