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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.11.1913
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1913-11-26
- Erscheinungsdatum
- 26.11.1913
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- Deutsch
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12892 SSrsinblatt I. d. Dischn B'.ichbandkl. Redaktioneller Teil. ^ 274. 26. November 1913. Richtung hat sich das deutsche Zeitschriftenwesen auch weiter ent wickelt. Die bedeutenden technischen Zeitschriften sind die Pu- biikationsorgane großer technischer Vereine. In England und auch in Amerika hat man der Initiative des Einzelnen auch dieses Gebiet fast ganz überlassen. In Amerika sind die großen techni schen Zeitschriften in den Händen von Einzelpersonen oder großer Verlagsgesellschafien. Man beginnt erst in neuester Zeit der Ent wicklung der Vereinsliteraiur mit Recht größere Aufmerksam keit zuzuwenden. Während sich nun die führenden Zeitschriften in Deutschland mehr nach der grundlegend wissenschaftlichen Seite ausgebildet haben, ist die Entwicklung in Amerika mehr nach der technisch-praktischen und der wirtschaftlich-industriellen Seite vor sich gegangen. Es ist selbstverständlich, daß auch die technischen Zeitschriften dem Geschmack des großen Publikums in ähnlicher Form wie die allgemein unterhaltendenZeitschriften angepaßt sind. Das Zeitungs- und Zeitschriftenwesen hat in Amerika eine be sonders große Entwicklung gefunden, die Zahl der »Magazine« ist kaum zu übersehen. Das Ziel der gut geleiteten amerikani schen Zeitschriften ist, das Neueste und Wissenswerteste in mög lichst kurzer, knapper Form zu bringen, mehr gestützt auf die prak tische Erfahrung als auf die bloß wissenschaftliche Forschung. Lange Aufsätze, die von Fortsetzung zu Fortsetzung gehen, ge hören in die Buchliteratur. Den vielbeschäftigten Herren der Industrie fehlt immer mehr die Zeit, lange Arbeiten sorgfältig zu studieren. Dem sucht die amerikanische Zeitschrift durch ihre kurzen Aufsätze, durch ihre kurzen Notizen zu entsprechen. Die amerikanischen Zeitschriften haben sich auch voll- ständig von der in Deutschland noch zuweilen vorhandenen Auffassung frei gemacht, daß alles Fachliche und Wissenschaftliche an und für sich langweilig und trocken dargestellt werden müsse. Sie halten es für ihre Pflicht, durch alle Mittel, die ihnen zu Ge bote stehen, auch die Aufmerksamkeit auf den betreffenden Aufsatz zu ziehen; ebenso, wie es in den Tageszeitungen geschieht, suchen sie durch knappe passende Überschriften, die durch kräftigen Druck hervorgehoben werden, auf die betreffende Stelle aufmerksam zu machen. Auch der Text selber kann, ohne daß er an Wert ver liert, fesselnd geschrieben werden. Hier war mir interessant, bei der Besprechung mit dem leitenden Redakteur einer der großen Unternehmungen zu hören, daß sie in den Redaktionen der technischen Zeitschriften auch den einen oder andern Journalisten beschäftigen, weil diese besondere Fähigkeiten haben, zweckent sprechende Überschriften zu machen und die ganze Sache für den Leser schmackhaft zu gestalten. Man sucht sich überhaupt in den Redaktionen die Beamten in erster Linie nach dem Zweck aus, den sie erfüllen sollen, und fragt sehr wenig, ob sie diese oder jene Vorbildung erhalten haben. Das eigentliche Können bildet den einzigen Grund des Vorwärtskommens. So findet man in den Redaktionen Herren mit sehr weit gehender wissenschaftlicher Vorbildung, die sich alle amerikanischen wissenschaftlichen Grade erworben haben, und daneben Herren, die keine technische Schule besucht haben, aber vielleicht auf dem Gebiete, das die Zeitschrift bearbeitet, jahrzehntelange praktische Erfahrung besitzen. Sie wissen, was ihre früheren Berufskollegen zu wissen wünschen, und sie wissen auch, wie sie an das Wissen draußen in der Praxis her ankommen können. Man legt Wert auf die schriftstellerische Fähig keit der Redakteure und nicht bloß auf ihr fachwissenschaftliches Wissen, denn hierfür hat man auch die vielen Mitarbeiter in der Praxis zur Verfügung. Schreiben aber ist nicht jedermanns Sache, und deswegen sucht man sich sorgfältig die Menschen aus, die die Fähigkeit haben, schnell aufzufassen, sich in die verschiede nen Arbeitsgebiete einzuleben und das schnell Aufgefaßte auch kurz und schlagend zu Papier zu bringen. Ausgezeichnete Arbei ten nach dieser Richtung hin sind in der amerikanischen Fachpresse zu finden. Die amerikanischen Fachzeitschriften haben ihr Stoffgebiet spezialisiert. Hervorragend vertreten sind die Werkzeugmaschi nen, auch das Jngenieurbauwesen, die Elektrotechnik, das Eisen- Hüttenwesen und noch einige andere Zweige der Technik. Die Redaktionen, die ich besuchen konnte, waren mit technischen Hilfs mitteln ausgezeichnet eingerichtet. In einem der größten Unter nehmen dieser Art, indem heute fünf große technische Zeitschriften vereint sind, war auch die Druckerei unmittelbar damit verbun den, und auch diese war auf den Massenbetrieb eingerichtet. Man druckte alle technischen Zeitschriften mit Rotationsmaschinen. Man hat sich vor einigen Jahren hierzu entschlossen, obgleich dadurch eine große Anzahl wertvoller Maschinen überflüssig wurde. Bet den führenden amerikanischen Zeitschriften, besonders auch denen des Werkzeugmaschinenbaues, sind die Zeichnungen vorzüglich durchgeführt. Man verwendet sehr viel Mühe hierauf. Im eige nen Zeichensaal werden, oft unter alleiniger Benutzung sehr un beholfener und unvollständiger Skizzen, gute Zeichnungen an gefertigt. Besonders großes Gewicht legt man darauf, daß alle Nach richten, die man bringt, praktischen Wert haben, und daß die Re daktionen selbst stets in engster Fühlung mit der Praxis arbeiten. Man sagte mir, eine brauchbare technische Zeitschrift könne man nicht am Schreibtisch Herstellen. Das sei nur »Bucharbcit«, dann komme man dazu, aus der Literatur Literatur zu fabrizieren. Wenn man aber aus der Praxis schöpfen will, mutz man die Praxis aufsuchen, und deswegen sind viele der Redakteure fast ständig auf Reisen. Die Summen, die mir hier genannt wurden, die nur für Reisezwecke ausgegeben werden, waren, verglichen mit unfern Verhältnissen, außerordentlich hoch. Der Chefredak teur einer der angesehensten technischen Zeitschriften Amerikas sagte mir, als ich mit ihm Ende August in New Uork über diese Verhältnisse sprach, daß er in dem Jahre, also in sieben Monaten, laut Ausweis seines Notizbuches 101 Werkstätten persönlich be sucht habe. Auch in seiner leitenden Stellung hält er es für un bedingt erforderlich, trotz der Schwierigkeiten, die in der lau fenden Erledigung seiner Geschäfte im Bureau zu überwinden sind, persönlich die umfassende Fühlung mit den Fabriken auf recht zu erhalten. Der reisende Redakteur besucht die Werkstätten, er kennt sein Fach, sieht, wo etwas Neues, für ihn Interessantes zu haben ist, er fragt um Erlaubnis, es zu veröffentlichen, er spricht mit dem betreffenden Meister, Arbeiter, Betriebsingenieur und andern Herren des Werkes und sucht schon an Ort und Stelle nach Möglichkeit die Sache so zu fassen, daß er sie sofort an die Redaktion weitergeben kann. Photographische Unterlagen, so weit sie erforderlich sind, nimmt er vielfach mit seinem Apparat auf; er verläßt sich nicht darauf, daß man ihm alles Gewünschte nachsendet, er hält es meistens für sicherer, gleich alles mitzu nehmen. Auch hierfür ist es natürlich ein Vorteil, daß es sich nicht um sehr umfangreiche Aufsätze, sondern um möglichst kurze Mitteilungen handelt. Außerdem bekommt aber die angesehene Redaktion noch eine außerordentlich große Menge von Material. Mehrfach wurde mir gesagt, daß kaum die Hälfte angenommen werden könne, zum Teil aus Platzmangel, zum Teil auch, weil es nicht brauchbar ist. Man könnte deswegen, auch ohne zu reisen, die Spalten der Zeitschrift füllen, aber die Qualität der Zeit schrift würde nach amerikanischer Beurteilung darunter sehr wesentlich leiden. Diese engen Beziehungen der Redakteure zur Industrie fördern natürlich auch nach gewisser Richtung die Ver breitung der Zeitschrift. Das Anzcigenwesen ist auch in Amerika die wichtigste Ein nahmequelle der Zeitschriften. Die Anzeigenabteilung trennt inan aber vollständig von der Redaktion. Die angesehene, einge führte große Zeitschrift ist im weiten Umfang unabhängig von den geschäftlichen Rücksichten des Anzeigcnwesens. Die geschäftliche Organisation der technischen Zeitschriften ist in der letzten Zeit immer stärker auch auf dem Wege der Zen tralisierung und Vertrustung vorwärtsgeschritten. Auch hier wird eine zu starke Berücksichtigung dieser rein geschäftlichen Ge sichtspunkte nicht immer von Vorteil für die geistige Qualität der zu leistenden Arbeit sein, und dadurch wird es auch verhin dert werden, daß man mit dieser Zusammenfassung in einer Hand zu weit geht. Der Leserkreis der meisten technischen Zeitschriften beschränkt sich keineswegs auf dix wissenschaftlich gebildeten Ingenieure. Man legt Wert darauf, in die weitesten technisch interessierten Kreise hineinzudringcn. Meiner Auffassung nach war von be- sonders großer Bedeutung die Tatsache, daß in sehr großem Um fange zahlreiche technische Zeitschriften von gelernten Arbeitern nicht nur gelesen werden, weil sie etwa kostenlos von der Firma zur Verfügung gestellt werden, sondern daß sie auch von ihnen be zahlt werden. Einige der Zeitschriften haben besonders billige tFortscUuao auf Seite I2S4i>.»
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