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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.01.1926
- Strukturtyp
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- 1926-01-16
- Erscheinungsdatum
- 16.01.1926
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- Deutsch
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X: 13, IS. Januar 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. vuchkanbel. die das unberechtigte Vorurteil des Durchschnittsdeutschen gegen das broschierte Buch auch zu Gescheukzwecken (es kommt doch zuerst auf den Inhalt an!) noch begünstigt. Das Interesse für fremde Lite ratur als solches ist durchaus berechtigt und lobenswert: nur sollte sich tu den gegenwärtigen, für das ganze deutsche Geschäftsleben kritischen Zeiten, wo auch Verlag und Buchhandel schwer zu kämpfen haben, der deutsche Leser, ehe er große Einkäufe von Auslandsbüchern macht, auf Ehre und Gewissen fragen, ob er beispielsweise C. F. Meyer, Gottfried Keller und Jean Paul auch wirklich keimt. Uber das buchhändlerische Weihnachtsgeschäft in Österreich war im Neuen Wiener Journal zu lesen: Wer kauft Bücher zu Weihnachten? Mißliche Lage des Wiener Buchhandels. — Was wird begehrt? Originalbericht des »Neuen Wiener Journals«. Ein Nunögang, aus Jnformationszwccken zu den verschiedensten großen Wiener Buchhändlern unternommen, zeigte, daß auch in diesem »Gewerbe« dieselben Klagen ertönen- wie in jeder anderen »Branche«. Und nicht zu Unrecht. Hatte man schon früher oft darauf hingewiesen, daß die Wiener nicht besonders leselustig ver anlagt seien, und zum Vergleich etwa Dresden herangezogen, das trotz seiner weitaus geringeren Einwohnerzahl einen viel bedeuten deren Buchkonsum aufweist als die Zwcimillionenstaöt Wien, so hat sich das Bild in der letzten Zeit noch viel mehr verschlechtert und kann, was das Weihnachtsgeschäft betrifft, nur in den schwärzesten Farben gemalt werden. »Sic sehen vielleicht nicht weniger Leute in meinem Geschäft« sagt ein mir befreundeter Buchhändler, »als früher zu ähnlichen Ge legenheiten. Gewiß, die Zahl scheint nicht gesunken, wohl aber die Kaufkraft. Vor allem fehlt natürlich jedes Interesse an schönen Luxusausgaben. Wer noch solche lagern hat. kann damit rechnen, daß die kostbaren Drucke und Bildwerke wohl noch Jahre in seinem Magazin verstauben werden. Aber auch Gesamtausgaben kauft mau nicht viel, da der Anschaffungspreis meist gegen eine Million Kronen beträgt. Von Thomas Mann etwa stellt sich der,Zauberberg' allein auf über 350 000 Kronen, eine Summe, die gewiß für viele bereits unerschwinglich ist. Hauptmanns neues Drama,Veland', ein über aus kurzes Buch, kostet über hunderttausend Kronen; dabei ist es nur in Pappe gebunden. Am ehesten wird jetzt noch Heinrich Mann ver langt, auch Galsworthy erfreut sich eines gewissen Zuspruchs; hier wirkt allerdings der Titel eines seiner Werke sehr hemmend auf den eventuellen Käufer. Jeder vermutet unter ,Forsyte Saga' irgendeinen schweren mythologischen Stoff und läßt sich dadurch abhalten, das Buch zu erwerben. In seiner Muttersprache, dem Englischen, bringen wir ihn beinahe überhaupt nicht an, trotzdem Heinemann in London ihn um ein Spottgeld (zwei Schilling) ver kauft. Wahrscheinlich dürfte seine schwere Sprache daran schuld sein; wenige sprechen in Wien das Englisch Galsworthys.« »Und wie verhält es sich mit Geschichtswerken?« »Auch nicht gut. Man bedenke, daß eine Weltgeschichte, Ullstein etwa, sechs Bände stark tn neuem Zustand zirka vier Millionen kostet, das Lexikon ist unerschwinglich, einen großen Meyer habe ich das ganz§ Jahr nicht mehr verkauft.« »Und Kunstwerke?« »Mappen und Sammlungen verlangt auch niemand. Dafür werden öfter Kiinstlermonographien, etwa die des Insel-Verlages oder der Deva verlangt, am meisten aber noch immer Neisebiicher und ausländische Schriftsteller mit Ausnahme Tagores, für den Heuer sehr wenig Interesse gezeigt wird.« Ich wende mich an ein bedeutendes Antiquariat. »Und wie steht bei Ihnen das Weihnachtsgeschäft?« Der Antiquar lächelt. »Es ginge nicht so schlecht. Die Not unserer Tage bringt immer mehr, immer bessere Kunden zu uns; viele Leute, die sich früher gescheut hätten, ein fremdes Buch auch nur anzurühren, kaufen heute antiquarische Werke, selbst in schlech tester Ausstattung, wenn sie nur billig sind. Freilich, cs kommen auch sehr viele, die um jeden Preis ihren Besitz losschlagen möchten. Nicht nur Vlichcrliebhaber, auch Verleger suchen ihre Ware zu ,verramschen'. Mit gewissen billigen Nomanerzcugnissen der Nach kriegsjahre sind wir geradezu überschwemmt. Dafür mangeln uns gute Bücher moderner Autoren, mangeln uns überhaupt die jungen Schriftsteller, deren Bücher oft begehrt, aber nirgends anzu- tressen sind.« »Woher mag dies kommen?« »Die jungen Autoren werden meist nur in kleinen Auslagen und bei kleinen Verlegern gedruckt. Finden sich diese im Reiche draußen, so verirren sich überhaupt fast nie Bücher nach Wien. In Oesterreich macht eigentlich gegenwärtig bloß ein einziger Ver- 64 lag jüngste Literatur, der Verlag Otto Neugebauer tu Zwettl, der erst kürzlich einen Roman von Steiner herausbrachte Mann über Bord', ein gewiß recht lesenswertes Buch.« »Und sonst?« »Im allgemeinen liegt das Verlagswesen danieder. Ju Wien lassen sich die Verleger an den Fingern einer Hand abzählen. In Deutschland wird überall der Betrieb eingeschränkt. Selbst Staack- mann, dessen Bücher doch in alle Welt gehen, sieht sich zu einer Nestringierung seines Verlages gezwungen. Kurt Wolfs, Erich Reiß, Albert Langen machen fast gar nichts mehr, ja sogar Fischer be schränkt sich auf seine alten Autoren und schließt sich vor allem Neuen ab.« Als dritter gibt mir ein Buchhändler Auskunft, dessen Haupt tätigkeit das Ratengeschäft bildet: »Dieses ist nämlich überhaupt die einzige Möglichkeit, um die Leute noch zum Ankauf von Büchern zu bewegen. Freilich muß ich die Raten so klein setzen wie nie zuvor. Wer ein Lexikon von fünf Bänden erwerben will, braucht zum Beispiel bloß sechs Schilling monatlich zu zahlen. Nicht mehr derjenige, der Fuchs' .Sittenge schichte' zu erwerben gedenkt. Für Belletristik besteht weniger Inter esse, es zeigt sich, daß der letzte Rest der Leser lieber schwerere Bücher liest als seichten Schund.« »Und die Magazine?« »Die Magazine sind freilich wieder etwas anderes. Die sind Kost für die Masse. Die kauft man jetzt zu Tausenden, aber man kauft sie auch nicht mehr so wie früher. In Wien gibt es zum Beispiel kein einziges bodenständiges Magazin. Warum? Weil der Preis von 17 000 Kronen zu hoch ist. In Deutschland ist das aller dings anders: eine Mark spielt keine Nolle.« »Wie finden Sie also die Gesamtlage auf dem Büchermarkt?« »Sehr drückend, und ich glaube nicht, daß wir schon das Ärgste erleiden. Die Krise wird noch latenter, Radio und Kino ruinieren nicht nur die Theater, sie ruinieren auch uns. Österreich verringert von Monat zu Monat seinen Bücherkonsum, selbst die Leihbiblio theken werden leer, ein Beweis, daß die Leute einfach nicht mehr lesen wollen. Der Mangel des Interesses am Buch ist ein Mangel an Kultur überhaupt. Die niedrigsten Wochenschriften sind das einzige, was noch halbwegs fesselt; gediegene Arbeit läuft leer.« vr. L. Skr. 100 3ahre buchhiindlerische Kulturarbeit in der Ostmark. Von Oskar Eulitz ln Stolp Wommern). Was ihr den Geist der Zeiten heißt. Das ist im Grund der Herren eigner Geist, In dem die Zeiten sich bespiegeln. Goethe, Kaust 1. Teil. Das stolze Wort Goethes sei dieser Geschichte meines Hauses vorangestellt, weil ich stolz darauf bin, Inhaber einer Firma zu sein, die unlöslich mit dem Geiste der ostdeutschen Zeitgeschichte und des Posenschen Buchhandels verknüpft ist. Im Jahre 1780 cröffnetcn die Brüder Fritz und Ernst Wil helm Günther unter der Bezeichnung »Neue Günthcr'sche Buch handlung- eine Sortimentsbuchhandlung in Glogau. Das Ge schäft fand in dem unter preußischer Herrschaft aufblühenden Orte ein gutes Gedeihen, und dieser Erfolg mag in den beiden Geschäftsinhabern den Plan haben reifen lassen, ihrem Unter nehmen durch Gründung auswärtiger Zweiggeschäfte eine größere Bedeutung zu geben. Nachdem in dem bedeutsamen Jahrs 1793 dem Königreich Preußen die Provinz Südpreußen mit der heutigen Provinz Posen zugefallen war, hatte auch in dieser Gegend geistiges Leben sich zu regen begonnen. Die -weitblickenden Inhaber der Gün- ther'schen Buchhandlung verwirklichten daher nach bald vierzig jährigem Bestehen der Glogauer Firma ihren Plan und er richteten am 1. Januar 1826 in Lissa in Posen ein Zweiggeschäft. Auch dieses entwickelte sich gut, sodaß es Ernst Wilhelm Günther am 1. Januar 1832, also nach sechs jährigem Bestehen, unter Lostrennung von dem Glogauer Hause für eigene Rechnung übernahm und von da ab unter der Firma Ernst Günther als Alleininhaber -betrieb. Hatte die Günthersche Buchhandlung in Glogau anscheinend nur ein reines Sortiment betrieben, so -scheint es doch, als ob Ernst W. Günther bereits bei Gründung des Lissaer Zweig geschäftes eine Verlagstätigkeit ins Auge gefaßt hätte. Wenig-
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