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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1886-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1886
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- Deutsch
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5086 Nichtamtlicher Teil. 217, 20. September 1886. i Padeloup, Lortic, Chapelain, Cape, Nicdröe rc. schnellen oft die unbedeutendste Scharteke zu fabelhaften Preisen empor, sodaß der Eindruck, man sammle in Frankreich mehr die Einbände als die Bücher, nicht so ganz unberechtigt erscheint. In englischen Katalogen, oft wahren Ungeheuern von »Guinea-Katalogen«, finden wir wieder mehr jene bibliomanischen Spezialitäten, jene Sammlungen von allerhand kuriosen Blättern und Bildern, zusammengetragen in prachtvolle Bände; da begegnet man Folianten voll einzelner Pergamentblätter aus alten Ein bänden gelöst, da sind blx-Iibris, Karikaturen, Handzeichnungen, Porträts, Autographen vereinigt, in dieser Zusammenstellung eigentlich nur für den Sammler selbst interessant; denn der andere Liebhaber geht ja wieder von ganz anderen Gesichtspunkten aus. Dies im großen Ganzen die Physiognomie der Kataloge; wie nun betrachtet man sie vom Standpunkt der Provenienz der in ihnen verzeichnten Werke? Erst bildet der Antiquar die Sammlung, die Bibliothek, um sie, und wie oft, nach dem Tode des Sammlers wieder zu zer streuen? Daun fliegt das oft Jahre lang mit Mühe Gesammelte wieder in alle Winde; denn wie selten rettet der Zufall noch in zwölfter Stunde das Zusammenbleiben schon der Zerstreuung ge weihter Schätze, wie z. B. Goethes Kunstsammlungen oder Freilig- raths Bibliothek; allerdings vernichtet er auch oft ganz, was uner setzlich genug, wie die Sammlungen des Lord Hamilton, die zum Teil im Mittelländischen Meer versanken, oder die Bibliothek Alexanders von Humboldt, die in den Auktionsräumen einer Lon doner Firma verbrannte! Und nicht nur die Besitztümer von Privatleuten gehen dem Antiquar durch die Hand, nein auch der Besitz fürstlicher Personen entzieht sich der Wandelbarkeit des Irdischen nicht; da wauderte die Bibliothek des Bürgerkönigs Louis Philippe durch Potier in die Welt; da versteigerten List L Francke die Privatbibliothek des un glücklichen Kaisers Maximilian von Mexiko, Gutekunst die Hand bibliothek des Königs von Württemberg; das Schleswig-Hol- sieinsche Antiquariat führte in einem seiner Kataloge die kleine Sammlung einer Tochter Christians VII. von Dänemark, der Prinzessin Louise Auguste von Schleswig-Holstein auf u. s. w. Was Marschall Massdua, Fürst von Eßlingen, Herzog von Rivoli gesammelt, zerstreuten Silvestre und Techener; Evans ver auktionierte die berühmte Bibliothek des Herzogs von Sussex, und von neueren brauchen wir ja nur an die Auktionen der Schätze des Herzogs von Hamilton zu erinnern! Die Bibliotheken von Männern der Wissenschaft ereilt fast immer das Schicksal wieder hinaus zu wandern, oft nach Jahr hunderten nach dem Tode der Besitzer, wie z. B. die des Paul Eber, des Reformators, erst kürzlich an Heinrich Kerler kam, oder wie Nicolais schriftlicher Nachlaß an Paul Lehmann! Die Bibliothek Karl Ritters kam mit seinem ganzen wissenschaftlichen Apparat an T. O. Weigel; ebenso die K. F. W. Wanders, des Herausgebers des Sprichwörterlexikons, an Wilhelm Koebner, der auch Hofsmann von Fallerslebens Nachlaß erwarb; die Zahl der nur in den letzten Jahren verkauften Bibliotheken namhafter Gelehrter ist schon zu groß, um diese Liste noch fortsetzen zu können. Nun, — es ist gewiß besser, solche Verlassenschaftcn kommen in Hände, die sie zu nützen verstehen, als daß sie vergessen und unbeachtet lagern, um schließlich ganz zu verkommen, wie der künstlerische Nachlaß von Gärtner, der als Makulatur in die Eisenhandlung wauderte, oder wie die Bibliothek des Klosters Ochsenhausen, die auf einem Transport die Donau hinunter halb verloren ging! Wenn wir unsere Bemerkungen hier enden, so geschieht es mit dem Wunsche, daß durch sie, die ja nur sehr flüchtig sein konnten, wenigstens das Erschemeu der Geschichte des deutschen wissenschaft lichen Antiquariates, die uns von berufener Seite her schon lange versprochen wurde, beschleunigt werden möchte. ^V. Druckschriften des fünfzehnten bis achtzehnten Jahrhunderts. In getreuen Nachbildungen herausgegeben von der Direktion der Reichsdruckerei unter Mitwirkung von vr. F. Lipp- mann und vr. R. Dohme. Drittes Heft. Tafel 21—30. Folio. Berlin 1885, Reichsdruckerei. (In Kommission bei F. A. Brockhaus.) Nachdem wir in Nr. 84 des Börsenblattes v. d. I. die zweite Lieferung dieses für alle Freunde der Typographie hochinter essanten Werkes besprochen haben, wenden wir uns der Fortsetzung desselben zu, welche uns aus den Tafeln 21 bis 30 entgcgenblickt. Das dritte Heft enthält ebenso wie seine Vorgänger zehn Tafeln und zwar darunter mehrere von ganz besonderem Interesse. Diesmal eröffnet wie billig der Erfinder der Buchdruckerkunst den Reigen: Johann Gutenberg ist es selbst, aus dessen Liblia saers. valZata — genannt die zweiundvierzigzeilige Bibel — ein Probeblatt uns in der Reproduktion dnrgebotcn wird. Diese zwei undvierzigzeilige, auch Mazarin - Bibel genannte Bibel ist das älteste von Gutenberg in den Jahren 1450 bis 1455 zu Mainz mit beweglichen Typen hergestellte Werk; es umfaßt zwei starke Foliobände und wurde auf Pergament gedruckt. Das uns vor liegende Blatt ist nach dem im Besitze des Kommissionsrats Herrn Klemm in Dresden befindlichen, bezw. jetzt mit dem ganzen bibliographischen Museum nach Leipzig gewanderten schönen Exemplar dieses Werkes hergestellt, über welches wir in dem »beschreibenden Katalog« dieses Museums u. a folgendes lesen: »Von diesem erhabensten Denkmale der größten Erfindung des Menschengeschlechts, das Johann Gutenberg sich selbst errichtete, haben wir hier unter allen noch bekannten acht Pergamentexem plaren das einzige mit Miniaturmalereien und zugleich das schönste in jeder Beziehung vor uns, dessen wahrhaft fürstliche Ausstattung sich selbst auf die kostbaren Einbände erstreckt, die im Geschmacke der Frührenaissance aus verschiedenfarbigen Holzarten zusammengesetzt und mit starken Silberbeschlägen reich ornamentiert sind. Auf ausgesucht schönes großes Pergament mit sehr breitem Rande gedruckt, macht das herrliche Werk beim ersten Anblick mehr den Eindruck eines handschriftlichen Codex, da es ganz in jener luxuriösen Weise ausgestattet ist, in welcher schon vor Gutenbergs Zeit hohe fürstliche Personen einzelne Manuskripte für den eigenen Handgebrauch durch Maler und Schreibkünstler ersten Ranges Herstellen ließen. Sämtliche Zeilen des 641 Blätter umfassenden Werkes sind nämlich mit roter Tinte unter strichen, und jede einzelne Kolumne noch besonders durch doppelte rote Linien höchst gleichmäßig eingerahmt. Jedes einzelne Buch durch das ganze Bibelwerk beginnt mit einem großen buntgemalten und reich mit echtem Golde belegten Initialbuchstaben, an welchen sich jedesmal eine prächtige Randmalerei in Gold und mehreren Farben anschlicßt und meist über die ganze Länge und Breite des Blattes geht. Dergleichen große Initialen sind 104 vorhanden, alle in ihrer ursprünglichen wundervollen Schönheit wie neu erhalten. Dazu gesellen sich aber noch eine ungleich größere Zahl von mittleren und kleineren Initialen, alle ebenso schön in Gold und mehreren Farben geuialt. Mit einem solchen Initialbuchstaben beginnt nämlich jedes einzelne Kapitel durch das ganze Bibelwerk, sodaß sich ihre Gesamtzahl aus 1334 beläuft. Alle wechseln unter sich stets in den Hauptfarben ab. Ein wahres Unikum in seiner Art bildet aber unser Exemplar durch die Hunderte von bildlichen Darstellungen des Bibel- tcxtes, wie sie nach Gutenbergs Zeit in ähnlicher Weise durch
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