Fertige Bücher. ^269, 28. November 1913. Roceo * Zehnte Auslage. Soeben gelangte zur Ausgabe: Der Umgang in und mit der Gesellschaft Von Emil Noeeo. Zehnte Auflage. Preis in modernem Einbande 4 Mark. Auch bei der Bearbeitung der zehnten Auflage hat der Ver- fasser es sich angelegen sein lassen, den Forderungen der Gegen wart gerecht zu werden. Wenn auch die sittlichen Grundlagen, auf denen unsere Ilmgangsformcn ruhen, vom Wechsel der Mode nicht berührt werden, so stehe» doch die Forme» selbst keineswegs un wandelbar fest, und gerade in neuerer Zeit haben sie mancherlei zum Teil so einschneidende Änderungen erfahren, daß ein Ratgeber, der davon nicht Notiz nehmen wollte, rückständig erscheinen würde. Selbst Wandlungen, die der oberflächlichen Beobachtung unerheb lich erscheinen, sind in den Augen de« gewissenhaften Beraters oft wichtig genug, um nicht übergangen zu werden. An wen wendet sich nun dieser Berater? Nun, an alle jungen Leute beiderlei Geschlechts, — in erster Linie aus den bürgerlichen Kreisen, — die sich mit den ümgangsformen vertraut machen möchten, che sie ins Leben hinaus treten, die es also nicht darauf ankommen lassen wollen, erst durch üble Erfahrung klug zu werden. Aber auch andere Leser, die weder zu den Jüngeren, »och zu den gesellschaftlich Unerfahrenen zählen, werden Interesse an dem Buche nehmen, wenn sie cs vielleicht auch nur als Repetitorium ansehen. überdies, das Gute wissen und es tun, ist von jeher zweierlei gewesen, und darum dürfte auch manchem Wissenden eine mahnende Erinnerung nicht zum Schaden gereiche». Die Kapitel, welche von der Einladung, deni Empfang, von der Bewirtung und der Unterhaltung von Gästen handeln, ferner die Abschnitte: „Aus der Familie" bieten gewiß auch vielen älteren Lesern manches Beachtenswerte, da sie die Rechte und Pflichten nicht nur der Gäste, sondern auch der Gastgeber veranschaulichen und Gebiete berühren, die nicht ausschließlich die Jugend angchen. So hoch man nun aber auch den Wert gesellschaftlichen Wohl- bcnehmens einschähen darf und soll, so ist doch darüber kein Zweifel: die Politur der Oberfläche kann niemals inneren ünwert ausgleichen Koch über allem äußeren Schliff steht die Sittlichkeit des Kerzens, nicht bloß im stille» Kämmerlein, sondern auch untern, strahlenden Kronleuchter des Prunksaales, das ist das Motto, das der Verfasser den. Buche vorausschicke» möchte, um seine Leser auf den Standpunkt zu geleiten, von dem er den Inhalt betrachtet wissen will. Halle (Saale), Number 1913 Otto Hendel Verlag.