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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.01.1926
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- 1926-01-16
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- 16.01.1926
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13, 16. Januar 1926. Redaktioneller Teil. vtg-nblo» I. d. DOchn. «»chhanb-I. ftens Wird in den späteren Katalogen der Firma Ernst Günther das Werk -o-mtus kirmus der Choralmelodien von allen im Niemeyerschen Schulgesangbuche enthaltenen Movgengesängen, ge heftet» unter dem Verlagsjahr 1827 geführt. Dies Buch kostete 2^ Silbergroschen ordinär und dürfte einer der ersten Verlags artikel, wenn nicht vielleicht gar der erste des Güntherschen Ver lages gewesen sein. Diese Tatsache verdient darum besonders hervorgehoben zu werden, weil mit ihr als feststehend erachtet werden kann, daß die Firma Ernst Günther die erste national deutsche Verlagsbuchhandlung aus Posenschein Provinzialgebiet gewesen ist, und weil dadurch die Geschichte ihres Hauses unlöslich von der des Posen schen Buchhandels geworden ist. Mit der weiteren Verlegertätigkeit Günthers scheint cs anfangs nur langsam vorwärts gegangen zu sein. Wenigstens begegnen »vir den nächsten Werken, wenn »vir die späteren Verlagskataloge zu grunde legen, erst in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts. Unter dem Vcrlagsjahr 1834 wird geführt: »G. Tlustcck: Kleine Rcchtschreibcschulc, oder 62 kurze, stufenweise geordnete Übungen in der deutschen Rechtschreibung. 8". Geheftet 5 SiWergroschen.« Günther dehnte also bereits seinen Verlag aus pädagogisches Ge biet aus. Für die Geschichte des posenscheu Buchhandels ist diese Feststellung wiederum besonders erwähnenswert, weil sie zeigt, daß 'der posener Buchhandel schon in den frühesten Zeiten eine deutsche pädagogische Verlagsbuchhandlung zu den seinen zähle» durfte. — Das Jahr 1839 brachte im Güntherschen Verlag auch die erste periodische Erscheinung, das: »(Pfcnnig-)Magazin des Nützlichsten und Neuesten für Haus und Landwirtschaft, Kunst und Gewerbe. Herausgegebcn von mehreren erfahrenen Männern.« Bis zum Jahre 1837 erschienen von diesem Unternehmen 12 Hefte, die aber keinen rechten Absatz gefunden haben müssen, denn sie werden in den späteren Katalogen, zu einem Bande vereinigt, zum herabgesetzten Preise von 16 Silbergroschcn augebotcu. — Das Jahr 1836 brachte im Güntherschen Verlage eine Broschüre von W. Wendland: Kurze Anweisung zum Anbau des roten Klees. 8". Geh. 2 Silbergroschcn. Diese Broschüre gewinnt an Bedeutung dadurch, daß sie gleichzeitig in polnischer Übersetzung erschien und einen ganz neuen Zweig des Berlagsgeschäftes, den polnischen Verlag, einzuleiten scheint;'wenigstens ist sie nach den Jahrcsangabcn späterer Verlagsverzeichnisse das erste Werk in polnischer Sprache. Ob die Ausdehnung des deutschen und polnischen Berlages von Ernst Günther von vornherein beabsichtigt gewesen war und zur Trennung der beiden Brüder und zur Selbständigmachung des Lissaer Geschäfts beigetragen hat, dürfte kaum noch mit Sicher heit sestzustellen sein. Unwahrscheinlich ist es dagegen nicht, da Ernst Günther ein unternehmungslustiger und weitblickender Ge schäftsmann gewesen ist, der mit seinem Bruder Fritz wohl nicht immer eines Sinnes gewesen sein mag. Bezeichnend ist es jeden falls für die Berschiedenartigkcit der Brüder, daß Fritz im Jahre 1833 sein Geschäft an Carl Flemmiug (die heutige Aktien-Gesell- schaft) verkaufte, während Ernst Günther nicht nur seinen Verlag ausdehnte, sondern ihm gleichzeitig noch eine eigene Druckerei, die ebenfalls heute noch bestehende Lissaer Tageblatt-Druckerei, sowie eine Steindruckerei angliederte. Dadurch, daß es Günther gelang, das große polnische Gebetbuch --Dunin« in seinen Verlag zu bekommen, hatte diese Druckerei ebenfalls großen Erfolg, sodaß sogar eine Schnellpresse, eine Sehenswürdigkeit für die damalige Zeit, angeschafft wurde. Mag die Ausdehnung des Verlags auch zum guten Teil als natürliche Folge auf die Einrichtung der eigenen Druckerei zurückzuführen sein, so muß es Günther zuge standen werden, daß er es verstand, sein Geschäft zu hoher Blüte zu bringen und dabei guten Verdienst zu erzielen. Er hatte durch Errichtung seines polnischen Verlages gezeigt, daß er ein Mann war, der sich den Forderungen der Zeit anzupassen verstand. Einen nicht geringen geschäftlichen Scharfblick verriet er durch di« im Jahre 1840 vorgenommene Errichtung eines Zweiggeschäftes in Gnesen, mit dem er seinem Verlag weitere direkte Absatzgebiete erössnete. Besonders das Duninsche Gesangbuch, das die Geist lichkeit des Gnesener Bistums bearbeitete, ist die Ursache dieser Zweiggründung gewesen. Wie seinerzeit bei der Glogaucr Firma, so ließ auch hier die zunehmende Vergrößerung des Lissaer Geschäfts bald eine Selb- ständigmachung der Gnesener Filiale wünschenswert erscheinen, die 1849 auch erfolgte, indem der seitherige Günihersche Geschäfts führer I. B. Lange das Zweiggeschäft ans eigene Rechnung über nahm. Auch dieses Geschäft besteht heute noch. Dieser Abtren nung vom Haupthausc folgte im Jahre 1857 noch die Loslösung der Lissaer Sortimentsbuchhandlung, die Günther seinem Schwie gersohn Friedrich Ebb ecke übergab, während er selbst nur seinen Verlag weiterbetricb. Das Duninsche Gebetbuch, das später der Grundstock des Gnesener Verlages wurde, ging aber erst nach Günthers Tod an die Gnesener Firma über. Leider hat es das Geschick nicht gewollt, daß Ernst W. Günther seine nun frei gewordenen Arbeitskräfte noch lange zum Segen seiner Vcrlagshandlung einsetzen konnte. Er starb am 28. März 1860 nach einem arbeitsreichen Leben, das von Erfolgen reich gekrönt war. Wer den uns im Bilde noch erhaltenen alten Herrn betrachtet, mag aus den energisch geformten Gesichtszügen und der hohen Stirn schließen, daß er kein Durchschnittsmensch gewesen ist. Um den posener Buchhandel hat er sich durch Grün dung zweier gutgehender Buchhandlungen und durch seinen blühenden Verlag große Verdienste erworben. Darum sei seiner hier gedacht, als eines Mannes, dom wir Dank schulden. Sein Verlag umfaßte bei seinem Tode eine Menge Werke der verschiedensten Art. Der im Jahre 1864 veröffentlichte Katalog zählt auf 10 Seiten 110 deutsche und auf 14 Seiten 186 polnische Titel auf, darunter eine Reihe Bücher bis zu 12 und 15 Mark Ladenpreis; für einen Buchhändler damaliger Zeit fürwahr eine beachtenswerte Leistung, zumal wenn er, wie der Günihersche Ver lag, in einer kleinen Stadt des damals kulturell noch niedrig stehenden Ostens ansässig war. Günthers Nachfolger im Lissaer Stammhause und Schwiegersohn, Friedrich Ebbecke, »rar, wenn auch nicht so vielseitig unternehmend wie Günther, ein tüchtiger und weitblickender Sortimentsbuchhändler, der es verstand, der Lissaer Handlung eine weitere gute Entwicklung zu geben. Leider ging der Günihersche Verlag der Provinz Posen verloren, indem ein Teil am 1. Januar 1866 an Günthers Schwiegersohn C. Alberts verkauft wurde, der den Verlag nach Wiesbaden und später nach Leipzig verlegte, wo die Firma Ernst Günther Verlag später in die Firma Johann Ambrosius Barth aufging. Damit kamen an die Firma Johann Ambrosius Barth außer dem all seits 'bekannten Buch »Schlickum, Der Apothekerlehrling« auch die Darwinistischen Schristen. Die Druckerei ging an einen ge wissen Sober und von diesem durch mehrere Hände an den letzten Besitzer O. Eisermann über und befindet sich heute noch in L-issa im Besitz einer deutschen Gesellschaft, der seit 1925 eine deutsche Sortimentsbuchhandlung angegliedert ist. Der polnische Verlag wurde von der Firma L. Neumann in Kulm übernommen. Da mit schied die Lissaer Firma für lange Zeit aus der Reihe der Verlagshandlungen aus. Als Friedrich Ebbecke 1872 starb, hinterließ er seiner Witwe ein gutgehendes Geschäft, das im eigenen Hause betrieben wurde. Frau Ebbecke führte das Geschäft nunmehr fort und gab ihm, auch im geschäftlichen Sinne eine echte Tochter Ernst W. Günthers, eine weitere gedeihliche Entwicklung. Die von inir hochverehrte alte Dame lebt heute »roch in Lissa. Jin August 1887 übernahm ihr Sohn Hermann Ebbecke das Geschäft. Um im Sinne seines Großvaters ein Mehrer zu sein, gründete er im Jahre 1890 ein Zweiggeschäft in Brombcrg, 1893 ein solches in Posen. Das Brombcrger Geschäft ging 1892 an seinen seitherigen Geschäftsführer Reinh. Schmidt über und be steht unter der Firma Friedrich Ebbecke heute noch. Die Posener Zweighandlung behielt Hermann Ebbccke. Dieses Geschäft wurde sin Opfer des Übergangs der Provinz Posen an das polnische Reich. Mein früherer Chef Herr Hermann Ebbecke ist heute der Be sitzer von Max Kretschmann's Buchhandlung (vorm. Creutz'sche Buchh.) in Magdeburg. Im Jahre 1891 trat ich — Oskar Eulitz — als Geschäftsführer in das Lissaer Stammhaus ein, erhielt 1893 Prokura und Wernahm am 1. Juli 1894 dieses Geschäft für eigene Rechnung.
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