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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1886
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- 1886-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1886
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- Deutsch
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5306 Nichtamtlicher Teil. 225, 29. September 1886. Nichtamtlicher Teil. Ein monumentales Geschichtswerk. Von Theodor Goebel. Es giebt wohl keinen technischen Beruf, der eine ebenso reiche und vielseitige Litteratur besitzt, wie der des Buchdrucks. Was ist nicht alles schon geschrieben worden über denselben! Der geschicht liche wie der technische Standpunkt ist in fast zahllosen, oder doch wenigstens ungezählten Werken und Schriften vertreten, und ihnen an Menge gleich sind ganz gewiß auch die polemischen, zu denen besonders der Streit über den Erfinder und die Er findungsstadt Veranlassung gegeben haben; an sie reihen sich wiederum die zu Bergen angewachsene Zahl der Schriften zur Verherrlichung der Kunst in Poesie und Prosa, in Roman- und Schauspielsorm, in epischen und lyrischen Gedichten — aber eine wirklich gute Geschichte der Erfindung des Buchdrucks, eine solche, die den noch immer über diese Erfindung zum Teil geflissentlich gebreiteten, vielleicht auch nur durch Halbwissen so dicht gewobenen Schleier lüfte und uns ein klares Bild des Werdens der Kunst zeige, eine solche fehlt noch immer und — würde uns auch nie gegeben werden können, wenn wir von ihr als oonckitio sins gns. non verlangen wollten, daß sie mit mathematischer Genauig keit alle Zweifel löse und nur klare, unumstößliche Thatsachen an ihre Stelle setze. Die Gründe hierfür liegen sehr nahe. Die Zeit, in welcher die Kunst des Buchdrucks entstand, gehört mit zu den dunkelsten Epochen der neueren Geschichte, wenigstens insoweit, als es sich nm die Entwickelung von Künsten und Gewerben handelt; die lebendige Wiedergeburt der letzteren war noch nicht angebrochen in Deutsch land, und der Zunftzopf übte seinen hemmenden Einfluß aus auf jede freiere Regung, sie entweder schon im Keime erstickend, oder sie zwingend, ihre Entwickelung zu suchen im Geheimen, wo es dann wohl des öftern vorgekommen sein mag, daß mancher glückliche Gedanke, welcher den Kern gebildet haben würde zu wichtigen Erfindungen von weittragender Bedeutung, nicht ans reifen konnte aus Mangel an geistiger oder auch an materieller Unterstützung. Und zu den in der einsamen Arbeitszelle geborenen großen Erfindungen gehört die Kunst des Buchdrucks, deren Entstehung deshalb auch so lange in Dunkel gehüllt blieb, ein Dunkel, welches die Forschungen der Neuzeit allerdings mit der Leuchte der Wissenschaft vielfach erhellt haben, das ganz zu zer streuen, so daß keine Einwendung, kein Widerspruch mehr möglich ist, aber nur dem gelingen könnte, welcher so glücklich wäre, untrügliche und klare Dokumente aufzufinden über Gutenberg und seine Arbeiten, von deren Existenz man jedoch heute noch gar keine Ahnung hat und die auch zweifelsohne nirgends existieren oder existiert haben. Denn in Gutenbergs Zeiten gab es eben noch keine Zeitungen, keine Berichterstatter, keine außerordentlichen und Spezialkorre spondenten, aus deren Arbeiten sich jetzt die Wahrheit heraus destillieren ließe; auch die Regierungen und die Regierenden kümmerten sich nicht um das, was der Handwerker oder der Forscher trieb, während sie die Thätigkeit des Künstlers meist nur danach bemaßen, ob und inwieweit sie selbst Nutzen oder Ruhm daraus ziehen konnten; — wer hätte sich also wohl um das Thun und Treiben eines Gutenberg kümmern mögen, der überdies, dem Zuge der Zeit und der Notwendigkeit folgend, dieses Thun und Treiben ohne Frage möglichst geheim gehalten haben wird. Solches Geheimhalten fiel auch in jener Zeit der Alchemisten, Steinderweisensucher und Goldmacher nicht auf; wäh rend man heute damit weit eher das Gegenteil erzielen und die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich lenken, zum Nachspüren ver anlassen würde, mag es damals zu den Alltäglichkeiten gehört haben; auch konnte man kaum die Beschäftigung des Nachbars sonderlich überwachen, wenn man Ursache zu haben glaubte, das eigene Streben vor seinen Augen sorgfältig zu verbergen. So ist es gekommen, daß über den Ursprung mancher Kunst und manches Fortschritts — wir verweisen neben dem Buchdruck nur auf den Kupferstich — lange Zeit Unklarheit geherrscht, daß man sozusagen Gutenberg erst wieder entdecken mußte, ja daß man sich noch heute bestrebt, wie z. B. Hessels in seinem „6atsi>- dsi'A, vras llo U>c> invsutor ok prirckinA?" das mühsam errungene Licht wieder zu verdunkeln durch Zweifelsucht, Trugschlüsse oder — aus mißverstandenem oder gekränktem Nationalitätsgefühl. Wenn es nun auch in der Natur der Sache lag. daß eine Erfindung, wie die des Buchdrucks, die ja nicht für den einzelnen, sondern für die Massen schuf, nicht verborgen bleiben konnte, sobald sie mit fertigen Erzeugnissen in die Öffentlichkeit trat, so muß gerade die relative Plötzlichkeit, mit der sie alsdann vor den Massen erschien, ohne daß eine Erläuterung gegeben wurde über die Art und Weise, in welcher die bis dahin nur aus der langsam arbeitenden Hand der Abschreiber hervorgegangenen Bücher jetzt so rasch und in großer Zahl entstanden waren, zur Mythenbildung sowohl über den Urheber der neuen Erfindung, wie über diese selbst, geführt haben, Mythen, die noch gefördert wurden durch das Geheimnis, in welches, wie schon bemerkt, die ersten Drucker sich hüllten, und die uns denn auch die Unbe stimmtheit und Verschiedenheit der ersten Angaben, welche sich über die Buchdruckkunst finden in zeitgenössischen Schriftstellern, ebenso erklärlich erscheinen lassen wie die Möglichkeit, daß ver schiedene Nationen im Laufe der Zeit die Erfindung als von einem der Ihrigen gemacht reklamieren und den Deutschen ab sprechen konnten. Unklarheit und Zweifel hinsichtlich der wahren Urheberschaft der Kunst mußten unter so bewandten Umständen die natürliche Folge sein. Diese Zweifel zu heben, absichtliche oder unabsichtliche Ver dunkelungen aufzuklären, historisch gewordene Jrrtümer zu be seitigen, hat Herr vr. von der Linde, der berühmte Verfasser der »Kosterlegende« und des »Gutenberg«, jetzt unternommen in dein großartigen Werke, dessen erster Band uns vorliegt. Es trägt den ebenso einfachen wie vielsagenden Titel: »Geschichte der Erfindung der Buchdruckkunst, von Antonius von der Linde«, und erscheint im Verlage von A. Asher L Co. in Berlin. In welchem Geiste der Verfasser die Arbeit ausgenommen, das sagt er uns, besser als wir es selbst nach dem Studium des vor liegenden ersten Bandes zu sagen vermögen, in dem Vorwort zu demselben, und deshalb lassen wir es, die Schreibung des Werkes beibehaltend, seinem Hauptteile nach hier folgen. »Seit dem siegestaumel meiner Vaterstadt bei ihren Koster festen des jahres 1856,« schreibt Von der Linde, »seit meiner studentcnzeit also hat die sehnsucht nach der lösung der großen internationalen streitfrage der Erfindung der Buchdruckkunst mich ergriffen. Und obgleich ich öfter ans fahre hinaus andern sorschungen mich hingab, immer von neuem klopfte das Problem wieder bei mir an. Nicht im tone der Pilatusfrage, sondern mit der dämonischen gewalt innerer begeisterung; nicht in der rechthaberischen befangenheit einer vorgefaßten Meinung, sondern auf kosten meines von je her tief empfundenen Patriotismus. So entstand meine holländische Costerlegcndc, da ich 1870 mit vollem kampfesmut in den krieg zog und das Wappenschild
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