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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1886
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1886-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1886
- Sprache
- Deutsch
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217, 20. September 1886. Nichtamtlicher Teil. 5087 Holzschnitte eingedruckt und dann zuweilen bunt ausgemalt wurden. In unserm Exemplare sind diese Miniaturen auf den untern breiten Rand der Blattseiten mit der Hand gemalt und jedesmal von reichen Arabesken in Gold und Farben umgeben; sie sind jedenfalls das Werk eines nicht unbedeutenden Künstlers, und sicher wurde unser Exemplar nur für eine hohe fürstliche Person so pracht voll ausgestattet. In Bezug auf die typographische Arbeit gehört unser Exemplar zu den wenigen noch existierenden ersten Abdrücken, wo die ersten neun Seiten nur vierzig Zeilen, die zehnte einundvierzig und alle übrigen zweiundvierzig Zeilen haben. Dieser merkwürdige Umstand beweist, daß Gutenberg auch bereits das sogenannte »Durchschießen« des Satzes verstand; denn die ersten neun Seiten sind ganz, die zehnte größtenteils durchschossen und haben dadurch fast genau dieselbe Spaltenhöhe wie weiterhin zweiundvierzig kom- Preß gesetzte Zeilen. Außer den acht Pergament-Exemplaren kennt man von dieser ehrwürdigen Gutenberg-Bibel noch neun auf Papier, von denen das hübscheste bei Lord Spencer. Das minder schöne Exemplar von Perkins in London ging 1873 für 77 000 ^ in andere Hände über. Nur vier Exemplare sind zur Zeit noch im Privatbesitz. Aber leider nicht alle sind komplett; selbst in dem Pergament-Exemplare der Königlichen Bibliothek in Berlin, das im übrigen als eins der schönsten gilt, fehlen Blätter. Von den berühmten drei Mainzer Bibeln aus den Jahren 1455, 1462 und 1472 haben vieleStaats- und Stadtbibliotheken nichts oder höchstens einzelne Blätter auf zuweisen« .... Das als Tafel 21 wiedergegebene Blatt der Biblia saera vuIZata ist aus der Mitte herausgenommen und zählt zweiund vierzig Zeilen. Die Reproduktion ist in der genauesten Weise erfolgt. Tafel 22 zeigt uns ein Blatt aus dem Werke: »Fummas tbsolvAivas ssouocka pars ssounckao partis« von Thomas von Aquino, welches im Jahr 1467 von Peter Schösser in Mainz gedruckt wurde. (Auch hierfür diente das Exemplar des Biblio graphischen Museums des Herrn Klemni als Vorlage.) Dieses Buch stammt aus dem Jahre 1467 und bildet den ersten Druck, welcher von Peter Schösser in Mainz nach dem Tode seines Schwiegervaters Fust allein hergestellt wurde. Seinen Inhalt bildet der Versuch des berühmten Theologen und Scholastikers Thomas von Aquino (geboren 1224, ff 1274), ein vollständiges System anfzustellcn, in welchem die Philosophie des Aristoteles ans die wissenschaftliche Behandlung der Theologie in Anwendung ge bracht wurde. Das uns vorliegende Blatt — ein Folioblatt mit einmal gespaltenem Satz und zu neunuudfünfzig Zeilen — ist mit der so genannten Durandus-Type hergestellt. Rote und blaue Initialen dienen zur besonderen Auszeichnung; sie zeigen den Schwung des Künstlers Peter Schösser, der als Miniaturmaler bekanntlich schon in Paris Großes leistete, und sind in glücklicher Weise durch Farbendruck nachgebildet. Tafel 23 führt uns ein Blatt aus dem Werke vor: »Der deutsch-lateinische Psalter mit der Glosse«, welches Buch um das Jahr 1470 von Heinrich Eggestein in Straßburg gedruckt worden ist. Heinrich Egg estein war eine zeitlang der Geschäfts genosse von dem berühmten Drucker Johann Mentel oder Mentelin, dem bekanntlich — ebenso wie Albrecht Pfister in Bamberg — die Erfindung der Buchdruckerkunst zugeschrieben worden ist, und der vielleicht als Schüler Gutenbergs die schwarze Kunst gelernt hat. Nach seiner Trennung von Mentelin ließ Eggestein die erste deutsche Bibel erscheinen und gab dann noch verschiedene Wiegendrucke heraus, die heute sämtlich große Selten heiten geworden sind. Unter denselben befindet sich auch »Der deutsch-lateinische Psalter mit der Glosse des Nicolaus de Lyra«, in Folio-Format um das Jahr 1470 gedruckt, welches Werk sich durch einen besonders schönen gotischen Schnitt der Typen aus zeichnet. Man hat diese Type lange Zeit auf das Konto des gerade in Straßburg ungewöhnlich starken »t^po^rapbus iAnotus« geschrieben; allein Herr Heinrich Klemm weist — wie uns dünkt, mit überzeugender Klarheit — nach, daß niemand anders als Heinrich Eggestein der erste Verfertiger der schönen Schrift gattung gewesen ist, mit welcher eine beträchtliche Anzahl von Straßburger Werken gedruckt wurde. Tafel 24 stellt dem Auge ein Blatt aus dem Werke vor: »Lbrouioo. UuoAg.rig.s«, von Johannes de Thwrocz, zu Brünn im Jahre 1488 ohne Angabe des Druckers erschienen. Über diese ungarische Chronik selbst vermögen wir nichts Näheres anzugeben; sie gehört jedenfalls zu den ältesten Druckerzeugnisse» der öster reichischen Monarchie, wo bekanntlich die Buchdrnckerkunst verhält nismäßig spät festen Fuß faßte (1482 zuerst in Wien). Das uns vorliegende Blatt zeigt die Wiedergabe einer durchlaufenden Folio seite von schön geschnittenem Satze in geschmackvoller Anordnung. Auf Tafel 25 begegnet uns eine interessante Probe aus dem »Uissalö Olomnvsuso«, welches von Johann Sensenschmid zu Bamberg im Jahr 1488 gedruckt worden ist. Der genannte Typograph war der zweite Buchdrucker Bambergs, der, nachdem Albrecht Pfister dort verschwunden war, sich von Nürnberg nach Bamberg wandte und hier in den Jahren l481 bis 1490 seine Thätigkeit entfaltete. Besonders that er sich durch seine Chorbücher hervor. Das »Lissals Olomuosnss« ist das heute sehr selten gewordene Chorbuch der Diözese Olmütz in Mähren, welches in Bamberg auf Kosten des Typographen Peter Drach in Speyer gedruckt worden ist. Das uns vorliegende Blatt zeigt eine ziemlich große Missal-Type, hat rote Initialen und ist eine Nachbildung der ersten Ausgabe; eine zweite Ausgabe des Olmützer Chorbnchs erschien im Jahre 1496 in Nürnberg. Tafel 26 zeigt uns ein Blatt aus »De Biblia in Dudesck auerghcsettet« (der niederdeutschen Bibel, welche im Jahr 1494 zu Lübeck von Stessen Arnd (oder Arndes?) gedruckt worden ist. Diese Bibel ist das Hauptwerk des genannten Lübecker Druckers, sie bildet ein Gegenstück der ersten Kölner Bibel in nieder- sächsischer Mundart, welche um das Jahr 1476 herauskam. In Bezug auf den Dialekt sind die beiden Bibeln jedoch dadurch unterschieden, daß in der Lübecker Bibel zum ersten Male das reine Niedersächsisch erscheint, während in der Kölner das sogenannte Kölner Niederdeutsch — eine Mischung des niedersächsischen Dia lekts mit dem niederländischen — vorherrscht. Das uns vorliegende Blatt zeigt einen gespaltenen kompressen Satz in Schwabacher Schrift mit eigenartigen Initialen; der Druck ist außerordentlich rein und sauber. Tafel27 stellt ein Blatt vor aus dem Werke: »Reformacion der Stat Franckcnfort am Meine des hcilgen Römischen Reichs Camer anno 1509«, gedruckt von Johann Schösser in Mainz. Johann Schösser war des berühmten Miterfindcrs der Buchdruckerkunst, Peter Schösser, ältester Sohn und Geschäftsnachfolger; er wirkte als siebenter Typograph von Mainz in den Jahren 1503 bis 1531 und war ungemein thätig. Von Frankfurt a/M., wo im Jahre 1509 noch keine Buchdruckerei bestand, erhielt er den Auftrag, »die Re formacion der Stadt Franckenfort am Meine« im Druck herzustellen und entledigte sich desselben mit offenbarer Vorliebe und großem Erfolge. Das Werk ist einer der schönsten Drucke, die aus seiner Kunstwcrkstatt hervorgingen; dasselbe umfaßt 52 Blatt und ist mit der hübschen Schwabacher Type Schössers sehr splendid gedruckt, mit außergewöhnlich breitem Rand rings herum. Reproduziert ist
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