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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1914-01-08
- Erscheinungsdatum
- 08.01.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^ 5, 8. Januar 1914. Deutschland. Diesbezügliche wohlgemeinte Kritiken sollten des halb nicht von den Betreffenden ignoriert, sondern wohlwollend geprüft werden, weil dadurch unter Umständen eine weltbe rühmte Organisation noch mehr vervollkommnet werden kann. Eine der auffälligsten dieser Schattenseiten, ein übel, das ich jahrelang in verschiedenen Ländern empfunden habe, ist die schablonenmäßige, jeder Individualisierung mangelnde Behand lung, die der Sortimenter vom Verleger erfährt. Letzterer scheint sich nie zu fragen: wie liegen dort die Verhältnisse, was kann dort verkauft werden; sondern er sagt sich: es gehört zur Schweiz, oder noch einfacher: die Firma steht im Deutschen Buch- händlcradretzbuch, also schicken wir dorthin dieselben Zirkulare, dieselben Offerten oder gar dieselben unverlangten Sendungen wie nach irgendeinem Orte Deutschlands. Das ist grundfalsch. Mit ein bißchen Nachdenken könnte der deutsche Verleger sich da viele Portospesen, Korrespondenzen, Auseinandersetzungen und Ärger ersparen. Die Schweiz ist nur politisch und wirtschaftlich eine Einheit, während die geistigen Interessen des Landes in drei oder gar in vier Gruppen zerfallen: die deutsche, die fran zösische, die italienische und die romanische Schweiz. Daß dies keine subjektive oder leichterhand hingeworfene Einteilung ist, weiß jeder einigermaßen aufmerksame Beobachter. Ist doch die Sprache (außerhalb Europas vielleicht auch die Religion) die mächtigste Scheidewand zwischen den Völkern, nicht nur durch den äußer lichen Unterschied der Idiome, sondern mehr noch durch die jeder Sprache sozusagen innewohnende Weltanschauung. Daß z. B. der Kanton Tessin zur Schweiz gehört, besagt an sich gar nichts hinsichtlich der geistigen Interessen und des Literaturbedarfs dieser Gegend. Erst wenn man in Betracht zieht, daß die Landbevölkerung und die einheimischen Stadtbe wohner Italienisch sprechen, kann man schließen, daß ein ge wisses Quantum italienischer Literatur dort verbraucht werden muß. Nun hat sich Wohl seit etwa 25 Jahren der Fremdender- kehr und das Kurlebcn im südlichsten Kanton der Schweiz derart gehoben, daß Wohl die Existenz einer internationalen Buchhand lung dadurch möglich geworden ist, aber auch an diese von vorn herein kolossale Ansprüche gestellt werden. Denn die Fremden rekrutieren sich nicht etwa aus einer Nation, sondern gehören allen Ländern der Welt an, ohne mehr Gemeinsames, als die be rühmten Landschaften der oberitalienischen Seen bewundern oder durch Bellinzona fahren zu wollen, das einem Durchgangs tor nach Italien zu vergleichen ist. Da verweilen sie denn auf einige Tage bei schönem Wetter in Lugano oder Locarno, bevor sie nach Italien gehen. Ich muß also hier in Locarno Bücher in acht Sprachen führen, und dabei betreten oft die reisenden Herr schaften meinen Laden mit Ansprüchen in bezug auf vorrätige Werke, Kredit und Ansichtssendungen, als ob sie zu Hause in ihrem Lande wären. Unter solchen Umständen muß der Buch händler, falls er überhaupt existieren will, diese Ansprüche höflich, aber sehr bestimmt auf ein Mindestmaß herabsetzen. Der Sorti menter gewöhnt sich sowieso bald in einem Fremdenort das über flüssige Zeremoniell ab, weil sein Laden von vielen Frem den nur als Auskunftsbureau betrachtet wird, in dem man alles Mögliche und Unmögliche erfahren kann. Das sind indes die Sorgen des Sortimenters, die ihm das Publikum bringt, während ich in diesem Artikel hauptsäch lich die unnützen Schwierigkeiten hervorheben wollte, die ihm von den Verlegern gemacht werden. Sie liegen, wie erwähnt, hauptsächlich in der gar zu schablonenmäßigen Behandlung des Sortimenters. Die Verlagsfirmen, die in der Schweiz reisen lassen, schicken ihre Vertreter auch nach Locarno, nur weil es zur Schweiz gehört. Irgend ein Werk, das in der Rordschweiz Interesse hat, zum Beispiel ein Werk über Alpinismus, wird nach hier mit derselben Intensität und mit ermüdenden Wiederholun gen angeboten, obwohl hier fast gar kein Alpinismus getrieben wird. Dem Sortimenter in der Südschwetz, der sich alles im Postpaket schicken lassen muß und sich deshalb unverlangte Sen dungen verbeten hat, werden manchmal große, schwere und unver käufliche Neuigkeiten mit der gleichen Naivität gesandt, wie einem Buchhändler in Sachsen. Will er sich dagegen schützen und dem Verleger die ihm erwachsenen Spesen belasten, 34 so bekommt er nicht selten ein (öfters heklographiertes) Schreiben, worin es heißt, daß, falls er aus Spesenentschädigung bestehe, ihm das Konto in Zukunft gesperrt oder ihm nur mit gekürztem Rabatt geliefert werde. Ein Verleger hat mir sogar einmal in einem ähnlichen Falle geschrieben, er wisse besser als ich, was in Locarno abzusetzen sei, woraus ich ihm allerdings ant wortete, er irre sich da ganz bestimmt. Es versteht sich von selbst, daß kein Sortimenter, der in seinem Recht ist, sich von derartigen Schreiben oder Drohungen einschüchtern lassen wird. Die Kunden in einem Kur- oder Tourislenorte sind »Zug vögel«. Daraus sollte der deutsche Verleger schließen, daß dort mit Lieferungswerken und Zeitschriften nichts oder so gut wie nichts zu machen ist. Aber nein, der Buchhändler an solchen Orten erhält illustrierte Prospekte stoßweise und persönliche, oft eingeschriebene Briefe zugesandt, worin die hohe Provision und die große Adsatzfähigkeit dieser Zeitschrift oder jenes Lieserungs werkes hervorgehoben werden. Dabei hat der Sortimenter oft nicht einen einzigen Kunden, bei dem es sich lohnen würde, ihm ein Probeheft vorzulegen! Bei solchen für den einheimischen, deutschen Buchhändler verblüffenden Verhältnissen ist es nur möglich, vorwärts zu kommen, wenn man seinen Beruf kennt, die nötigen Sprachkennt- nisse besitzt und vor allen Dingen versteht, sich den Verhält nissen anzupassen. Endlich bin ich »altmodisch« genug, zu glauben, daß es für den Buchhändler eine ausgezeichnete Beigabe ist, die Literatur und Kunst zu kennen und zu lieben, denn dadurch kann er ge rade die besten und vornehmsten Kunden zu sich herüberziehen, die ohne eine solche Voraussetzung nicht zu erreichen sind. Dies persönliche oder ideale Interesse für die Literatur mit dem des tüchtigen Kaufmanns zu bereinigen (was eigentlich ein Wider spruch ist), macht eben die Kunst des Buchhändlers aus. Locarno. B. Carlson. Kleine Mitteiluugeu. Jubiläum. - Auf ein 25jähriges Bestehen konnte mit Beginn dieses Jabres die Firma Boysen L Mansch in Hamburg zu rückblicken. Die Jubelfirma ist aus dem augeseheueu Geschäfte E. Bornen iu Hamburg hervorgegangeu, das sich Anfang 1889 entschloß, seine kunst gewerblich-architektonische Abteilung auf eigene Fuße zu stellen. Zu diesem Zweck wurde die neue Firma Boysen L Mansch gegründet, deren Inhaber Christian Boysen und sein Prokurist Ernst Mansch wurden, die 8 Jahre laug iu treuer Freundschaft am gemeinsamen Werke schaffen konnten, bis am 26. November 1896 der erstere aus dem Leben schied. An seine Stelle trat seine Witwe Frau Fanny Boysen als Teilhabern, ein, während Herr Mansch nach wie vor das Geschäft in den eingeschlagenen Bahnen leitet. Dem Verlag hat er insofern noch eine besondere Note gegeben, als er in der Hauptsache nur Werke von Hamburgern oder solche, die sich ans Hamburg beziehen, herausgibt, wie er auch immer dafür eingetreten ist, daß die Hamburger ihre Werke in dieser Stadt drucken lassen, nnd daß die in Hamburg gegossenen Typen auch für in Hamburg verfaßte Druckschriften Verwendung finden. Bucheinbände für die Tropen. — Die Zweigniederlassung der Baseler Missionsbuchhandlung in Duala (Kamerun) hat sich wegen Ausgabe be stimmter Literatur zur Erlernung von europäischen und Eingeborenen- Sprachen au die Zentralstelle des Hamburgischen Kolonialinstttuts in Hamburg gewendet nnd dabei auch einiges über einen für die Tropen am besten geeigneten Bucheinband gesagt. Da diese Frage nicht nur für alle Kolonialinteressenteu, sondern auch für die Verleger von großem Inter esse ist, hat die genannte Zentralstelle das Schreiben dem Deutschen Vcrlegerverein übermittelt, der daraus Folgendes in seinen »Mit teilungen« veröffentlicht: » . . . Es ist nicht leicht, hier außen ein kleines Lager guter Lite ratur zu unterhalten, da die meisten Bücher der billigeren Herstellung wegen mit Draht und in Leinwand gebunden sind. Draht zieht hier außen sehr rasch Nost an und ruiniert das Buch iu kurzer Zeit. Lein wand-Einbände werden von Käfern (Kakrotschen) angefressen und geben dem Buch ein schlechtes Aussehen. Au Stelle von Leinwand hat sich Dcrmatoid (von W. Leos Nachf. Stuttgart) gut bewährt und ist nicht wesentlich teurer. Es ist ja wohl kaum zu erwarten, daß der deutsche Buchhandel um der Kolonisten willen alle Bücher anstatt mit Draht künftighin mit Faden heften läßt, obgleich der Kolonist ein nicht zu unterschätzender Abnehmer guter Literatur ist, und da er, besonders
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