239, 14. Oktober 1913. Künftig erscheinende Bücher. ^Verlag /uvErteer-atur^ und Kunst !H Nur hier angezcigt! Im Oktober wird erscheinen Katarina Botsky Sommer und Herbst Zwei Lebensalter Roman Umschlagzeichnung von Karl Walser. Geheftet 3 Mark 50 Pf., gebunden 4 Mark 50 Pf. Noch selten ist ein neues Talent mit so aufrichtiger Freude, doch ohne leicht abblätterndem Cnhusiasmuß, begrüßt worden wie Katarina Botsky, als vor zwei Jahren ihr kleiner Roman «Der Trinker" erschien. Entspricht ihr neues Buch den damals ausgesprochenen Erwartungen, ist es ein Fortschritt, eine Erfüllung? Wer dieses fast geschehnisarme, aber von innerer Be wegtheit reich rhythmisierte Buch gelesen hat, kann darüber nicht zweifeln. Es ist das Hohelied der Einsamkeit und Resig nation. Schicksal und Selbstbestimmung schaffen der interessanten, achtungsvoll sympathischen Heldin des Buches aus Ab geschlossenheit und Verzicht ein starkes eigenes Leben, nicht ohne Versuchung und Stürme, voll von starkem Willen, Sehnsucht, Erringen und endlicher schöner Klarheit. Entfernt von allem Lehrhaften, hat dieses Buch voll herber Reife doch die be zwingende Größe eines vorgelcbten edlen Daseins, es stärkt und bestärkt, es läutert und ermuntert. Ein neuer Ton klingt voll aus diesem Roman, den man mit neuen Hoffnungen auf das spätere Schaffen vernimmt, wie man sich an der aus dem „Trinker" bekannten Kunst seelisch durchleuchteter Realistik erfreut. So ist ein neuer markanter Zug in das Bild der Katarina Botsky gekommen, die man jetzt mehr als ehedem als das wohl stärkste Talent unserer lebenden Schriftstellerinnen anerkennen wird. Früher ist erschienen ^ Der Trinker Roman Geheftet 2 Mark, gebunden Z Mark Berliner Börsen-Courier: Mit einer suggestiven Kraft, die ungeheuer auffällt, und die den Leser sofort in Bann schlägt, sind hier die Menschen hingestellt, und obzwar es nur Idioten und Alkoholiker sind, die wir kennen lernen, macht doch dieser Roman einen geradezu erschütternden Eindruck. Cs liegt eine gewaltige Tragik darin, zu sehen, wie ein junger, schöner, kraftstrotzender Mensch rettungslos dem Trünke verfallen ist, und wie er, der alle Menschen haßt, weil er kein rechtes Verhältnis zu ihnen findet, das Herz an einen Ziegcnbock hängt, einen Spatzen und an irgend ein anderes Tier. Nur Tiere und Idioten liebten ihn, als empfänden sie mittels ihres Instinktes, daß John der Trinker durch seine allmähliche Vertierung und Verblödung mehr zu ihnen gehöre als zu den Menschen. Dieses Verhältnis Johns zu seinem Zicgcnbock ist mit einer Feinheit und psychologischen Tiefe dargestellt, die mich an die besten Russen, ja in einzelnen Nttancen an Dostojewski erinnert. Die Verfasserin darf versichert sein, daß der Leser, der diese kleine Seelenstudie von ihr gelesen hat, ihren Namen nie wieder vergessen kann und gern zu ihren künftigen Büchern greifen wird. Bezugsbedingungen: i. R. mit bar mit ZZ>4^>, Partie 7/6 Albert Langen, München Bürseublutt de» Deutsche» Bucht«,»«!. 1LSL