Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.05.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-05-06
- Erscheinungsdatum
- 06.05.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19130506
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191305061
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19130506
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1913
- Monat1913-05
- Tag1913-05-06
- Monat1913-05
- Jahr1913
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4794 «Srgnbl-tt s. d. Dgchn. Duchhand-I. Redaktioneller Teil. ^ l02, 8. Mai I9l3. Der Antragsteller, der eine Haftung der Postbcrwaltung selbst, verständlich ausschließt, nimmt an, daß die Einrichtung außer ordentlich stark benutzt werden und eine bedeutende Steigerung der Einnahmen des Postärars Hervorrufen wird; jede Karte würde mindestens 1l Heller (5 Heller Porto und 6 Heller Bestell gebühr) eintragcn; bei dem Höchstbetrage von 6 Kronen würde das Ärar etwa 23—35 Heller cinnehmen. So bestechend der Vorschlag aus den ersten Blick aussieht, so scheint cs mir fraglich, ob das Handelsministerium den völligen Mangel au Kontrolle und die Möglichkeit von Uuterschleifen nicht bedenklich finden wird; auch dürfte die Gebühr für das Publikum etwas hoch bemessen sein, da jetzt eine Postanweisung bis 20 Kro nen nur lO Heller Frankatur und 6 Heller Auszahlungsgebllhr kostet; andrerseits muß man ohne weiteres zugebcn, daß die Idee durchaus diskusstonsfähig ist und daß in der einen oder andern Weise die Übersendung kleiner Geldbeträge erleichert und beque mer gemacht werden sollte. Die tadellos funktionierende und im allgemeinen im kauf männisch modernen Sinne geleitete Postsparkasse ist sehr populär geworden, und ihre Einrichtungen haben sich eingelebt; das be weist das kürzlich erschienene Verzeichnis der Teilhaber des Clea ring-Verkehrs, das nunmehr ein stattlicher Band von l980 Seilen geworden ist. Doch könnte cs auch auf diesem Gebiete Fortschritte geben, und einer der wichtigsten wäre eine Einrichtung, welche es ermögliche» würde, daß mau auf jedem Postninte eine Einzahlung für ein Mitglied des Clearing-Verkehrs leisten könnte, auch wenn man von demselben keinen Erlagschein in Händen hat. Man müßte eben auf jedem Postamte Blanko-Erlagscheine kaufen können, die der Aufgeber mit Firma und Nummer des Adressaten auszusüllen hätte. Daß dies in korrekter Weise geschieht, hätte der Schalter beamte zu kontrollieren. Die Nutzbarmachung und praktische Brauchbarkeit einer öffentlichen Bibliothek hängt in erster Linie von der Anlage ihrer Kataloge ab, und in dieser Beziehung hat die Wiener Universitäts- bibliothek eine Neuerung von großer Bedeutung getroffen. Im Jahre 1906 wurde nämlich mit der Herstellung eines Schlagwort katalogs unter Leitung des Oberbibliothekars v,-. Bohatta be gonnen, und die Vollendung dieser Einrichtung steht für die nächste Zeit bevor. Von dem gigantischen Umfang der aufzuwendenden Tätigkeit geben nachstehende Ziffern einen Begriff. Der Bücher bestand der Wiener Universitätsbibliothek beläuft sich auf etwa 850 000 Bände, der jährliche Zuwachs auf etwa 25 000 Bände. Welche Unsumme von Fleiß und Gelehrsamkeit mußte aufgewcn- det werden, um bisher etwa 800 000 Schlagwortkarten anzulegen! 120 000 neue Schlagwortregistrierungen sollen jährlich hinzukom- mcn. Wer die Wiener Universitätsbibliothek zu benutzen Pflegt, weiß die Sachkenntnis, das Entgegenkommen nnd die Liebens würdigkeit der dortigen Funktionäre zu würdigen; nun wird in dem neuen Schlagwortkatalog ein Hilfsmittel geboten, das Zeit nnd Mühe erspart und unschätzbare Dienste leistet. Ein ganz be sonderes Meisterwerk soll die Registrierung von Büchern sein, die sich irgendwie aus Österreich beziehen. Die österreichische Exlibris-Gesellschaft feierte ihr zehnjäh riges Bestehen durch die Veranstaltung einer Exlibris-Ausstellung in den Räumen des österreichischen Museums für Kunst und In dustrie und errang mit derselben einen großen moralischen Erfolg, indem das Interesse des durch die Tagesblättcr aufmerksam ge machten Publikums für die künstlerische Seite einer oft nicht nach Gebühr gewürdigten Liebhaberei erregt wurde. Die Ausstellung, die schon durch die Fülle des Dargebotenen imponieren mutzte, zerfiel in eine historisch-retrospektive und eine moderne Abteilung. Die erstere führte von den handgemalten Blättern der Kloster- bibliotheken bis zu den für den Prinzen von Wales, späteren Kö nig Eduard VII., in Stahlstich ausgeführten Buchzeichen. Zweier lei ist zu ersehen: daß das Exlibris heraldischen Ursprungs ist, nämlich vom Wappen abstammt, und daß die größten Meister der Malerei es nicht verschmähten, ihre Kunst dem Buchzeichen zu widmen; wir sehen Blätter von Dürer, Jost Amman, Virgil-Solis, Lukas Cranach u. a. Entsprechend dem damals üblichen Folio« fvrmat der Bücher hatte auch das Exlibris große Dimensionen. Literarisches und historisches Interesse erregt das von Goethe ra dierte Exlibris für seine Freundin aus der Leipziger Studenten zeit, Käthchen Schönkopf, das Exlibris Arth. Schopenhauers, des Fcldmarschalls Grafen Radetzky u. a. Die moderne Abteilung ist nun ausschließlich vom Stand punkte der Kunst zu betrachten; um die Bedeutung und die Eigen art der Blätter zu bezeichnen, genügt es, einige Künstler zu nen nen. Mit welchem ästhetischen Vergnügen betrachtet man Blätter von Klinger, Unger, Schmutzer, Geiger, Greiner, Steiner, Vogeler, Kley, Erler, Coßmann u. a., und wie gern vertieft man sich in die sonst schwer zugänglichen Radierungen und Holzschnitte franzö sischer, amerikanischer, englischer, russischer Künstler! Die Zeitung einst und jetzt — so betitelt sich ein Vortrag, durch den das Repertoire der Urania eine schätzenswerte Bereicherung erfahren hat. Der Verfasser ist der bekannte Eigen tümer des Zeitungsausschnittcbureaus »Obsorver«, Herr Viktor R. von Klarwill, der auf diesem Gebiete eine sehr gründliche Sach kenntnis besitzt und seit Jahren eine eifrige Sammeltätigkeit ent faltet. Der Vortrag, der zum erstenmal am 15. März in der Urania gehalten und seither öfters wiederholt wurde, begann mit einer allgemeinen Würdigung der Zeitung als Kulturfaktors und ver gaß auch nicht, die Widersacher der Journale, wie Bismarck, zu erwähnen. An dieser Stelle hätte auch von Schopenhauer, Goethe, Grillparzer, Lassalle die Rede sein können — alle diese waren hef tige Gegner der Zeitungen. Aus der Geschichte der Zeitungen wurden sodann die wich, tigsten Momente in mehr oder minder ausführlicher Weise be sprochen; wer auf diesem Gebiete bewandert ist, kennt die wichtig sten Etappen: die acta üiurna im alten Rom, die Kauf mannsbriefe der Deutschen im Mittelalter, die Straßburger Zeitung von 1608 und den Aufschwung der Zeitungen durch die Erfindung der Buchdruckerkunst. Ein wesentlicher Fortschritt wurde durch die freiheitliche Bewegung des Jahres 1848 und Ende des neunzehnten Jahrhunderts durch die technischen Er- findnngen (Rotationsmaschine u. a.) hervorgerusen. Insbe sondere sind es die englische» und amerikanischen Zeitungen, die durch die Raschheit ihrer Berichterstattung und durch die Höhe ihrer Auflagen imponieren. Eine stattliche Reihe von Skioptikon-Bildern illustrierte das Vortragsthema in interessanter Weise, und es befanden sich unter den Aufnahmen Zeitungsnummern, die das Publikum Wohl kaum je im Original zu Gesichte bekommt, so z. B. eine in dem in trauriger Weise bekannten New Dorier Gefängnisse Sing Sing von den Sträflingen redigierte, gesetzte und gedruckte Zeitung, ferner ein auf einem Ozeandampfer während der Fahrt zwi schen Europa und Amerika auf Grund der drahtlosen Tele gramme hergestelltes Blatt usw. Großen Reiz hatten auch die vielen Köpfe von berühmten Zeitungsgründern, so die der Herren Braun und Schneider, Cotta u. a. Je mehr sich die Bilderreihe der Gegenwart nähert, um so größer wird das Interesse des Publikums, und der älteren Generation tauchen die persönlichen Erinnerungen an manchen Fcderhelden auf. Jetzt zeigt das Ski- optikon das Bild eines Mannes, von dem man sich erzählt, daß er bei der Gründung seiner Zeitung seinen Mitarbeitern pro grammatisch erklärte: »Mein Blatt muß ganz populär geschrie ben sein, es darf kein Wort darin stehen, das ich nicht verstehe, — und ich verstehe sehr wenig«. Und dann werden die Züge eines Wiener Unternehmers sichtbar, von dem ein Historiker berichtet, daß er einmal aus rief: »Ich muß cs dahin bringen, daß die Königin von England ihre Thronrede in meiner Zeitung inseriert«. Mit solchen und ähnlichen Randbemerkungen, die ich in der Stille machte, illustrierte ich mir den Vortrag, der vom zahl reich anwesenden Publikum mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurde. Wien, April 1913. Friedrich Schiller. i Fortsetzung a»i Seite 48g5.j
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder