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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.01.1926
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- 1926-01-16
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- 16.01.1926
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^ lZ, 16. Januar 1926. Retxcktiomller Teil. Börsenblatt f. d. DU4«. Buchhandel. Vergessene Gedenktage. Von Carl Junker. In dem letzten Quartal des abgelaufenen Jahres hätten zwei Städte des früheren Österreich interessante typographische Gedenktage feiern können. In dem heute jugoslawischen Laibach erschien im Herbst 1575, in dem nun italienischen Triest 1025 je das erste Produkt von Gutenbergs Kunst. In Laibach dürfte die Erinnerung an dieses Er eignis heute verblaßt sein. Triest, das im übrigen stets mehr an Gegenwart und geschäftliche Zukunft als an die Vergangenheit dachte, hatte wohl andere Gründe, den drcihundcrtsten Jahrestag nicht zil feiern. I. Laibach. Luthers Lehre hatte, wenn auch erst beinahe ein Vierteljahr- Hundert nach dem Tode des Reformators, in Krain mächtig Wurzel geschlagen. Ja, die neue Lehre hatte dort eine förmliche geistige Er weckung zur Folge, und in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde eifrig an der Übersetzung der evangelischen Schriften ins Slowenische gearbeitet, die unter der obersten geistige» Leitung des Freihcrrn von Ungnad und des Primus Trüber in Urach in Württem berg gedruckt wurden. In den sechziger Jahren des 16. Jahrhunderts soll Trüber auch schon einen Buchdrucker aus Württemberg nach Lai bach gebracht haben. Dieser, Johann Mandl oder Manuel (auf Slowenisch Mandelc, meist lateinisch Manlius genannt), betätigte sich aber zweifellos in Laibach zuerst als Buchführer. Ob er der Nachfolger des als erster Buchführcr in Laibach geltenden Leonhardt Stegmann, eines deutschen Buchbinders, gewesen ist, oder schon mit diesem zusammen gearbeitet hat, wissen wir nicht. Sicher ist, daß er im Frllhsommer 1575 auf Anregung des für das literarische Leben Krams hochverdienten Georg von Khisl und des Schriftstellers Georg Dalmatin, der für seine Tätigkeit eine Druckerei im Lande benötigte, an die Landschaft in Krain das Ansuchen stellte, sic wolle ihm die Errichtung einer Druckerei in Laibach gestatten*). Dieser Wunsch war von anderer Seite jedenfalls schon einige Jahre vorher aufgetaucht, und ans politischen Gründen stieß auch Mandl anfangs auf heftige Hindernisse. Er wußte sie aber siegreich zu beseitigen, und die Vorrede des angeblich ersten in Krain gedruckten Buches, einer slowenischen Übersetzung des Jesus Sirach aus der Feder Dalmatins, ist vom 11. Oktober 1575 datiert. Die Jahreszahl 1575 tragen aber noch andere uns erhaltene Drucke Mandls. Zwei davon beziehen sich auf den am 22. September 1575 im Kampfe gegen die Türken gefallenen Helden Herbard VIII., Freiherrn von Auersperg, einen Vorfahren des jetzt fürstlichen Hauses, und sind eine »Leichpredig« auf ihn sowie eine ausführliche Biographie von Georg Khisl. Auch soll eine »Rede gegen die Türken« von Saliceti und eine »Perckwerchsordnung« 1575 bei Mandl gedruckt worden sein. Welche dieser Schriften zuerst fertig ge worden ist und ob diese die allererste Arbeit Mandls in Laibach war, kann ich nicht beurteilen, zumal ich nur die in der Wiener National bibliothek befindliche Auerspergsche Biographie selbst gesehen habE). Mandl war anfangs sehr tätig, seine Druckerei blühte und wurde sogar von der Landschaft gefördert. Aus den nächsten fünf Jah ren sind uns über zwanzig größere und kleinere Schriften erhalten. Bald wendete sich aber sein Glück, er wurde das Opfer kirchlicher In trigen und Verfolgungen, und anfangs 1582 mußte Mandl seinen Buchhandel andern Händen übergeben und Laibach verlassen. Fast ein Jahrhundert dauerte es dann, bis der Salzburger Buch drucker Johann Baptist v. Mayr (nach dem heute noch die jetzt im Be sitze von Otto Neugebauer stehende, Zweitälteste Buchhandlung Salz burgs benannt ist) nach Laibach kam und dort wieder eine Stätte für Gutenbergs Kunst errichtete, die seither ununterbrochen dort gepflegt wurde. Johann Mandl wendete sich nach seiner Vertreibung aus Krain nach Ungarn, wo er in verschiedenen Orten mit seinem geretteten und mitgeführtcn Druckzeng arbeitete. 1582—1584 war er beim Grafen Batthyany in dem im heutigen österreichischen Bundesland Burgenland liegenden Güssing (Nemet-Njvär) als Drucker tätig. Sechs Druck werke in ungarischer und drei in lateinischer Sprache sind uns aus dieser Zeit erhalten. Später ist er in Varasdin, dann in Eberau (Monyoro-Kerek), in Sics, in Sarvär, dann wieder in der Umgebung von Güssing tätig gewesen. Aus dieser Zeit sind uns zusammen sieb- *) Vgl. Friedrich Ahn im Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels. XIX. Leipzig, 1897, S. 45 ff. **) Uber Herbard Auersperg, seinen Biographen Khisl und dessen Werk vgl. auch P. v. Nadics, Herbard von Auersperg, Wien, 1862, und Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels, VI. Leipzig 1881. 68 zig Druckwerke, darunter 29 ungarische, 13 deutsche, 9 slowenische und 19 lateinische, bekannt. Nach dem Jahre 1604 fehlen alle Spuren dieses Mannes, den man wohl mit Recht einerseits als den Vater der Bnch- druckerkunst in Krain und andererseits als den »Ahasver unter den frühesten Druckern Ungarns« bezeichnen kann. II. Triest. Der erste Drucker Triests war ohne Zweifel Antonio Tur rini, der im Juni 1624 sich als ein »Ltampatore kora loeoßnito cki vorne« (jetzt noch dem Namen nach unbekannter Drucker) der obersten Behörde der Stadt Triest als Buchdrucker anbot. Warum Turrini diesen Schritt anonym getan hat, ist ebenso rätselhaft wie seine Geschichte bis dahin überhaupt. Wahrscheinlich war er schon seit 1620 als Buch drucker in der von Triest nur wenige Meilen entfernten alten Haupt stadt Istriens, in Capo d'Jstria tätig gewesen. Seine Offizin dort scheint zerstört worden zu sein. Capo d'Jstria spielt bekanntlich in der Geschichte der Buchdruckcr- kunst eine ganz besondere Rolle. Dort hat angeblich Pamfilo Castaldi als Arzt gelebt, der 1398 zu Feltre in der Lombardei geboren war, dort eine Schule der schönen Wissenschaften gegründet hatte und dein in seiner Vaterstadt 1868 als »dem wirklichen Erfinder der Buch druckerkunst« ein Denkmal errichtet wurde, das so mancher deutsche Soldat während des Weltkriegs kopfschüttelnd betrachtet haben mag. Über die Castaldi-Frage gibt es bekanntlich eine reiche Literatur; trotz dem sind manche Rätsel ungelöst. Sehr fraglich scheint mir vor allem, ob der Arzt von Capo d'Jstria mit dem Schöngeist von Feltre, der angeblich 1472 vom Herzog Galeazzo Maria Sforza ein Privilegium zur Errichtung einer Buchdruckerei in Mailand erwarb, überhaupt identisch ist. Noch fraglicher erscheint mir, ob der Arzt Castaldi, der in Capo d'Jstria allerdings von 1461—1478 dokumentarisch nachweis bar ist, dort buchdruckerische Versuche gemacht hat. Daß dagegen Turrini tatsächlich in Capo d'Jstria gedruckt hat, ist von dem hervorragendsten Kenner der Triester Archive P. Kandier*) bezeugt. Turrinis erster und berühmtester Druck ist die 1625 von Cäsar Cagnaron besorgte unter den Auspizien der Stadt erschienene Aus gabe »Statuta« in vier Büchern. Sie ist mit dem kaiserlichen Adler und dem Wappen Triests geschmückt und Kaiser Ferdinand gewidmet. Diese Widmung ist vom 25. Oktober 1625 datiert. Ein schönes Exem plar dieses Druckes befindet sich in der Nationalbibliothck in Wien, wo auch ein zweites Werk dieses Typographen, die »Couimen- tari clella Zuerra moclerna p388ata nel b'riuli L ne'eonkini ckell'l8tria L di valmatia« von Biagio Nith di Colenberg zu finden ist. Dieses wurde 1629 von Turrini gedruckt und zeigt neben seinem (hier wie auf den übrigen erwähnten Drucken mit zwei r geschriebenen) Namen sein Drnckerzeichen, einen adlergekröntcn Turm mit der Inschrift: »V6U8 b'ortitucko et Ü'urri8 mea«. Turrini war viele Jahre in Triest tätig. 1645 scheint er dort gestorben zu sein. Jedenfalls läßt sich eine Erwähnung seines Testaments in diesem Jahre Nachweisen. Aber auch Turrini war nur eine Eintagsfliege. Noch länger als in Laibach dauerte es in Triest, bis ein zweiter Buchdrucker in der Stadt, die damals schon ein berühmter Freihafen gewesen ist, auftauchtc. Und dieser war nicht einmal ein Eingesessener. Nachdem 1764 im April der Grazer Buchdrucker Anton Noyer mit seinem Gesuch, in Triest eine Buchdruckerei zu errichten, abgewiesen worden war, erhielt der be rühmte und berüchtigte Wiener Hofbuchhändler und Hofbuchdrucker Johann Thomas von Trattner im Juli jenes Jahres die Bewilli gung, »auf eigene Unkosten« und nur gegen behördliche Überlassung eines Lokales »im Santi Martiri-Haus« eine Buchdruckerci zu errich ten. Diese begann 1755 ihre Arbeiten, geleitet von Trattners Schwa ger Franz Matthias Winckowitz, dem Trattner sie später auch ganz zu eigen überließ und der sie von 1759 ab in der Theresicnvorstadt be trieb. Diese Buchdruckerei wurde dann der Anfang der regelmäßigen Pflege von Gutenbergs Kunst in Triest**). Triest wollte sich jetzt jedenfalls Turrinis nicht erinnern; die stolze Stadt an der Adria hat sich immer darüber gegrämt, daß viel fach in Italien ihre kleine Rivalin, Capo d'Jstria, als die Geburtö- stättc der Buchdruckerkunst gilt und daß sie erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts, also viel später als andere Städte ihrer Bedeutung, die erste dauernde Bnchdruckerei erhalten hat. *) P. Kandler, Di Antonio lurini primo tipo^rako ln 1>i68te (oel 1625) 6 cki Oiovau dlaria ?etleuli, 8erittore ckelle prime 8torie cki Ü'rie8te Oats alle 8t3inpe, lettera. Oon ckoeuwenti. ü'rieate 1860. **) Vgl. Ltttor. Commerzakten Fasz. 100 im Hofkammerarchtv in Wien.
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