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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.10.1913
- Strukturtyp
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- 1913-10-07
- Erscheinungsdatum
- 07.10.1913
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- Deutsch
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10282 «rl,n!l»u 1 d. Dtlchn. Vuchh-Nd-I. Redaktioneller Teil. ^ 233, 7. Oktober 1013. die Kauflust geblieben sind, so läßt sich kaum leugnen, daß der verflossene Kunstsommer für die Künstlerschaft gar nicht so trost los gewesen sein dürfte, wie zu befürchten war. Fast möchte man sagen, die Umsätze der Kunstausstellungen waren überraschend gut, so daß sich die Frage aufdrängt, ob nicht der reguläre Kunst handel darunter leiden, und sich als Rückschlag eine schlechte Saison für ihn einstellen wird. Das Gefühl, ein Bild aus der oder jener Ausstellung gekauft und damit gewissermaßen einen Qualitätsstcmpel in die Hand bekommen zu haben, mag für die bevorzugte Klasse der Bilderlicbhaber Wohl etwas Verlockendes haben und ihrer Eitelkeit mehr schmeicheln, als wenn man es in einem Kunstgeschäft oder Salon kauft. Freilich soll man nicht allzu schwarz sehen, und der Tüchtigkeit des Kunsthandels wird es überlassen bleiben, sich trotz dieser fühlbaren Konkurrenz zu behaupten. Interessant ist es übrigens, zu hören, wie sich die Berliner Kunsthandelsverhältnisse in den Augen der Wirtschaftlichen Ver einigung der Künstler ausnchmen, und mindestens ebenso interes sant wäre es, sie einmal von der anderen Seite nachprüfen zu lassen. Wie aus der »Werkstatt der Kunst«, Heft 43, zu ersehen ist, verzeichnet das Berliner Adreßbuch von 1012 150 Geschäfte als Kunsthandlungen, über die von der dazu berufenen Kommission planmäßig nachgeforscht wurde. Für die Zwecke dieser Enqueie kamen nicht alle 150 in Betracht. Es schieden aus 19 Geschäfte, die nur Handel mit Reproduktionen betreiben, 0 Kunstverlagsanstalten 5 Antiquitätenhandlungen, die nur gelegentlich alte Bilder ver kaufen, und 5 Geschäfte, die lediglich sogenannte »Alte Meister« führen. 32 der im Adreßbuch 1012 als Kunsthandlungen geführ ten Firmen waren im März 1913 nicht mehr auffindbar, 8 da von waren in Konkurs geraten, von den 24 anderen war über haupt nichts zu ermitteln, ob sie noch existieren oder verdorben und gestorben sind. Erfahrungsgemäß, so heißt es in der W. d. K. weiter, tauchen in Berlin alljährlich, besonders in der Winters zeit und speziell vor Weihnachten, eine ganze Reihe sogenannter Kunstladen auf, die kein langes Leben haben, aber Unheil genug anrichten. Es handelt sich um Glücksritter im Kunsthandel niedrigster Sorte und um die Ausstellungen von tatsächlich vor handenen Kitschfabriken, die vor Weihnachten in eigens dazu gemieteten Läden ihre Machwerke vorsetzen. Aber auch über das, was nach Abzug der verschwundenen und sonst auszuschal tenden Kunsthandlungen verbleibt, weiß die Statistik nichts Er hebendes zu berichten, und wenn das verehrliche Publikum das liest, dann mag es vom Berliner Kunsthandel keine gute Vorstel lung bekommen. Selbstverständlich betreffen diese Nachforschun gen in erster Linie die Gemäldehandlungen, denn die Kunstsorti menter werden von den Künstlern für nicht so wichtig erachtet. Aber auch sie sind heute mehr als je bis zu einem gewissen Grade am Originalkunsthandel beteiligt, sei es durch den gelegentlichen Verkauf von Gemälden oder aber durch die immer zahlreicher werdenden ständigen Abteilungen für Graphik, die für den Kunst sortimenter von heute doch eine sehr wichtige Rolle spielen und für die andererseits auch der Künstler den Kunsthändler sehr gern als Vermittler begrüßt und benutzt. Selbstverständlich braucht man die Feststellungen der Künstlerkommission nicht allzu tragisch zu nehmen. Daß der sogenannte Auch-Kunsthandel vielfach durch die Künstler selbst gefördert wird, die eben zu Pontius und Pila tus laufen, um ihre Sachen los zu werden, wollen wir uns nicht verschweigen, und daß mancher Möbelhändler nicht als Kunsthändler figurieren könnte, wenn er die Bilder nicht ins Haus getragen bekäme, auch nicht. So muß in der Tat der äußerlich wenig schöne Stand des Berliner Kunsthandels als ein Produtt der Verhältnisse angesehen werden, auf den man letzten Endes genau so wie auf den Staat, das Wort anwenden könnte, daß Berlin den Kunsthandel hat, den es verdient. Gleichwohl wäre eine Gesundung der Zustände nur zu wünschen, und niemand würde sie mehr begrüßen als der reguläre, anständige Kunst handel und insonderheit seine organisierte Vertretung, die Deut sche Kunsthändler-Gilde. Daß übrigens die Gilde kürzlich in der Zeitschrift »Der Kunsthandel« als Einkaufstrust hingestellt wurde, scheint wohl auf einer völligen Unkenntnis des betreffenden Re ferenten über den wirklichen Charakter eines Trustes einerseits und den der deutschen Kunsthändler-Gilde andererseits zu be- ruhen. Ehe man solche Dinge niederschreibt, ist es immerhin empfehlenswert, sich über das Wesen einer Sache genau zu orien tieren, und dazu sind in erster Linie die Statuten der Deutschen Kunsthändler-Gilde geeignet. Hier ist in ß 1 ganz genau ausge drückt, was die Gilde will und bezweckt. Auch haben sich alle bis herigen Maßnahmen im Sinne dieses Zweckes bewegt und wer den sich auch weiterhin in diesem bewegen. Dies zur Vorbeu gung von Mißverständnissen über den Charakter der Gilde. Als typische Beispiele, wie sehr sich der Kunsthandcl in den Händen einzelner, vom Glück bevorzugter Menschen lohnt, hat man gerade in den letzten Jahren Wunderdinge hören können, die manchen Kunsthändler, der sein ganzes Leben und seine freu dige Hingabe für seinen Beruf einsetzte, ohne viel mehr zu errei chen als gerade sein dürftiges Auskommen, mit einigem Neid erfüllen mutzten. Die Pariser Händler Sedelmeyer, Durand- Ruel, Kleinberger u. a., wie auch ihre nicht minder berühmten englischen Kollegen haben glückliche Zeiten hinter sich. Der Han del mit alten Meistern hatte einen Höhepunkt erreicht, wie er nie wieder eintreten wird, und wenn auch heute hie und da noch ein mal ein glänzendes Riesengeschäft die Welt in Staunen versetzt, in dem Maße wie ehedem dürfte der Markt der hohen Kunst kaum wieder florieren. Deutschland hat an all dem nur einen beschei denen Anteil gehabt, denn wenn auch manche der Händler deut scher Abstammung sind, so haben sich doch ihre eigentliche Tätig keit und ihre Erfolge im Auslande abgespielt. Der deutsche Kunsthändler ist mehr auf die moderne Kunst eingestellt und darf sich auf diesem Gebiete auch besonderer Verdienste rühmen. Wie viel sich im Laufe von wenigen Jahren mit einer glücklich gelun genen Spekulation auf die moderne Kunst erreichen läßt, das beweist in ziemlich einzigdastehender Weise der Münchner Kunst händler Brackl. In schnell zurückgelegten Etappen hat sich die Entwicklung des ehemaligen Sängers und Theaterdirettors zu einem der angesehensten Kunsthändler Münchens vollzogen, und wer heute feinen von Gabriel von Seidl erbauten Kunstpalast in der Lessingftraße betritt, mag dies wohl mit dem Gefühl tun, daß der Kunsthandel noch gar nicht das schlechteste Geschäft ist. Einen guten Einblick in diese mit allem Raffinement ausgestattete mo derne Kunsthandlung geben die Abbildungen im Septemberheft der »Kunst« (F. Bruckmann, München), die damit ihren 14. Jahr gang abschließt. Auch sonst ist der Inhalt des Heftes dieser vor nehmen deutschen Kunstzeitschrift wieder sehr interessant, und man wird mit gleichem Vergnügen sich über die Architektur auf der Breslauer Jahrhundertaussiellung orientieren, ohne sie durch weg schön finden zu müssen, wie sich über den mit prächtigen Ausnahmen geschmückten Artikel über das Haus Polich- Stadler auf der Leipziger Baufachausstellung freuen, der einen eindrucksvollen Begriff davon gibt, welch hohes künst lerisches Niveau unsere moderne Innenarchitektur erreicht hat. Leider sind die Klagen der Kunsthändler, daß die Architekten für Wandschmuck gar keinen Platz mehr lassen oder doch herzlich wenig, auch hier berechtigt. Wenn auch beim Eigenhaus sich der Wille des Architekten immer mit dem des Bauherrn decken wird, beim Mietshaus, das den Bedürfnissen der breitesten Masse zu dienen hat, könnte man ruhig wieder ein wenig mehr darauf Rücksicht nehmen, welch schöne und feierliche Wirkung große Kunstblätter im eigenen Heim haben. Hierzu aber gehören große Wände, und da diese vielfach nicht vorhanden sind, erklärt es sich, daß der Absatz großer Blät ter, die bekanntlich den Stolz jedes Kunstverlcgers und Sortimen ters bilden, gegen früher wesentlich zurückbleibt. Wie jedoch die Koffer der Kunstverleger beweisen, ist der ver legerische Untenrehmergeist noch immer ein bewundernswert leb hafter. Auf allen Gebieten werden große schöne und teure Blät ter herausgegeben; mit heiligem Eifer sind die Verleger an den Eröffnungstagen der großen Ausstellungen hinter dem her ge wesen, was sie an guten und verlegerisch aussichtsreichen Unter nehmen bringen, so daß, wenn der Herbst kommt, die Scheuern ge füllt sind. Genrebild und Landschaft, vor allem die letztere, werden mit Unermüdlichkeit gepflegt, neue Künstler werden ans Licht gezogen, neue Techniken erprobt, kurz, es herrscht noch immer ein frischer unternehmungslustiger Geist. Nun liegt's an den Sor- timentern. Sie sollen kaufen und verkaufen, sollen die Schau fenster, die meist viel zu klein sind, mit Novitäten füllen, und doch sKortsepung ans Seite 1031«.!
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