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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.10.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-10-14
- Erscheinungsdatum
- 14.10.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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IÜ638 vsu-»n»tt ,, d, Dtscha, r»l«h-I>d-I, Redaktioneller Teil. ,-lr 239, 14, Oktober 1913. so bedeutenden Unternehmen wußte, Sie zu dem Werk beglück wünschen zu dürfen, und ich freue mich heute, Ihnen auch die Glückwünsche der hier versammelten Kollegen aussprechcn zu können. Die in unserem Krcirverein zusammengeschlossenen oft« und westpreußischen Berufsgcnossen sind voll des Dankes für Ihre unserer Organisation geleistete Arbeit, dessen dürfen Sie sich versichert halten! Wenn wir trotzdem hier oder dort und vielleicht auch ge legentlich der heutigen Versammlung Kritik üben an Maßnahmen des Börsenvereins, Wünsche Vorbringen und Verbesserungsvor schläge zu machen uns erlauben, so wissen wir, daß Sie solche Aussprache nicht persönlich auffassen, vielmehr überzeugt sind, daß wir uns lediglich von dem Wunsch leiten lassen, dem Ganzen zu dienen. In unserem Verein, der fast ausschließlich Sortimenter zu seinen Mitgliedern zählt, dringen Klagen und Wünsche lauter her vor als anderswo, nicht nur deshalb, weil wir im Gegensatz zu andern Vereinen des Reiches Sortimenter unter uns sind, son dern weil wir im fernen Osten in besonders schwerem Wirtschafts- kainpf stehen. Die Mitglieder unserer Vereins sind übereinstim mend der Ansicht, daß sie ihrem Vaterland am besten dienen, wenn sie sich bemühen, dem Staat gute Steuerzahler zu sein. Leider aber steht Wunsch und Wirklichkeit noch in einem schreienden Mißverhältnis, Erlauben Sie mir daher, daß ich Sie bitte, sich unserer Schmerzen und Wünsche, die alle nicht un erfüllbar sind, auch in Zukunft mit rechter Liebe anzunehmen und, wenn es nicht anders geht, die breiteste Öffentlichkeit in Anspruch zu nehmen, damit auch die Volksvertretung, der die Not unseres Berufes nicht ausreichend bekannt ist, sich mitbemüht, den Niedergang eines Standes auszuhalten, dessen Gesamtheit, wie Se, Exzellenz der Herr Kultusminister s. Zt. ausgeführt hat, »bei jeder Gelegenheit zu der Durchführung nationaler Aufgaben seine opferwillige Gesinnung betätigt« und dessen Sortimenter stand, wie Sie in einer amtlichen Eingabe unlängst und sicher nicht erfolglos betonten, sich von jeher als einer der besten Ver treter des deutschen Mittelstandes, als eine zuverlässige Stütze von Staat und Thron und als selbstloser Förderer ihrer Be strebungen erwiesen hat. Auch dafür lassen Sie uns Ihnen unfern Dank sagen. So heiße ich Sie, der Sie die engste Fühlung mit den Kreis vereinen zu halten zur besonderen Aufgabe des Börsenbereins gemacht haben, in unserer Mitte herzlich willkommen! Alsdann begrüße ich die unter uns weilenden Gäste, begrüße die beiden weiblichen Mitglieder des Vereins, die in unserm Beruf ihre Selbständigkeit gefunden haben, und begrüße endlich Sie alle, meine Herren Kollegen, deren verhältnismäßig große Zahl ich leider als ein Zeichen dafür ansehen muß, daß Sie die Mißstände im Beruf immer nachdrücklicher empfinden und die zum Teil Ms- und mehrstündige Reisen machten, um zu hören, ob nicht wirksamere Maßnahmen als bisher zur Abstellung der Mißstände möglich sind. Komme ich damit zum eigentlichen Jahresbericht des Vorstandes, so will ich im Interesse der beiden wichtigen auf der Tagesordnung stehenden Referate mich nicht allzu lang fassen. Meine geehrten Damen und Herren! Wenn ich in meinem vorjährigen, in Vertretung des Vorsitzenden abgegebenen Jahres bericht betonte, daß sich die Existenzbedingungen der Sortiments buchhandlungen dauernd verschlechterten, so hat auch der Ver lauf des letzten Vereinsjahres die Richtigkeit meiner Behauptung bestätigt. Der Betrieb einer gut geleiteten und gut gehenden Sortimentsbuchhandlung ermöglicht im Gegensatz zu andern Bran chen, bei ungleich höheren Anforderungen an Kraft und Wissen des Inhabers, nur noch in Ausnahmcsällen Gewinne, die eine bescheidene Altersversorgung erhoffen lassen. Wo nicht die Kollegen in der Erkenntnis, daß des Buchhandels Erträgnisse sie nicht vorwärts kommen lassen, sich andern Branchen zugewandt haben, oder wo nicht der Schnitter Tod frühzeitig Ernte ge halten, da sehen wir denn fast überall die Kollegen bis in das biblische Alter hinein hinter dem Ladentisch sich mühen und quälen, Leiter auf und Leiter ab, Fibeln und Kirchenlieder ver kaufen, Das sind wahrlich keine rosigen Aussichten für Leute, die, von Idealismus getragen, sich dem Buchhandel zuwandten in der sicheren Zuversicht, nach jahrzehntelanger fleißiger Arbeit sich einen einigermaßen sorglosen Lebensabend schassen zu können. In diesem Jahr haben wir die neue Last der Angestell- ten-Versicherung übernommen in dem sicheren Bewußt sein, daß wir unfern an sich schon schmalen Gewinn in Zukunft um die Summe dieser Spesen kürzen müssen, da die eigenartigen Verhältnisse im Sortimentsbuchhandel es verhindern, diese neuen Spesen auf den Konsumenten abzuwälzen, wie es jedes andere kaufmännische Geschäft lut und es auch tun mutz. Der Leipziger Zwischenhandel, der skrupellos alles, was irgendwie und irgendwo eine Verkaufsstelle besitzt, zum Buchhändler zu machen strebt, hat eine für das Sortiment geradezu ruinöse Entwick lung genommen. Der Verlegerverein, der sein Arbeitsgebiet über den ursprünglichen Kreis seiner Ausgaben wesentlich erwei tern sollte, verharrt in nicht recht begreiflicher Verkennung der Gefahr, die aus dieser Entwicklung seinen eigenen Mitgliedern droht. Die von ihm in dieser Angelegenheit veranstaltete Um frage hat jedenfalls zu irgendwelchen Maßnahmen für den Schutz des Sortiments nicht geführt, und derMangel eines Gegen gewichts, nämlich einer reinen Sortimenterver tretung, die ihre Mitglieder geschlossen hinter sich weiß, hat sich auch hier offen gezeigt, denn es darf als erwiesen angesehen werden, daß der wissenschaftliche und der Schulbücherverlag ohne den Grossobuchhandel und ohne Auchbuchhändler auskommen können. Ohne Einwirkungen unsererseits aber wird jener eben genannte Teil des Verlages aus sich selbst heraus aus die Ver bindungen mit dem Grossohandel nicht verzichten, da müßte ein Druck ausgeübt werden, und niemand anders wird das mit siche rerem Erfolge tun können als ein fest geschlossener, großer deut scher Sortimenterverein, Daran, daß dieser noch nicht da ist, ist aber niemand anders schuld, als das Sortiment selbst, denn unter jenen Kollegen, die berufen sind, eine solche Gründung vor zunehmen, herrscht nach den verschiedenen mißglückten Versuchen eine gewisse Müdigkeit und, was weit schlimmer ist: das Be wußtsein, daß es weiten Kreisen der Berussgenossen an ge nügend entwickeltem Solidaritätsgesühl und an der Erkenntnis fehlt, daß sie geschlossen ein sehr beachtlicher Machtsaktor sind. So bedauerlich es ist, es muß nun einmal ausgesprochen werden: um jene abseitsstehenden Gleichgültigen zu finden, brauchen Sie, meine geehrten Kollegen, gar nicht weit zu gehen, auch in unserem Kreis gibt es davon eine ganze Zahl, denen es noch an der Ein sicht fehlt, daß die von Jahr zu Jahr schwieriger werdenden Ver hältnisse es jedem Handeltreibenden zur u n a b w e i s l i ch e n Pflicht machen, sich dem sein Gewerbe vertretenden und schü tzenden Verein möglichst eng anzuschließen. Da ich die Schuld daran nicht mangelndem Weitblick zuschieben will und mag, muß ich annehmen, daß eine drückende Fülle der auf jenen Kollegen lastenden Berufsarbeit sie bisher noch nicht dazu hat kommen lassen, von unfern eigenen Gehilfen und von der Arbeiter schaft zu lernen, die wir alle bereit finden, verhältnismäßig sehr große Beiträge an ihre Interessenvertretung abzuführen. So lange die Zahl der Kollegen sich nicht erheblich vermindert, die, weil sie soundsovielen Vereinen ihrer Sladt bereits angehören, nicht mehr den Beitrag für ihren Berufsverein aufbringen zu können glauben, solange werden wir auf die erwünschte Sorti mentervertretung noch warten müssen, denn, meine Herren Kol legen, Sic wissen es alle, jede Vereinsarbeit, wenn sie Erfolg haben soll, fordert Geld und wiederum Geld und daher auch eine große Zahl opferwilliger Mitglieder, die sich's zur Norm gemacht haben: Von allenVeretnen stehtmir die Berufsvertretung am nach st en! Lassen Sie mich, da ich nun einmal bei einer Abschweifung bin, gleich noch hinzu fügen, daß es aber mit zahlenden Mitgliedern allein nicht getan ist, sondern daß in demselben Matze auch Arbeitswillige von nöten sind. Auch in der Beziehung kann ich es nicht unter lassen, aus meinen Erfahrungen zu erzählen und darauf hinzu weisen, daß unser Verbandsvorsitzender, unser alter lieber Prager nur zu recht hat, wenn er sagte, als ich ihn neulich in seinem Kon tor wegen der großen Arbeitslast bedauerte, der er sich in so hohen Jahren durch seine Vereinstätigkeit unterzieht: »Ja, mein Lieber, die Arbeit muß doch nun einmal gemacht werden, und Sie wissen selbst, daß es leider nur wenige gibt, die sie zu leisten bereit sind.«
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