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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.12.1926
- Strukturtyp
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- 1926-12-16
- Erscheinungsdatum
- 16.12.1926
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ibL 292, 16, Dezember 1926. Redaltioneller Teil. seiner Ansicht, ähnlich wie in Amerika, nur um eine Entwicklung handeln, die vorübergehend eine stark aufsteigende Kurve aufweist, dann aber alsbald abflauen würde. Es braucht deshalb nicht wunderzunehmen, daß sich die Stimmen gegen diese Idee ständig mehren. Von zahlreichen lokalen Vertretungen des Handels, der Industrie und des Einzelhandels ist in Resolutionen und Kund gebungen grundsätzlich gegen eine Einführung der Konsumfinan zierung Stellung genommen worden. In diesem Sinne haben sich die Handelskammern Magdeburg, Bochum, Dortmund, Duis- burg-Ruhrort, Essen, Krefeld, Münster, Gera, Plauen, München, Köln, Reutlingen und andere mehr sowie die Einzelhandelsver bände von Aachen, Braunschweig, Bremen, Lübeck, Hamburg, Halle, Kronach, Flensburg, München und des Freistaates Bäden, und zwar unbedingt ablehnend und warnend ausgesprochen, eben so der Verband Katholischer Kaufmännischer Vereinigungen und der Reichsverband deutscher Herrenausstattungs-Geschäfte sowie die Berliner Schneiderinnung und endlich der Verband des deut schen Handwerks. Aus Konsumentenkreisen erscheint der Wider spruch der Berliner Haussrauen-Vereine und weiterhin des Deutschen Beamtcnbundes. Ebenso hat der Gewerkschaftsbund der Angestellten in Hannover vor der Konsumfinanzierung ge warnt. Am 4. Dezember hat nun auch der Einzelhandels-Aus schuß des Deutschen Industrie- und Handelstäges mit einer ein stimmig gefaßten Entschließung die fraglichen Kreditsysteme grundsätzlich abgelehnt, und zwar mit der Begründung, daß sie auf wirklich produktive Konsumkredite nicht beschränkt werden können und eine gefährliche Verschuldung herbeiführen, außer dem letzten Endes zu einer Verteuerung der Ware führen. Da gegen hat sich die Industrie- und Handelskammer Berlin unter Bezugnahme auf sin ablehnendes Gutachten ihres Einzelhandels- Ausschusses dahin resolviert, daß es sich empfehle, die Konsum finanzierung, soweit es sich nicht um Waren eines langsamen Ver brauches handle, nur 'mit größter Zurückhaltung zu betreiben. Diese Entschließung läßt, wie die Industrie- und Handelszeitung hervorhebt, in gewissem Umfange die Anerkennung eines wirt schaftlichen Bedürfnisses im Gegensatz zu einer unbedingten grund sätzlichen Ablehnung erkennen. Es hat den Anschein, als habe man für Berlin doch besondere Erwägungen und Voraussetzungen als berechtigt anerkannt, wie sie vielleicht für andere Städte und Distrikte nicht für berechtigt oder gegeben erscheinen. Inwieweit überdies die Entscheidung in dieser Frage von speziellen lokalen Verhältnissen abhängig ist und abhängig gemacht wird, ergibt sich weiterhin aus einer Erklärung des Einzelhandelsverbandes Groß- Stuttgapt, die im Hinblick auf >das dort bereits eingeführte Tietz- System eine abwartende Haltung empfiehlt, wie sie übrigens auch in einer Erklärung aus Breslau den Einzelhändlern nahegelcgt wird. Immerhin ergibt dieser Überblick, der an sich keineswegs Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, doch Wohl, daß die Idee überwiegend auf Ablehnung stößt. Daß der Gedanke für den Buchhandel über die hier bereits bestehenden ähnlichen Einrich tungen hinaus nicht in Frage kömmt, ist bereits hervorgehoben. Es ist zu hoffen, daß die deutsche Wirtschaft von den Erschütte rungen, die kritiklose Experimente in dieser Richtung unbedingt im Gefolge haben müßten, bewahrt bleibt. Die Lage im Buchhandel selbst im übrigen ist im Augenblick noch sehr unübersichtlich. Stimmen über das Weih nachtsgeschäft liegen kaum vor. Die Produktion hat sich, an den erstmalig im Börsenblatt angezeigten Neuigkeiten gemessen, im November mit 1527 Nummern im Rahmen des Erwarteten ge halten. Der Höhepunkt war im Oktober (1797 Neuigkeiten) be reits überschritten. In den ersten 11 Monaten des Jahres zu sammen sind damit bisher 12 654 Neuigkeiten zu zählen gewesen. Danach wird die Gesamtproduktion 1926 das Ergebnis von 1914 (11 584) übersteigen, aber hinter dem von 1913 (15 229) Zurück bleiben. Während der durchschnittliche Ladenpreis dieser Neuig keiten im 1. Halbsahr 8.58 Mark betrug und im 3. Vierteljahr immer noch 7.77 Mark, betrug er im Oktober/November nur noch rund 6.70 Mark. Die Weihnachtsneuigkeiten, die Wohl haupt sächlich in diesen Monaten hsrauskommen, sind also anscheinend der Kaufkraft weitester Kreise recht vorteilhaft angepaßt. Wir wiesen schon vor 4 Wochen auf die sich so von der Produktions seite her ergebende Erleichterung der Lage hin. Mit Recht sind j wir aber von befreundeter Seite darauf aufmerksam gemacht wor den, daß dies nicht überschätzt werden darf, da ja immer noch die unleugbare Überproduktion der letzten Jahre stark auf dem Markt laste und ihn mit dem Zwang jetzt teilweise zur Abstoßung um jeden Preis empfindlich störe. In der Tat wird die Mobilisierung der Lagervorräte im Verlag wie im Sortiment die größten An strengungen erfordern. Wenn wir vor 4 Wochen ferner von der Unterkonsumtion als «dem wahren Charakteristikum der Lage sprachen, so ist zuzugeben, daß ja auch eine verminderte Pro duktion daran gemessen immer noch als Überproduktion erscheinen kann. Demgegenüber ist aber daran zu erinnern, daß ja gerade die Verlagsproduktion nie völlig zum Stillstand kommen kann noch darf. Der Gedanke des Feierjahres ist zu schön, um wahr zu sein. Im übrigen aber bedeutet tatsächliche Unterkonsumtion nicht ohne weiteres nur dasselbe wie Absatzunmöglichkeit. Wir glauben vielmehr, daß die Aufnahmefähigkeit unseres Marktes immer noch größer ist, als es zunächst scheinen möchte. Der beste Beweis dafür ist, daß es überall immer noch tüchtige Sortimenter gibt, die Erfolge erzielen. Würde die Leistungsfähigkeit des Sor timents allenthalben gesteigert, so müßte davon ein« günstige Wirkung zu spüren sein. Allerdings wird dazu gerade plan mäßige Zusammenfassung der Kräfte nötig sein. Rationalisierung tut auch hier dringend not. Uns liegt z. B. die Beschwerde eines Gymnasialdirektors aus einer Mittelstadt Hannovers vor, der fast täglich Ansichtssendungen direkt vom Verlag bekommt. Mehr als 20 derartige Sendungen lagern noch bei ihm. Ist nicht zu befürchten, daß die Unmöglichkeit der Bearbeitung, geschweige denn der Aufnahme aller dieser Sendungen und die mit der Rückgabe verbundene Mühe und Schererei schließlich zu einer derartigen Verärgerung führen, daß der Buchhandel ganz allgemein zum roten Tuch für den Mann wird? Hat nicht ein Zuviel der Wer bung unter Umständen genau das Gegenteil von dem zur Wir kung, was man anstrebt? Zugegeben, daß heute die Not vielfach den Verlag zur höchsten Steigerung der Vertriebsmaßnahmen zwingt. Er muß unbedingt zu verkaufen suchen und jeden Ein satz dafür wagen. Ist aber die Folge übersteigerter Konkurrenz letzten Endes lediglich eine völlige Zerrüttung des normalen Marktes und seiner Organisation, so ist solche Absatzsteigerung, wenn sie wirklich erreicht wird, vermutlich nur ein Pyrrhussieg. Freilich sollte man darüber nicht nur klagen, sondern ernstlich einmal an dis Frage herantreten, wie sich ein Ausweg finden ließe. Eine gemeinsame Aufgabe drängt sich dabei ohne weiteres auf: die Öffentlichkeit muß in ihrem Gewissen dafür geschärft werden, daß es nicht angeht — «in Fall, auf den wir von ge schätzter Seite eben aufmerksam gemacht werden —, daß z. B. eine Gemeinde ihre öffentliche Bibliothek schließt, weil die be scheidenen Mijtel für einen nebenamtlichen Hilfsbibliothekar an geblich nicht mehr aufzubringen sind, während sie gleichzeitig sehr beträchtliche Summen für dis Anlage eines neuen Sportplatzes anstandslos bewilligt. Unsere Mittelschulen ferner sind für ihre Büchereizwecke, wie uns mitgeteilt wird, vielfach mit Summen dotiert, die noch nicht einmal für den Bezug der notwendigsten Zeitschriften ausreichen, geschweige denn, daß ein planmäßiger Ausbau der Bestände stattfinden konnte. Das sind auf die Dauer unhaltbare Zustände. Wird uns Amerika jetzt auf allen mög lichen Gebieten als Vorbild vorgehalten, so sollten wir auf diesem zuallererst von ihm lernen und den Wettbewerb mit Ihm aufnehmen: denn dabei geht es nicht um die Zukunft des Buch handels, sondern um die Zukunft des deutschen Volkes. Können Bücher Markenware werden? Von Peter Hein nach einem Interview mit Alfred A. Knopf. München. Anfang Dezember. Verleger, Sortimenter, Autoren und auch das Lesepublikum wissen es nur zu gut, in welch geringem Maße das Buch noch immer die Mar kenware, den Alltagsartikel barstellt, der es sein könnte. Der Grund dafür ist nicht unschwer zu erkennen, denn letztlich beruht er in der noch immer unzulänglichen Buch Werbung, di« — seien wir ehrlich —mit ber Fortentwicklung der neuzeitlichen Reklame nur recht schlecht Schritt gehalten hat. Sie ist in ihrem Gesamtcharakter noch immer archaisch-formal, latent und durchaus stereotyp geblieben. 1483
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