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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.09.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-09-04
- Erscheinungsdatum
- 04.09.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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»V 205, 4. September 1913. Redaktioneller Teil. lKortsctzunq zu Seite 8780.) gefunden, und alles beiseite lassen, was der Jahresbericht aus geschlossen hat, obwohl auch eine Kritik — und oft eine recht bedeutungsvolle — in dem liegen kann, was er unberücksichtigt lässt, namentlich wenn es sich dabei um Werke von Klang und Namen handelt. Ihr Fehlen in einem Literari schen Jahresbericht ist um so auffallender, als Werke darin be handelt werden, die nur der Zufall dem Kritiker überliefert haben kann, da sie weder zu den Büchern gehören, von denen man spricht, noch nach dem eigenen Geständnis des Kritikers irgendwelchen Wert haben. Nicht ohne Interesse ist zunächst die Technik dieses Jahres berichts, der in der Weise mit den übrigen kritischen Unterneh men in Verbindnng steht, das; hin und wieder darauf Bezug ge nommen wird, auch wo cs in ganz empfindlicher Weise die Ein heitlichkeit stört. Die Folge davon sind nicht selten Widersprüche, die weder auf die Kritiken, noch auf die Redaktion ein günstiges Licht werfen, zumal sie sich kaum mit der von ihr so oft betonten Unparteilichkeit verteidigen lassen. So heißt es in dem dem Weih nachtskatalog entnommenen Abschnitt »Weltliteratur« — es Han« dcii sich hier immer um die ersten Seiten des letzterschienencn Jahresberichts —: »Spät, doch nicht zu spät werden wir auch den großen Dichtern der Russen gerecht«, und 3 Seiten später: »Aus dem Russischen kommt im allge meinen wenig Gutes«. Von A. b. Trentinis »Comtesse Trala« sagt sein anonymer Kritiker: »das Buch ist schön abgerundet und zeugt von übertretender innerer Fülle«. Seite 29 liest man: »Es i st k ü u st l c r i s ch e r Naturalismus, Figuren vorzuführen, die durch außerkünstlerische Mittel, als da sind: Lescfrüchte aus Philosophen und eigene haus backene Ware interessant gemacht werden müs - s e n. Doch mag man Beatrice Harraden, der Verfasserin des in England vielgclesenen Buches .Schiffe, die nachts sich begeg nen', immerhin zugeben, daß — gesehen vom Wunsch des Lesers aus, Mußestunden in anständiger Weise anszufüllen - sie mit diesem Naturalismus immerhin eine ganz glückliche Hand gehabt hat. Imübrigen spielt der Roman in einem Schwind- suchtsheim, ist .sittenrein' und hat einen verunglückten Schluß«. Geistreich nicht? Da cs damit »immerhin« noch nicht genug ist, so folgt im »»mittelbaren Anschluß daran: »Von den mannig fachen Versuchen, die unerquickliche Zuchthaus-Ballade Wildes bei uns heimisch zu machen, scheint uns der von Schölermann vergleichsweise immerhin der gelungenste zu sein«. Wo dieser großspurige Salbader, der namentlich da recht Possierlich ist, wo er gute Ratschläge erteilt, »immer hin« seiner Sache nicht ganz sicher ist, rechnet er das Buch »w o h l« zum überflüssigen. Eine »Höchstleistung«, um die uns sicher England und Frankreich beneiden werden, sobald sie erst von ihrer Existenz erfahren, ist vor allem das Kapitel »Literaturgeschichte«, dessen Verfasser mit dem Stempel viel zuverlässiger und sicherer umgehen würde, als mit der Feder. Man müßte ganze Seiten obschreibcn, um diesem »ausgezeichneten Fachmann« auch nur einigermaßen gerecht zu werden. Nur ein PaarSätze statt vieler: »Ein kleines .Volksbuch'von Kleists Leben, schrieb Strecker; es ist ihm sicherlich wohlgelungen, jedoch können wir Bedenken gegen diese geistige Pillenernährung der Masse nicht unterdrücken — sie führt Wohl nicht eben zur Vertiefung. Sehr anregend entwickelt B. Schulze aus einer Reihe von bildhaften Leitmotiven eine Theorie von der .lebendi gen Form' der .Penthesilea'; das ganze einseitige, psychologisch gewaltsame Buch ragt durch Scharfsinn und Instinkt immerhin hervor«. Lieb Vaterland, magst ruhig sein, wenn diese Art Kritiker erst ein mal mit dem Dürerbundstempel loswirtschaftet! Einen Haupttrumpf glaubt Herr vr. Avenarius im letzten Kunstwartheft <l. Sept.) ausspielen zu können. Er könne »unbezahlte Mitarbeit« leisten, der Buchhändler müsse »rein geschäftlich arbeiten«. »Das ist der Hauptpunkt.« Daß Herrn 7)r. Avenarius aber in der Hauptsache doch Wohl erst seine Einnahmen als Herausgeber des Kunstworts etc. diese Mög lichkeit bieten — ob er von ihr überhaupt se Gebrauch gemacht hat, ist eine zweite Frage — und daß die Arbeit für den Dürerbund seiner Stellung als Kunstwartheraus geber zugute kommt, weil eins ins andere greift, ver schweigt er ebenso, wie die ihm sicher nicht fremde Tatsache, daß zahlreiche Verleger (und darunter solche mit weit bescheidenerem Einkommen) literarisch wertvolle, aber ertraglose oder gar not leidende Unternehmen nur aus ideellen Gründen fortführen. »Un bezahlte« Arbeit macht sich immer bezahlt, wenn sie parallel mit der bezahlten geht und eine die andere stützt und trägt. Man muß schon zu einem geschäftlich unerfahrenen Publikum sprechen, dem die Zusammenhänge nicht vertraut sind, um Glauben für eine Uneigennützigkeit zu finden, die bei näherem Zusehen alle Merk male einer wohldurchdachten und -berechneten Geschäftspolitik trägt. Er braucht den Dürerbund, wie der Dürerbund ihn braucht. Wenn wir die Bemerkung, daß derselbe Ungenannte, dem die Kunstwartstiftung ihr Dasein verdankt, vr. Avenarius auch ein Kapital von 80 000 «kk »allerdings zu seiner persönlichen Verfügung« für die Zwecke des Dürerbundes überwiesen habe, richtig verstehen, so muß schon aus diesem Grunde der Dllrerbund ein erhebliches Interesse an seiner Wiederwahl zum Vorsitzenden haben. Es ist daher nicht recht ersichtlich, warum Herr vr. Avenarius ein solches Wesen davon macht, daß ihn der Gesamtvorstand ein stimmig wieder in den Arbeitsausschuß gewählt habe, schon des wegen nicht, weil diese Angelegenheit — den Dürerbund aus genommen — keinen Menschen etwas angeht. Wir möchten uns nur dagegen zu schützen suchen, daß Herr vr. Avenarius immer so tut, als ob seine Sache auch zugleich die Sache der Allgemeinheit wäre, so daß jeder einen Ver rat am deutschen Volke begehe, der nicht so will, wie er will. Schützen auch dagegen, daß durch seine Darstel lung des Streitfalles der Eindruck hervorgerufen wird, als fehle es dem im Börsenverein organisierten Buchhandel an dem guten Willen, sich am Kampfe gegen die Schundliteratur zu beteiligen, wenn wirklich gangbare Wege dazu gezeigt wer den. Der Weg, auf dem diese Mittelstelle liegt, ist aber leider nicht gangbar, sondern ein Holzweg, und die Hauptschuld des neuen Pfadfinders liegt gerade darin, daß er seinen Irrtum nicht ein- sehen will. Lange che der Dürerbund das Panier gegen die Schmutzliteratur entrollte, haben deutsche Buchhändler im Kampfe gegen die unzüchtige Literatur gestanden, und wie ehe mals ist auch heute noch der Vorstand des Börsenvereins in engster Fühlung mit den Kreisen, von denen man eine wirksame Hilfe gegen die nnsittliche Literatur erwartet. Unternehmen wie Reclams Universalbibliothek, Meyers Volksbücher, Hendel, Hesse und zahlreiche andere volkstümliche Bibliotheken, die keines Stempels bedürfen, um als gut angesehen zu werden, sind zu einer Zeit entstanden und mit Hilfe des Sortimentsbuchhandels durchgedrungeu, als der Kampf gegen die Schundliteratur noch nicht zu einem Schlagworte erhoben war. Was in aller Welt soll nun das Gerede: »Stiftet unter Verzicht auf Kapital und Zin sen und ohne Angeln nach Orden, Titeln und Privatgeschäften end lich einmal reichlich sickernde Summen, arbeitet ganz oder zur Hälfte eurer Arbeitskraft ohne Entschädigung, gründet oder, wenn das nicht geht, entwickelt aus den Bedürfnissen der Zeit Zeitschriften mit bestimmtem Wollen, wie der Kunstwart eine ist, verwirklicht über die Zeitschrift hinaus von dein, was sic fordert, so viel ihr könnt, verbindet euch zu neuen Ver bänden, die der Kulturpflege nach eurer Auffassung dann besser entsprechen, und nochmals arbeitet bei all dem, drittmals: arbeitet!« Als ob nicht jedes Jahr Dutzende von Zeitschriften »mit bestimmtem Wollen« an die Öffentlichkeit träten, für die der Verleger sich mit seiner Person und seinem Kapital einsetzt, täg lich nicht Tausende von Buchhändlern im Interesse irgendeiner Sache arbeiteten, die sie für gut und richtig erkannt haben, ohne dafür mehr zu beanspruchen als das bißchen Leibesnahrung und -Notdurft. Wie viele Hoffnungen liegen gerade in Zeitschriften- untcrnehmcn »mit bestimmtem Wollen« begraben und wie viele Verleger sind still vom Schauplatz abgetreten, nachdem der letzte Hundertmarkschein seinen Vorgängern gefolgt war! Sie haben es auch an Arbeit nicht fehlen lassen und vielleicht nur de» Vorwurf verdient, daß sie es nicht so verstanden, sich in Szene zu setzen,
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