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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.05.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1913-05-10
- Erscheinungsdatum
- 10.05.1913
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- Deutsch
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^ 106, 10. Mai 1913. Redaktioneller Lei!. Börsenblatt f d Ttschn. Buchhandel. 5013 (Fortsetzung zu Seite 4SS8.j Eine Art neuer Eckermann ist dieses Rodin-Buch, das jetzt unter dem Gesamttitel »Die Kunst« in Kurt Wolfis Verlag (früher Ernst Rowohlt Verlag), Leipzig, erscheint. Die Arbeit des Ntederschreibens hat allerdings ein andrer, Paul Gsell, besorgt. Aber es sind des Meisters Gedanken, sind Bekennt nisse einer von Schönheit und Leidenschaft erfüllten Seele, die nun, im abgeklärten Greisenalter von sich gegeben, Wohl wie eine Art Evangelium wirken. Es ist gewiß, daß auch dieser große Bezwinger der Form, dieser Verkünder der Syn these auf Widerspruch stoßen wird, da wir Menschen des 20. Jahrhunderts nun einmal für neue Heilkünder nicht zu haben sind. Aber was Rodin da über den Realismus in der Kunst, über Zeichnung und Farbe, die Schönheit des Weibes, den Gedanken in der Kunst, Las Mysterium in der Kunst, über Phydias und Michelangelo und den Nutzen der Künstler spricht, ist, im Lichte einer Zeit gesehen, die wie nie zuvor von Widerspruch und Revolution durchsättigt ist, von dokumentarischer Bedeutung. Natürlich spricht auch der einzigartige und eigenwillige Schönheitsucher Rodin über das, was schön und häßlich ist in der Kunst: »So ist denn in der Kunst tatsächlich einzig und allein das schön, was Charakter hat«, und er erläutert diesen Satz dahin, daß, »wenn Shakespeare einen Jago oder einen Richard III. schafft, wenn Racine einen Nero oder Narcitz schildert, die von so klaren und eindringlichen Köpfen interpretierte seelische Häßlichkeit ein wunderbares Schönheitsthema ist«. Daß dieser schöne mit 100 Illustrationen nach Werken des Meisters und anderer geschmückte Band — erlöstet 10in Leinen 12^ — tausendmal wertvoller ist als manches von hypothetischer Weisheit triefende Gelehrtenbuch, braucht kaum gesagt zu werden. Sind wir einmal bei neuen Kunstpublikationen, so sei gleich zweier neuen Veröffentlichungen des Kunstworts, Verlag Georg D. W. Callwey, München, gedacht. Einmal ist es die Albert Welti-Mappe, die unter dem Titel »Aus Weltis Leben« 50 Blätter seiner Kunst zu einem Bilde seines Lebens vereint. Daß mit Albert Welti noch eine ganze Anzahl von Künstlern das Schicksal teilen, in ihrem Leben nicht durchgedrungen zu sein, nicht das erreicht zu haben, was sie verdienten, beweist u. a. auch Hermann Pleuer, der in seiner Art mindestens so groß war wie Welti. Aber das ändert nichts daran, daß jedes Unternehmen, solche Künstler auch dann noch, wenn es für sie zu spät ist, der großen Menge bekannt zu machen, verdienstvoll ist. Wille und Erfolg sind zwei Dinge, die sich im Leben eines Menschen oft so entfernt bleiben wie Nord- und Südpol. Erfolg hat mit Wollen und Können oft nichts zu tun und umgekehrt auch nichts. Daß Welti ein ernster Künstler war, ist einer kleinen Gemeinde bekannt, die nun durch die stattliche, von warmherziger Begeisterung des Ver fassers Leopold Weber getragene Publikation größer werden soll. Ob es gelingen wird? Ein schöner Optimismus hat diese Frage von vornherein überwunden, und wenn man diese Mappe durchblättert und sich ein wenig erwärmt für diese sonnige, heitere Kunst, in der so viel schlicht- klare Lebensphilosophie steckt, dann müßte man es Wohl an nehmen. 50 Blätter in tadelloser Wiedergabe, ein stattlicher Text, und das alles für 10 mehr kann man nicht ver langen. Die zweite Publikation gilt der Armeleutmalerin Käthe Kollwitz, die als eine der wenigen unter den Künstlerinnen Deutschlands das Prädikat Künstlerin wirklich zu Recht trägt. Was sie mit ihrer herben Griffelkunst zu erreichen sucht, wird den meisten Lesern nicht unbekannt sein. Man weiß, daß sie dem Elend des Proletariats gefolgt ist, den Armen und Ärmsten, die im Schweiße ihres Angesichts sich von Mutter Erde ihr Brot abringen und nach des Tages Last und Hitze zusammen brechen in dumpfem Schweigen und Brüten. Sehnsucht nach Befreiung von der Knechtschaft, wilde Leidenschaftlich keit, fanatische Wut und Kampfeslust geht durch diese Blätter, die in ein schauriges: Gedenket der Armen und der Enterbten des Glückes! ausklingen. Käthe Koll witz hat tief hineingeschaut in das soziale Elend und wie mit flammenden Lettern seine Geschichte niederge schrieben. Ob es etwas nützen wird, ob sie erreicht, was sie gewollt? Wohl kaum, denn die Gesellschaft hat ihre Grund sätze, ihre Prinzipien, hinter denen sie sich verschanzt und ihre Gemütsroheit wundervoll verbergen kann. Aber wie es auch sei: diese mit der Radiernadel genial hingeworsenen (Ivouments pumains haben ihre Ewigkeitswerte, über die man die Heldentaten manches Kunstpapstes vergessen wird. Die Mappe enthält 15 Blätter, die in der Hauptsache den ganzen technischen Reiz der Radierung sehr gut wiedergeben, wenn gleich man auch manche Härten mit in den Kauf nehmen mutz. Aber ihr innerer Wert bleibt unberührt davon. Der Buch- und Kunsthandel sollte eine schöne Aufgabe darin er blicken, die Käthe Kollwitz-Mappe für 5 ^ recht vielen Menschen und besonders solchen, denen es recht gut geht, in die Hand zu drücken. Daß der Sortimentskunsthandel sich gegenwärtig keinen rosigen Zeiten gegenüber sieht, ist leider allzu wahr und braucht kaum noch besonders betont zu werden. Wo man hinhört, wird geklagt, und besonders der Absatz von größeren guten Bildern scheint ganz beträchtlich gelitten zu haben. Mit Recht wird angesichts dieser traurigen Lage auch über die Konkurrenz der Abzahlungsgeschäfte geklagt, die für ihr vielfach unerhört schlechtes Zeug noch immer am leichtesten Käufer finden. Die Fabrikation von sogenannten Gravuren hat aber auch in erschreckender Weise überhandgenommen. Was auf diesem Gebiete von England und Amerika herüber kommt, um seuchenartig das Land zu überschwemmen, weil es gerade in den Abzahlungsgeschäften, in kleinen Ein- rahmereien und Buchbindereien willige Abnehmer findet, kann nicht geeignet sein, die Zustände zu ändern. Freilich, das Geld ist knapp; für Kunst, wenn sie nicht für einen Pappenstiel zu haben ist, hat man nichts übrig, und so kommt es denn, daß mehr denn je die Bemühungen des Kunsthändlers, das Publikum für das Gute zu ge winnen, auf Widerstand und Ablehnung stoßen. Die schönsten, wundervollsten Sachen werden völlig zwecklos ins Schaufenster gestellt, kein Mensch beachtet sie, und alle Mühe, die man sich darum gibt, ist umsonst. Das ist betrüblich. Draußen ist Frühling. Hoffentlich kommt endlich auch einmal in unsere verworrenen Zustände im Völkerkonzert wieder so etwas wie Frühlingsahnen. Denn zu den Berufen, die in allererster Linie unter der allgemeinen wirtschaftlichen Depression zu leiden haben, gehört nun mal, leider Gottes — der Kunst- Handel. Stuttgart. Arthur Dobskh. Kleine Mitteilungen. 50jährigcö Jubiläum. — Am 1. Mai konnte die Firma E. A. Gütz in Marienbad den Tag ihres 50jährigen Bestehens feiern. All diesem Tage vor 50 Jahren gliederte Egid A. Götz seiner in Marien bad seit 21 Jahren bestehenden Buchbinderei eine Buchhandlung an. Für die Prosperität des Geschäfts spricht, daß er schon nach einigen Jahren in Eger (1869), Mies (1871) und Franzensbad (1874) Filialen errichtete, die ebenfalls wie das Stammhaus dank der unermüdlichen Tatkraft des Begründers einen äußerst erfreulichen Auf schwung nahmen. Die Leitung der Filiale in Eger über nahm 1870 sein Sohn August Götz als Prokurist, die Filiale in Franzensbad dagegen bald nach der Gründung für eigene Rechnung. Im Jahre 1897 gingen auch noch die Geschäfte in Eger und Marienbad in den Besitz von August Götz über, während das Zweiggeschäft in Mies am 1. April 1877 von Anton DworLük über nommen wurde. Nach dem am 5. Mai 1911 erfolgten Tode von August Götz ging das Geschäft an seine Schwester, verehelichte Marie Woidich über, die es IV, Jahr später an den jetzigen Inhaber Herrn Hans Grimm verkaufte, dem infolgedessen unsere nachträglichen Glück wünsche zum Jubeltage der Firma gelten. Den Bibliophilen auf Kredit schreibt nun auch die Handels kammer München die »dringende Bitte« ins Stammbuch, ihre Ein käufe gleich zu bezahlen oder wo dies nicht angehen sollte (?), wenigstens die von den Geschäftsleuten festgesetzten Zahlungsziele einzuhalten. — Wir schließen uns dieser Bitte mit allem Nachdruck an. Wir sprachen sie schon wiederholt ans und fügen noch hinzu:
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