X- 294, 18. Dezember 1926. Fertige Bücher. Börsenblatts, d. Dtschn. Buchhandel. 12937 Treuen. Das Signalement der Ermordeten. Die äußere Szenerie des Mordtags (mit dem Dachdecker Güse, den Weidenruten, die Schütt zu bringen hat, dem fremden Bettler). Und in welchem Maße dürftig ihre Vorlage war, erhellen Vergleiche. Im „Neuen Pitaval" eine Fußnote, daß Schütt auf den Kriminalkommissar L. „den Eindruck eines harmlosen Jungen" gemacht habe: „Als solcher hatte sich Schütt bis dahin in der Tat gezeigt." Später werden Daten aus seinem Verhör, über sein Betragen im Gefängnis mitgeteilt. Aber es genügt, zu konstatieren, wie im „Pitaval" von dem Statthalter Mandelkow die Rede ist, und die (hebbe- lisch harte) Bauernfigur des Schultheißen bei der Sanzara zu betrachten, wenn man den Unterschied zwischen Berichterstattung und Roman ermessen will. Was hat der Bericht, nach dem von den Tagelöhner Schüttschen Eheleuten „nur der Vater noch lebt," gemein mit der Seele des Verbrechers bei der Sanzara, diesen Abgründen zwischen Mutter und Sohn? Mit dem Eindringen in seine Pathologie, die dennoch ein dunkles, nie lösbares Rätsel sein muß? Und was mit dem ergreifenden Nachspiel ohne Sühne? Dieses Nachspiel ergreift nicht nur (oder nicht einmal so sehr) wegen des Mörders, sondern wegen des Christian B. Und das ist das Zentrum des Romans: die Eltern. Die Suche des Christian B. nach der Verlorenen. Im „Pitaval" wird nebenbei erwähnt, daß irgendwo der Direktor einer Akrobatengesellschaft ein Kind zur Ausbildung als Seiltänzer verlangt habe. Dieser elende Hinweis ist bei der Sanzara die traumhafte, von Fackel licht und Musik umbrauste Vision am Flußufer vor der Stadt geworden, an der Christian B. mit der Dahn vorüberfährt. Dann die Episode mit dem falschen Kind, dem kranken, ster benden, die auch im „Pitaval" „beweglich" genannt wird. Hier, einzig hier, hat Medern nicht Akten, sondern wohl Zeitungen benutzt, die Korrespondenz eines empfindenden Bericht erstatters in Neustettin. Doch die Anekdote wird durch die Sanzara aufwühlend, unvergeßlich. Und unvergeßlich die Tragödie zwischen Mann und Frau. Ihre Qual, ihr Tod, seine Ver zweiflung, starre Entfremdung von ihr, die Gottesfinsternis. Wer da noch an den fernen .„Pitaval" zurückdenken wollte, hätte das Recht, über dichterische Phantasie, die Gnade dichte rischer Ursprünglichkeit mitzusprechen, verwirkt. Rahel „Das verlorene Xincl ?§6ue ^ukls^e soelren erlittenen! bestellen 8ie sofort! ^Vir versenden in der keikenfol^e des k-inAsn^s der kestellunZen! Lrosckiert Z ^Vlarli, in deinen 4.50 Uark. 4 Verlag U l l st e i a ^ S e r l i a SW SS Börsenblatt f. ö. Deutschen Buchhandel. 93. Jahrgang.