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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-01
- Erscheinungsdatum
- 01.11.1913
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19131101
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191311010
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,4/ 254, 1. November 1913. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. 11623 i Fortsetzung zu Lette 11562 , selbst! Schon taten es einige (in »Das Buch des Jahres . . .«.), aber alle müssen sie es tun, alle, denendasBuchnichtWareist,sonderndieQuint- essenz dessen, was war, und dessen, was ist. II. Es ist im Börsenblatt oft und bitter über die Bücherdettelei jener Leute gesprochen worden, die sich mit dem Zauberwörtchen »Zur Besprechung« eine Freibibliothek schaffen wollen. Man ist mit radikalen Mitteln und biederen Borschlägen vor das Forum getreten, man hat prozentualiter nachgewiesen, wieviel ein großer Verlag auf diese Weise verschenken kann, — und man ist schließ lich auch dabei auf das bewußte Kind hinausgekommen, das im Bade sitzt. Auffallend wenig ist dagegen von dem Unwesen der Kritik an sich die Rede gewesen, oder, um es präziser auszu drücken: von dem Unwesen der Waschzettel und der Anonymität. Das eine wie das andere droht aber heute so auszuarten, daß ich meinem Artikel auch hierüber noch eine kurze Betrachtung anschließen möchte. Waschzettel sind ja in erster Linie dazu da, die Bequemlich keit und den Sparsamkeitssinn der Presse zu fördern. Wenn auch vor gar nicht langer Zeit hier im Börsenblatt nachgewiesen wurde, daß die Druckkosten eines Waschzettels in den meisten Fällen den Geldwert des Buches bei weitem übersteigen, so ändert das nichts an der Tatsache, daß die Zeitungen ihre Spalten honorarfrei füllen können und Herrn Lehmann aus Pinne oder sonstwem weismachen, wie sehr es ihnen um Kunst und Wissen schaft zu tun ist. Das fettgedruckte Wörtchen »Literatur« ist ja ein so herrliches Aushängeschild für sinnloses Geschwätz, und es klingt so füllend, wirkt so umfassend, wenn der ködernde Zeitungs prospekt neben der Rubrik »Sport« auch die Rubrik »Literatur« aufweisen kann. Wie es so zugeht, wir wissen es ja alle, aber sehr kennzeich nend brachte die »Bücherschau« (im 4. Heft 1911) die Geschichte von dem Zeitungskommerzienrat, der jährlich Tausende und Aber tausende Mark für Berichterstattung ausgibt, der Spezialkorrespon denten ausschickt, wenn hinten weit in der Türkei . . . usw., 50 000^( jährlich für Flugpreise stiftet — aber nie und nimmer auch nur weniges für Bücher bewilligt, die der Herr Doktor, der die »Sache« unter sich hat, zur Rezension geeignet hält. Nebenbei gibt es einen Doktor mit solchem Ansinnen gar nicht — fügt die Bücherschau gleich hinzu. Alles Waschzettel, alles, alles, alles .... und dazwischen mal ein paar blinde Perlen: eigene Besprechungen, die ihr Rückgrat auch in den Waschzetteln haben. Das ist so die Durchschnittspresse, die die Literatur für Pinne und seine deutsche Umgebung »macht«. Also Waschzettel sind eine Macht. Jedes Blättchen druckt sie prompt ab und gibt gewissenlos seinen Lesern ein Urteil. Der Verleger freut sich natürlich, sein Buch in fünfhundert Blättern auffallend und billig annonciert zu sehen —, aber ist es denn nötig, auch diese versteckte Anpreisung in hochtönende Worte zu kleiden?Genügt es nicht, eine streng sachlicheJ nhaltsangabe zu geben und sich jedes Urteils zu enthalten? Ich meine, esge - nügt nicht nur, es ist sogar rein kaufmännisch viel wirksamer. Denn gibt man den Inhalt eines Buches in knapper, aber inter essanter Form wieder, so wird der Zeitungsleser am Kaffeetisch diese Notiz genau mit demselben Interesse vornehmen wie eine Notiz im Kunterbunt der Vermischten Nachrichten; kommt man dagegen mit Lobhudeleien oder nichtssagendem Wortschwall, so verzichtet er von vornherein darauf. Die Ansicht, daß jemand, der den Inhalt eines Buches kurz wiedergegeben findet, das Buch nicht kauft, weil er es ja nun kenne, gehört in das Reich der Fabel. Gerade das Gegenteil ist m. E. der Fall: die Inhalts angabe wird manchen für das Buch interessieren, in ihm den Wunsch regen, über das Thema ausführlich zu lesen; zudem kann man sich oft genug aus dem nackten Titel gar kein Bild über die Tendenz des Buches machen, wobei auch schöngefärbte Worte wie »anerkannter Autor« usw. ganz anhaltlos bleiben. Wenn Eugen Diederichs sagt: Zeitungskritiken, für wen sind sie noch maßgebend?, so weist er auf den indirekten Schaden dieser Waschzettel hin, nämlich den, daß das Publikum die echte Kritik mißachtet oder doch unbeachtet läßt, weil es sich ja schließlich nicht mehr herausfinden kann, wenn e i n Buch als ebenso wert voll rezensiert wird wie das andere. Dazu haben heutzutage noch manche Kritiker die Manier, sich ständig hinter den Deckmantel der Anonymität oder Pseudonymität zu stellen, um ja nicht dem Publikum oder dem Verleger Rechenschaft schuldig zu sein. Gele gentlich mag das angehen, auch vollauf berechtigt sein, wenn es der Objektivität willen geschieht. Aber im wesentlichen wird man auch heute noch Schopenhauer beipflichten müssen, der einmal schrieb: »Sieht nicht jeder, der kein Neuling ist, so bald er ein Buch stark gelobt oder sehr getadelt findet, fast mechanisch zurück nach der Ver legerfirma? . . . Vor allen Dingen müßte daher jenes Schild aller literarischen Schurkerei, die Anonymität, dabei wegfallen. In Literaturzeitungen hat zu ihrer Einführung der Vorwand gedient, daß sie den redlichen Rezensenten, den Warner des Publikums, schützen sollte gegen den Groll des Autors und seiner Gönner. Allein, gegen einen Fall dieser Art werden hun dert sein, wo sie bloß dient, den, der, was er sagt, nicht vertreten kann, aller Verantwortlichkeit zu entziehen, oder wohl gar die Schande dessen zu verhüllen, der feil und niederträchtig genug ist, für ein Trinkgeld vom Verleger dem Publikum ein schlechtes Buch anzupreisen. Oft auch dient sie bloß, die Obskurität, In kompetenz und Unbedeutsamkeit des Urteilenden zu bedecken. Es ist unglaublich, welche Frechheit sich der Burschen bemächtigt und vor welchen literarischen Gaunereien sie nicht zurückbeben, wann sie unter dem Schatten der Anonymität sich sicher wissen.« Meine Mitteilungen. Vermittlungsstelle für den Buchvcrlag und Zentral - Lektorat Deutscher Verleger. — Unter diesem hochklingenden Namen hat sich in Berlin ein Unternehmen gebildet, das sich die Aufgabe gestellt hat, die Manuskriptangebote zu zentralisieren und durch deren Vorprüfung und Zuweisung an sich dafür interessierende Verleger sowohl den Schriftstellern als auch den Verlegern das gegenseitige Suchen und Finden zu erleichtern. Die dem Unternehmen zugrunde liegende Idee wird man schon deswegen gelten lassen können, weil sie bei zweck mäßiger Durchführung Neulingen hüben und drüben gute Dienste leisten könnte, besonders jungen Schriftstellern, die bereits Er fahrungen auf der Suche nach einem Verleger gemacht haben und dadurch einigermaßen von der Meinung abgekommen sind, daß man nur auf ihre Werke gewartet habe. Aber auch dem Verleger, der heute mehr als je die Literatur »macht« und beeinflußt, könnte eine solche Vermittlungsstelle nützen, wenn sie ihm durch zweckmäßige Charakterisierung die Möglichkeit einer ungefähren Beurteilung eines Manuskripts hinsichtlich seiner Eignung für die Aufnahme in seinen Verlag gäbe. Denn wenn er auch dadurch der eignen Nachprüfung des Manuskripts nicht enthoben ivird, so scheiden doch von vornherein alle diejenigen Angebote aus, die aus Gründen der Stoffwahl, des Um fangs und dergl. für ihn nicht in Frage kommen. Alles würde natürlich davon abhängen, ob und inwieweit eine solche Vermittlungsstelle be reit und in der Lage ist, produktive Arbeit auf dem Gebiete der Auslese zu leisten und einer besseren Organisation der werdenden Literatur dadurch die Wege zu ebnen, daß sie der schlechten oder minderwertigen Produktion ebenso rücksichtslos den Weg versperrt, wie sie der guten zum Durchbruch verhilft. Bisher sind die meisten Unternehmungen dieser Art daran gescheitert, daß sie, im Dienste einer bestimmten Schriftstellergruppe oder eines Vereins stehend, ihre Aufgabe in der ausschließlichen und dazu noch falsch verstandenen Wahrnehmung der Interessen ihrer Auftraggeber erblickten, ohne Rücksicht darauf, ob da mit auch dem Interesse des Verlegers gedient war. Um sich die Pro vision nicht entgehen zu lassen, wurden wähl- und quallos alle Ma nuskripte in Sen Vertrieb etnbezogen, also auch solche, deren Unzuläng lichkeit leicht hätte erkannt werden können, wenn man überhaupt die Absicht gehabt hätte, auch die verlcgerischen Interessen mit zu berück sichtigen. Das Zentral - Lektorat Deutscher Verleger tritt nun mit dem Ansprüche auf, gerade dieser Kehrseite der Medaille seine Aufmerk samkeit zuzuwenden, da nicht ohne weiteres angenommen werden kann, daß die Namen der Schriftsteller, die angeblich ihre Mitwirkung bei der Prüfung zugesagt haben, ans rein dekorative Wirkung berechnet sind. Jedenfalls wäre gegen sie vorläufig nicht mehr einzuwenden, als daß sie erst einmal die Vergangenheit der hinter diesem Unternehmen stehenden Person des Herrn Anton Karl Martin hätten prüfe» müssen, ehe sie sich zu einer Prüfung der ihnen von dem
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