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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1913
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- Deutsch
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287, 17. November 1913. Redaktioneller Teil. «Sii-Ndl-Ii«. »ach» vu«,»»d«i. 12419 wig aus der Schule und gab ihn in Wien bei dem Buchhändler ^ Sallmayer in die Lehre, während sie selbst eine »Pfaidlerei« be gann. Die Lehrzeit Anzengrubers mutz nach den Angaben, die uns Anton Bcttelheim in seiner Anzengruber-Biographie") macht, eine recht eigentümliche gewesen sein. Denn der Lehrling ging der Arbeit geflissentlich aus dem Wege, es war ihm das Verkaufen weniger wichtig als das Lesen. Wie Wilhelm Raabe ließ er kaum ein Buch undurchblättcrt. Besonders zogen ihn Malerbio graphien an, die er eifrig durchlas. In den Abendstunden des Winters 1857/58 besuchte er eine Handelsschule, um sich die fran zösische Sprache zu eigen zu machen. Außer einer ziemlichen Belesenheit und diesen französischen Kenntnissen verdankt er seiner Buchhändlerzeit wenig. Jedoch bewies er gern bis an sein Lebensende mit einer gewissen Schalkhaftigkeit sein Geschick, nette Bücherpakete zu machen. Nachdem Anzengruber drei Jahre gelernt hatte, entließ ihn Sallmayer, der nach des Dichters Angaben ein Sonderling ge wesen zu sein scheint. Seine Lebensanschauung muß sich aus Genuß und Bequemlichkeit zusammengesetzt haben, so daß er seinem Lehrling kaum irgendeine wertvolle Anregung gegeben haben wird. Anzengruber verließ daher Wohl ohne Bedauern seine Lehrstelle und auch den Buchhandel. Nach einer Zeit der Stellenlosigkeit und ernsten Krankseins trat Anzengruber bei einer Wandertruppe als Schauspieler ein; er begann dann bald seine schriftstellerische Tätigkeit und hat uns seine lebensechten Volks- stücke geschenkt, die Wohl heute jeder Buchhändler gern verkauft. Wie Raabe und Anzengruber, so beseelte auch Hermann Hei - derg in seinen Jugcndjahren ein starker Wille zu lesen und zu lernen, so daß er mit brennendem Eifer las, was ihm an Büchern zugänglich war. Wie in seiner Autobiographie"") zu lesen steht, wurde er im Jahre 1857 Buchhändler, ging nach Kiel, wurde Lehr ling und Gehilfe und kehrte dann nach seiner Heimat Schleswig zurück. Sehr bald übernahm er die Leitung des von seinem Vater inzwischen begründeten Sortiments, das aber bis dahin von fremder Hand geführt worden war. Nachdem Heiberg später noch eine Stellung in Köln a. Rh. innegehabt hatte, erwarb er einige Zeit hernach das väterliche Geschäft sSchulbuchhandlung, jetzt Bergas in Schleswig). Als selbständiger Sortimenter arbeitete Heiberg tüchtig und erfolgreich, vor allem begründete er einen Schulbücherverlag, dem er eine Buchdruckerei angliederte. Der Schulbücherverlag wurde ihm die erfreulichste Tätigkeit, die durch reiche materielle Erfolge belohnt wurde, zumal er auch in Österreich ein Schul- bücher-Unternehmen begründete. Und doch mag das Vielerlei des nordischen und des österreichischen Geschäftes den Hochstreben- den nicht in vollkommener Weise beschäftigt haben, denn nach Be endigung des österreichischen Krieges verkaufte er beide Schwe stergeschäfte sowie Grundstück und Druckerei und übernahm in Berlin die geschäftliche Leitung der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung, später die Direktion der Spenerschen Zeitung, wodurch die Verbindung mit dem Buchhandel schon eine recht lose wurde. Als er dann Bankdirektor wurde, schienen alle Verbindungen mit dem Berufe der Jugendjahre dahin zu sein, bis er auf einem ande ren Wege wieder zu ihm kam: 1881, als reifer Mann, schrieb er sein erstes Buch. Er kam als Dichter rasch zum Erfolge; heute noch ist er uns als Verfasser guter Romane, unter denen hier der Buchhändlerroman »Januskopf« genannt werden mutz, bekannt. Wenn Peter Rosegger auch nur recht kurze Zeit — acht Tage — unserem Berufe angehörte, so sind doch die Umstände, die ihn zum Buchhändler machten und ihn davongehen ließen, be zeichnend genug für die Wesensart des Dichters und die Art des Buchhandels als Berufs. Schon während seiner Schneiderzeit — so erzählt Rosegger in seiner Lebensbeschreibung""") — hatte er allerlei gedichtet und geschrieben. Der Redakteur der »Grazer Tagespost« vr. Svoboda veröffentlichte einige Gedichte in seiner Zeitung und nahm sich des "> Ernst Hosmaun L Co. 2. vermehrte Auslage. Berlin 1888. ""> »Die Gesellschaft«, Januarheft 1887. """) »Gesammelte Werke«, t. Bd. 8. Staatsmann, Leipzig 1813. ! jungen Dichters an. Um ihn in bester Weise fördern zu können, erließ er einen herzlich geschriebenen Ausruf, der von Erfolg be gleitet war. Reben anderen Gönnern bot auch der Buchhändler Giontint ln Laibach dem jungen steirischen Volksdichter seine Unterstützung an: Rosegger sollte bei Giontini den Buchhandel erlernen. Infolgedessen verließ Rosegger sein Handwerk und seine Heimat und fuhr nach Laibach. Aber stärker als der Drang, die Welt zu sehen, wurde das Gefühl des Heimwehs. Nur eine Woche hielt es Rosegger in Laibach aus, dann kehrte er fast flucht artig nach seiner Steiermark zurück. Das ungünstige Klima Lai bachs, die fremden Menschen, die fast nur slowenisch sprachen, das Gewirr deutscher, slowenischer und italienischer Bücher ver stärkten sein Heimweh, vor allem aber Wohl die Art seiner Tätig keit als Buchhandlungslehrling. Giontini hat ihm die Flucht nicht llbelgenommen, sondern bis zu seinem Tode mit dem Dichter in bester Verbindung gestanden. Noch trübere Eindrücke als Peter Rosegger hat Gustav Falke aus seiner buchhändlerischen Tätigkeit mitgenommen. Er erzählt darüber ausführlich in seiner kürzlich erschienenen liebenswürdigen Lebensgeschichte »Die Stadt mit den goldenen Türmen«"). Er ist auf ähnliche Weise zum Berufe gekommen wie Wil helm Raabe. Beide hatten schon in den Knabenjahren eine be merkenswerte Neigung zu den Büchern. Die Eltern glaubten da her den Söhnen einen angemessenen Beruf zu geben, wenn diese bei einem Buchhändler in die Lehre kämen. Hatte Raabe aber einen Lehrherrn gefunden, bei dem es sich gut aushalten ließ, so waren die Lehrjahre, die Gustav Falke durchzumachen hatte, recht unerfreulich, so daß wir auf harte Zeilen in seiner Lebensge- fchichte stoßen. In Hamburg war es, wo der Dichter in die Lehre trat, wo er die Literatur zu einem Handelsartikel machen sollte, während er sie lieber zu einem Studium gemacht hätte. Und da Griechisch und Lateinisch — nach dem Rate eines alten Buch händlers — unumgänglich zum Berufe nötig seien, hatte er noch griechische Privatstunden genommen. Der Stiefvater und der Onkel brachten ihn in das steinerne Meer Hamburg. Recht mutlos war der junge Lehrling, als er nach einem umfangreichen Schlemmersrühstück, das der Stief vater wohlmeinend veranstaltet hatte, in das Dunkel des kleinen Sortiments trat. Doch es mußte sein; der Abschied war kurz. Falkes Arbeitsraum war ein zwar geräumiges, aber halbdunk les Zimmer, dessen einziges Fenster nach dem Hofe hinaussah. Neben einigen Gebrauchsgegenständen füllten hohe Regale, die bis unter die Decke mit Büchern vollgestopft waren, zwei der Wände aus. »Schwer legte sich die dicke Luft mir auf die Brust«, schreibt der Dichter. Die Hauptpflicht für den jungen Falke sollte die Besorgung der Leihbibliothek sein. Jedoch sehr selten kam er von seinem Bock herunter, um ein gefordertes Leihbibliotheksbuch aus den Regalen herauszusuchen. Die meiste Zeit füllte er damit aus, daß er an seinem Pulte saß und Fakturen ordnete; und wenn diese geordnet waren, kamen die verschiedensten Zettel an die Reihe. »Und wieder saß ich und fingerte zwischen den winzigen Papierchen herum: ABCDEF . . .«. So ging es einen Tag wie den andern. Wir dürfen uns deshalb nicht Wundern, wenn der Dichter wegen solcher Arbeit seinen Beruf hassen lemte, wegen einer Arbeit, die »jeder Hausknecht« machen konnte. Eine un geheure Verzagtheit ergriff ihn, als er ein Vierteljahr so gearbei tet halte. Und fünf Jahre sollte die Lehrzeit dauern! Und dazu schrieb ihm sein Freund Fritz aus Lübeck einen Brief, in dem die Stelle vorkam: »Wie beneide ich Dich um die vielen Bücher, unter denen Du lebst und webst, und woran Du Dich nach Herzenslust bilden kannst!« Falke ruft ganz traurig aus: »Ja, an Büchern fehlte es mir nicht! Bücher! Bücher! Um mich, über mir, unter mir! Nichts als Bücher! Aber nur als Ware! Wann sollte ich vom Inhalt Kenntnis nehmen? Ich lernte nur Titel und Preise kennen!« Und am allerschlimmsten war, daß die Augen ihren Dienst versagten, wenn er sich dazu zwingen wollte, nach der Geschäftszeit noch schwerere Lektüre zu bewältigen. Es war ihm nur möglich, Romane von Spielhagen "> G. Grotchchc Verlagsbuchhandlung, k. Ausl. Berlin 18t3. ISIS»
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