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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-17
- Erscheinungsdatum
- 17.11.1913
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- Deutsch
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12420 «Srlc»bl-U f. d. Dtschn. vuchhandel. Redaktioneller Teil. pj? 267, 17. November 1013. und Auerbach zu lesen; dabei aß er sein Abendbrot. Der freieste Tag war der Sonntag. Vormittags trug er gleich dem Haus knecht Zeitschriften aus, nachmittags besuchte er seinen Onkel in Uhlenhorst, wo er allerdings keinerlei Anregung enrpfing; nur das Abendessen tröstete ihn über die Langeweile der vorhergegange nen Stunden. So »verhockte und vermufste er ein Jahr in seinem Bücher käsig«. Auf die Straße kam Falke an den Wochentagen nur, wenn er zu Tisch ging oder mit dem »Suchbuch« bei benachbarten Buch händlern Bücher suchen ging, die auf dem Lager seines Lehrchefs fehlten und gerade verlangt wurden. Er war nahe daran, aus der Lehre zu laufen. Seine Freunde glaubten, Falke hätte rechte Gelegenheit und sicherlich große Lust, Theater und Konzerte zu besuchen. Aber er muß ihre dahingehende Anfrage verneinen und sich schämen, daß er nicht einmal d i e Bücher gelesen habe, von denen sie nun ge lehrt und von oben herab sprachen. Ingrimmig gesteht der junge Buchhändler, daß er schließlich nichts weiter täte als »Pakete packen, Bindfaden knütteln, Fakturen schreiben, Staub wischen, Schaufenster dekorieren, und allerlei anders«. Oster noch finden sich in Falles Buch recht kräftige Ausdrücke des Ärgers über die elende Beschäftigung. Doch auch ein leidenschaftlicher Brief an den Stiefvater um Befreiung aus der drückenden Lage erfüllte seinen Zweck nicht, bis ein unvorhergesehenes Ereignis die Qual Gustav Falles schloß: der damals ausbrechende deutsch-franzö sische Krieg brachte ihm das »Ende der Gefangenschaft«. Der Chef wollte kurz nach Beendigung des Krieges sein Geschäft verkaufen, so daß der Lehrkontrakt ungültig wurde. Falke ging dann als Gehilfe in eine Kleinstadt Thüringens. Die Erlebnisse, die er dort hatte, sind in seinem Buche recht an schaulich ausgemalt. Falke hat sich dort scheinbar Verhältnis- mäßig gut eingelebt. Denn im Gegensatz zu Hamburg wurden alle Arbeiten ohne Hast erledigt. Und der Papierhandel, den Falke als Hauptzweig seiner Tätigkeit zu besorgen hatte, brachte ihm einen kleinen Anteil am Gewinn. Auch das Leben in der Kleinstadt hat dem jungen Gehilfen Wohl gefallen, zumal neben den beiden Apothekergehilfen die Buchhandlungsgehilfen ein besonderes Ansehen genossen. Sogar zum Maskenball in der Kasinogesellschaft wurden sie eingeladen, obwohl nur die Honora tioren und die wenigen Offiziere der kleinen Garnison diesem Kreise zugczählt zu werden pflegten. Doch die Geschichte endete recht unangenehm, denn es entspann sich ein Streit, der sich dahin zuspitzte, daß Falke in ein Pistolenduell verwickelt wurde. Tie Angelegenheit kam jedoch seinem Chef zu Ohren, der sich den jungen Hitzkopf in sein Kontor kommen ließ und ihm den Duell gedanken gründlich aus dem Kopfe trieb. »Sind Sie überhaupt gern Buchhändler?«, fragte er. Die bejahende Antwort klang etwas ungewiß. Die Zeit, die Falke in der Kleinstadt verweilte, ging ihrem Ende zu. In seinem Buche nimmt sie einen großen Raum ein und birgt die lustigsten Stellen von Jugcndfrcude und -liebe und erster Poeterei, aber auch Stellen, die wegen ihres Ernstes zu den schönsten im ganzen Buche gehören. Das sind diejenigen, die von den Stunden erzählen, die er mit Prätorius und dessen Schwester Martha verlebte. Doch darüber mag jeder selbst Nachlesen. Die Musik hat ihm zu diesen Stunden verholfen, und die Musik brachte ihn zu seinem neuen Berufe: er wurde Klavierlehrer in Ham burg. Falles gemütvolle Dichtkunst kennen wir ja alle, darum mag der Hinweis genügen, daß Falke auch einen Bnchhändlcrroman geschrieben hat: »Landen und Stranden«. Ein Sechzehnjähriger trat im Mai 1880 bei der Metzlcrschen Sortimentsbuchhandlung in Stuttgart ein, um dort eine drei jährige Lehrzeit zu beginnen: Cäsar Flaischlcn. über die Buchhändlerzeit dieses Dichters erfahren wir mancherlei aus dem Buche: »Cäsar Flaifchlen. Beitrag zu einer Geschichte der neue ren Literatur von Georg Muschner-Nicdenftthr«*). Cäsar Flaifchlen hatte die Schule satt, trotzdem er kein schlech ter Schüler war. Als er den Berechtigungsschein in der Tasche hatte, entschloß er sich deshalb, das Gymnasium zu verlassen. *> Egon Klelschel L Co., Berlln Ivoz. Und weil ein Freund zum Buchhandel übergegangen war, tat er er kurz entschlossen auch. Da es im Metzlcrschen Sortiment tüchtig zu tun gab, siel es dem jungen Menschen, der ja eben erst von der Schule kam, schwer, sich in seinem Berufe einzuarbeiten. Aber er war glücklicher als Gustav Falke: er vermochte über die Eintönigkeit der Geschäfts- stunden gut hinwegzukommen, weil er anders als dieser an sei nen Beruf herantrat. Er freute sich darüber, daß er alle Bücher um sich hatte, die er brauchte. Und wenn freilich die erste Lehr lingszeit ihm zunächst keine Gelegenheit zum Lesen brachte, so bewahrte er sich doch seine stillen Wünsche und Träume. Später, als ihm seine Arbeit besser von der Hand ging, hat er Wohl bis weilen verstohlen am Pulte gestanden und seinen Gedanken Aus druck verliehen: er dichtete; 1882 findet er seine ersten Gedichte in Zeitschriften gedruckt. Daneben vertiefte er seine beruflichen Kenntnisse und las viel, so daß die Stuttgarter Lehrzeit eine recht nutzbringende für den Dichter war. Als er dann im Sommer 1883 als Gehilfe Stuttgart verließ, hatte er ein druckfertiges Ma nuskript seiner ersten Gedichte zusammengestellt. Der junge Gehilfe wollte jetzt etwas von der Welt sehen. In vier Monaten erlebnisreichen Manderns zu Fuß kam er durch die Pfalz und Luxemburg, durch Belgien und Holland, auch zur Weltausstellung nach Amsterdam. Einige Wochen brachte er auf Helgoland zu. Inzwischen hatte er eine neue Stellung gesunden bei C. Muquardt (Merzbach L Falk), Oibrairie cke In eour roxalk in Brüssel. Er trat dort im Oktober 1883, zunächst als Vo lontär, ein. Auch diese Stellung brachte ihm viel Arbeit, aber da er bald als besoldeter Gehilfe arbeiten und bemerkenswerte Fort schritte in seinen französischen Sprachkenntnissen feststellen konnte, blieb er gern in Brüssel. Im November 1884 erschien sein erster Gedichtband: »Nachtschatten. Gedichte, Fragmente, Tageöuch- blätter eines Sonderlings«*), aus dem wir eine Stelle hersetzen wollen: »Ich habe meine Pflicht getan vom Morgen bis zum Abend, Tag für Tag, Woche fllr Woche; und Monat um Monat verging, Jahr um Jahr, die schönste Zeit meines Lebens, ln trüber Gleichförmigkeit. . . Daß es auch andre Pflichten gäbe, außer Arbeit und Mühe, hat mir niemand gesagt.« Obwohl ihm Zulage versprochen war, ging Flaifchlen im Mai 1885 ans Brüssel fort. Zu diesem Entschluß brachten ihn wahrscheinlich die Überlegung, daß er in seiner Stellung dvrt nichts mehr zu lernen hätte, und das Gefühl, daß ihm Brüssel selbst nichts Lockendes mehr bieten könnte. Zuerst ging er nach Stuttgart, um dann im Herbst 1885 in die I. Dalpsche Buchhand lung (Schmld, Francke L Co.), jetzt Alexander Franckc in Bern einzutrctcn. Auch die Berner Zeit war fllr den jungen Buch händler sehr bedeutungsvoll. Er kam nach Bern mit reichen Erfahrungen des Lebens und des Berufes, die er bisher gesam melt hatte. Hier in Bern kam die Entscheidung, hier ward ihm bewußt, daß cs »auch andere Pflichten gäbe, außer Arbeit und Mühe«. Der Weg, den Flaifchlen zur Ausnutzung dieser Er kenntnis einschlug, war allerdings eigenartig. Er wollte und er erinnert dabei an den Buchhändlerlehrling Wilhelm Raabc — mehr erfahren, mehr Betätigung in seiner Art. Aber wie sollte er das erreichen? Die Stellung glich denjenigen, die er bisher inncgchabt hatte: es gab viel zu arbeiten. Aber da er seinen Posten in der Verwaltung der französischen Abteilung ausfülltc, waren ihm seine Chefs wohlgesinnt. So konnte denn Flaifchlen einen gehei men Wunsch mit sich herumtragen und hoffen, daß er erfüllt werde. Schon in Brüssel hatte er daran gedacht, an der dortigen Uni versität irgendwelche Vorlesungen zu hören, aber der Plan blieb *> Egon Klelschel sc Co., Berlin 1884. lK-risetzuog ans Seite 12477.)
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