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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.12.1926
- Strukturtyp
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- 1926-12-07
- Erscheinungsdatum
- 07.12.1926
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- Deutsch
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X- 284, 7, Dezember 1926. Redaktioneller Teil. ein anderes hinzu, was die Bedeutung der Frage erhöht: der Beamte aller Besoldungsklassen und Verwaltungszweige hat nach wie vor an sich ein reges Bildungsbedürfnis. Er ist auch, wie bekannt, an scharfes Rechnen von je gewöhnt. So besteht die Möglichkeit, daß er in größerem Umfange als andere Stände sich den Buchgemeinschaften anschließt, die neuerdings sich zunehmend an Beamte und Beamtenorganisationen wenden. Andererseits ist die Wahrscheinlichkeit bei der Neigung des Beamten, an seinen Lebensformen auch in kleineren Dingen festzuhalten und dabei sich vor allem auch nach den »Kollegen« zu richten, recht naheliegend, daß ein einmal in größerem Umfange erfolgter Anschluß an Buch gemein schäften sich schwer rückgängig machen lassen wird. Ebenso ist deshalb aber auch zu befürchten, daß eine einmal längere Jahre hindurch eingebürgerte, wenn auch ursprünglich nur ans Not an genommene Gewohnheit, den Bücheretat außerordentlich zu ver mindern, gerade unter den Beamten schwer wieder ausrottbar sein würde, zumal ja auch der Wettbewerb der Leih- und öffent lichen Büchereien und der Lesezirkel aller Art immer schärfer ge rade in Beamtenkreisen sich bemerkbar macht. Der Beamte ist an sich im allgemeinen vorsichtig; er ist schon oft ein gut Teil mißtrauisch. Dazu kommt, daß selbst von dem hohen Beamten der Kauf von Büchern, infolge der oft noch immer nicht einigermaßen ausreichend möglich gewesenen Ergänzung auch nur der standesgemäßen Kleidung, heute nur vorgenommen wird, wenn der innere Wert oder doch das persönliche Interesse an dem betreffenden Buche für ihn im vorhinein zweifelsfrei feststcht. Umgekehrt verfängt bei ihm die vielfach übliche mündliche oder gedruckte Reklame oft nicht. Er ist als -Schroibmensch insbesondere gegen Gedrucktes und Geschriebenes weit skeptischer als der Durch schnitt. Er wird auch schwerer als andere etwa Vorurteile los, -die er -sich gegen -gelegentliche vereinzelte Anpreisungs- oder -Ver- triebsmetho-den mancher Jnflaitionsfirmcn öder -reisenden ge bildet hat. Es fehlt -ihm -aber vor -allem, auch in den gebildeten Beamtenkreisen, und zumal unter -der für den Bücherkauf -an sich besonders interessierten großen Schicht -der Beamten auf dem Lande und in kleineren Städten, begreiflicherweise sehr weitgehend an eigenem Urteil über den verschiedenen objektiven Wert der An kündigungen von Verlegern und Sortimentern. Dies gilt natür lich zumal neu erschienener und zwar nicht nur schöner Literatur gegenüber. Umgekehrt enthalten auch größere Kataloge mindestens viele Broschüren und kleinere Schriften naturgemäß nicht, die gerade in — -bestimmten — -Beamtenkreisen ein dem Außenstehen den oft nicht erkennbares Interesse erwecken würden, überhaupt scheint der Wert solcher Kataloge für die Kundenwerbung unter Beamten aus -den angeführten Gründen recht bedingt. Jeden falls aber unterbleibt auch aus diesen Ursachen bei dem üblichen Verfahren der Werbung mancher Kauf durch Beamte, der ohne größere Mehrkosten -für Werbezwecke sich mittelbar erreichen ließe. Darüber hinaus aber sprechen -manche praktischen Anzeichen dafür, daß sich bei Behebung dieser Hemmungen mancher -Käufer auch als regelmäßiger Kunde wied-ergewinnen läßt, denn mehr als Angehörige anderer -Stände -ist ja der Beamte mit seinem festen Einkommen geneigt, wenn möglich, Jahr für Jahr für -die gleichen Zwecke etwa den gleichen Ausgabeposten vorzusshen, der freilich zurzeit für Bücher, wie exakte Untersuchungen ergeben haben, er? fchütlern-d niedrig ist -(vgl. z. B. die Zeitschrift des Reichsbundes der höheren Beamten 1926, Nr. 1V S. 141, -aber auch- entsprechende Mitteilungen etwa im Deutschen Pfarrerblatt u-sw.). II. Wege zurH-ebung des Buchabsatzes unter der Beamtenschaft. Die eingehendere -Schilderung der wirtschaftlichen und Psycho logischen Ursachen des fast völligen Ausfalls der -Beamtenschaft als Bücherkäufer war nötig, um die Abhilsemöglichkeiten zu er kennen und in ihrer Bedeutung abzuwägen. Dabei wird nunmehr -der doppelte Gedanke einer unparteiischen und spezia lisierten Bücherempsehlun-g Beamten -gegenüber verständlich er scheinen. Während z. B. -die Bücherbest-üllisten von Buchhandlungen an Behörden für deren Beamte ein meist nutzloses Unternehmen der betreffenden Verleger oder Sortimenter bleiben und andercr- 1440 se-its, wie erwähnt, auch die Bücherkataloge vom Beamten mit er heblicher Zurückhaltung behandelt werden, hat sich ein anderer Weg, nicht unterschiedslos, aber bei entsprechend sorgsamer Weg bereitung, als recht wirksam gezeigt, nämlich die Besprechung von Büchern in Beamtenfachzeitschriften durch Beamt« selbst unter Angabe des Namens -des Besprechenden. Gewiß kommen auf diese Weise, wenigstens soweit es sich nicht um das begrenzt« und auch vom Buchhändlerstandpunkt aus gesehen minder bedeutsame Gebiet reiner Fachliteratur -handelt, nicht litcrargcschichtlich oder ästhetisch so fundierte und stilistisch so glänzende Besprechungen heraus, wie sie etwa die große Tageszeitung oder die literarisch gerichtete Zeitschrift dem gleichen -Werke zuteil werden läßt. Indes beruht die Besprechung -durch den Beamten doch in aller Regel aus besonders sorgfältiger Lektüre. Bloßer Abdruck oder auch -Be nutzung von Waschzetteln erfolgt höchstens -durch solche Beamten zeitschriften, -die eine unbedeutende Schriftleitung besitzen und -sich meist ohne weiteres als bloßes Mitteilungsblatt ohne eigen« be rufsständische Beiträge und Tendenzen erkennen lassen. Vor allem Pflegen die Bea-inten-zeitschriften die Besprechungsexemplare schnell und, wenigstens soweit es sich um zur Rezension erbetene Werke handelt, mit genauen Angaben über Preis, Umfang (beides für Buchbesprechungen so wichtig und doch so oft vernachlässigt!) und ohne Mahnungen vollständig zu besprechen. Der Ha-uptwert -dieser Art von Besprechungen liegt indes darin, daß es sich bei dieser Art von Bücherbesprechungen um Rezensionen handelt, die von vornherein auf die Interessen und Bedürfnisse eines ganz bestimmten und, was das Wesentlichere ist, in Wahrheit mannigfachere und engere Besonderheiten, als von außen oft erkennbar ist, aufwei-senden Leserkreis zugeschnitten find. Dies ermöglicht eine Menge von -individuellen Bezugnahmen und Wendungen, die -in gleich klangechter Färbung auch die sorgfältigft abgestimmte Besprechung eines Verlagsredakteurs oder -sonstigen Literaturfachmanns in der Regel nicht zu treffen Pflegt. Aber nicht nur die Kenntnis des Rezensenten von der Mentalität, den Sonderwünschen und der finanziellen Lage seiner Leser ist bei solcher Besprechungsweife von Wert, -sondern auch umgekehrt die Tatsache, daß die Leser den Besprechenden kennen und von ihm mindestens wissen, daß er einer der Ihren und also weder mittel bar noch unmittelbar irgendwie von Verlegern oder Sortimentern oder auch von literarischen Strömungen -abhängig -sein kann. Recht wesentlich ist -auch, daß infolge der parteipolitischen und religiösen Neutralität fast -aller bedeutenderen Beamtenorganisationen auch die Bedingtheiten -bei -diesen Besprechungen Wegfällen, die -sich, dem Löser nicht -immer im einzelnen erkennbar, aber von ihm doch vorausgesetzt, -bei den Bücherbesprechungen durch Tageszeitungen so oft ergeben. Im übrigen ist es eine bekannte Tatsache, daß die persönliche Bekanntschaft mit dem Rezensenten dessen Urteil ein noch besonders vermehrtes Gewicht verleiht, wie sic gerade zwischen der Beamtenschaft und -ihren -Wortführern und -bcrufsständischen Wegweisern naturgemäß, über bloßes Kennen dem Namen nach hinaus, in weiterem Umfange besteht. Am wertvollsten erscheinen solche Bücherbesprechu-ngen aus -allen -diesen Gründen in Beamtenzeitschriften, die i-n mittelstarker Auflage, -also in etwa 2000 bis 10 000 Stück, -erscheinen. Dabei wiegt natürlich buchhändlerisch eine Auf- l-llgenziffer einer von 2000 akademisch gebildeten und höher be soldeten, -sowie literarisch an -sich stärker interessierten Richtern oder Pfarrern gelesenen Zeitschrift ebensoviel wie eine Unterbeamten- zeitschrift mit 6- oder 8000 Stück Auflage. Die noch größeren Au-slageziff-ern -dagegen verbürgen keinen progressiv steigenden Erfolg, da -deren kostbarerer -Raum nur knappere, sehr kleing-e- druckt-e Besprechungen gestatten wird und -der Beamte in seiner Masse erfahrungsgemäß das -speziellere Beamten-blatt dem all gemeineren vorzieht und nur jenes genau liest. Vor allem aber fallen bei -den Blättern mit Massenauflage -jene psychplogischen Bindungen und feineren Beziehungen zwischen Schriftleitung und Leser of-t weg. Endlich -handelt es sich bei diesen großen Blättern — richtiger diesen Beamtenblättern mit großer Auflage, die an sachlichen, Inhalt und an Geschlossenheit oft von -den mittleren -Beamtcnze-itschriften übertroffen werden — nicht selten um -einen Leserkreis, der recht verschieden zusammen-
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