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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.12.1926
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1926-12-23
- Erscheinungsdatum
- 23.12.1926
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- Deutsch
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sti: 298, 23, Dezember 1926, Redaktioneller Teil, Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. buch bekomme, und es ist keine leichte Arbeit, diese Wien nach zuprüfen. Ich muß dem Vorredner rechtgeben, denn auch ich habe bei einer Firma den Eindruck bekommen, als ob sie syste matisch NE Konkurrenten aus Nebenberufen züchtete, und ich Passe ganz besonders schars auf und kontrolliere ganz besonders scharf derartige Aufnahmegesuche. Ich möchte an Sie eine dringende Bitte richten. Es passiert mir sehr oft, daß ich von den Auskunftsstellen der Prüsungsstellen der Kreisvereine im Stiche gelassen werde. Die Auskünfte sind oft sehr ungenau, und ich kann mir kein richtiges Bild machen, ob diese oder jene Auskunft richtig ist, Ost geschieht die Auskunft durch einige Sätze. Wenn dann der Kommissionär mit einer Beschwerde kommt, was soll ich machen. Ich bitte deshalb dringendst, mir eine möglichst genaue Auskunft zukommen zu lassen. (Beifall.) Vorsitzender: Ich glaube, damit ist auch dieser Punkt erledigt. Ich bitte nun Herrn Nitschmann, das Wort zu ergreifen zum vorhergehenden Vortrag, Paul Nitschmann: Ich möchte mit «wenigen Worten auf das Referat des Herrn vr, Runge zurückkommen. Einen breiten Raum nahm in diesem, Referat die Steuerfrage und Steuersorge ein, die uns alle drückt. Nun ist es vor allem erwünscht, daß «die Worte des Herrn vr, Runge nicht in diesem Saal verhallen, son dern darüber hinaus an den Stellen gehört werden, die es in erster Linie angcht, vor allem in den Finanzministerien der Län der. Ich werde mir erlauben, Ihnen eine Resolution vorzulegen, die ich im Wortlaut vortragen werde. Sie bezieht sich insbeson dere auf reichsdcutsche Verhältnisse, und es müßte, wenn seitens der österreichischen Kollegen ein gleicher Wunsch geäußert wird, eine zweite Resolution gefaßt werden, die sich den österreichischen Verhältnissen anpatzt. Die Resolution hätte zu lauten: »An die Finanzministerien des Reiches und der Länder, Mehr als 500 aus allen Teilen des Reiches zur Beratung von Standes- und Wirtschastssragen in Baden bei Wien versammelte deutsche Buchhändler stellen mit ernster Sorge fest, daß die heutige steuer liche Belastung von Handel und Gewerbe bis zur Unerträglichkeit gesteigert ist, wodurch nicht nur jede Möglichkeit einer dringend notwendigen Kapitalneubildung verhindert, sondern sogar ange sichts der Getriebsmittelknappheit die Rentabilität und letzten Endes der Bestand der Betriebe gefährdet wird. Der deutsche Buchhandel bittet angesichts der bovorstohendcn Neuregelung des Finanzausgleiches dringend, aus eine den Wirtschastsverhältnissen angemessene übersichtliche Gesamtbesteuerung im Sinne einer Milderung der jetzigen untragbaren Lasten bedacht zu sein». (Beifall.) Vorsitzender: Sie haben die Resolution gehört, und ich bitte diejenigen, die für die Resolution sind, sich von den Mätzen zu erhoben, (Geschieht.) Ich bitte um die Gegenprobe. Ich kann konstatieren, daß die Resolution einstimmig angenommen worden ist. Wir kommen nun zum nächsten Punkt unserer Tagesordnung, Ich wiederhole nochmals, daß der Wunsch geäußert wuvde, unser Programm noch heute zu erledigen, damit der morgige Tag frei wird für Ausflüge, Der Wunsch ist von allen Seiten geäußert worden und wird auch Ihre Zustimmung finden. Herr Direktor Bayer hat noch eine Mitteilung zu machen. Direktor Bayer: Ich möchte den verehrten Damen und Herren Mitteilen, daß sich der Herr Bürgermeister der Stadt Gaden bereit erklärt hat, den Teilnehmern der Tagung gegen Vorweisung des Gutscheinheftes freien Eintritt in das Thermalbad zu ge währen, (Lebhafte Bravorufe.) Direktor Oskar Gürth: Meine sehr verehrten Herrschaften! Den Intentionen des Präsidiums, die mir schon vorher bokannt waren, entsprechend, gestatte ich mir Ihnen mitzuteilen, daß ich meinen Bortrag auf IS Minuten gekürzt habe. Ich hoffe, 'daß er trotzdem verständlich sein wird. Ich habe zu sprechen über den deutschen Buchhandel in Österreich. Weder in vertraulicher Erörterung persönlicher Angelegen heiten, geschweige denn in der Hast geschäftlicher Besprechung denkt man gemeiniglich daran, besondere ethnographische und historische Betrachtungen anzustellen. So kann es aber im Verkehr mit aus ländischen Freunden sich ereignen, daß plötzlich das Irrlicht des Mißverständnisses dort aufslackert, wo Kenntnis und Erkenntnis Brücken brüderlichen Verstehens geschlagen hätten. Für Sie, Meine sehr verehrten Damen und Herren aus dem Reich, war es von Armin dem Cherusker bis Scharnhorst und Blücher und bis in die schwersten Tage des Jahres 1918 ein einender Ge danke, ein Deutscher zu sein. Losgelöst von jeder politischen Ein stellung hieß dies einfach, daß vom Rhein bis an die Memel Mil lionen Herzen das gleiche Fühlen und Denken beseelt. Nicht ein mal der Deutschen Hang zum Partikularismus ändert etwas daran, gerade er wird vom Volkswitz im richtigen Gefühl als echt deutsch empfunden. . Was aber hieß es, Österreicher zu sein? Wahl war es von ganz eigenem Reiz, sich als Angehöriger eines Staates zu fühlen, in dessen Norden das fleißige Slawe-nvobk der Tschechen lebt«, im Osten der Magyaren Sitte und Bräuche an uralte asia tische Kulturen mahnte, im Süden Friauls Söhne als letzte Sprös sen alter Römer Herrlichkeit ihr karges Dasein fristeten und im Westen der Tiroler wesenverwandtcm freien Schweizervolke Heim und Scholle verteidigte. Wenn aber dann aus beruflicher Reise unverstandene fremde Laute die Arbeit erschwerten oder aus froher Wanderfahrt ein harmloses Lied Ursache bedrohlicher Situation wurde, da konnte es dem Österreicher wohl bange werden ob seines Heimatlandes. Wenn aber dann der Deutsche in Österreich weg zum völkischen Gedanken flüchten -mußte, mußte er sich mit jähem Erschrecken der erschütternden Tatsache bewußt werden, daß er am besten Wege zum Hochverrat sei. Nun werden Sie aber sagen: Wir sollten doch einen Vortrag über den deutschen Buchhandel in Österreich hören! Sie hören ihn, wenn Sie diesen Ausführungen folgen. Denn der Buchhandel ist doch Vermittler geistiger Werte, und so wie jeder Kaufmann die Bedürfnisse seiner Kundschaft kennen muß, um sie zu befriedigen, und wie jeder Vertragwün schende die Gesinnung seines Partners kennen muß, damit der Vertrag beiden Teilen gerecht werde, so ist es auch im Buch handel. Ich sprach eben von dem Zwiespalt, -der in der Brust jedes Österreichers leben mußte. Ziehen Sie daraus die Folgerungen für unseren Beruf, und Sie werden erkennen, wie vielfache Be denken und Erwägungen unseren Buchhandel bei seinen Ent schlüssen leiten mußten und müssen. Eine ganz -kurze historische Betrachtung mag Ihnen ferner den Beweis erbringen, wie -weit all die Ursachen zurückliegen, di« die Entwicklung des österreichischen Buchhändlers beeinflußten, um ihn schließlich zu seiner heutigen Einstellung zu entwickeln, in der er ein unentbehrliches Glied im deutschen Buchhandel ist. Der österreichische Buchhandel kann vor allem nicht aus ein ähnliches ehrwürdiges Alter wie der deutsche zurückblicken. Gab es doch um die Mitte des 18. Jahrhunderts, zu einer Zeit, da die deutsche Buchmesse zu Leipzig schon in Blüte stand und mehr als 1300 deutsche Werke in den Messekatalogen alljährlich verzeichnet standen, auf dem Gebiete der heutigen Republik Österreich kaum zwei Dutzend Buchhändler, die der Jurisdiktion der Universität unterstanden und sich somit in vielen Belangen deren Wohl meinung fügen mußten. Maria Theresia, durch eine Petition auf die Existenz des österreichischen Buchhandels aufmerksam gemacht, erfaßte sofort dessen Bedeutung für das -Geistesleben ihrer Unter tanen. Sie förderte nun die Buchhändler wohl in jeder Weise und zeichnete sie aus, konnte sich aber in gewissen Beziehungen von dem Glauben, daß der Untertan bevormundet werden müsse, nicht freimachcn. Daß sie mit ihren Ansichten nicht so ganz unrecht hatte, bewies übrigens der ganz entgegengesetzte Versuch Kaiser Josephs, der die bekannt« Hochflut jener Schundliteratur zur Folge hatte, die sich von Wien aus über das Deutsche Reich ergoß. Der Umstand, daß deshalb selbst der groß« Bolkskaiser aus dem Ge biet« des Buchhandels seine freiheitlichen Verfügungen zurück- ziehen mußte, machte es seinen Nachfolgern um so leichter, den österreichischen Buchhändler zu knebeln und ihm nahezu jede freie Meinungsäußerung zu verbieten. Diese Verhältnisse dauerten trotz der 48er Revolution bis etwa 1860 fort. Kaum war aber in diesem Jahre durch die neugeschaffene Gewerbeordnung und das neue Pretzgesetz eine etwas größere Gedankenfreiheit gewähr leistet, so entlud sich auch schon das Gewitter des Jahres 1866 über Österreich und zwang das gesamte Geistesleben des Staates 1517
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