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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.12.1926
- Strukturtyp
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- 1926-12-16
- Erscheinungsdatum
- 16.12.1926
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- Deutsch
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292, 16. Dezember 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn. tvuchhanbel. 60^, Rheinhessen mit ebenfalls kiOs-i und Württemberg mit nur 50H. Am günstigsten ist die Lage im Rheinland (97°/») und in Hessen-Nassau (lOOA), wo Wiesbaden und Frankfurt a. M. den Ausschlag geben. Bayern und Hannover melden je 80°/». Baden- Pfalz, Westfalen, Brandenburg-Berlin und Freistaat Sachsen be wegen sich zwischen 70 und 76??. Läßt sich nach diesen und anderen Kennzeichen auch nicht bezweifeln, daß eine gewisse Geschästsbelebung tatsächlich zu be merken ist, so bleibt doch immer noch eine Warnung vor übertriebenem Optimismus sehr am Platze. Nam hafte Führer der Industrie haben in der letzten Zeit überein stimmend Gelegenheit genommen, in diesem Sinne zur Besonnen heit und Vorsicht zu rufen. Sie weisen insbesondere darauf hin, daß die Beendigung des Kohlenstreiks in England eine der wesent lichsten Grundlagen der Geschästsbelebung bei uns wieder be seitigt habe. Sie klagen ferner mit Recht über die -immer noch bestehende Überspannung der steuerlichen und sozialen Belastung unserer Wirtschaft. Desgleichen bleibt die »kalte Sozialisierung«, das Übergreifen staatlicher und halbstaatlicher Betriebe in das Ge biet der Privatwirtschaft ein Gegenstand ernster Sorge und Be unruhigung. In diesem Sinne hat sich auch der erste Vorsteher des Deutschen Verlegervereins, Herr Generaldirektor vr. Küpper, kürzlich ausgesprochen. Vorsicht in der Beurteilung der Entwicklungsäussichten unserer Wirtschaft ist auch um deswillen geboten, weil aus Amerika Stimmen laut werden, die dort schon glauben vor einem Konjunkturumschwung warnen zu müssen. Der letzte Be richt der llsäsral Reserve Laub ok d'ecv Volk stellt fest, daß sich die industrielle Aktivität während des Monats Oktober zwar noch fortgesetzt hat, daß aber das allgemeine Preisniveau einen leichten Rückgang ausweist. Die Stahlerzeugung und die Automobilpro duktion haben plötzlich nachgelassen, dagegen hat die Kohlenindu strie infolge der Anforderungen für den Export und die Ver sorgung der Schiffe einen Antrieb erhalten-, was sich in einer Preiserhöhung auswirkte. Die tlnsrsnt^ Irust Lo. hebt in ihrer Monatsrundschau noch deutlicher hervor, daß sich die gegenwär tigen Wirtschastsergebnisse nicht mehr so günstig mit dem Vorjahr vergleichen wie bisher. Obwohl die Wirtschaftslage im allge meinen als befriedigend anzusprechen sei, müßten doch die Folgen der niedrigen Baumwollpreise und die Konjunkturrückschläge in der Stahl- und Eisen- sowie der Automobil- und Bauindustrie berücksichtigt werden. Auch Präsident Coolidge hat in seiner letz ten Ansprache an den Kongreß zur Sparsamkeit gemahnt. Daß Ford einen Teil seiner Betriebe mindestens zeitweise stillgel-egt hat und daran denkt, jede Woche regelmäßig nur noch 5 Tage zu arbeiten, ist bekannt. Die Frage der Konsums imanzierung, die wir bereits vor 4 Wochen hier berührten, hat die deutsche Öffentlich keit weiter lebhaft beschäftigt. Josef Sonntag gab kürzlich in seinen »Grünen Briefen« einen ganz trefsenden überblick über die bisherige Entwicklung bei uns. Er -schrieb: , Die Automobilindustrie schasste sich als -erste ein Finanzie rungssystem für das Abzahlungsgeschäft. Einzelne große Firmen haben aus eigenen Mitteln o-der mit Hilfe ausländischer Geschäfts freunde ihren Kunden die Möglichkeit gegeben, nach Anzahlung von etwa 8l> Prozent des Kaufpreises den Rest in zwölf gleichen Monats raten zu tilgen. Hierbei hat der Kunde die volle Verzinsung des gestundeten Betrags allein zu tragen, für den er in den meisten Fällen Wechsel akzeptiert. Darauf folgte die Gründung der Auto- mobilbank, die ebensalls aus Grund von Wechseln die Diskontie rung des vollen Kausbetrags für die Händler vornimmt. Im Auto- mobilgeschäft hat sich das Abzahlungssystem gut bewährt und zu einer Erhöhung des Absatzes geführt. Zur Finanzierung des Verbrauchs an Möbeln und Einrichtungs gegenständen gründete der Deutsche Möbelsachvepband eine Treu- handelsgesetlschast, die »Trenmö«. Auch bei dieser wird mit Wech seln gearbeitet, die vom Verkäufer ausgestellt, vom Käufer akzeptiert und von der »Treumö« an die Deutsche Automobilban-k weitergiriert werden. Handelte es sich bisher um eine Konsmnfinanzierung, deren Unkosten im Vergleich zu den Profiten in einem tragbaren Ver hältnis standen, so hat die Ausdehnung des Abzahlungsgeschäfts 1482 auf die Spezialgeschäfte und Warenhäuser neue Fiuanzieruugs- systeme notwendig gemacht, deren Durchsührungsmöglichieit durch aus zweifelhaft erscheint. Das erste dieser Systeme wurde vom Ver band Berliner Spezialgeschäfte, der etwa MV Berliner Einzelsirmcn umfaßt, zur Durchführung gebracht. Hinter dieser Gruppe steht als Finanzierungsgesetischafl die »Citag« (Oonnnereial Investment Iiust L.-O.j, die ausschließlich mit ausländischem Kapital arbeitet. Bei diesem System hat der Kunde keine größere Anzahlung zu leisten, sondern bekommt alles auf Kredit, dessen Kosten Käufer und Ver käufer je zur Hälfte tragen. Dis »Citag» wird alleiniger Gläubiger des Kunden. Es ist jedoch eine Anzahl der größten Firmen aus dem Verbände Berliner Spezialgeschäfte diesem Finanzicrungssystein nicht beigetreten. - Beim Konsumfinanzierungssyftem des Warenhauskonzerns Her mann Tietz, der 14 Warenhäuser im Deutschen Reich betreibt, -hat der Känser LS Prozent des Betrags in bar zu entrichten. Für den Restbetrag stellt er einen Scheck aus, der ihm nach Prüfung seiner Zahlungsfähigkeit ausgehändigt wird. Die Kosten dieses Kredits betragen 5 Prozent, die Känser und Verkäuser zu gleichen Teilen tragen. Finanziert wird das Tietzsche Abzahlungsgeschäft durch die Kauskrebit-A.-G. in Zürich, die mit etwa SV Millionen RM. schweize rischem Kapital arbeitet. Der Firma Tietz werden also anscheinend nur 75 Prozent des Verkaufspreises von der schweizerischen Firma diskontiert. Gegenwärtig ist noch ein fünftes Anschafsungskreditunternehm-en im Entstehen begriffen, di« Kundentrebitgenossenschaft, zu der sich etwa 3VVV kleinere Firmen Zusammenschlüßen. (In der ersten Ge nossenschafterliste fanden sich aber nur 193 Firmen. D. Red.) Wahr scheinlich wird die Dresdner Bank die Finanzierung mit einem Kapital von etwa SV Millionen übernehmen. Die Genossenschaft übernimmt der Bank gegenüber die Haftung und behält damit die Fovdernngs-berechtigung an die meist ländlichen Kunden, also das Eigentumsrecht an der Ware bis zur vollen Bezahlung. Die Unkosten bei der Nachprüfung der Zahlungssähigkeit der Kundschaft erscheinen bei den Gegenständen des täglichen Bedarfs als übermäßige Belastung, die in irgendeiner Form in den Preisen zum Ausdruck kommen muß. Wo das Risiko von ausländischen Kinanzierungsgeiellschaften getragen wird, bedeutet dieser Umstand für den Käufer ein« große Gefahr. Denn der ausländische Geld geber wird schwerlich Rücksicht aus eine plötzliche, unverschuldete Zahlungsunfähigkeit nehmen. Bei der Deutschen Beamtenbellei- dungsgeseUschast^ deren Kundenkreis sich aus lebenslänglich ange stellten Beamten zusammensetzt, wurde die Abzahiungsmöglichkeit derart übertrieben ausgenntzt, daß in diesem Frühjahr etwa 14ÜVV Prozesse gegen säumige Zahler schwebten. Inzwischen ist noch eine Neugründung auf diesem Gebiete zu verbuchen. In Hamburg hat am 23. November die Warenkredit- Gesellschaft des Hamburger Einzelhandels e. Gen. m. b, H. ihren Betrieb ausgenommen. Sie hat das Genossenschastsprinzip akzep tiert und schließt außer den Luxus- und Lebensmittel-Artikeln auch Möbel aus. Die Gesamtkosten werden als niedriger bezeich net, als sie nach den Berliner Plänen veranschlagt sind. Für die am 1. Dezember in Wirksamkeit getretene Konjumfin-anzierung der »Citag« hat Zeitungsberichten zufolge am ersten Tage ein lebhaftes Interesse der Verbraucherkreise bestanden. Wie auf An frage -die Leitung der »Citag« mitteilt, haben sich bei ihr bereits 3—400 Personen zur Inanspruchnahme des Kredits an diesem Tage eingefunden, und zwar, soweit beurteilt -werden kann, ge rade aus solchen Verbraucherkreisen, auf die man vorwiegend bei dem Unternehmen gerechnet hatte. Die Zahl der dem »Citag- System» beigetretenen Firmen hat sich übrigens inzwischen um etwa 30 Betriebe erhöht. Im Verein Berliner Kaufleute und Industrieller hat übrigens am Schlüsse seines einleitenden Re ferats selbst der wärmste Befürworter des Verfahrens, Staats sekretär a. D. Hirsch, nachdem er die bisherige Entwicklung des Kreditabza-Hlungsgeschästs im Einzelhandel und des Konsum- finanzierungsgedankens im Auslande und in Deutschland dar gestellt hatte, zwar seiner Überzeugung dahin Ausdruck gegeben, daß die Absatzsinanzierung bei unS unaufhaltsam sei; und deshalb sei es angezeigt, daß alle maßgebenden und interessierten Stellen ge meinsam darüber berieten, wie und insbesondere -in welchem Um fange es durchgsführt werden sollte. Aber auch er mußte be tonen, daß das ganze Problem in seiner -Bedeutung und Aus wirkung zu sehr überschätzt -werde. Es kann sich dabei auch nach
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