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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1913
- Strukturtyp
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- 1913-11-07
- Erscheinungsdatum
- 07.11.1913
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- Deutsch
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^ 259, 7. November 1913. Redaktioneller Teil. «ürsenblalt s. d, Dlschn. Buchhandel. 11951 Ein deutscher Chirurg als Vorkämpfer für die deutsche Sprache. — In dem ersten Bande des vor wenigen Wochen erschienene» Werkes von Geh. Sanitätsrat Professor Or. Hans Kehr: »Die Praxis der Gallemvege-Chirurgie in Wort und Bild« (München, I. F. Lehmanns Verlag) findet sich ans der Titelrückseite der übliche Vorbehalt des llberseyungsrechts vom Urheber und Verleger vor, der einmal auch in englischer Sprache wiederholt werden muh, damit das Werk auch für Amerika gegen widerrechtliche Übersetzung geschützt ist. Bei der Kor rektur dieser Druckseite hatte der Verfasser diese Worte »CvpzriM d^« gestrichen und die Randbemerkung gemacht: »Warum nicht deutsch?« Der Verleger Lehmann gab in seiner Antwort seinem Bedauern da rüber Ausdruck, daß die Worte stehen bleiben müßten, und verwies den Verfasser auf eine Bemerkung, die auf der Titelseite des im Jahre 1604 in seinem Verlage erschienenen Werkes »Krankheiten und Ehe« steht und folgendermaßen lautet: »Da das Deutsche Reich seinen Verlegern nur dann Schutz vor Nachdruck in Amerika gewährt, wenn sie sich nicht der deutschen, sondern der englischen Sprache in der Schutzformel bedienen, mußte obiger Vermerk in englischer Sprache gedruckt werden. Der Ameri kaner hat es dagegen selbstredend nicht nötig, sich der deutschen Sprache zu bedienen, um seine Werke zu schützen. Bei der Abfassung des Gesetzes hat eben wieder einmal kein Deutscher an die Worte des Großen Kurfürsten gedacht: ,Gedenke, daß du ein Deutscher bist?« Dieser Tatbestand ist auf der Titel-Rückseite des Werkes bekannt gegeben worden, und der Verfasser bemerkte dazu, daß er im zweiten Bande seines Werkes auf die CopyriZüt-Frage zurückkommen wolle. Das hat er nun in dem dieser Tage erschienenen II. Bande der »Praxis der Gallenwege-Chirurgie« getan, indem er u. a. schreibt: »Warum es nicht hieß ,Übersetzerrecht bei*, das sollte ich erfahren, als ich bei der Korrektur die Worte strich und die Randbemerkung machte: .Warum nicht deutsch ?' Denn ich hatte vordem wirklich keine Ahnung, daß unsere deut schen Verleger, wenn sie sich für ihre Bücher das Urheberrecht sichern wollen, gezwungen sind, die Worte Lop ^ r 1ZIit d ^ auf dem Titelblatt anzu brin gen. Das wurde mir erst durch einen Brief klar, den auf meine Korrektur hin mein Herr Verleger an mich schrieb: .Über Ihren Vermerk auf der Rückseite des Titelblattes: »Oopy- riM, warum nicht deutsch?« habe ich mich ganz außerordentlich ge freut. Denn gerade in dieser Sache habe ich schon verschiedentlich eine» Vorstoß gemacht, ohne jedoch den erhofften Erfolg erreicht zu habe». Die Sache ist scheinbar nebensächlich oder gleichgültig; in Wirklichkeit aber handelt cs sich auch hierbei um die bedauerliche Tatsache, daß der Deutsche an einem derartigen Wort nicht nur keinen Anstoß nimmt, sondern es sogar noch für recht und geschmack voll findet, wenn er seinem eigenen Erzeugnis eine» fremdländischen Stempel aufürücken darf. — — Für einen Verleger, der es sich stets zur Aufgabe gemacht hat, das Deutschtum zu fördern, und von diesem seinem Ziel auch für die Folge nicht abzugehen gewillt ist, ist es eine ganz besonders erfreu liche und angenehme Empfindung, wenn sein Autor auch in dieser Sache eines Sinnes mit ihm ist.' HerrJ.F.L e hmann teilte mir noch mit, daß er mit einem andern Verlag wegen der Bemerkung .LopyriZlrt bz-' viele Kämpfe zu be stehen hatte, schließlich aber nachgeben mußte, und sandte mir als Be weis, daß er ganz meiner Meinung war, die Bemerkung, die auf der Rückseite des Titelblattes des I. Bandes dieses Buches abgedruckt ist, zu. Jetzt wird man mir wieder den Vorwurf machen, daß ich zu .un erfreulichen' Diskussionen Veranlassung geben wolle. Das bezwecke ich gewiß nicht; ich sehe aber nicht ein, daß wir Deutsche uns vom Ausland Vorschriften gefallen lassen sollen, wo wir einzig und allein das Recht haben, Vorschriften zu mache» und Bedingungen zu stellen. Wenn ein englischer oder amerikanischer Chirurg ein Buch schreibt: .Diseases ok tke xall-blacicker ancl Lile-Ducts ineluckinZ Oall- Stouss' und er will sich das ttbersetzungsrecht in die deutsche Sprache sichern, so schreibt der Verleger dieses Buches ganz sicher nicht auf das Titelblatt: .übersetzungsrecht bei'. Aber was dem einen recht ist, ist dem andern billig. Man soll mir nicht erwidern: .Das sind doch Äußerlich keiten und Kleinigkeiten, die einen großen Geist nicht stören können.' Erstens bilde ich mir nicht ein, ein .großer Geist' zu sein, und dann: gibt man im Kleinen und Nutzeren nach, so wird man bald im Innern und Großen .Konzessionen' machen. Der Große Kurfürst hatte in der Tat ganz recht, wenn er sagte: .Gedenke, daß du ein Deutscher bist!', und ich stimme meinem Verleger völlig bei, wenn er nicht, wie er mir schreibt, als .Nach beter und Nachässer fremder Sitten und Gebräuche gelten will' und gegen den Lop^iigüt-Unfug mit allen Mitteln vorgeht. Zwar wird durch die Erörterung der Lopxri^üt-Frage der Leser in der Erlernung der Technik der Ektomie und D-Drainage nicht gefördert, aber er wird immer daran erinnert, daß gerade deutsche Art und deutsche Kunst die Entwicklung der Gallenwege chirurgie in ganz hervorragender Weise beeinflußt hat. Ich habe es mir in meiner .Praxis' zur Aufgabe gemacht, nicht nur jede Anomalie der art. e^stiea vorzubringen und für jede Opera tionsmethode genaue Anweisungen zu geben, sondern auch zu zeigen, was deutsche Arzte ans dem Gebiete der Gallenwege-Chirurgie geleistet haben. Die bereits oben angeführte Tatsache, daß die Lperationsmetho- den, die deutsche Männer in die Chirurgie der Gallenwegc eingeführt haben, heutzutage fast ausschließlich geübt werden, während die von Ausländern erfundenen Methoden zurzeit fast gar nicht mehr ange wandt werden, soll kein .Hieb' gegen das Ausland sein, sondern soll nur zeigen, daß wir Deutsche allen Grund haben, auf unsere Lei stungen auf dem Gebiete der Gallenwege-Chirurgie stolz zu sein. Daß ich aber das Gute, das vom Ausland kommt, gern und neidlos anerkenne, das geht schon daraus hervor, daß ich in dieser .Praxis' die Arbeiten eines Rio Branco, Descomps, Cotte, S a u v ö, D e s j a r d i n s u. a. auf vielen Seiten berücksichtigt und teilweise wörtlich wiedergegeben habe.« Es würde sehr erfreulich sein, wenn sich diese Anschauungen einer an erkannten Autorität ans dem Gebiete der Gallenstein-Chirurgie,wie sieGe- heimrat Kehr ist, auch die Gesamtheit der deutschen Gelehrten zu eigen machen würde. Denn leider geht die wissenschaftliche Gründlichkeit nicht selten so weit, daß deutsche Art ganz und gar zurücktritt und vor den, Ausland unbegründete Verbeugungen gemacht werden, ivie in der Übersetznngsrechts- oder, wie es so schön heißt, Lop^riZirt-Frage. Neue Helfer im Kampfe gegen die Schundliteratur. — »Jedem Volks- und Vaterlandsfreunde ist es bekannt, welche furchtbaren Ver heerungen Las Lesen schlechter Bücher auch in unserem lieben deutschen Volke anrichtet.« Mit diesem fast schon zum Klischee gewor denen Satze leitet die Deutsche Buchmission e. G. m. b. H. Sitz Barmen, Buch- u. Kunsthandlung ein Zirkular ein, in dem sie an alle Staats- und Kommunalbehörden, sowie »an alle Vaterlands- und volksfreundlichen Korporationen« die Bitte richtet, einen Teil der ihnen notwendigen Bücher durch die Deutsche Buchmission zu bestellen. Da möglicherweise die »ideellen« Aufgaben der neuen Gründung, die in der Beschaffung und kostenlosen Verleihung guter Bücher bestehen sollen, nicht als ausreichend zur Begrün dung dieses Gesuches angesehen werden könnten, so verspricht die Deutsche Buchmission Behörden und Korporationen bei Aufträgen bis zu 50 5 °/o, bei solchen über 50 716 "/> Skonto bei Frankolieferung. Der Gewinn soll nach § 35 der Satzungen »zur Anschaffung guter Bücher und zum weiteren Ausbau des Werkes« verwendet werden. Da mit ist dem Unternehmen seine Stellung im Buchhandel angewiesen, da ein Betrieb, der seinen Gewinn in mittelbarem oder nnmittelbarem Interesse der Vereinsmitglieder verwendet bzw. zu ihrer Verfügung stellt, gemäß 8 3, Absatz 3 der Verkaufsordnung buchhändlerischerseits als Publikum anzusehen ist. Der vorliegende Fall ist nach mehr als einer Richtung typisch für die Art, wie der Kampf gegen die Schundliteratur, also eine an sich durchaus erfreuliche Erscheinung, dazu benutzt wird, um Geschäfte zu machen und im Zeichen dieses Kampfes sich Vorteile gegenüber der Geschäftswelt zu sichern, die diesen Kampf für so selbstverständlich hält, daß sie es verschmäht, ihn als Aushängeschild bei ihrer Reklame zu verwenden. Die ganze Aufmachung in genossenschaftlicher Form, wie die Art der Propaganda erfährt aber noch eine eigenartige Beleuchtung sowohl durch die Vorgeschichte des Unternehmens als auch durch die dahintcr- stehenden Personen. Vor einigen Jahren von zwei Postassistenten, zu denen später noch ein Fabrik-Werkmeister gleichen Namens wie die beiden, trat, in der Absicht gegründet, kranken Leuten unentgeltlich gute Bücher zu leihen, hatte sich die Deutsche Buchmission der fördernden Anteilnahme einer Reihe Verleger zu erfreuen, die zu dem genannten Zwecke Bücher stifteten, und so die Voraussetzungen für den weiteren Ausbau des Unternehmens schufen. Denn offenbar haben die Leute erst dadurch Geschmack an der Sache gefunden und ihre» Geschäftsbetrieb beim Gewerbe-Register angemeldet, ein neuer Beweis dafür, wie wenig angebracht die Freigebigkeit mancher Verleger, namentlich mit Rück sicht auf ihre Folgen ist. Wenn Unternehmer dieser Art erst in den Sattel gesetzt werden, so versuchen sie auch zu reiten und scheuen selbst die Hindernisse nicht, die sich ihnen auf ihrem Wege ent gegenstellen, schon, weil sie diese meist in ihrer Geschäftsunkenntnis gar nicht sehen. Deshalb sollte auch dieser neue Fall den Verlegern, denen es doch gewiß auch nicht gleichgültig sein kann, wenn dem Sorti-
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