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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.09.1886
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- 1886-09-29
- Erscheinungsdatum
- 29.09.1886
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- Deutsch
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5308 Nichtamtlicher Teil. 225, 29. September 1886. »Ammenmärchen« nur mit (I!) und (??) zu begleiten, und sie keiner ernsten Widerlegung würdigt, konnte Wohl kaum anders erwartet werden. — Die Faustiade findet ihre Fortsetzung im folgenden Kapitel, welches sich mit Faust von Aschaffenburg und der von diesem um 1640 geschaffenen Legende beschäftigt, das »schändliche Machwerk« dabei auf seine Quellen zurückführend und die ganze Niedrigkeit der Fälschung darlegend. Das zweite Buch ist betitelt »Schäfermelodien« und sein erstes Kapitel trägt Peter Schössers Namen als Überschrift. Es beginnt: »Ebenso wie die Faustmärchen die druckkunstlitteratur des 17., haben Schöffermärchen sie im 18. und 19. jahrhundert beherrscht. Faust verdrängte Gutenberg, Schösser verdrängte beide. Ich werde den mythischen ,erfindet und ,miterfinder' Peter Schösser aus Gernsheim noch einmal abthun« u. s. w., — und dies geschieht gründlich. Aus den Darleihungen, welche Fust Gutenberg gemacht, und den auf sie ausgelaufenen Zinsen folgert Von der Linde, daß das erste Darlehn nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, im Jahre 1440, sondern erst 1449 gemacht wurde, und be merkt dazu: »Der solide geldmann Fust hat dem verschuldeten Gutenberg nicht geld geborgt auf das, was er ihm vorsagte, sondern auf das, was er ihm vorzeigte, mit Einem Wort: 1449 war Gutenberg mit der erfindung an sich fertig. Er schritt, mit Hilfe eines größeren Vorschusses, zur errichtung einer eigent lichen buchdruckerei.« Was dann Johannes Trithemius, der Abt von Hirsau, in seiner Chronik über die Erfindung sagt, bildet den Gegen stand des zweiten Kapitels und wird hier mit durchdringender Schärfe durch Von der Linde analysiert, der dem gelehrten Abt aus den verschiedenen Stadtaufnahmen von Mainz nachweist, daß seine Angaben über das Druckhaus Gutenbergs vollkommen irrig und seine Mitteilungen über die Erfindung und den Er finder verworren und falsch sind, namentlich aber daß Schösser kein Anrecht hat auf den Titel eines Miterfinders. Er erwähnt hier auch der verschiedenen mit Denksteinen versehenen »Druck häuser« in Mainz und kommt zugleich auf die vielberufene »Presse Gutenbergs« zu sprechen, die er in sehr sarkastischer Weise abfertigt. »Der tünchermeister Barth (dieser hatte an seinem Hause, dem Hof zum Jungen, einen Denkstein anbringen lassen am 13. April 1828) war vom Professor und Bibliothekar Lehne mit seinem stein auf den Holzweg geführt. Dadurch aber noch mehr der bierbrauer Borzner, der den 22. märz 1856 beim graben eines kellers, etwa zwanzig fuß unter dem straßenpflaster, sich von ungefähr bei den arbeitern erkundigte, was denn das für ein stück Holz sei? Die arbeiter hätten nämlich ein altes stück eichenholz hervorgezogen und bei feite gelegt. Einer, denn die Mainzer waren auf diesem gebiete immer unterrichtete kerle, sagte sofort: »das ist wol von dem Gutenberg seine presse.« Und richtig — aber ich komme auf dies Produkt der »Bierbrauerei zum Gutenberg. Speisewirthschaft, Caffo, Wein und Actien-Bier« an einem anderen orte zurück.« Was Conrad Dahl, Pfarrer, Kirchenrat und Domkapitular zu Gernsheim, über Peter Schösser geschrieben, nennt Von der Linde »frivole Geschichtsfälschungen«, und wenn man auch nur den Abriß des Kohls liest, den er aus den Arbeiten Dahls giebt, so kann man diese Bezeichnung wahrlich nicht für zu hart halten, mag man auch keinen Gefallen finden an Einschaltungen wie auf Seite 63, Zeile 7 von unten, zu denen sich der Ver fasser in ostfriesischer Derbheit gelegentlich Hinreißen läßt. Dahls Alpha und Omega war Bodmann zu Miltenberg, ein Mann, der sich eine große Autorität anzumaßen gewußt hatte auf bibliographischem Gebiete, die aber auf nichts weniger als solidem Grunde ruhte. Von der Linde-zählt eine ganze Reihe von durch diesen Gelehrten begangenen Fälschungen — er erfand Urkunden, gab mit Hilfe derselben Gutenberg eine Schwester u. s. w. — auf, die zum Teil schon andere Biblio graphen als solche erkannt und gekennzeichnet haben, ja sogar der Verkauf der Gutenberg-Bechtermünzeschen Druckerei ist hier nach nichts weiter als eine Bodmannsche Lüge. »Eine solche« (Lüge nämlich), schreibt Von der Linde, »ist seine behauptuug (nach einer nicht existierenden urkunde), daß die brüder des gemeinsamen lebens zu Mariental im Rheingau den druckapparat Bechtermünzes zu Eltvil gekauft und 1508 Friedrich Hew- mann aus Nürnberg, buchdrucker im Kirschgarten zu Mainz, wieder verkauft haben sollten. Keine type der drei genannten officinen bestätigt diese konjektur, und von der angeblichen ur kunde ist weder in Mainz, noch in Miltenberg eine spur zu entdecken.« Diese freche Geschichtsfälschung hat leider bisher allgemeinen Glauben gefunden und ist auch von ernsten Schrift stellern als wahr angenommen und weiter verbreitet worden, ja sogar Von der Linde selbst hatte ihr in seinem »Gutenberg« bis zu einem gewissen Grade Glauben geschenkt. Nach dieser »unerquicklichen Gaunerschau« geht der Ver fasser über auf Schaab und Wetter, zwei Mainzer, die beide Geschichten der Erfindung Gutenbergs geschrieben haben, das Kapitel über ersteren wie folgt einleitend: »Buchdrucker geschichten von den Mainzern Schaab (1830) und Wetter (1836) werden dem Schöfferunfüg denn doch gesteuert haben? Nicht im allergeringsten! Beide bücher sind weiter nichts als verworrene kommentare zu Trithems geschichtchen«, und dasselbe Kapitel schließt er mit den Worten: »Der titel seines (Schaabs) buchs sollte richtiger lauten: »Allerlei unmaßgebliches und unzielsetz- liches Gerede über eine gewisse wackelige und grackelige (ein Schaab nachgebildetes Wort) Erfindung durch Johann Guten berg und Johann Fust, und der Typographie durch Peter Schösser, mit mehr als dritthalb hundert Fehlschlüssen, welche das Verhältnis Gutenbergs, Fusts und Schössers in ein schiefes Licht stellen. Mainz, auf Kosten der Logik.« — Dieses so arg (und verdientermaßen) verspottete Buch aber ist von einem modernen Typo-Historiographen als Autorität und wesentliche Grundlage für seine Arbeit über die Erfindungsgeschichte benutzt worden! — In dem Wetters Werke gewidmeten Kapitel wendet sich Von der Linde mit schärfster Logik gegen dessen Verfahren, die 36zeilige Bibel dem Bamberger Pfister zuzuschreiben resp. diese Annahme zu verteidigen; er weist nach, soweit dies durch logische Deduktionen und auf technische Thatsachen gegründete Schlüsse nur irgend möglich ist, daß diese Bibel das erste große Druckwerk Gutenbergs war, und Pfister, der seine Firma unter seine recht unbedeutenden Drucke setzte und diese datierte, über haupt gar nicht fähig war, ein solches Meisterwerk zu schaffen, wie dies aus der mangelhaften Ausführung eben dieser seinen Namen tragenden Drucke deutlich hervorgeht. Und wer nicht starr festhalten will an alten Überlieferungen, wird sich Von der Lindes Folgerungen anschließen müssen. Von den Mainzer unberechtigten Ansprüchen auf die Er findung des Buchdrucks geht der Verfasser über auf die Straß burger, die sich auf den ersten Drucker daselbst, Johann Mentel aus Schlettstadt, stützen, der bereits im Jahre 1460 eine lateinische 49 zeitige Bibel zum größten Teil fertig gestellt hatte. Wie verworren ist jedoch diese Straßburger Erfindungs- geschichte! Wir begegnen darin, gleichwie in der Kostcriade, auch einem diebischen Diener, der hier Johann Gensfleisch heißt und zu Johann Gutenberg, einem reichen Manne in Mainz flüchtet, nachdem er seinem Herrn Mentel die Erfindung ab- j gelauscht oder gestohlen hat. Auch die Namen Johann Fust
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