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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.01.1926
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- 1926-01-07
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- 07.01.1926
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3, 7. Januar 1826. Redaktioneller Teil. Warum es keine Einheits-Ausgabe der Werke Von Conrad Ferdinand Meyer gibt. Die Redaktion des Börsenblattes legt mir die Ausführungen des Herrn Bernhard Funck zur Äußerung vor, weil der Artikel die bei Conrad Ferdinand Meyers Werken angewandte Verlags- methodc kritisiert. Herr Funck vergißt leider, was unumstößliche Voraussetzung für einen billigen Buchpreis ist und bleibt: die Sicherheit des Absatzes einer größeren Auflage, für die nur Werke in Betracht kommen, die sich aus irgendwelchen Gründen (Aktuali tät, Sensation usw.) für größere Auflagen eignen. Es darf fest- gestellt werden, daß Conrad Ferdinand Meyer kein Autor dieser Art ist, sondern stets seine beschränkten Auslagen haben wird, weil seine Werke eine gehobene Bildung voraussetzen. Wegen dieser Eigenart der Werke und der Individualität seiner Leser ist die Befriedigung des Bedürfnisses mit einer einzigen einheitlichen Volksausgabe nicht möglich. Für den Schulgebrauch werden kom mentierte Ausgaben gewünscht, die ein gereifter Freund Meyer scher Dichtung entschieden von sich weist, weil er das Kunstwerk unbeeinflußt zu genießen wünscht. Anderen Verehrern des Dich ters ist hingegen dringend eine monographische Gesamtdarstellung von Leben und Werk als Einleitung erwünscht. Diesen vielsei tigen Anforderungen entsprechen die leicht zu unterscheidenden 3 Grundtypen: I. Das Preiswerteste für die Schule in der Form der mit Einleitungen zu jeder Dichtung versehenen Taschen- Ausgabe. (Haupttypen der Einbände: 14 Pappbände, 8 bzw. 14 Leinenbände.) II. Eine Bibliotheksausgabe für den Verehrer des reinen dichterischen Werkes, ohne Einleitungen, im ge wichtigen Formate der Oktav-Ausgabe. (Haupttypcn der Einbände: 8 Lcinenbäude, 8 Halblederbände.) III. Eine Liebhaberausgabe, zierlich, gepflegt, schmal und schlank, im Gewicht auch zarter Hand erträglich, mit knapper, geistvoller Einführung in das Leben und Werk des Dichters: die Dünn druck-Ausgabe. (Haupttypcn der Einbände: 4 Leineniände, 4 Lederbände.) Die Wünsche nach den Einbandsormen eines so viel begehrten Werkes verschieben sich in unserer tvechselvollen Zeit von Jahr zu Jahr beträchtlich. Neben den auch für die Zukunft aufrecht zu erhaltenden Haupttypcn der Einbandsormen hält die beständige Nachfrage nach Einbänden, die zu Beginn und im Verlaufe der Jnslationszeit hcrgestellt wurden, den Verlag zur Lieferung auch dieser Einbände verpflichtet. So ist der grüne Pappband der Oktavausgabe im Jahre 1920 der begehrteste Einband gewesen. Weil aus jener Zeit viele Interessenten und auch Buchhandlungen unvollständige Exemplare des Werkes am Lager haben, entsteht der Zwange den heute in den Hintergrund tretenden Pappband weiterzuführen. Werden doch heute noch die bereits vor 10 Jahren restlos ausverkauften roten Einbände mit dem Gittermuster ver langt! Auch die in den Jahren 1922 und 1923 verlangte, stets bevorzugte Taschenausgabe in 14 grünen Halbleinenbändchen ist heute sehr wenig gefragt. Die Abdrosselung dieser älteren Ein bandformen erfordert mit Rücksicht auf die Bezieher Jahre. Es handelt sich also durchaus nicht um gewinnsüchtige Drucker und Buchbinder, die aus dem angeblichen Vielerlei Nutzen ziehen wollen. Leipzig, Dezember 1923. H. Haessel Verlag. " » » Herr B. Funck hält es nicht für zweckmäßig, wenn ein Ver leger, der einer neuen Wissenschaft Bahn brechen will, die Mittel, die ihm ein gutgehendes Werk zur Verfügung stellt, nur dazu ver- locndet, dieser neuen Wissenschaft zu ermöglichen, durch gründliche Quellenforschung die Grundlagen zu legen, die nötig sind, um das neue Arbeitsgebiet — in diesem Falle die Rassenkunde — wissenschaftlich auf eine einwandfrei« Grundlage zu stellen. Der Sortimenter verdient mit diesen Quellenwerken allerdings ebenso wenig wie der Verleger, und vom rein geschäftlichen Standpunkt aus ist dieser Verlag zweifelsohne unfruchtbar. Aber wenn die Rassensorschung nicht aus Grundlagen zurückgcht, die allein eine einwandfreie Beurteilung dieser schwierigen Gebiete ermöglichen, so wird die ganze Rassenkunde nur ein Dilettieren s«in. Da mir dies aber keine Freude macht, habe ich die Mittel meines Verlages zur Versügung gestellt, um einige grundlegende Arbeiten aussüh- ren zu lassen, und es wird den bisher erschienenen noch eine Reihe anderer folgen, die zwar alle materiell ein schlechtes Ergebnis abwcrfen, durch deren Ergebnisse aber die Rtrssenkunde zu einer Wissenschaft wird, die bestimmend aus das Schicksal unseres Volkes einwirlt. Ich zweifle nicht, daß die glänzend gehende Rassenkunde von Günther auch in der Folge soviel abwerfen wird, daß sie es mir ermöglicht, aus diesem Gebiete streng wissenschaftliche Werke her auszugeben, und ich betrachte dies als die schönste und vornehmste Ausgabe des Verlegers, in diesem Sinne zu wirken. Wenn ich von Günthers Rassenkunde in der Folge statt Auflagen von 10 000 solche von 20 000 oder 30 000 Stück drucken würde, könnte ich ja wohl den Preis noch etwas heruntersetzcn, obschon der Preis auch heute noch Vorkriegspreis ist. 27 Pfennige für einen reich illu strierten Bogen in bester Ausstattung ist auch heute ein Preis, der es jedem Gebildeten ermöglicht, ein solches Werk zu kaufen. Und daß dies auch heute bei den schlechten Zeiten der Fall ist, beweist, daß in diesem Jahre (1923) wiederum 10 000 Stück verlaust wur den und demnächst wieder eine neue, verbesserte Auslage erscheint. Billige und gute Massenware herzustellen, ist auch ein Ver dienst; aber die Grundlage für eine neue Wissenschaft zu schassen, macht auch Freude, und ich hoffe, daß sich über allen Buchgemein» schasten der deutsche Verleger seine Freude daran nicht verderben läßt, auch solche wissenschaftliche Arbeiten herauszugeben, und zwar aus eigener Kraft, ohne Hilfe der Notgemeinschast, deren hohe Verdienste ich zwar gerne anerkenne, die ich aber trotzdem nur als ein Übel, wenn auch vielleicht ab und zu als ein notwendiges übel, erachte. In sehr vielen Fällen dient sie auch dazu, die Berantwortungssreudigkeit und Opferfreudigieit des Einzelnen herabzudrücken. An mich ist jedenfalls schon das Ansinnen gestellt worden, mich an die Notgemeinschast zu wenden in Fällen, wo es durchaus in der Kraft des Verlegers gelegen wäre, die Sache aus eigener Kraft zu machen. Bequemer ist ja natürlich die Not gemeinschast; aber in einer Notzeit, wie sie jetzt herrscht, sollte öffentliches Geld nur in wirklich dringenden Notfällen beansprucht werden. München. I. F. Lehmann. Dom Beruf des Derlegers. Von Reinhard Piper (München)*). Manche Menschen, die gewohnheitsmäßig mit Büchern umgehen, haben doch nur eine sehr unklare Vorstellung davon, was eigentlich ein Verleger ist. Vor dreißig Jahren, als ich den Buchhandel erlernte, gab es naive Gemüter, die in dem Glauben lebten, daß die Bücher, die vorn im Laden verkauft wurden, in einem Hintcrzimmer einzeln fabriziert würden, wie die Brezeln beim Bäcker. Wer ein Buch schreibt, ist der »Verfasser«, wer es druckt, der »Drucker«, wer es bindet, der ^Buchbinder«, wer es im Laden verkauft, der »Buchhändler«. Wo bleibt da der Verleger? Nun! Wenn es keine Verleger gäbe, gäbe es weder Neclams Universal-Bibliothek noch Baedekers Reisehandbücher, weder Brvck- haus' Konversationslexikon noch die Jnselbücherei, weder die Blauen und Braunen Bücher der Brüder Langewiesche. noch Piper-Drucke. Der Verleger ist nämlich derjenige, der Verfasser, Buchdrucker. Buch händler und Publikum zusammcnbringt, der alle diese, die sonst an einander Vorbeigehen würden, vereinigt. Und nur so kann ein Buch entstehen. Der Verleger ist also der Mittler. Er kann freilich keine Dichter und Gelehrten aus dem Boden stampfen, aber er kann ikren Schöpfungen ans Licht helfen und ihnen die nötige Resonanz schaffen, die sie zum Leben brauchen. Der Verleger leistet vielfach, was früher fürstliche Mäcen? leisteten. Er bietet den Schriftstellern wirtschaft lichen Rückhalt und verschafft ihnen die Möglichkeit. Werke zu unter nehmen und zu Ende zu führen, ohne durch die Sorge um das täg liche Brot immer wieder unterbrochen und abgelcnkt zu werden. Freilich kann auch der Verleger nicht von der Luft leben. Er muß die Erfordernisse der rein geistigen Welt mit denen der materiellen verbinden. Er muß, um dies tun zu können, oft Kompromisse schließen. *) Dieser Aufsatz erschien auf Veranlassung der Redaktion zuerst in den »Münchner Neuesten Nachrichten« Nr. 350 vom 10. Dezember 1025. Er kann als Musterbeispiel dafür gelten, wie im Publikum Ver ständnis und Interesse für die Tätigkeit des Verlegers geweckt werden kann, und deshalb erfolgt hier sein Wiederabdruck. 23
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