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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.12.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-12-09
- Erscheinungsdatum
- 09.12.1913
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktionelle! Teil. ^ 285, 9. Dezember 1Sl3. Zur Orientierung über den Büchermarkt. In dem Artikel »Neue Weihnachtskataloge I« in dieser Num mer wird u. a. auch Bezug auf den Plan des Herrn Paul Nitschmann-Berlin über die Herausgabe eines Kataloge? neuer guter Jugendschriften genommen, der an seinem Teile dazu beitragen soll, der guten Literatur auf diesem Ge biete den Vorrang vor der schlechten zu sichern. Der Um stand, daß die Idee dieses Unternehmens im Schoße des Verbands der Kreis- und Ortsvereine geboren worden ist und somit von vornherein auf die Beachtung des Buchhandels in weit stärkerem Matze Anspruch erheben kann, als ein von priva ter Seite aus ins Leben tretendes Unternehmen gleicher oder ähn licher Art, hätte in Verbindung mit der Absicht des Herrn Nitsch- mann, zu diesem Zwecke eine Vereinigung von Jugcndschristen- verlegern auf den Plan zu rufen, eine Aussprache darüber im Börsenblatt wünschenswert gemacht. Das ist merkwürdigerweise nicht geschehen, obwohl kaum eine Frage heute so wichtig ist, wie die einer besseren, zweckmäßigeren Orientierung über den Bücher markt. Nicht zuletzt auch deswegen, weil die Lösung dieses Pro blems die Voraussetzung zur Erfüllung einer nicht minder wich tigen Aufgabe des Buchhandels bildet: dem Buche weitere, ihm jetzt noch fernstehende Kreise zu gewinnen. Denn dem Ziele des kulturell und wirtschaftlich in unserem Berufe Erreichbaren wer den wir erst dann nahekommen, wenn wir nach beiden Rich tungen orientiert sind, also sowohl über die Literatur als über das Publikum, weil erst aus dieser Kenntnis heraus die Möglichkeit erwächst, das eine mit dem anderen in Ver bindung zu bringen und im Sinne einer Höherentwicklung zu be einflussen. Die Frage, aus welche Weise sich eine genauere Kenntnis der Psyche des Publikums gewinnen lätzt, wird uns zu gelegenerer Zeit beschäftigen, hier handelt es sich, so sehr auch Bücher- und Men schenkenntnis im Sortiment Hand in Hand gehen müssen, zunächst einmal darum, was wir dem Publikum auf literarischem Ge biete schuldig sind. Da wird man in erster Linie mit einer ge wissen Selbstverständlichkeit von dem Buchhändler verlangen, daß er genügend Bescheid auf dem Büchermärkte weiß, um das Publi kum beraten zu können. Denn wie man mit Recht bei dem Kauf manns Warenkunde voraussetzt, so wird man auch von dem Buch händler fordern müssen, daß er seine Ware, ihre Vor züge und Schwächen und vor allem ihre Eignung für den Zweck, dem sie dienen soll, kennt. Das »beste« Buch verdient diese Bezeichnung nicht jedem Käufer gegenüber, besonders bann nicht, wenn ein literarisch minderwertigeres seinem Zweck besser entspricht, demnach also geeigneter ist, als das »beste« Buch. Aus diesem Grunde wird es in erster Linie die Auf- gäbe des Buchhändlers, speziell des Sortimenters, sein müssen, sich eine genaue Kenntnis des Büchermarkts zu verschaffen, um die an ihn herantretenden Wünsche und Bedürfnisse befriedigen und, darüber hinausgehend, Wecken zu können. Eine solche Forderung ist indes leichter gestellt als erfüllt, wenn man sich die ungeheure Produktion auf dem Büchermärkte vergegenwärtigt und demgegenüber berücksichtigt, daß auch dem gewissenhaftesten Sortimenter nur eine verhältnismäßig beschränkte Zeit zum Lesen der Neuerscheinungen zur Verfügung steht. Ge wiß bietet dem erfahrenen Buchhändler sowohl der Name des Ver fassers als auch der des Verlegers einen gewissen Anhalt, aber vor Entgleisungen ist er dadurch ebenso wenig geschützt wie vor der Notwendigkeit, Dutzende von Neuigkeiten von einer Empfeh lung auszuschlietzen, weil er sie nicht kennt und mangels Zeit viel leicht auch nie kennen lernt. Er wird daher immer auf Urteile aus zweiter Hand angewiesen sein, sei es aus dem Kreise seiner Kundschaft, sei es aus Literaturzeitschriften oder Tagesblättern und wird sie richtig einschätzen müssen, um den rechten Gebrauch davon machen zu können. Würde er den Worten des Verlegers Glauben schenken, so wäre jedes der von diesen herausgebrachten Bücher ein Meisterwerk und höchster Enrpfehlung würdig. Kein Wunder, daß er mit skeptischem Lächeln darüber hinwcggeht und sich nur dann und wann im stillen fragt, wer Wohl auf diese alte Nattenfängerweise überhaupt noch hört. Das Gefühl der Unzulänglichkeit der kritischen Hilfsmittel, die ihm zum Zwecke einer Orientierung auf dem Büchermarkt zu Gebote stehen, wird sich gerade dem Sortimenter am stärkste» aufdrängen, dessen Wille, sich strebend immer um das Beste zu bemühen, noch nicht in dem laisser kairs et laisser aller unter- gegangen ist. Aus demselben Grunde werden auch die Bestrebun gen, einer besseren Orientierung auf dem Büchermärkte die Wege zu bahnen, die Mitwirkung der Besten unseres Berufes finden, schon weil sie längst einsehen gelernt haben, daß wir unsere Inter essen gar nicht besser wahrnehmen können, als wenn wir sie in den Dienst der Allgemeinheit stellen und Ausgaben übernehmen, die von keinem andern Berussstand in ebenso zweckmäßiger Weise übernommen werden können. Wenn jetzt überall Bücherverkäufer sich auftun und dem Buchhandel ins Handwerk pfuschen, was bedeutet das anders, als daß der Buchhandel in der einen oder andern Richtung seine Pflicht versäumt hat? Entweder die Pflicht, mehr und Besseres zu leisten, als diese Auchbuchhändler, oder die Pflicht, das Publikum darüber aufzuklären, was es von diesen erwarten kann und was er ihm zu bieten hat. Unterschei det sich der Buchhändler in nichts von dem Auchbuchhändler, als allenfalls durch das Maß erhöhter Ansprüche an die Verleger, so kann es dem Publikum gleich fein, wer aus diesem Kampfe als Sieger hervorgeht, da ihm ja dann die eine Partei nicht mehr zu bieten hat als die andere. Scho» um der lähmenden Unsicherheit und Unzuläng lichkeit entgegenzuwirken, wird man alle Maßregeln begrüßen müssen, die daraus gerichtet sind, einen Berufsstand befähigter zu der ihm volkswirtschaftlich zugewiesenen Aufgabe zu machen. Daß die Orientierung über den Büchermarkt hierzu gerechnet werden muß, bedarf nach dem Gesagten keiner weiteren Erörterung, Wohl aber wird man sich über die einzuschlagenden Wege verständigen müssen. Damit sind wir wieder bei dem Ausgangspunkt, dem Plane des Herrn Nitschmann, angelangt, und es fragt sich nun, ob und inwieweit er als zweckentsprechend angesehen werden kann. Herr Nitschmann macht zunächst kein Hehl daraus, daß sein Plan in enger Abhängigkeit von dem Projekt des Herrn l)r. Ave- narius entstanden sei, ja, daß es ihm direkt darauf ankomme, den »guten Kern« aus diesem »herauszuschälen«, als den er die Ver drängung der schlechten und die Hervorhebung der guten Litera tur ansieht. Wenn sein Plan sonst nichts Gemeinsames mit dem des Kunstwartherausgebers hätte, so könnte man darauf Hin weisen, daß dieses Ziel von jedem tüchtigen Buchhändler ange strebt wird und fast so alt sein dürfte wie Kritik und Buch handel überhaupt. Denn soweit diese aus Beachtung «Anspruch erheben und über ein Gebiet zu orientieren suchen, werden sie sich dieses Ziel auch setzen müssen, gleichviel aus welchem Wege und mit welchen Mitteln sie es zu erreichen streben. Bei näherer Be trachtung ergibt sich jedoch, daß der Plan des Herrn Nitschmann soviel Berührungspunkte mit dem des Herrn vr. Avenarius auf weist, daß man in seiner Erwähnung fast eine Anstandspflicht erblicken mutz. Nur daß in dem einen Falle die Krönung des Projekts durch ein Mittelstelle, im andern durch einen Katalog er folgt, dort Volksschriften, hier Jugendschriften der Kritik unter worfen werden sollen. Sonst gleicht der Vorschlag des Herrn Nitschmann dem Mittelstellen-Projekt wie ein Ei dem andern, vor allem auch im Hinblick auf die »Prüfungsstelle«. Ja, Herr Nitschmann geht insofern noch weiter, als er eine ziemlich unverblümte Mitwirkung der Verleger an dieser Prüfungsstelle in Aussicht nimmt. Denn welchen anderen Zweck als den einer Beeinflussung hätte es Wohl, wenn die Jugendschriftenverleger an eine »von ihnen selbst anerkannte redaktionelle Stelle d i e zur Aufnahme in die Kataloge gewünschten Werke zugleich mit den von ihnen zu besorgen den Kritiken einsendcn sollen, die von einem angesehenen Schulmanne oder anderen Manne der Wissenschaft herrühren müssen«? Dann erst soll die Prüfungsstelle in Aktion treten und sichten — man weiß nicht, ob die Bücher oder die Kritiken. Aber das weiß jeder nur einigermaßen im Literaturbetrieb Bewanderte, daß die Mitglieder der »losen Vereinigung von Jugendschriftenverlegern, die wirk lich Vollwertiges verlegen,« schon im ersten Jahre in unange-
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