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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.05.1913
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- 1913-05-14
- Erscheinungsdatum
- 14.05.1913
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- Deutsch
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5104 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. „1/ IW, 14. Mai 1813. Warte« Nr. 14 vom 4. Januar 1913 sparen können. »Wie können die Angestellten versuchen unter Würdigung der unabwendbaren Entwicklung auch ihrerseits ihre Lage zu verbessern und das Erreichte zu sichern«, fragt er in diesem Artikel, um unmittelbar darauf selbst die Antwort zu geben: »nur auf gewerkschaftlicher Grundlage kann der Boden gefunden werden, der wirklich dauernde Er folge erringen läßt«*). Die »Wandlung« von einem Berufsverein aus der Grund lage friedlicher Verständigung mit den Chefs in eine Gewerk schaft mit allen gewerkschaftlichen Kampfmitteln wird man an gesichts dieser Tatsachen wohl nicht bestreiten können. Es kann sich demnach nur noch um die Frage handeln, ob unsere Behauptung richtig ist: es sei seitens der Führer der Gewerk schaften zu oft betont worden, daß die gewerkschaftlichen Organi sationen ihre Ziele »in engster Verbindung mit der sozialdemokra tischen Partei« erstreben, als daß man diesen Zusammenhang außer acht lassen könne. »Nur die krasseste Unkenntnis der elemen tarsten gewerkschaftlichen Gedanken«, meint der Artikelschreiber in der »Buchhändler-Warte«, könne zu einer solchen Annahme führen, nachdem er den Vorwurf, daß auch die A. V. ihre Ziele in engster Verbindung mit der sozialdemokratischen Partei erstrebe, für eine Verleumdung und Jeden, der sich diesen Vorwurf zu eigen mache, mit Emphase für einen »verleumderischen Lügner« erklärt hat. Nun haben wir klar und deutlich gesagt, daß, »wenn man gleich wohl hier und da vor den letzten Konsequenzen zurückschreckt, sich die Verhältnisse als stärker erweisen werden, namentlich wenn die Vereinigung, in einen größeren Kreis hineingestellt, willenlos von einflußreicheren Organisationen mit fortgerissen wird«. Damit ist der uns angeblich gebotenen Gelegenheit, un sere Behauptungen »an geeigneter Stelle zu erweisen« — sofern darunter die Gerichte zu verstehen sind —, der Boden entzogen. Mit der Kenntnis »der elementarsten gewerkschaftlichen Ge danken«, auf die es dem Artikelschreiber allein anzukommen scheint, ist es nicht getan: man kann über sozialpolitische Probleme erst dann mitreden, wenn man sic bis in ihre letzten Konsequenzen verfolgt und auch ein wenig ins Leben selber hineingesehen Hai. Was es mit dem von uns be tonten Zusammenhang zwischen den Gewerkschaften und der sozialdemokratischen Partei für eine Bewandtnis hat, geht aus der Rede des Berichterstatters der Generalkommission der Ge werkschaften C. Legien-Berlin auf dem 8. Kongreß der Gewerk schaften Deutschlands (abgehalten zu Dresden am 3. und 4. Juli 1811) deutlich hervor. »Die politischen und gewerkschaftlichen Organisationen«, sührte Legien dort aus, »rekrutieren ihre An gehörigen doch ausschließlich aus der Arbeiterklasse, sie können also gar nicht anders, als miteinander gehen, haben aber natür lich doch getrennte Aufgaben zu erfüllen. Selbst wenn alle sonstigen Anlässe zur politischen Neutralität der Gewerkschaften, wie sie im Vereinsgesetz usw. liegen, nicht vorhanden wären, wäre es doch zu einer Teilung der Arbeit gekommen. Sehen wir doch, wie z. B. in skandinavischen Ländern, wo diese Teilung heule noch nicht besteht, wo ein gewisser Zwang der Zugehörig keit der Gewerkschaftsmitglieder zur Partei besteht, man auf Grund der Erfordernisse der Praxis jetzt zu einer Änderung die ses Verhältnisses kommt. Bei den Christlichen und Hirsch-Duucker- schen liegen die Sachen ganz anders. Gibt es denn irgendeinen Zusammenhang zwischen den christlichen Gewerkschaften und der Zentrumsfraklion? Ist cs denkbar, daß Arbeiter so beeinflußt werden könnten, um ihre Zustimmung zur Annahme eines Zoll tarifs oder zu den letzten indirekten Steuern zu geben? Da gegen ist der Zusammenhang zwischen den freien Gewerkschaften und der sozialdemo- *) Dieses »Programm« enthält auch noch ein wertvolles Geständ nis, das besser als weitschweifige Untersuchungen die Natur der gewerk schaftlichen Organisation kennzeichnet, und deshalb mit den Worten Or. Psirrmanns wicdergegeben sei. Nachdem er den alten Harmonie- Verbänden das Grablicd gesungen, heißt es: »Gewiß, auch mancher Prinzipal verschloß sich den neuen Erwägungen nicht und begriff, daß er Höchstleistungen nur von Gehilfen verlangen kann, die er entspre chend bezahlt. Aber zum Prinzip einer Organisation läßt sich dieser Gedanke nicht machen«. kratischen Partei ein ganz natur notwendiger. Aber sozialdemokratische Organisationen würden diese Gewerk schaften nur dann sein, wenn sie den Zutritt oder die Mitglied schaft von der Zugehörigkeit zur sozialdemokratischen Partei ab hängig machen würden. — Es bestehen keine Differenzen mit der Partei, sondern nur mit einzelnen Parteischriststellern.« Wenn diese vorsichtigen Ausführungen des verantwort lichen Kongreßleiters noch nicht deutlich genug sein sollten oder die Möglichkeit offen lassen könnten, daß die ge werkschaftlich organisierten Verbände der Handelsangestellten sich zu anderen Anschauungen bekennen, so werden auch die letzten Zweifel schwinden, wenn man die nachstehenden Ausführungen des Referenten über »Die Stellung der Privatangestellten im Wirtschaftsleben« auf dem erwähnten Kongresse liest: »Ein Verband« (es handelt sich um den Deutschnationalen Handlungsgehilfenverband, mit dem auch die A. V. in ständiger Fehde lebt), »der von vornherein auf die Anwendung gewerk schaftlicher Kampfmittel verzichtet, ist keine Gewerkschaft und wird niemals vom Unternehmertum als eine Macht respektiert werden« »Heute haben die Angestellten einen sehr langen sozialpoliti schen Wunschzettel, den zu erfüllen im Grunde nur die Sozial demokratie bereit ist. So wird der weitere Gang der Dinge den Angestellten immer wieder zeigen, daß in ihrem Kampfe gegen das Unternehmertum ihre natürlichen Verbündeten die Arbeiter sein müssen. Und es wird sich immer wieder Herausstellen, daß von allen Parteien nur die Sozialdemokratie ihre Interessen wirk sam vertritt, weil sie die Partei der Besitzlosen, die Partei der lohnarbeitenden Bevölkerung ist, im Gegensatz zu den andern Parteien, die kapitalistische Interessen vertreten.« Stimmen, die gegen diese Auffassung sprechen, wird man in dem ganzen Protokoll vergeblich suchen, vielmehr scheinen alle Delegierten, um uns der Worte eines Diskussions redners zu bedienen, »überzeugt, daß die Entwickelung sowohl auf gewerkschaftlichem wie auf sozialpolitischem Ge biet innerhalb der Gesetzgebung die Angestellten zu der Erkenntnis bringen wird, daß sie nur in Anlehnung an die Arbeiterbewegung ihre Aufgaben erfüllen können, und daß sie in Anlehnung an die Arbeiterbewegung auch ihre Kräfte stärken und ihren Organisationen Lebenskraft geben können.« Was hier von Gewerkschaftlern über gewerkschaftliche Taktik und ihre letzten Ziele gesagt wird, ist längst schon von sozial demokratischer Seite aus betont worden. Wir weisen nur auf das Referat Molkenbuhrs auf dem sozialdemokratischen Parteitag in Jena 1905 hin, in dem er aussührt, daß die Entwickelung der Gewerkschaften nicht von den einzelnen Führern, sondern von den Verhältnissen abhänge, die sich noch immer als stärker er wiesen hätten, zumal die deutschen Gewerkschaften, im Gegensatz zu den englischen, gar nicht in der Lage seien, sich ausschließlich auf das wirtschaftliche Gebiet zurückziehen zu können. Ganz beson ders charakteristisch für das Verhältnis der Gewerkschaften zur Sozialdemokratie sind die Ausführungen Silberschmidts-Berlin auf demselben Parteitag, die wir nach dem Protokoll hier wieder geben, weil sie zeigen, daß die Sozialdemokratie die Dienste der Gewerkschaften als Schrittmacher wohl zu schätzen weiß und sich ihnen zu gelegener Zeit auch erkenntlich zeigt: »über die Neutralität der Gewerkschaften bestehen ja sehr verschie dene Auffassungen, aber über die Sache selbst herrscht auch hier Einig keit, und die Gegensätze, die dabei in den Gewerkschaften bestehen, sind auch innerhalb der Partei vorhanden. Die Zahl der Parteigenossen, die es mit Simon bedauern, daß die Gewerkschaften sich nicht mehr als Nckrutcnschulen sür die Partei betrachten, ist sehr klein geworden. Heute ist die Anschauung maßgebend, daß es zunächst die Aufgabe der Gewerkschaften ist, die Lage der Arbeiter zu verbessern. Nun wird über das Schwinden des sozialistischen Geistes in den Gewerkschaften geklagt. Nehmen Sic doch die Dinge wie sic sind! Haben nicht die Gewerkschaften täglich und stündlich den reinen, puren Klasseiikanipf ge kämpft, haben sic nicht bis ins letzte Dorf den Samen des Sozialismus getragen? lZustimmung.) Welcher Geist herrscht in der Presse namentlich der großen Verbände? Unaus gesetzt wird auch die sozialistische Gedankenwelt propagiert. Einzelne Gewerkschafisblätter mögen hier ober dort mal fehlen oder wegen unzulänglicher Mittel nicht immer gute Artikel bringen, aber das sind Ausnahmen. Und schlagen Sie doch lFortsetzung au? Seite öl.»:!.,
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