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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-26
- Erscheinungsdatum
- 26.11.1913
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- Deutsch
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>2890 Börl-ndl-tt f d. DIschn. Buchhand-l. Redaktioneller Teil. ..Ir 274, 26. November 1913. Würdigkeit. Das ist jedoch nicht alles. Es sollen auch ein »Russisches kciegsgeschichtliches Museum«, ein »Museum für russische Altertümer« und ein »Japanisches Museum« ins Leben gerufen werden. Kaum ist der Sommer dahin, der Herbst ins Land gezogen, so kommen mit seltener Pünktlichkeit Gelehrte aus Westeuropa nach Rujzland, um hier ihre Ideen zu entwickeln und vorzu tragen. Wir Buchhändler hoffen dann immer auf große Bücher« einkäufe, aber leider meist vergeblich, so daß wir zufrieden sein müssen, wenn das eine oder das andere Büchlein zu dem Thema verkauft wird. Es ist schon viel darüber geschrieben worden, was man tun soll, um an solchen Tagen das Publikum zum Buche zu führen, aber alle Versuche haben keine befriedigenden Resultate ergeben, sondern nur von neuem gezeigt, daß das Interesse oft nur ein oberflächliches und nach verklungenen Worten schon ver schwunden ist. Trotzdem sind es gerade wir Buchhändler, die immer wieder solche Vorträge fördern und als wahre Idealisten mit unserem kleinen Nutzen zufrieden sind. Riga konnte kürzlich in seinen Mauern den Theologieprofessor R. Seeberg begrüßen; in Moskau sprach vr. Eggert aus Frankfurt a. M.: »Über die Reformmethoden des neufprachlichen Unterrichts«. Beide Redner hatten ein großes und gutes Auditorium und somit Ursache, mit ihren Erfolgen hier zufrieden zu sei». Daß auch die Entwicklung des Zeitungswesens in Rußland tüchtig sortschreitet, zeigt die Veranstaltung von Kursen der Zei tungstechnik in Moskau, die der Verein der Mitarbeiter der periodischen Presse ins Leben ruft. Nach dem Muster der journa listischen Kurse in Heidelberg soll hier während dreier Monate allen Journalisten und Studenten die Möglichkeit gegeben werden, sich mit dem Wesen der Zeitung vertraut zu machen. — Es dürfte nicht uninteressant sein, von der Gründung eines russisch-chine sischen Seminars in Moskau zu hören. Es verdankt seine Ent stehung dem Vorsteher der russischen rechtgläubigen Mission Bischof Jnnokenti in Peking, der seine Anregung damit begrün dete, daß die russische Kirche gute Aussichten habe, sich in China zu erweitern. Das Seminar wird also in erster Linie dazu dienen, Geistliche und Missionare heranzubilden. Die schon seit 20 Jahren bestehende »Russische Musik- zeitungi („Lz-vauaa NyZuuaauaa Umra"), die vor kurzem zum offiziellen Organ der Kaiserlich Russischen Musikgesellschaft ge wählt wurde, ließ kürzlich eine deutsche Extranummer <zum größten Teil in deutscher Sprache) erscheinen. Wie es scheint, will die Russische Musikzeitung in Deutschland Interesse und Verständnis für russische Musik erwecken, da, wie ich erfahren habe, noch mehrere deutsche Extranummern erscheinen sollen, die über russische Komponisten berichten werden. Am 6. Oktober allen Stils wurde in Moskau das 50jährige Jubiläum der »Rußkija Wedomosti« festlich begangen. Eine umfangreiche Festschrift gibt einen geschichtlichen Abriß über den Werdegang dieser führenden liberalen Zeitung und berichtet, wie sie aus kleinen Anfängen sich zu einer der bedeutendsten russi schen Zeitungen entwickelt hat. Das Ausland ist hier immer im weitesten Maße zu Worte gekommen, und die Berliner Briefe G. B. Jallos (1905 in Rußland ermordet), wie auch die Briese aus England (1886) von T. L. Lawrow kann man geradezu als literarische Erfolge bezeichnen. Wie sehr die russischen Zei tungen unter der Zensur zu leiden haben, geht auch aus der der Festschrift beigegebenen Statistik über Verbote, Strafen usw. her vor. Während der vergangenen 50 Jahre wurde der Zeitung 13 mal der Einzelverkauf verboten, insgesamt auf die Dauer von 62 Monaten, 24 mal mußten Geldstrafen bezahlt werden, die das Kapital von 20 000 Rubel ausmachen, darunter 3000 Rubel wegen eines Briefes von Leo Tolstoi. Außer einigen konfiszierten Num mern ist dann noch ein Tag Hast des Redakteurs W. M. Sfobo- lewskis verzeichnet. Auch die Festsitzung und das Festbankett fanden durch die Polizei ein vorschnelles Ende. Die elftere während der Verlesung einer Adresse des Verbandes der Pro« gressisten-Partei, das letztere gleich bei der Begrüßungsrede des Fürsten P. D. Dolgorukow. Man sieht, daß es nicht leicht ist, in Rußland Redakteur einer Zeitung zu sein, und manchmal auch schwierig, dort Feste zu feiern. - Daß die fortgesetzten hohen Strafen auch zum Eingehen einer Zeitung Veranlassung geben können, beweist die Nachricht, daß die »Rußkaja Molwa« ihr Erscheinen eingestellt hat. Die Geldstrafen häuften sich derart, daß die gewiß reichen Aktionäre der Zeitung sich zurückzogen, und die Progressisten-Partei ohne eigenes Organ bleibt. — Einen interessanten Beitrag zum Kapitel verbotener Druckschriften gibt der Kiewer Typographie-Inspektor A. Nikoski in einer kürzlich veröffentlichten Broschüre. Darnach wurden im Jahre 1912 705 Konfiskationen vorgenommen, und zwar 262 Bücher in russi scher Sprache und 69 in anderen Sprachen. Aus 21 Büchern mutzten einzelne Stellen entfernt werden. Von den Zeitschriften und Zeitungen wurden 271 in russischer und 82 in anderen Sprachen verboten. Unter den konfiszierten Schriftstellern nimmt Leo Tolstoi den ersten Platz ein. Seine Werke werden im Jahre 1912 15 mal als verboten genannt. Der Verlagsbuchhandcl der alten Zarenstadt Kiew entwickelt sich mächtig: Stand Kiew noch vor wenigen Jahren an zwölfter Stelle der bücherproduzierenden Städte Rußlands, so gehört es jetzt nach der offiziellen Statistik an die vierte und wird nur noch von St. Petersburg, Moskau und Warschau überflügelt. Aus der kürzlich erschienenen Statistik ersehen wir, daß Kiew im Jahre 1911 1643 Werke in 4 820 137 Exemplaren im Gesamt wert von 1974129 Rubel auf den Markt gebracht hat. Die offizielle Statistik von 1912 ist noch nicht erschienen, doch wird schon heute inoffiziell mitgeteilt, daß in diesem Jahre in Kiew 3392 Werke erschienen sein sollen, was entschieden ein großer Fortschritt im Vergleich zum Vorjahre bedeutet. Es wird sicher auch interessieren, einiges über die Produktionen der großen Kiewer Verleger aus der Statistik zu hören. So gab die Ver lagsbuchhandlung »Sotrudnik« (Verlag für Lehrbücher aus dem Gebiete der Medizin, Naturwissenschaft und Mathematik für Hoch- und Mittelschulen) im Jahre 1912 60 000 Exemplare im Wert von 250 000 Rubel heraus, die Verlagsbuchhandlung »I. I. Samo- nenko« (Poesie und Lehrbücher zum Selbstunterricht) im selben Jahre 105 000 Exemplare im Werte von 124 700 Rubel, »I. Bona durer« (Schulbücher und Übersetzungen aus der schönen Literatur) 161 000 Exemplare im Werte von 261 850 Rubeln und »T. D. Gu- banow« 600 000 Exemplare im Werte von 70 000 Rubel. Leider geht mit der Produktivität die Qualität der Bücher in Kiew nicht vorwärts, und von einer Liebe zum Buche sind die meisten Ver leger weit entfernt. Für sie ist das Buch eine Ware, die man fabrikmäßig herstellt; was dabei an Druckfehlern und ähnlichem herauskommt, ist in der Tat oft unbeschreiblich. Kiew war auch bis in die letzte Zeit hinein der Ort, wo die meisten unautori sierten Übersetzungen erschienen und alle guten deutschen und anderen Autoren in Übersetzungen zu haben waren. In Über setzungen allerdings, ich sagte es schon früher einmal, die noch schlechter sind als das Papier, aus das man druckte. Kam es doch den Verlegern nur darauf an, die Bücher für wenige Kopeken auf den Markt zu bringen, so daß die sogenannten »Übersetzer« für wenige Rubel in kurzer Zeit ein Werk von mehreren hundert Sei ten übertragen müssen. Die nun endlich in Kraft getretene Lite raturkonvention wird diesem Unwesen nun mit einem Schlage ein Ende machen. Es bleibt dann allerdings abzuwarten, ob die Kiewer Bücherproduktion sich auf ihrer alten Höhe halten kann. Wenn sie auch quantitativ vielleicht nicht besser wird, so ist doch eine qualitative Hebung mit Gewißheit zu erwarten. Eigentlich ist es verwunderlich, daß gerade aus Kiew soviele häßliche Bücher kommen, da hier eine vorzüglich geleitete Druckereischule besteht, die auch schon Gutes geleistet hat. Im nächsten Jahre wird man auf der »Bugra« sicher auch einiges von ihr zu sehen bekommen, da sich Rußland offiziell an der Ausstellung beteiligt. Das Ko mitee, das aus den Herren Th. Ettinger, I. Lehmann, W. De- vrient, Th. Bernstamm, P. Weiner, Baron N. Driesen und A. To- ropow besteht, verspricht alles an eine würdige Vertretung zu setzen. Mehrere der Herren waren Veranstalter der »Ausstellung illustrierter russischer Bücher und Plakate« in St. Petersburg 1912 (s. Bbl. 1912, Nr. 42) und hatten da schon etwas sehr Interessan tes zustande gebracht. Bei einer Komiteesitzung wurde beschlossen, daß Rußland durch einen eigenen Pavillon auf der Ausstellung vertreten sein soll, in dem in zwei Abteilungen, einer historischen und einer industriellen, das russische Buch und seine Geschichte veranschaulicht werden soll. Wie ich den Zeitungen entnehme,
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