Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.11.1926
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- 1926-11-30
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- 30.11.1926
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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PersonMaitzrichten. Jubiläen. — Eine durch Charaktereigenschaften wie auch durch Leistung und Erfolg und nicht zuletztt durch große Verdienste um den gesamten deutschen Buchhandel gleich ausgezeichnete Persönlichkeit kann am 1. Dezember das 50jährige Selbständigkeitsjubiläum beg-.hen: Robert Voigtländer in Leipzig. Die Vorfahren — der Jubilar hat sich mit seiner Familiengeschichte eingehend beschäftigt — gehörten meist dem Pfarrerstande an und waren alle rein deutschen Blutes, die von Generation zu Generation durch zähe ArbeU und Rechtlichkeit höher aufstiegen. Robert Voigtländer wurde 1849 zri Kreuznach geboren. Sein Vater war 1847 nach dort gekommen und gründete im gleichen Jahre eine Buchhandlung, der er 1867 einen kleinen Druckereibetri^eb an- schloß. Nach Besuch des Gymnasiums kam Robert Voigtländer zu seinem Vater in die Lehre, nach 2 Jahren zu Reinhold Kretschwann in Magdeburg, wo er auch noch nach Beendigung der Lehrzeit als Gehilfe tätig war. Am 70er Krieg nahm er als Kriegsfreiwilliger teil. Nach seiner Rückkehr war er als Gehilfe in der Springerschcn Sor^l mentsbuchhandlung in Berlin, bei Wilhelm Hoth in Wiesbaden als Volontär in der Buchdruckerei von Br-itkopf L Härte l ^tig. 1874 trat Robert Voigtländer auf Wunsch seinS Vaters in da s Väter liche Geschäft als Prokurist ein und wurde am Dezember 18'76 Teil haber. Vater und Sohn gaben 1878 den Ausladen ab, di e Buch druckerei wurde dagegen erheblich vergrößert uid ein Verlag ange gliedert, sodaß 1882 der Bruder Karl als Gehilfe, 1885 als Teilhaber eintrat. Nach dem Tode des Vaters, 1888, trennen sich di-e Brüder, Karl übernahm die Druckerei und den Zeitungsverüg, währ-end Robert mit dem Buchverlag nach Leipzig übersiedelte. E entwickr.-'fe diesen hier zur höchsten Blüte. Zunächst wurden Schulbllchc und Erzie./nlngs- schriften herausgegeben, später kam der Verlag von Ulderrn (Künstler steinzeichnungen) dazu, sowie von naturwissenschaftlich^ und populär wissenschaftlichen Werken. Sie sind jedem Sortimenter so bekannt, daß es sich erübrigt, einzelne von ihnen hier aufzuzählen. Was Robert Voigtländer bereits seit 1883 zum allgemeinen Nutzen des deutschen Buches geleistet hat, sei nicht vergessen. So finden wir ihn im Vorstand des Verbandes der Kreis- und Ortsvcrcine, als Abgeordneten des Rheinisch-Westfälischen Kreisvereins auf den Leip ziger Kantate-Versammlungen, als Vorsitzenden des Ausschusses für das Börsenblatt, als Mitglied des Vermaltungs- und Vereins-Ausschusses. Nicht vergessen sei seine Tätigkeit als Schriftführer im Ausschuß zur Revision der bestehenden Gesetze über das Urheberrecht. In dieser Frage wurde er vom Reichsjustizministerium in den Jahren 1898 und 1899 als Sachverständiger zugezogen und nahm an den Verhand lungen der Entwürfe im Reichstag teil. Die Frucht dieser Tätigkeit ist sein in 2. Auflage erschienener Kommentar zu den Gesetzen be treffend das Urheberrecht und das Verlagsrecht. Seit 1893 gehört er mit geringen Unterbrechungen dem Ausschuß für Urheber- und Ver lagsrecht an und ist seit 1923 wieder sein Vorsitzender. Das Börsen blatt verdankt seiner sachverständigen Feder zahlreiche Aufsätze, von deren die gegen die Verlängerung der Schutzfrist noch in aller Er innerung sind. Den Deutschen Verlegerverein hat er mit gegründet und war viele Jahre Vorstandsmitglied und nunmehr Ehrenmitglied. Der Verein der Buchhändler zu Leipzig hat ihn wiederholt in seinem Vor stand gesehen und ihn ebenfalls 1917 zu seinem Ehrenmitglied er nannt. Aus neuerer Zeit seien seine Verdienste um die Einrichtung und Entwicklung der BAG besonders hervorgehoben. Am besten kam die Anerkennung um sein Wirken zum Ausdruck, als ihm zum Hundert- jahr-Jubiläum des Börsenvereins die Ehrenmitgliedschaft verliehen wurde. Möge es dem Jubilar noch recht lange vergönnt sein, bei voller geistiger und körperlicher Frische seine wertvolle Kraft für das Ge deihen seines Hanfes wie des gesamten deutschen Buchhandels ein- setzen zu können! Am 1. Dezember begeht der Verlagsbuchhändler Herr Hermann Nabel in Charlotten bürg sein fünfundzwanzigjähriges Jubi läum als Vcrlagsinhaber. Neben seiner beruflichen Tätigkeit wandte sich Hermann Nabel dem Sammeln moderner deutscher Kunst zu und setzte sich um die Jahrhundertwende für die künstlerische Anerkennung Wilhelm Trübners und des Stillebenmalers Karl Schuch ein, also zu einer Zelt, wo beide Künstler in der Öffentlichkeit noch unbekannt waren. Die deutschen Museen wurden auf die Sammlung Hermann Nabel, die neben zahlreichen Werken von Trlibner und Schuch auch , erlesene Gemälde von Leibl, Thoma, Böcklin und Feuerbach bewahrte, aufmerksam, und die Berliner Nationalgalerie, die Münchener Pinako- j thek und die Dresdener Galerie sind heute Besitzer dieser Juwelen deut scher Kunst. — Auch um die Pflege der Goethe-Tradition in Weimar hat sich Nabel verdient gemacht. Dem Goethe- und Schiller-Archiv ermöglichte er im Jahre 1907 den Ankauf der »Don Carlosa-Hand schrift, jenes 48 Blätter umfassenden Manuskripts, das Schiller im Jahre 1787 an L. Schröder zur Aufführung auf der Hamburger Bühne sandte. Für seine kunst- und kulturfreunölichen Bestrebungen wurde Her mann Nabel durch die Verleihung des Noten Adlerordens und des Or dens vom Weißen Falken ausgezeichnet. Literarisch ist der Jubilar als Verfasser des Buches »Die Hauptwerke der Kunstgeschichte« (1899; 2. Aufl.) hcrvorgetreten. Wahl ins Handelsgremium. — Bei den Wahlen für das Handels gremium in Kruifbeuren wurde im Wahlkreis Füssen der dortige chhändler Herr Johann I. Gr über gewählt. Gestorben: am 27. November d. I. nach langem, schwerem Leiden im 75. Le bensjahre Herr Georg Siemens, der Gründer und Mit inhaber der offenen Handelsgesellschaft Georg Siemens Ver lagsbuchhandlung in Berlin. Der Verstorbene wurde im Jahre 1852 in Erwitte in Westfalen geboren. Nach Absolvierung des Gymnasiums erlernte er bet der G. Groteschen Buchhandlung in Hamm den Buchhandel. Seine Ge hilfenjahre verbrachte er bei den Firmen G. Grote'sche Verlagsbuch handlung in Berlin, W. Spemann in Stuttgart und Julius Springer in Berlin. Im Jahre 1882 wurde er Teilhaber der Buchhandlung Dierig L Siemens in Berlin; 1891 trennten sich die beiden Freunde. Herr Dierig behielt das Sortiment und Herr Siemens gründete unter seinem Namen die Verlagsfirma. Er verlegte vorwiegend Werke auf dem Gebiete der Kunstliteratur und der Technik. Am 1. Juli 1900 übernahm die Firma die Berliner Geschäftsstelle und die Auslieferung des Kunstwartverlages Georg D. W. Callwey-Mün- chen. Infolge vorgerückten Alters nahm Herr Siemens am 1. April 1919 Herrn Otto G. Houtrouw als Teilhaber und Leiter des Verlages auf. Seit dieser Zeit verlegt die sich immer mehr ausdehnende Firma fast ausschließlich technische Zeitschriften und Bücher. Der Verstorbene war ein Mann mit hohen Idealen und von vor nehmer Gesinnung. Er hatte infolge seines liebenswürdigen, ge winnenden Wesens viele Freunde und kaum Gegner. Den Angestellten brachte er stets sein väterlich-freundschaftliches Herz entgegen. Es entsprach nicht seiner Art, nach außen hervorzutrcten. Im Verein Berliner Buchhändler bekleidete er wiederholt Ehrenämter; in den Jahren 1915—1921 war er Schatzmeister des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins. Ehre seinem Andenken! !N! estorben. Der Erfinder der Heliogravüre gestorben. — Aus Wien wird uns geschrieben: Im Alter von 86 Jahren ist in Wien der Graphiker Karl Kliö gestorben, der sich einst als humoristischer Zeichner und Karikaturist, besonders aber durch seine Erfindung der Heliogravüre einen Namen gemacht hat. Kliö, ein geborener mährischer Tscheche, gab zuerst in seiner Heimat ein tschechisches Witzblatt heraus, war darauf an einem gleichartigen Blatt in Budapest tätig und kam dann nach Wien, wo er zuerst für den »Floh« Zeichnungen lieferte, später selbständig die Humoristischen Blätter herausgab. Um diese Zeit machte er, da er sich schon früh auch mit Photographie befaßt hatte, die Er findung der H^liograv-tire, die er dann in England geschäftlich zu ver werten suchte, ohne indessen damit zuerst besonderen Erfolg zu haben. Sehr beliebt waren dagegen in England seine Karikaturen, die er als Mr. Kley namentlich in »Stevens Magazine« veröffentlichte. Als wohlhabender Mann kehrte er von England nach Wien zurück, wo er bis zuletzt an der Verbesserung seiner Erfindung arbeitete. —r. Todesnachrichten aus Literatur und Wissenschaft. — In München ist der frühere Kapellmeister F r i tz C a s s i r e r, der sich später philo sophischen Studien gewidmet und einen Kommentar zu Beethoven ge schrieben hat, gestorben. — Im Alter von 81 Jahren ist der Geh. Hof rat Professor I)r. Richard Meyer in Braunschweig gestorben. Er hat das Jahrbuch der Chemie gegründet und von 1891—1918 heraus- gegebcn. — Im 78. Lebensjahre ist vr. Josef Banoczi, Professor für Geschichte der Philosophie an der Universität Budapest, gestovben. Er hat mehrere Werke von Schopenhauer und Kant ins Ungarische übersetzt. Verantw. Redakteur: i. V. ksranz Wagner. — Verlag: DerVörsenveretn der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhändlerhaus. Druck: E. Hebrich Nachf. (Abt. Ramm L Secm — -- - - - - - --- - 1416 cmann). Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion u. Expedition: Leipzig. Gerichtsweg 26 (BuchhändlerhauS).
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