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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1926
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- 1926-01-09
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- 09.01.1926
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7, S. Januar 1926. Redaktioneller Teil. Ich bin hier aus den Eimvand gefaßt, daß diese Zahlen nicht stimmen können, weil es solch teuere Bücher — nach Umsang und Inhalt gerechnet — nicht gibt. Das ist richtig. Es gibt sie aber nur deshalb nicht, weil wir uns nicht trauen, diese Preise zu sordern, weil wir alle es — bewußt oder unbewußt — im stillen ebenso machen wie der Verlag tziersemann, der nach seiner An zeige im Bbl. 1925, Nr. 282 für ein Buch, das eigentlich 32 Mark kosten müßte, nur 25 Mark verlangt, der mit diesem Verzicht der allgemeinen Notlage Rechnung trägt, wie wir es bei unseren Be rechnungen wohl alle tun, der aber daraus auch die einzig richtig« Folgerung zieht und den Buchhändlerrabatt aus höchstens 40A <bei Partiebezug) beschränkt. Ich war selbst lange Jahre Sorti menter, kenne dessen Nöte und Sorgen, weiß, daß diese heute größer sind als vor 25 Jahren, und weiß auch, daß ein ledens- und zahlungsfähiges Sortiment die Grundbedingung sür den Verlag ist. Aber die nackten Zahlen dieser dritte» Tabelle zwingen zu der Erkenntnis, daß wir mit dem heute üblichen Rabatt von 40 und 45A selbst bei Büchern mit hohen Auslagen nicht leben kön nen. Ich habe dabei den vielfach bewilligten Rabatt von 50A ganz außer acht gelassen, obwohl er sich in manchen Fällen nicht umgehen läßt, habe in die mit 40A angesetzten Verlagsunkosten auch weder besondere Aufwendungen für Propaganda (Ver lagskataloge, Plakatievung usw.) noch eine Risikoprämie einge rechnet und bin mir bewußt, daß bei Auslagen, die sich nur lang sam verkaufen, die Verlagsunkosten mit 50?s gerechnet werden sollten. Ich habe die Preise auch sür Auslagen bis zu 10 000 Stück berechnet, um zu zeigen, daß die Herstellungskosten nach 6000 Stück beim einzelnen Exemplar nur noch um Pfennige sinken, hohe Auslagen, die viel Geld verschlingen, heute also auch keinen Vor teil bieten. Ich sehe daher keinen anderen Ausweg aus unserer jetzigen Zwangslage als Rabatt-Beschränkung wenigstens für die jenigen Buchhandlungen, die sich um den Vertrieb der neuen Er scheinungen eines Verlags nicht kümmern und sich darauf be schränken, die ihnen infolge der Verlagspropaganda ins Haus ge brachten Bestellungen weitcrzugeben. Man könnte hier auch einwenden, daß es doch nicht nötig sei, bei der Steigerung der Einbandkosten von 45 Pfennig auf 80 Pfennig, also um 90A, den Verkaufspreis von l Mark aus 3 Mark, also aus das Dreifache zu erhöhen. Auch dies ist bei 4054 Geschäftsunkosten und 40^ Buchhändlcrrabatt gar nicht zu umgehen, wenn überhaupt noch ein Verdienst am Einband bleiben soll, wie folgende Tabelle zeigen mag: .2 -A Rabatt Nettopreis Unkosten § § Z Z.R 'S N °/° s°°X> —.70 Iü°/° —.10 —.60 —.45 -^.15 20 2.— . S5°/„ 1.30 M°/° —.39 —.91 —.66 —.26 20 3.— 4Ü°/o 1.80 40°/° —.72 1.08 —.80 —.28 15 Ich habe in diese Tabelle nur die Preise sür einzelne Exem plare ausgenommen; bei einem Verkaufspreis von 3 Mark und 45?L Buchhändler-Rabatt sinkt der Verdienst des Verlags schon auf 11A, bei 50A Rabatt auf 7?L vom Nettopreis. Würde man bei 80 Pfennig Herstellungskosten den Verkaufspreis mit nur 2.50 Mark berechnen, so ergäbe dies schon bei 40A Rabatt nur 7A Verdienst, bei Verkäufen mit 50N Rabatt aber 4?S Verlust. In der von Herrn Lehmann im Bbl. Nr. 272 veröffent lichten Tabelle ist die Erhöhung der Einbandkosten mit nur 61 SS angegeben. Für Leinenbände ist sie nach meinen Unterlagen wesentlich höher, was auch daraus hervorgeht, daß der Meter Mattleinen, der im Jahre 1914 nur 42 Pfennig, im Frühjahr 1924 aber 99 Pfennig und im Juli 1924 noch 1.05 Mark kostete, heute mit 1.12 Mark bezahlt werden muß; der Verbandsprcis ist sogar l.IK Mark, beträgt also fast das Dreifache. Ebenso stieg der Friedenspreis eines Zentners Pappe: 6.50 Mark im Frühjahr 1924 auf 15 Mark, ist aber inzwischen auf 14 Mark zurückgegangen. Ich bitte, in den Tabellen zu vergleichen, daß sich für das gleiche Buch, dessen Herstellung bei einer Auslage von 3000 Stück — ohne Honorar und Unkosten — für das gebundene Explr. 1914: 1.99 lNark, 1924: 2.94 Mark und 1925: 3.56 Mark kostete, ein Vcr- kausspreis von 6, 12 und 20 Mari ergibt. Der Preis von 20 Mark sinkt aber sofort aus 16 Mark, sobald man den Rabatt bei Einzsl- bezug auf 35SS, bei 10 Stück aus 40SS beschränkt, und dieser Preis von 16 Mark würde die Herstellungskosten bei dem geringeren Rabatt ebenfalls durch Verkaus von 2120 Stück decken. Aber auch sür 16 Mark ist ein Buch dieses Umfangs unverkäuslich, und erst eine Auflage von 5000 Stück ermöglicht bei einem Rabatt von 35 und 40SL einen Verkaufspreis von 12 Mark, also den doppelten Friedenspreis, wie er auch sür die Rcclanrbändchen gilt. Dennoch würde jeder Sortimenter auch den Preis von 12 Mari noch als zu hoch bezeichnen, zumal da nach dem Ausweis seiner Kassenzettel Bücher über 10 Mark sich immer schwerer verkaufen lassen. Bei rein kaufmännischer Betrachtung drängt sich die Forde rung, kleine Auslagen mit hohen Preisen zu drucken, von selbst auf. Wir kommen aber nicht darüber hinaus, daß die allgemeine Ver armung möglichst niedrige Preise verlangt, wenn das Bücher- kausen nicht ganz aushörcn soll. Wenn wir dem Rechnung tragen und die Bücherpreis« bewußt weit niedriger halten, als sie eigent lich sein müßten, so ist das ein Opfer, das der Verlag allein un möglich tragen kann, bleibt ihm nach diesen Tabellen bei Zwci- dritteldeckung doch nur ein Nominalverdienst von 12A, der aber dadurch aufgezchrt wird, daß wir die sich zwangsläufig ergebenden Verkaufspreise nicht bezahlt bekommen, sodaß selbst bei Verkaus der ganzen Auflage kaum von einem Verdienst gesprochen werden kann. Von wie vielen Büchern wird aber die volle Auslage nicht verkauft! All unser« Arbeit kommt heute also zu guter Letzt darauf hinaus, den Betrieb mit mehr oder weniger großen Opfern im Gang zu erhalten, und es wird wohl nur wenige Verlage geben, die aus dem Uberschuß des Umsatzes die Mittel sür neu« Unter nehmungen gewinnen, wie dies in einer gesunden Wirtschaft selbst verständlich sein sollte. Wir müssen uns also eingestchen, daß der Buchhandel heute nicht mehr ein notleidender, sondern ein tod kranker Beruf ist, dem nur noch eine Radikalkur Helsen kann. In einem Wiener Bericht des Börsenblatts war kürzlich mit einem gewissen Stolz hervorgehoben, daß der deutsche Verlag die Friedensproduktion mit rund 30 000 Neuerscheinungen annähernd wieder erreicht hat. Es ist aber ein gefährlicher Irrtum, in dieser Tatsache ein Zeichen entschlossener Tatkraft und Unternehmungs lust zu sehen, denn es stände heute weit besser um uns, wenn es nicht 30 000, sondern nur 5000 neue Bücher im Jahre gäbe, deren Ver trieb sich dann auch das sich seiner Aufgabe bewußte Sortiment bei einer gewissen Spezialisierung noch' mit Aussicht aus Erfolg widmen könnte. Wir sind heute eine Notgemeinschast und dürfen uns nicht vor der Einsicht verschließen, daß wir jetzt andere Wege gehen müssen als bisher, wenn wir nicht verhungern wollen. Es sollte daher doch nicht allzu schwierig sein, daß sich die Sortimenter einer Stadt zu einer gewissen Arbeitsteilung zusammenfinden, in dem der eine etwa Rcchtskunde und Volkswirtschaft, der nächste Medizin und Naturwissenschaft, ein dritter schöne Literatur, ein vierter Bilderbücher und Jugcndschristcn, ein fünfter Technik, ein sechster Sport und so fort als Sondergebiet Pflegt und — was das Wichtigste bleibt — einer dem anderen die Interessen ten zuweist, die für ihn in Frage kommen. Jede Buchhandlung kann dann — auch durch Austausch von Vorräten — ihr Lager verkleinern und durch Neuigkeiten ergänzen, allmählich auch wie der einen Stamm von Kunden gewinnen, woran es heute so oft fehlt. Könnte nicht auch die technische Buchhandlung, die ein Werk in Partien bezieht, dem Kollegen in der Nachbarstraße davon zum Selbstkostenpreis abgeben und dafür von diesem aus seinem Spe zialgebiet bekommen, was er sür einen bestimmten Zweck gerade braucht? Dem Verlag, der heute Partiebestellungen nur noch selten sieht und fast immer einzelne Exemplare versenden muß, wäre dadurch ebenfalls geholfen und nicht nur die tägliche Arbeit, son dern vor allem auch die Werbung wesentlich erleichtert, wenn diese in jeder Stadt von einer Spezialsirma planmäßig durchgesührt wird. Daß die Riesensummen, die der gesamte Buchhandel Heuer für Weihnachtspropaganda aufgewendct hat, sich nicht gelohnt haben, dürfen wir uns nicht verhehlen. Wenn wir die verminderte
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