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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-26
- Erscheinungsdatum
- 26.11.1913
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- Deutsch
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^ 274, 26, November l913. Redaktioneller Teil, «rs-nbi»,, f, d. Di^n, Bu«hand-r 12945, iltmtletzuai, n> Seite 128S2 ! Preise fiir ihre Abnehmer aus Arbeiterkrcisen, Der amerikanische gelernte Arbeiter zeigt dadurch, datz er sich für die Weitcrentwick- lung seines Fachgebietes interessiert, und so ist auch wieder eine Brücke erhalten geblieben zwischen dem leitenden Ingenieur und dem gelernten Arbeiter, Der amerikanische Facharbeiter denkt noch nicht daran, sein ganzes Lesebedürsnis aus politischer Lek türe zu decken. Deswegen ist es natürlich auch notwendig, den Inhalt der Zeitschriften dem Verständnis des Facharbeiters zu gäugig zu machen. Von manchen der Zeitschriften werden die Arbeiter mit Vorliebe als Mitarbeiter herangezogen. Mangelnde schriftstellerische Fähigkeit wird ersetzt durch die Arbeit des Re dakteurs, und der Arbeiter sucht seine Ehre darin, Mitarbeiter der Zeitschrift zu sein; die Bezahlung hierfür erhält der Arbeiter. Es war ungemein interessant für mich, beim Durchgang durch die vielen Fabriken immer wieder aus den Plätzen der Arbeiter auch bei uns sehr angesehene amerikanische Fachzeitschriften zu finden, denen man es ansehen konnte, datz nicht immer vor der Benutzung Zeit zum Händewaschen vorhanden gewesen war. An andrer Stelle habe ich darauf hingewiesen, wie man planmäßig auch die Lehrlinge zum Lesen von technischen Zeitschriften anzuhallen sucht. Auch in den Kesselhäusern fand ich wiederholt auf dem Tisch, wo das Betriebsbuch auslag, einen großen Stotz von Fach zeitschriften, die sich auf Kraftmaschinen und Kessel erstreckten, und auch sie waren Eigentum des betreffenden Arbeiters, Aus dem Briefkasten einer kleinen technischen Zeitschrift ist, das wird interessieren, auch die größte Korrespondenzschule der Welt in Scranton hervorgegangen, die man als Herausgeberin einer großen Anzahl Fachzeitschriften »in Briefform mit Rück antwort« aufsassen kann. Die deutschen Ingenieure haben sich mehrfach in Deutschland den Korrespondenzschulen gegenüber ab lehnend Verhalten, Sie haben zum Ausdruck gebracht, daß sie die selben nicht für ein geeignetes Mittel halten, technische Kenntnisse brieflich zu übermitteln. Hierzu kommt noch, datz einige dieser Schulen auch Zeugnisse ausstellen. Ja, man kann Druckschriften finden, in denen den unerfahrenen Benutzern solcher Achulen vor gerechnet wird, wie viel Geld sie bei gleichen Erfolgen durch Be ziehung der Lehrhefte einer Korrespondenzschule gegenüber dem Besuch der technischen Schulen ersparen könnten. Es war mir deswegen interessant, bei dem Besuch der Korrespondenzschule in Scranton auch über diese Fragen mit dem Leiter zu sprechen. Seine Ansicht war, die Korrespondenzschulen seien nur da berechtigt, wo Zeit und Mittel fehlen, eine Schule zu besuchen. Bei den so sehr dünn bevölkerten Staaten Amerikas, bei den großen Entfernun gen, die in Betracht kommen, ist es durchaus nicht allen möglich, Schulen zu besuchen. Hier will die Korrespondenzschule ein- setzen. Sie will den Arbeitern auch in einer kleinen Werkstatt draußen in der Provinz, wo sie ohne Schule und ohne Bibliothek ihre Arbeit verrichten müssen, die Gelegenheit geben, sich fort zubilden. Der materielle Erfolg dieser grossen Korrespondenzschule ist ungemein groß. Sie besteht seit 189l, und seitdem sind nach den mir gemachten Angaben rund 1,5 Mill, Schüler eingeschrie ben gewesen. Augenblicklich seien in den Listen 250 000 enthal ten, davon aber arbeite, erzählte mir mein Führer, nur 1 v, H, wirklich, und das sei ein Glück, denn sonst sei der Betrieb bei den Preisen, die verlangt werden, unmöglich durchzuführen. Überall hat die Schule Vertreter, die in der Weise, wie es vielfach bei uns im Kolportage-Buchhandel geschieht, auch den, der diese Schule nicht brauchen kann, überreden, einen Versuch zu machen, über den geringen Bruchteil der wirklich Arbeitenden war ich erstaunt. Man wies daraus hin, datz ja ein ähnliches Prinzip in der Lebens versicherung angewandt sei. Auch da sei es nur möglich, sich billig zu versichern, weil eben viele Menschen glücklicherweise sehr lange bezahlen müßten, also sehr spät stürben. Hier bei der Schule sei es für die wenigen, die energisch genug seien, den Kur sus durchzufllhren, ein Glück, daß so viele bezahlten und dann den Kursus nicht ausnutzten; dadurch allein seien die Preise zu erklären. Die Schule wird jetzt als Aktiengesellschaft betrieben, sie soll 24 Mill. -kl Kapital zur Verfügung haben; 50 v, H, seien in Händen der Schüler und 10 v, H, Dividende würden gezahlt. Es ist das die einzige Schule, die ich in Amerika kennen gelernt habe, die Geld verdient. Der Betrieb dieser Korrespondenz schule ist entsprechend der Schülerzahl sehr ausgedehnt. Ein großes Gebäude dient allein der geschäftlichen Verwaltung; dann kommen die großen Gebäude, in denen die vielen Hunderte von Lehrkräften untergebracht sind, die nun die eingehenden Schlller- arbciten durchzusehen und zu korrigieren haben. Die Technik bil det nur eine Abteilung in dieser Schule, Es wird so ziemlich alles gelehrt, was man sich vorstellen kann, sogar Kochen, .Hand arbeit, Schaufensterdekorieren »sw. Bei den Arbeiten dieser Leh rer und Lehrkräfte ist man mit der Arbeitsteilung ungemein wett gegangen. Die Aufgaben, die hinausgehen, sind so gestellt, datz auch in den Antworten, die einlaufen, nicht sehr viel neue Ge sichtspunkte auftreten. Vielleicht 80 v. H, der Korrekturen lassen sich deswegen von hierauf eingelernten weiblichen Kräften durch führen, Beinahe könnte man sagen, es sei ein Versuch, maschinen mäßig Arbeiten zu korrigieren. Was sich auf diese Weise nicht erledigen läßt, dafür steht der Leiter der betreffenden Abteilung zur Verfügung, der fachmäßig gebildet ist und diese Fragen ein gehend zu erledigen hat. Da diese Stellen, wie mir gesagt wurde, gut bezahlt werden, fänden sich immer ausgezeichnete Kräfte, Von besonderem Interesse war mir die Abteilung, die sich mit der Herstellung von Textbüchern befaßt. Wenn ich nicht irre, waren 150 Bücher aus dieser Schule hervorgegangen. Was mir vor allem wertvoll schien, war die Anerkennung, die diese Bücher gerade von hochangesehenen Fachprofessoren der Hochschulen und Universitäten oft gefunden haben. Ein Beweis hierfür ist die Tatsache, daß sie vielfach in solchen Schulen als offizielle Lehr bücher eingeführt waren. Ich lietz mir die Herstellung eines sol chen Buches erklären. Man geht so vor, datz man zuerst ungefähr die Themen zusammenstellt, die man in diesem Buche behandelt zu sehen wünscht. Dann fragt man bei der ersten wissenschaft lichen Autorität dieses Faches an, ob sie geneigt sei, die Ab fassung des Lehrbuches zu übernehmen. Das Honorar, das dafür bezahlt wird, soll wesentlich das übersteigen, was in andern Fällen gezahlt wird. Die einzige Bedingung ist nur die, datz der Name des Verfassers nicht genannt wird. Das Manuskript wird vielfach einem zweiten Fachmann ohne Nennung des Namens des Verfassers zur Kritik übergeben. Unter Umständen wird noch ein dritter Herr als Sachverständiger hinzugezogen. Auf diesem Wege erhalte man das beste, wissenschaftlich einwandfreie Mate rial als Grundlage für das Buch, Man denke aber gar nicht daran, es in der Form zu veröffentlichen, wie es der Professor ge schrieben hat. Jetzt beginne die Arbeit des eigentlichen Bureaus, Durch jahrelange Korrespondenz mit den Kreisen, die das Buch benutzen sollen, sei man sehr genau unterrichtet über die Form, wie man sich diesen Kreisen verständlich machen kann. Man sagte mir direkt, jetzt übersetze man das Buch in die Sprache der zukünf tigen Benutzer des Werkes, und diese Arbeit des Bureaus scheint nach dem, was mir von unabhängiger dritter Seite gesagt wurde, ausgezeichnet zu sein. Es scheint die Fähigkeit der gemeinver ständlichen Darstellung im besten Sinne des Wortes ausgebildet zu werden. Da mit dieser Schule grotze Druckereien, sehr große Zeichensäle zur Anfertigung der Abbildungen und Buchbindereien verbunden waren, so kann man sich von der Größe des Gesamt betriebes eine Vorstellung machen. Auch Sprachunterricht wurde übrigens in dieser Schule erteilt, und man benutzte hierzu in großem Umfange den Phonographen, Ich konnte dem Phono- graphen-Unterricht im Deutschen beiwohnen, der einem Farmer an der anderen Seite des Kontinents, in Kalifornien, erteilt wurde. Es werden ihm Lehrwalzen geschickt, er übt dann nach dem Gehör. Wenn er glaubt, es gelernt zu haben, spricht er sie in seinen eigenen Apparat und schickt sie zur Korrektur nach Scranton, Er behält eine Walze zurück, und so setzt sich der Un terricht in der durch den Phonographen erst ermöglichten starken Annäherung an den persönlichen Unterricht fort. Das Buch der Dreimalhunderttausend. Wir haben die Sinfonie der Tausend, das Theater der Fünftausend, die oberen Zehntausend, den Bildungshunger der Hunderttausend, wa rum sollen wir das Buch der Dreimalhunderttausend nicht haben? Schon liegt die Voranzeige auf unserm Tisch, der unter der Last voll fünfmalhunderttauscnd buchhändlerischen Ankündigungen zusammenzu-
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