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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1886-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1886
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- Deutsch
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vorläufig geschlossen, so wollen wir n»ch einiger gedenken, die sich in Ausübung der schönen Künste versucht, so als Komponisten: den Wittenberger Verleger Georg Rhaw; den berühmten Venetianer Claudio Merulo; Robert Bremner, Verfasser mehrerer musikalischen Leitfaden, in Edinburgh, später in London, sowie zweier Söhne von Johann Gottlieb Immanuel Breitkopf, Bernhard Theodor, der u. a. Goethes neue Lieder in Musik setzte, und Christoph Gottlob. Als Musikschriftstcller gehören noch Heinrich Schlesinger, Redakteur des »Echo« in Berlin, und Adolph Schlesinger, Mitarbeiter der »Revue musioals« in Paris hierher. Den Künstlern im Buchhandel, den de Bry, Merian, Homann, Weigel, Jäger rc., die schon ein früherer Artikel dar- zustellcn versuchte,*) schließen wir hier noch an Geoffroy Tory in Paris, der die in seinem Verlage erscheinenden »llenrso« mit prächtigen Holzschnitten schmückte; Siegmund Feyerabend in Frankfurt a. M., der ebenfalls für den eigenen Verlag zeichnete und in Holz schnitt, sowie die Gründer der »Fliegenden Blätter« Kaspar Braun und Friedrich Schneider, denen wir, außer anderem auch mehrere der so beliebten Münchener Bilderbogen verdanken. Im8t, not least folgen noch drei Buchhändlerinnen: Susanne Marie Endter, geb. von Sandrart, Gattin des Nürnberger Verlegers Wolfgang Moritz Endter, die ein »Handbuch für Kranke und Sterbende« verfaßte; Anna Dacier, Gattin des Buchhänd lers I. Lesnier in Saumur, die bekannte Übersetzerin von Homer, Terenz, Plautus und anderen Klassikern in das Franzö sische, und endlich Frieda Lipperheide, deren Verdienste um die Erweckung und Wiederbelebung künstlerischer Handarbeit (»Muster altiialienischer Leinensückerei« u. a.) allen denen, die sich für Hebung unseres Kunstgcwerbes interessieren, rühmlich st bekannt sind. Wir gedachten schon einmal jener, die man halbe Buch händler nennen könnte, die im Gegensatz zu den oben namhaft gemachten, deren Beruf der Buchhandel und deren Nebenbeschäf tigung die Schriftstellerei, nur nebenher sich mit buchhändlerischen Spekulationen befaßten, und wir erwähnten damals Walter Scott, Willibald Alexis u a., denen wir auch heute wieder einige Namen von nicht minder berühmtem Klang anschließen können, so den berühmten Astronomen Johannes lMüller) Regiomontanus, der von 1471—75 in Nürnberg eine eigene Druckerei besaß, deren auf ein Folioblatt gedruckter Verlagskatalog eine große bibliogra phische Seltenheit geworden ist; ferner Ulrich von Hutten, der zum Drucke seiner Pamphlete sowohl auf seinem eigenen Schloß Steckelberg, wie auch auf dem seines Freundes Sickingen, der Ebernburg, Druckereien anlegte und von dort aus seine Schriften verbreitete; dann den Theologen Paul Fugius, der im Verein mit Elias Levila in Jsny eine Druckerei gründete, vorzüglich zur Erzeugung hebräischer Bücher bestimmt; den berühmten sagen umsponnenen Alchymisten Thurneysser zum Thurn, der eben falls in Berlin eine Druckerei gründete; Joh. Heinr. Merck, der mit Goethe im Bunde sehr unglückliche buchhändlerische Spekula tionen machte; den bekannten Chr. Freiherrn von Aretin, einen der Gründer der Finsterlin'schen Buchhandlung in München, später Oberbibliothekar ebendaselbst; Bettina von Arnim, geb. Brentano, die zum Verlage ihrer und ihres Mannes Schriften den von Aruim'schen Verlag ins Leben rief, der erst in Berlin existierte, darauf, als sie seinetwegen mit dem Berliner Magistrat in Strei tigkeiten gerietst, nach Charlottenburg verlegt wurde und später ganz einging; Adolf Heinrich Strodtmann, der im Buch handel sein Vermögen einbüßte; vr. K. W. Krüger, der seine philologischen Schriften, Grammatiken rc. selbst verlegte, und endlich den Ziegelstreicher Gottlob Hiller, der mit seinen Gedich ten selbst hausieren ging. — In diese Rubrik fallen auch noch die Unternehmungen Karl Hildebrands von Canstein, des Grün ders der Bibelanstalt, des Pastors Louis Harms in Hermanns burg und vor allem das riesige Institut, das der Abbe Migne, der Herausgeber der Patrologieen, ins Leben rief. Wir wollen schließlich jene Künstler nicht übergehen, denen die Nachwelt keine Kränze flicht; auch einige Schauspieler sind aus den Reihen des Buchhandels hervorgegangen, so der berühmte Tragöde Ernst Possart, Carl Sonntag, Stiefbruder der gefeierten Henriette Gräfin Rossi, August Kindermann, Vater der großen Sängerin Reicher-Kindcrmann, und die beiden Komiker Jean Achtermann vom Wallnertheater in Berlin und K. Dreher vom Gärtnerplatztheater in München. Schon am Schlüsse unserer ersten Betrachtung wiesen wir ans die antiquarischen Kataloge als ütterarischc Erzeugnisse von oft und meist mit Unrecht unterschätztem Werte hin. Es gicbt ja unter den Fluten dieser jahrein jahraus erscheinenden Verzeichnisse natür lich zahllose, die durch Inhaltslosigkeit sowohl wie äußere Aus stattung wie für den Papierkorb gedruckt erscheinen; indessen ist doch gottlob auch die Zahl jener, die sorgfältig bearbeitet und elegant ausgestattet sich dauernd als bequeme kleine Handbücher empfehlen, auch nicht gering. Es steckt oft viel mehr redliches Können und tüchtiges Wissen in diesen kleinen Heften, als es den äußeren Anschein hat, und zum Tröste aller jener Gehilfen, die auf einen gut bearbeiteten Katalog so stolz wie auf ein litterarisches Werk blicken, und die doch, verborgen für die gerechte Bewunderung der Mitwelt hinter der Firma verschwinden, wollen wir eine flüchtige Wanderung durch das weite Gebiet des antiquarischen Katalogs unternehmen und dabei zu zeigen versuchen, wieviel Betrachtungen sich über ihn und aus ihm heraus anstellen lassen. Der antiquarische Bücherhandel ist überall gleich, und doch wie verschieden repräsentiert er sich in den Ländern, die für denselben die bedeutendsten sind: Deutschland, England und Frankreich Ein deutscher antiquarischer Katalog ist vorwiegend den Gelehrten zu liebe herausgegeben, meist systematisch angeordnet, Bücher der Wissenschaft, kurz, Präzis, ohne Weitschweifigkeiten; der Gelehrte weiß ja, um was es sich handelt; großen Raritäten begegnet man selten, die Bezeichnung des Einbandes ist als unwichtig ziemlich vernachlässigt. Wie anders ist dies alles schon in Frankreich, wo Kataloge, fast nur für Liebhaber und Sammler gedruckt zu werden scheinen. Schon die äußere Ausstattung verrät dies: eleganter Druck in rot und schwarz, Kopfleisten, Zierstücke, schönes getöntes oder hollän disches Papier erheben schon von weitem die Prätension, in der Bibliothek aufbewahrt zu werden. Und nun erst der Inhalt!? Man meint beim Durchlesen, es kämen in Frankreich nur Selten heiten vor; da werden die, unserem Gefühl nach, unbedeutendsten Dinge mit dem größten Ernst behandelt, ob beschnitten, unbc- schnitten, wie hoch, wie breit, aus welchem Papier, wieviel Kupfer beigegeben, und ob diese wieder iu doppelten oder dreifachen Ab- zugsgattungen, etwa sn eouleurs, avant, la lettre, snr papier kort äs öapon oder noch anders u. s. w., man schwindelt förmlich, und — dies alles ist ja noch unwichtig; wie das Buch gebunden ist, das ist für Absatz und Preis die LebensfrageI Der Titel nimmt vielleicht nur eine Zeile in Anspruch, die Bezeichnung des Ein bandes sicherlich aber drei; Farbe, Schnitt, Verzierung sind auf das pünktlichste angegeben, nicht minder wer es gebunden, denn Namen wie Trantz-Bauzonnet, Hardy-Mesnil, Bozsrian, Dsrome, *) Börsenblatt Nr. 135 vom 15. Juni 1886.
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