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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.12.1926
- Strukturtyp
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- 1926-12-18
- Erscheinungsdatum
- 18.12.1926
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- Deutsch
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294, 18. Dezember 1928. Redaktioneller Teil. Bedenken wir weiter, daß die Lichtreklame unserer Fenster die allerbilligste und sicher nicht die schlechteste Reklame ist; denn sie kostet täglich tatsächlich nur Pfennige, um so mehr, da wir nach Geschäftsschluß, wenn in der Umgebung alles dunkler ist, nicht mehr die volle Beleuchtung brauchen. Schaltuhren machen Ihnen das Beleuchten 'sehr bequem, da Sie sich in dein schönen Bewußt sein schlafen legen können, daß Ihr Fenster noch für Sie arbeitet und auf jene Leute wirkt, denen der Tag wenigstens des Abends nicht lang genug ist, auf jene, die Zerstreuung und Ab wechslung, also auch einmal Bücher brauchen, und wenn sie nur als Geschenke für die in Frage kämen, die ihnen das Leben und die Taschen leichter machen. Haben Sie, meine Damen und Herren, schon einmal darüber nachgedacht, warum bei einem Schuhwarenfenster die Leute stehen bleiben und es in drängender Fülle betrachten? Etwa nur weil es «in Bedarfsartikel ist? Nein. Etwa der eintönigen schwarzen Farbe oder Form wegen? Auch nicht. Nein, nur der Preise wegen. Weil di« Schuhe wie alle Kleidungsstücke so teuer sind, nehmen die Leute an, daß die anpreisenden Worte von der Billig keit -der ausgestellten Schuhe auch stimmen. Die Augen wandern an den ausgeschriebenen Preisen auf und ab und suchen nach den billigsten, gewöhnen sich schließlich an die Preise und glauben, daß sie billig sind. Wachen sich die Buchhändler wirklich die gleiche Überredungskunst zunutze? Nach meiner Ansicht die wenig sten! Und doch hätten auch wir es nötig, und genug ist schon darüber geschrieben und gesprochen. Wer hält es denn noch für erforderlich, z. B. die neuen Reclamnummern regelmäßig aus- zuhängen? Da müssen erst große Wettbewerbe von der Firma Rcclam kommen, um dem Buchhändler zu zeigen, daß auch in den billigen Artikeln ein Verkaufswert steckt. Wo finden Sie ein Plakat, das den Leuten den Wahn vertreibt, sie könnten keine Bücher mehr kaufen? Wer lesen will, findet, so knapp auch sonst seine Verhältnisse sein mögen, im deutschen Buchhandel immer noch Stofs genug. Nur zeigen müssen wir, welche Perlen selbst in den billigsten Sammlungen enthalten sind. Ein kleines Plakat mit entsprechender Erklärung tut unfehlbar seinen Dienst! Doch nicht allein für solche Zwecke brauchen wir Plakate, wir brauchen das geschriebene Wort im Fenster noch viel mehr. Woher sollen die Leute, die so selben in den Buchladen kommen, es wissen, daß gerade dieser Roman ein Kleinod bedeutet, wie wir es seit Jahren nicht gefunden haben, daß dieses Buch uns die beste Aufklärung gibt über geistige Strömungen unserer Zeit, jenes über das politische Denken, ein anderes über den Sinn der Arbeit und die Notwendigkeit des Kapitals. 1009 andere Dinge erscheinen beinahe täglich, die solcher Erklärungen bedürfen; aber wir trauen uns nicht, sie zu geben! Woher soll das Volk da draußen vor unseren Fenstern nach den biederen Umschlägen in Edclpappe etwa der Sammlung Volkheit ahnen, welcher Schatz da wieder aus der Tiefe der Volksseele gehoben ist, wenn trotz seitenlanger Inse rate so ein zeitgemäß sein wollender Buchhändler wie ich nach dem Urteil des Verlegers es nicht einmal merkt? Kurz, wir müssen etwas tun, um die Vorübergehenden aus die Notwendigkeit, dieses und jenes Buch lesen !zu müssen, aufmerksam zu machen. Und cs gibt genug unter den Beschauern, die diese kleinen An merkungen an unseren Büchern ständig suchen werden. Zunächst um mitreden zu können, kann aber doch auch in dem Bedürfnis, bei dem Mikroben schließlich wieder einmal etwas gelesen zu haben. Die einfachste Schlußfolgerung für uns ist daher, Preise in manier licher Form bei unseren ausgestellten Büchern anzubringen, wenn nicht bei allen, so doch bei denen, die Preiswert erscheinen müssen. Die weitere Folgerung ist, kurze, aber treffende Erklärungen zu den wichtigsten Büchern unserer Schaufenster zu geben, um damit die Aufmerksamkeit, di« Lust des Beschauens unserer Fenster und schließlich den Kaufveiz zu wecken. Auf die Frage, wie wir ausstellen sollen, um eine Wirkung auszuüben, lautet die Antwort: gut und zeitgemäß. Um die Note gut zu bekommen, müssen wir die Fenster andrer Buchhändler und vor allem auch anderer Geschäftszweige betrachten und deren beste Leistungen zu übertreffen suchen, wenn nicht immer in der kost baren Aufmachung, so doch in der geschlossenen Form, in der her vorragenden Werbewirkung und im guten Geschmack. Das will viel sagen; aber doch müssen wir trotz der großen Anstrengungen anderer und gerade wegen dieser es auch zu erreichen suchen, daß wir auf der Höhe bleiben. Erlaubt es uns die geringe Anzahl unserer Fenster nicht, nur immer eine einzelne Gruppe von Büchern im Fenster auszustckllen^ so bringen wir deren mehrere heraus, weisen aber aus die ein zelnen Gruppen durch Schildchen hin, wobei wir diese auch noch durch kleine Zeichnungen fesselnder gestalten können. --Reihenweise im Fenster auslegen» ist jahrelang das Schlag wort und fast der einzige Rat des Verlegers gewesen, um dem Sortimenter Unterricht zu geben, wie er es machen müßte. Und selbst heute begegnen wir diesem Wort noch häufig genug. Ich muß dann immer daran denken, wie wenig Ahnung der Verleger von der Kostbarkeit eines Schaufensters und von der Dekoration überhaupt hat; denn sonst würde er uns andere Ratschläge erteilen, andere Möglichkeiten schaffen, sein Buch wirkungsvoll auszustellen. Noch allzu klein ist die Zahl der Verleger, die das eingeschen hat, die sich überhaupt die Dachfenster auf ihre Wirkung und gute Ver wendungsmöglichkeit hin betrachtet. Nachdem wir nun schon Lesc- exemplare von den Verlegern erhalten, damit wir aus der Flut das Kostbare bequem heraussinden, werden die Verleger schließlich auch noch einmal dahin kommen, darüber nachzudenken, wie auch der Sortimenter nicht nur die Besucher seines Ladens, sondern die vielen anderen, die draußen vorübergehen, -so recht eindring lich von der hervorragenden Güte seines jüngsten Verlagskindes überzeugen kann. Wir haben im Buchhandel ja so viele Bücher, die in Mengen abgesetzt werden, die es aber wert sind, in noch viel größerer Anzahl Verbreitung zu finden. Warum setzt hier nicht der Gedankengang des Verlegers ein, um sich zu sagen, den schönen Verdienst nicht nur zu benutzen, um ein anderes, schwerer gangbares Buch Herstellen zu können, sondern um dem gangbaren einen noch größeren Abnehmerkreis zu erobern? Aber auch dahin -werden wir noch kommen; denn ein Plakat allein tut es nicht mehr, viel mehr würden gute Vorschläge für wirkungsvolle Aus stellung im Fenster bedeuten und damit Hand in Hand ein ent sprechender Wcrbeseldzug, gut durchdacht und wirkungsvoll in seiner Art und nur mit -denjenigen Sortimentern verschiedener Städte allmählich nach sorgfältiger Vorbereitung ausgesührt, die noch Sinn dafür haben und nicht allein davon sprechen, daß mit der Werbung nur das Geld verpulvert wird. Schlechte Erfah rungen machen wir alle, aber vor allem dann, wenn wir scha blonenmäßig das tun, was unser Nachbar ebenfalls tut oder was wir selbst nun schm jahrelang anwenden. Wird bei einem derartigen Feldzug der Kunde weder -durch das Buch, noch durch uns oder unser Personal und unseren Be trieb enttäuscht, so erfahren wir wieder, was einheitliche Werbung heißt, bei der alle Fäden im Geschäft Mitwirken und alles am Schnürchen läuft. Bis jetzt hat man nur mit dem Schaufenster bei solcher Gelegenheit immer noch am allerwenigsten gerechnet. Sie ^werden -vielleicht zum Teil annohmen, -daß ich vm der Wirkung -des Schaufensters mehr überzeugt bin, als der Wirklich keit entspricht; aber das ist nicht -der Fall. Und ich kann mit Genugtuung zugeben, daß sich schon manch Andersdenkender von meinen Anschauungen durch die Praxis überzeugt hat. Erst ge legentlich der Wiener Tagung erzählte mir ein Kollege im Zuge, ohne mich zu kennen, von den guten, ja überraschenden Erfolgen, die er nach dem Lesen meines Buches gehabt hätte, -daß erst ein langjähriger Mitarbeiter sich gesträubt, nach iden guten Er folgen aber ebenso eifrig, wenn nicht noch eifriger, darüber nach dächte, wie die Fenster weiter wirkungsvoll und -erfolgversprechend dekoriert werden könnten. Und was war auch hier in erster Linie des Rätsels Lösung? Der Preis, das Plakat und die ge schlossene Wirkung! Interessant war mir weiter zu hören, wie ein Kollege die ersten Versuche mit dem Photographieren seines Fensters -bei elek trischem Licht gemacht, wie sich der wissenschaftliche Mit arbeiter der Prüfungsstelle einer Hochschule dafür interessiert hatte und später die Richtigkeit der von mir in der Praxis gefundenen Ergebnisse bestätigen mußte. Auch dieser Kollege mußte wieder zugeben, daß durch das Photographieren mancher Fehler znm Vor- 1491
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