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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1886
- Strukturtyp
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- 1886-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1886
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- Deutsch
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217, 20. September 1886. Nichtamtlicher Teil. 5« ,81 Nichtamtlicher Teil. Buchhändler als Schriftsteller. (Vgl. Börsenblatt 1885. Nr. 27V und 272.) Man könnte der Geschichte des Buchhandels die Geschichte des Buchhändlers entgegensetzen; wie jene den Buchhandel im großen Ganzen, in der Gesamtheit seiner Institutionen, in seiner Entwick lung und seinem Bestände betrachtet, den einzelnen aber dabei nur insoweit berücksichtigt, als er als Firmenbesitzer von Bedeutung gewesen, so hätte diese den Buchhändler als Menschen ins Auge zu fassen, den Platz zu schildern, den der Stand in der bürgerlichen Gesellschaft eingenommen hat und noch einnimmt, und die Rolle, die der einzelne außerhalb des Berufes im Leben seiner Nation gespielt hat, ausführlich darzustellcu. — Wie belehrend würde eine solche Kulturgeschichte des Buchhandels sein können! Wir würden er fahren, wie unser Beruf sich in der Meinung und im Urteil der Vor zeit spiegelte, nicht minder, was Berufsgenossen in politischer, künst lerischer, litterarischer und anderer Hinsicht geleistet haben! Nun, —haben sich endlich die lang gehegten Wünsche nach ein r endgiltig abschließenden Geschichte des Buchhandels erfüllt, so erfüllt sich vielleicht auch diese Hoffnung; möchte man wenigstens so lange die Späne, die wir zu diesem Zwecke nur beitragen können, freund lich und vor allem nachsichtig aufnehmen. Wo die Könige bauen, haben bekanntlich die Kärrner zu thun. So wollen wir denn heute au einen kleinen Artikel wieder an knüpfen, in dem wir vor fast einem Jahre Buchhändler als Samm ler und Schriftsteller zu schildern unternahmen*), und dazu nach tragen, was uns in dieser Zeit noch von solchen bekannt wurde. Wir fühlen wohl, wie beschämend eigentlich ein so großer Nachtrag für uns ist, aber wir trösten uns mit den Weisen des Altertums; alles menschliche Wissen ist ja nur Stückwerk, und wir sind über zeugt, es wird sich im Laufe der Zeit noch eine ebenso große, wenn nicht größere Lifte Vergessener finden. Wie wir schon eingangs unseres ersten Artikels bemerkten, beschäftigt sich ja keine Biblio graphie mit dem Stande der Autoren, und so verdanken wir unsere Kenntnisse fast nur dem jsufall. So erbitten wir denn für unsere Arbeit ein nachsichtiges Urteil. Wollen besonders lebende Autoren verzeihen, wenn sie übergangen sind ; in allen Fällen ist Unwissen heit, nicht böser Wille schuld, und man kann dieser ja mit einem kleinen freundlichen Nachweis zu Hilfe kommen. Wir beginnen dieses Mal die Reihe der schriftstellernden Buch Händler mit einigen der berühmtesten Namen unseres Standes, mit Männern, die sich als Gelehrte ebenso ausgezeichnet wie als Buchdrucker und Buchhändler; freilich hat die Nachwelt über den berühmten Typographen den Autor vergessen, wir meinen die Aldus und die Stephanus. Die Buchdrnckcrkunst, zuerst vor wiegend dem Dienste der Gelehrten bestimmt, wurde denn auch vielfach von denselben gehandhabt; wir erinnern z. B. nur an den ersten Breslauer Drucker, den Kanonikus und Domherrn Caspar Elyan, an den Augsburger Drucker vr. Siegmund Grimm u. a., von denen uns freilich keine eigenen litterarischen Erzeugnisse aufbewahrt sind. Um so bedeutender dagegen ist, was Glieder der beiden eben namhaft gemachten Familien auf wissenschaftlichem Gebiete geleistet. So schrieb Aldus Mauritius außer den »lustitutiouss Zramiuatieas Aiasoas« auch Noten zu Horaz und Homer, übte sich in den seiner Zeit so beliebten Epigrammen und hinterließ eine berühmte Sammlung von Briefen; Paulus Mauritius gab ebenfalls Scholien zu verschiedenen klassischen Schriftstellern, als Virgil, Horaz, Cicero, schrieb über römische *) Börsenblatt Nr. 270 vom 23. November und Nr. 272 vom 25. November 1885. Antiquitäten und füllte mit seinen Briefen, krastutiouss und Apophthegmen mehrere Bände. Von den Stephanus ist Wohl der berühmteste Henri Etienne mit seinem kolossalen »Bbssaurus Zruseus lin^aas«, seinem griechisch-lateinischen Lexikon zu Cicero und seinen schönen Ausgaben von Horaz, Aeschylus, Aristoteles, Tenophon u. a.; ihm folgt Robert Etienne, ebenfalls als Lexikograph rühmlichst bekannt; verdankt man ihm doch einen »Ibssaarae lin^auo lutinus«, ein lateinisch-französisches Wörterbuch, eine Bibel konkordanz, eine französische Grammatik n. a. m.; Paul und Franyois Etienne dürfen auch noch genannt werden; zeichnete sich doch der elftere durchschönelateinische Poesieen aus und übersetzte der andere des Hubert Languet famose »Vinäioius ooutrs. t^ruuuos« ins Französische. Den Italienern und Franzosen reihen wir den gefeierten ersten Drucker Englands, William Caxton an, der außer Über setzungen von Cicero, Virgil, Ovid auch vieles zur Geschichte seines Vaterlandes schrieb, so ein Leben Eduards des Bekenners, eine Geschichte König Arthurs, eine Chronik von England und Schott land u. a. m. Einen weiten Sprung über Zeit und Raum machen wir von hier nach Basel, wo wir in dem berühmten dramatischen Dichter Pa m Philus Geugenbach, durch Goedekcs vorzügliche Mono graphie allgemein bekannt, ebenfalls einen Kollegen als Buch händler und Buchdrucker finden. Vor Gengenbach wäre noch zu nennen der Verleger und Drucker Jacob Koebel zu Oppenheim, der durch sein oft wiederholtes Rechenbüchlein und andere mathe matische Arbeiten sich einen wohlverdienten Ruf erwarb. Ein langer Zeitraum bleibt uns nach diesem wieder, bis wir zu dem Nürnberger Buchhändler Friedrich Rothscholtz kommen, der vielseitig als Gelehrter und Sammler, ebensowohl Andachts bücher, wie die »Todtenschule eines wahren Christen«, die »Klage des bußfertigen Sünders«, als auch wertvolle Beiträge zur Geschichte des Buchhandels schrieb, so eine Historie der Buchhändler und Drucker, einen Probierstein chymisch philosophischer Schriften u. a. m. Er war auch der erste, der den Signeten Beachtung schenkte und sie gesammelt als iusiAuis. biblio^olaruin herausgab, welcher Publi kation er aus seinen eigenen schönen Sammlungen noch ein Wappen buch der Gelehrten, eine Porträtsammlung Nürnbergischer Räte und eine ebensolche von Gelehrten Altdorfs folgen ließ; Blätter, die ehemals seiner großen Kunstsammlung angehörten, trifft man noch jetzt nicht selten, und man erkennt sie an dem Stempel, der sich allen aufgedrückt findet. Wir beginnen, nachdem wir mit diesen Altvätern vorläufig die verflossenen Jahrhunderte erschöpft haben und mit diesem letzteren so ziemlich am Anfänge der neueren Zeit angelangt sind, unsre Über sicht in methodischer Weise, zuerst die Leistungen der Buchhändler auf den ihnen eigenen Gebieten der Bibliographie und der Ge schichte des Buchhandels verzeichnend. Da gebührt der Ehrenplatz natürlich dem König der Bibliographen, dem Verfasser des ».Vlauust cku. librairs st äs I'awatsor äs tivrss«: Jacques Charles Brunet. Mit Stolz zählen wir den berühmten Gelehrten zu den Unseren, war er doch ein halbes Jahrhundert hindurch in Paris als Antiquar thätig. Hier noch ein Wort über sein Hauptwerk ver lieren hieße wohl Wasser ins Meer tragen; der Mann und sein Werk stehen hoch über unserem Lobe. Aber eine Bemerkung müssen wir uns noch erlauben, nämlich die, daß auch wirklich nur ein ge wiegter Antiquar das Buch so schreiben konnte, wie es ist; ein Buch, in dem das Wichtige von dem Wertlosen so scharf gesondert ist wie IM Nauasl, in dem die Anmerkungen so kurz und deutlich, die Preis- 687 *
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