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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-01-09
- Erscheinungsdatum
- 09.01.1926
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- Deutsch
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7, 9. Januar 1926. Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. Börsenblatt f. ». Dtjch». »uch-«r»«l. hervorragenden Leistungen sehr bald in der Leitung des Verlags, dessen große Entwicklung damals cinsetzte, eine führende Stellung ein nahm. 1906 gründete er in Leipzig mit Herrn vr. H. Meyer einen eigenen Verlag, Quelle L Meyer, dessen sprunghafte Entwicklung noch in unser aller Erinnerung ist. Herr Quelle hat es verstanden, seinen Verlag in kürzester Zeit zu einem führenden Deutschlands und des Auslands zu machen. Eine Reihe unserer größten Gelehrten und Schriftsteller gehörten zu seinen persönlichen Freunden und widmeten ihm zum Teil ihre Bücher. Herr Quelle war nicht nur ein hervor ragender Kaufmann und Buchhändler, sondern er übersah auch durch seine große Befähigung und eisernen Fleiß die von ihm gepflegten Wissensgebiete, sodaß er ihre Lücken erkannte und den Gelehrten An regungen zu neuen Werken geben konnte. So war er im höchsten Sinne ein Verleger großen Stils. Außer seiner rastlosen Tätigkeit im eigenen Geschäft fand Herr Quelle Zeit, sich allgemeinen buchhändlerischen Interessen zu widmen. Er nahm zu allen wichtigen buchhändlerischen Fragen Stellung und war wiederholt unser Mitarbeiter. In den Ausschüssen des Börsen- vereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig hat er eine segensreiche Tätigkeit während vieler Jahre entfaltet. Er gehörte dem Verlags ausschuß in den Jahren 1916—24, dem Ausschuß für Verkehrsrcformen von 1920 bis 1923 und dem Ausschuß für die Abänderung der Not standsordnung im Jahre 1921 an. Er war einer der Gründer der Paket-Austauschstellc des Vereins der Buchhändler zu Leipzig und der Wirtschaftlichen Vereinigung deutscher Buchhändler in Leipzig, der er dis an sein Lebensende als Vorsitzender des Aufsichtsrats Vorstand. In den schwierigen Verhältnissen der Kriegs- und Nachkriegszeit trat er führend hervor. Im Arbeitgeberverband der Deutschen Buchhändler- Ortsgruppe Leipzig führte er in den äußerst kritischen Monaten den Vorsitz und verstand durch die ihm eigene Gabe, sich in die Sorgen und Nöte des Angestellten und Arbeiters hinelnzufühleu, stets einen Aus gleich der Gegensätze herbeizusühren. Trotz seiner großen Inanspruch nahme wirkte er noch als Handelsrichter und Beisitzer im Kaufmanns gericht. Seine Verdienste um die Wissenschaft wurden durch Ernennung zum Ehrenbürger der Universität München, zum Förderer der Kaiser lich Deutschen Akademie der Naturforscher zu Halle und zum Vor standsmitglied der Gesellschaft der Freunde des Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht in Berlin anerkannt. Der Buchhandel er leidet durch seinen Tod einen schweren Verlust; ferner: am 7. Januar der Kunst- und Verlagsbuchhändler Herr Panl Cassirer in Berlin im Alter von 54 Jahren an den schweren Verletzungen, Hie er sich bei einem Selbstmordversuch am 6. Januar beigebracht hatte; Der Verstorbene gründete im Jahre 1898 die Kunsthandlung und den Verlag Paul Cassirer in Berlin. Im internationalen Kunst- Handel hat er zweifellos eine überragende Stellung innegehabt. Er hat das Verdienst, den modernen französischen Malern in Deutschland Anerkennung verschafft zu haben, und hat damit einen entscheidenden Einfluß auf die Entwickelung der modernen Malerei ausgeübt. Zu sammen mit Max Liebermann hat er in der Sezession mit seinem sicheren Geschmack eine außerordentlich segensreiche Tätigkeit entfaltet, die vielleicht erst eine spätere Generation gebührend würdigen wird. In seinem Verlag erschienen neben modernen Dichtungen eine Reihe wertvoller und jetzt meist vergriffener illustrierter Luxusdrucke, von denen die der Pan-Presse sich durch besonders sorgfältige und ge schmackvolle Gestaltung auszeichncn, ferner vereinigte er in seinem Verlag die bedeutendsten Graphiker der Gegenwart. Von Liebermann, Slcvogt, Barlach, Meid, Lchmbruck sind die wichtigsten graphischen Arbeiten bei Paul Cassirer erschienen. Wie wir der Voss. Ztg. entnehmen, wird die Kunsthandlung Paul Cassirer, die sich gerade in den letzten Jahren zu einem großen internationalen Geschäft entwickelt hat und in Holland, in Amerika wie an anderen Stellen Niederlassungen errichtete, auch nach dem Tode ihres Gründers unverändert fortgeführt werden. Die gesamte Firma mit ihren Verzweigungen des Ausstellungssalons und der Verlags buchhandlung, ebenso wie die bedeutende Sammlung an modernen Meisterwerken, die Paul Cassirer hinterlassen hat, gehen in den Besitz der Erben über. Die Berliner Kunsthandlung in Verbindung mit den Ausstellungen in der Viktoriastraße werden weiterhin, wie es im Grunde schon in den letzten Jahren der Fall gewesen ist, von den Hauptmitarbeitcrn Cassircrs, Fräulein vr. Grete Ring und vr. Walter Feilchcnfeldt geleitet, die seit einiger Zeit bereits! als Mitinhaber der Firma geführt werden; Gestorben ferner: am 31. Dezember 1925 nach langem schweren Leiden Herr Buch händler Karl Graes, Inhaber der 1892 gegründeten Buch handlung gleichen Namens in Hermannstadt im 60. Lebens jahre. övreüisiilll. (Ohne Verantwortung der Redaktion,- jedoch unterliegen alle Einsendungen des Bestimmungen über die Verwaltung des Börsenblatts.) Die ernste Zeit. Das Eingesandt des Herrn Köhlcr-Darmstadt (Preisunterbie tungen von Auchbuchhändlern im Bbl. 1925, Nr. 278) ist ein weiterer Beweis für den Ernst dev Zeit, der auch den Berufsbuchhandel überall in Deutschland erfaßt hat. Die wirtschaftliche Not, in die Deutschland geraten ist, kann an unserm Beruf nicht vorübergehen, und die Folgen müssen das geordnete und ordentliche Berufsleben beeinträchtigen. Warnungsrufe einzelner können nicht viel helfen, wenn nicht die Be rufsorganisationen mit allen Mitteln für die Erhaltung des Berufs eintrcten. Wohin der andere Weg geht, erleben wir genügend im bunten Reichstag. Auch im Buch- und Musikalienhandel gibt es leider viele Sonderintercssen, von denen manch ernste Frage abhängig ist. Eine solche ist die Erhaltung des Berufssortimenterstandes. Sie ist nicht etwa eine Erscheinung unserer Zeit; ich verfolge sie seit über 30 Jahren und bedaure, daß mir nicht zu einer Lösung kommen können. Ter Berufsfreiheit, die für jeden kulturellen Beruf, also auch für den Buchhandel, nur von eingeschränkter Bedeutung ist, verdanken wir das ungeheure Anwachsen von Bücherverkaufsstcllen aller Art in den letzten JahreH7 Der Handel mit Büchern war bequem, wurde leicht gemacht und erforderte bei Besorgung von Nachfrageware nicht viel Vor kenntnisse. Mit dieser Feststellung, die heute besonders gilt, ist eng verbunden ein Vorwurf den Berufsorganisationen gegenüber, für die Regelung des veränderten Büchervertricbs im Ansehen des wirklichen Berufs nicht genügend besorgt gewesen zu sein. Alle Büchervertriebs- stellcn wurden und werden versorgt, teils direkt, meist durch soge nannte »Grossobuchhändler« oder Jedermannskomuussionäre. So werden überall die Bücher auch solcher Verleger angctroffen, die sicher nicht lieferten. Die Folge mußte ein wildes Durcheinander von Preisen werden, denn Ladenpreise, Minöestverkaufspreise, Teuerungszuschläge. Bestellgelder wareu deu neuen Vertrieben meist unbequeme uud hin derliche Größen. Der lertius gauckeng war das Publikum, das den vermeintlich billigen Weg unnachdenklich zu jedem Warenhaus geht. Dem Berussbuchhändlcr blieb wirklicher Beistand versagt, wo st r a f - fes Anziehen der Verkaufsbestimmungen und die unbedingte Hilfe des Verlegervereins hätten helfen müssen und können. Vielleicht kann noch Besinnung jetzt helfen, wenn sie bald kommt, denn es ist eine alte Weisheit, daß mit einer Vermehrung der Betriebe kein Wachsen der Verkaufsmöglichkciten verbunden ist, weil diese von der Aufnahmefähigkeit der Kaufkräfte abhängig sind. Noch ein Wort zur direkten Lieferung der Verleger: Es würde dem Ansehen unseres Be rufes nur entsprechen, wenn der Verlegerverein die offizielle Er klärung abgeben würde, daß seine Mitglieder nach allen Orten, in denen ein Berussbuchhändlcr arbeitet, die eintreffendcn Privatbestel lungen mit einem bestimmten Rabatt (25A ?) überweisen würden. Er würde damit eine weitere dringende Frage beseitigen, wenn die Ver mittlung des Sortimenters als eine beruflich selbstverständliche an erkannt wird. Lehe. Fritz Brüning. Firmen, die direkt eingehende Bestellungen an das Sortiment Überweisen. sVgl. zuletzt Bbl. IMS, Nr. 288.) In letzter Zeit sind uns noch folgende Firmen mitgeteilt worden: August Scherl G. m. b. H.. Berlin. Jos. Scholz, Mainz. N. Voigtländer's Verlag, Leipzig. Vorsicht! Es scheint, daß ein gewisser S p o r t s ch r i f t st c l l e r Karl Nosner in Lemberg sich den »Sport« leistet, Bücher und Zeit schriften auf diesem Gebiete zwecks Übersetzung und Eins ü h rung in P o l c n zu bestellen, um dann nach Erhalt des Gewünschten zu verstummen. Hat einer der Herren Kollegen schon ähnliche Erfahrun gen mit diesem Herrn gemacht? Evtl. Mitteilung zwecks gemeinsamen Vorgehens erbittet Bern. Paul Haupt, Akad. Buchh. 40 ^ -tz ch l '
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