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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1886
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- 1886-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1886
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- Deutsch
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225, 29. September 1886. Nichtamtlicher Teil. 5307 meines Volkes von einem dunkeln flecken befreite, — so mein deutscher Gutenberg, in dem sich 18-78 der zorn über erlittenes schweres unrecht ergoß. Durch diese werke erlangte ich end lich die beherrschung des gewaltigen Materials, welche es mir möglich machte, in den hier vorliegenden vierzehn büchern den stoff so zu ordnen, daß der leser in diesem ,ehrenbuche deutscher Nation' das epos der Mythenbildung wie das unsichtbare walten der geschichte ohne anstrengung verstehen kann. »Von dem eigentlichen text der beiden frühere» werke ist fast keine zeile stehen geblieben, sie waren nur eine jeweilige rast auf dem marterweg zur richtigen erkenntnis. Der histo rische teil, im dritten bande, ist infolge einer scharfen trennung von allen mythischen Elementen, nicht mehr von Polemik durch setzt, die entwickelungsgeschichte der falschen ansprüche aber so dargestellt, daß wir gleichsam den Mythus selbst an der arbeit sehen. Bei meinen lesern setze ich diesmal nicht viel mehr voraus als die kenntnis der deutschen spräche und etwas liebe zu der suche. Denn die geistlose gleichgiltigkeit wird meine bekämpfung der in den allerletzten jahren ans diesem gebiete eingerissenen schmachvollen Verwilderung ganz sicher noch immer nicht .sachlich' genug finden! Dann vergißt man aber, wie Heinrich von Treitschke so richtig sagt, daß ,die Halbkenner zu allen zeiten die ungeschminkte Wahrheit am schwersten er tragen haben'. Über Hieroglyphen und keilschrift, über sonnen flecken und Wärmetheorien können ebenbürtige Vertreter der Wissenschaft sich schon in sachlichem gedankenaustausch ergehen. Allein der geschichte der gewaltigen erfindung der typographie gegenüber hat die Professorenkaste sich ablehnend verhalten, und so muß ich hier noch immer den aufdringlichen und vorlauten dilettantisuius, mit seinen bewußten und unbewußten Unredlich keiten, aus dem Heiligtum der unbestechlichen Wahrheit hinaus werfen. Solchen gesellen gegenüber kann nur eine schlechte gesinnung durch die glatten formen der Höflichkeit nach einem falschen schein streben.« Wer Von der Lindes Weise, mit seinen Gegnern resp. mit den Vertretern von den seinigen entgegengesetzten und nach seiner innersten Überzeugung falschen Ansichten umzuspringen noch nicht kennen sollte aus seiner Kosterlegende oder aus dem Gutenberg, wird aus den letzten Worten der Vorrede schließen können, daß er in seiner »Geschichte der Erfindung der Buchdruckkunst« bei Bekämpfung dieser Gegner auch nicht sonderlich nach den »glatten Formen der Höflichkeit« gesucht hat. Es ist ihm diese seine biderbe, ja manchmal heftige Ausdrucksweise wiederholt zum Vor wurfe gemacht worden, und wir müssen gestehen, daß sie in einem wissenschaftlichen Werke nicht immer angenehm berührt; wenn wir indes in Betracht ziehen, wie unendlich viel gerade in der Geschichte der Erfindung Gutenbergs gesündigt worden ist gegen die Wahrheit, absichtlich oder unabsichtlich, wie diese Wahrheit dadurch verdeckt, verdunkelt und gefälscht wurde, so wird man die Entrüstung eines Apostels derselben begreifen, sie auch erklärlich und berechtigt finden und deshalb einer Entschul digung nicht bedürfen. Solchen Entstellungen der Wahrheit gegenüber, mögen sie Ursprung haben, welchen sie wollen, hilft eben die matte, ihre Tadel verzuckernde Höflichkeit nicht; nur das kräftige Wort, welches dem Jrrtuni und der Falschheit derb und ohne wattierte Handschuhe zu Leibe geht, vermag der Wahr heit Tempel zu säubern von dem häßlichen Gelichter, das darin sein Wesen treibt und in betrügerischem Spiele nur egoistische Zwecke verfolgt. Freilich fallen da manchmal Keulenschläge, welche die Getroffenen über »Grobheit« schreien lassen; wer aber näher hinsieht und sich nicht beirren läßt durch solches Geschrei, wird nicht nur erkennen, daß der wackere Ritter, der sie aus teilt, um eine juridische Phrase zu gebrauchen, »in Vertretung berechtigter Interessen« kämpft, sondern auch den Mangel solcher Erkenntnis resp. den Mangel an ethischer Entrüstung dem Treiben der Wahrheitsfälscher gegenüber nicht länger als eine deutsche Tugend preisen. Als Geschichte in Rankescher Weise, d. h. sachlich kühle, rein objektive Schilderungen, wird man allerdings die Von der Linde schen Werke über Gutenberg und seine Erfindung nicht betrachten können; wo es aber all die von uns schon angcdeuteten Übel stände zu bekämpfen galt, wo man erst Vordringen sollte durch Nacht zum Licht, und die geschichtliche Wahrheit herausgezogen werden mußte aus der dichten Hülle, welche Bosheit oder Dumm heit über sie gebreitet, da waren scharfe Rucke und Stöße, die den Segler auf dem hier sich erst abklärenden, noch von Riffen und Sandbänken zu reinigenden Strome der Historiographie unsanft emporschleudern, nicht immer zu umgehen oder zu ver meiden. Der Leser, welcher auch in der Geschichte nur Erholung und Unterhaltung sucht, wird sich dadurch freilich unangenehm berührt fühlen; der denkende Mann aber wird solcher Darstellung mit erhöhtem Interesse folgen, eben weil sie ihn »das Epos der Mythenbildung wie das unsichtbare Walten der Geschichte ohne Anstrengung verstehen« lehrt. Nach dieser Vorausschickung, durch welche der Gesichtspunkt festgestellt werden soll, unter dem die Von der Lindesche »Ge schichte der Erfindung der Buchdruckkunst« betrachtet und ge würdigt werden muß, möge ein Referat über das Werk selbst folgen, — eine Kritik desselben zu schreiben, dazu dürften wohl nur wenige berufen sein in deutschen Landen; denn sie würde entweder als erste Grundbedingung noch eingehendere Quellen studien, als sie Von der Linde gemacht, voraussetzen, oder nur auf ein keckes Schwören in vsrba maZmtri hinauslaufen, — was nichts weiter wäre als das Schattenbild einer kritischen Besprechung. Dem Vorworte läßt der Verfasser die Litteratur folgen, die ihm Vorgelegen, auf I/VII Seiten 1099 Werke verzeichnend, dieselben des öfter» durch beigesetzte kurze Bemerkungen charakte risierend und würdigend. Manche dieser letzteren bestehen nur aus einem oder zwei Worten, und bringen alsdann das Urteil Von der Lindes in so drastischer Weise zum Ausdruck, daß man sich wohl versucht fühlen könnte, einige auf neuere Werke bezügliche Worte zu reproduzieren, würde man dabei nicht Ge fahr laufen, persönlicher Absichten geziehen zu werden. Aber man übersehe diese Abteilung des Werkes nicht. Ihr folgt der erste Abschnitt, behandelnd die unhistorisch eu Ansprüche in Mainz, Straßburg und Feltre, deren erstes Buch die bezeichnende Überschrift trägt »Faust Nimmersatt«. Hier zählt der Verfasser zuerst die chronologischen Setzerfehler auf, diejenigen Fehler also, durch welche falsche Daten, in unserm Falle zunächst falsche Jahreszahlen und Namen in die Geschichte der Buchdruckkunst gekommen sind. Sie finden sich meist in den Schlußschriften der Bücher und sind vielfach und jedenfalls in den meisten Fällen trotz des besseren Wissens nachträglich zu Beweisstücken für unberechtigte Ansprüche erhoben worden. Von den allgemeinen Daten geht Von der Linde über aus die speziell Mainzerischen, durch welche die Ehre der Er findung Fust oder Faust zugeschrieben werden sollte, in welchem Falle es namentlich dessen Enkel Ivo Schösser war, der zuerst mit einer Fälschung hervortrat, bald jedoch von vielen andern darin gefolgt wurde. Sodann werden die Fabeln von Fusts Aufenthalt in Holland, Böhmen und Italien beleuchtet, — auch »Faust dem Zauberer« ist ein kurzes Kapitel gewidmet, — daß sich der Verfasser darauf beschränkt, die Erzählung dieser 716*
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