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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.12.1926
- Strukturtyp
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- 1926-12-11
- Erscheinungsdatum
- 11.12.1926
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- Deutsch
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x° 288, 11. Dezember 1926. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. ivuchl,anbei. der deutlichste Beweis für den mit den Idealen verloren ge gangenen Wertmaßstab, sie ist vielfach Wortsuggestion und auf die Erzeugung neuer »Bedürfnisse« eingestellt. Diese Werbung ist nichts anderes als das Auszwingen und Ausdrängen eines von außen kommenden Weltmaßstabes, genannt »tiefes Empfinden der Bedürfnisse- für Menschen, die überhaupt keine tieferen Bedürf nisse mehr haben. Abschluß und Mittelpunkt buchhändlerischer Ausbildung ist die Berufskunde. Neben grundsätzlichen Darlegungen über Wesen und Bedeutung des Berufes müßte hier eine Bcrufsethik heraus- gcarbeitet werden, die den Beruf in Verbindung bringt sowohl mit dem Träger des Berufes als auch mit dem gesamten Wirt- schasts- und Volksleben. Im Mittelpunkt aller tieferen Betrach tung des Lebens und der Lebensformen steht die Frage nach dem Wert und der Wertung der Dinge. Die Auseinandersetzung zwischen den Forderungen der Wirtschaft und denen des Menschen und der Gemeinschaft müßte ausgiebig zu ihrem Rechte kommen. IV. Buchhandel und Volksbildung. Alle diese Betrachtungen haben wohl gezeigt, daß wir es bei dem Beruf des Buchhändlers mit einem Berus zu tun haben, der seinem Wesen und seinem Gegenstand nach in enger Beziehung zur volksbildnerischcn Arbeit steht. Kaum ein anderer Beruf ist jo stark an den Bildungssragen interessiert wie der Buchhandel. Je besser das allgemeine Schulwesen, je enger das Verhältnis schon des Schülers zum Buch, zum guten Buch ist, um so größer ist der Kundenkreis des Buchhändlers. (Ich will nicht von den Einflüssen der wirtschastlichcn Verhältnisse reden, die heute über haupt schwer auf dem Berufsleben lasten.) Insbesondere hat ge rade der Buchhandel ein Interesse an einer guten Volksschule, damit die Masse unseres Heranwachsenden Volkes die Liebe zum Buch mit hinausnimmt ins Leben. Hier berühren sich die volks erzieherischen Interessen aufs engste mit den wirtschaftlichen Inter essen des Buchhandels. Wie wichtig sind von diesem Gesichtspunkt aus die Schülerbüchereien, wie wichtig ist schon die Freude des Kindes am schönen Bilderbuch im Kindergarten! Wie wichtig aber auch, daß in den Kindern schon von früh an das Gefühl für das werthafte Buch geweckt wird, wie wichtig, daß die Unter richtsmethode die Eigentätigkcit des Kindes weckt, daß auch das Lesebuch mit seinen vielen einzelnen Stücken zurücktritt hinter das zusammenhängende interessierte Lesen! Dies gilt auch für die Fortbildungs-, Fach- und -Berufsschule. Auch hier ist die Pflege des Buches, dis Einrichtung und fleißige Benutzung einer guten Bücherei, die Ergänzung der bloßen Fach bildung durch Unterrichtsfächer, die den Menschen als solchen und sein Verhältnis zum Ganzen angehen, nicht nur eine Forderung der Volkserzichung, sie hängt ebenso auch mit dem Gedeihen des Buchhandels zusammen. Gerade in der gegenwärtigen Zeit der sozialen Umschichtung, der Atomisierung, Mechanisierung, Ver äußerlichung und Versportlichung des Lebens ist dies von Be deutung. Der Buchhandel ist aus volkserzieherischen wie -aus wirtschaft lich-beruflichen Gründen der gegebene und vornehmste Bundes genosse in dem Ringen um den geistigen Fortschritt des Volkes, um Vertiefung der Volkskultur. Was -wäre gewonnen, wenn diese Erkenntnis einmal allgemein durchdränge! Darum gehören auch Buchhandel und freies Bildungswesen zusammen. Nur in einem geistig lebendigen Volk wächst das Verlangen nach -Büchern. Das ist ganz unzweifelhaft. Eine dünne, wenn auch geistig noch so lebendige Oberschicht und eine geistig tote Masse widersprechen den Forderungen -der Volkserziehung ebenso wie den Interessen des Buchhandels. Umgekehrt ist jede gute Buchhandlung, jeder vom Wertgedanken geleitete Verlag eine -Stätte echter Volks bildung. Der gewissen- und verantwortungslose Buchhandel aber ist ein Schädling des Volkes und der Volksbildung; denn -die Spekulation auf die niederen Triebe hat ja immer äußeren Erfolg und zerstört das geistige Streben. Der stärkste -Bundesgenosse des Buchhändlers ist der Biblio thekar. Jede gutgeleitete volkstümliche Bücherei vermehrt -die Zahl der Bücherfreunde und weckt den Wunsch nach eigenem Be sitz. Das weiß jeder von uns Bücherfreunden aus eigener Er- 1464 fahrung. Verantwortliche Schristtumspslege ist die Aufgabe der volkstümlichen Bücherei. Hier liegen bereits wichtige Ergebnisse und wertvolle Arbeiten vor. Sie sind für den Buchhändler un entbehrlich. Er muß sie kennen und benutzen; denn er kann nicht allein das -Schrifttum bemeistern. Daher ist Zusammenarbeit not wendig. Es ist ein erfreuliches Zeichen wachsenden Verstehens der gegenseitigen und gemeinsamen Aufgabe, daß die Zusammenarbeit zwischen Buchhandel und freier Bildungsarbeit wächst. Mögen auch die Versuche, -wie sie durch die Sommerakademien usw. ge macht wurden und wie sie gerade dieses Jahr versucht werden, in vielen Stücken noch unzulänglich sein: ihre Bedeutung liegt in der Erkenntnis, daß der Berus des Buchhändlers seine Wurzeln tief in die Bezirke des geistigen und seelischen Lebens von Mensch und Voll schlagen muß, wenn er seine Aufgabe erfüllen soll. Der Buchhändler muß ein gebildeter Mensch fein, gebildet nicht im Sinne eines oberflächlichen Bildungsmaterialismus, der sich durch die Absolvierung einer bestimmten Schule und den Besitz eines Bildungsscheins so oft als wahrhafte Schcinbildung erweist, ge bildet vielmehr in dem tieferen Sinne des Gestaltet- und Gcformt- seins, der Entfaltung der Gestaltungskräfte des Berufs und des tiefen Erfassens der volkserzieherischen Verantwortung. Eine Volksbildung aber, die nicht ein Echo in der Wirklichkeit des Lebens, das heißt in erster Linie in den Berufen findet, ist eine taube Nuß, ist das Klappern einer leeren Mühle. Ich fasse wiederum zusammen: 1. Das Arbeitsgebiet des Buchhändlers ist das Schrifttum, nicht nur des eigenen Volkes, sondern der Menschheit. Der Buch händler hat Volks- und Menschheitsgut zu verwalten. 2. Im Schrifttum spiegelt sich Geist und Ungeist der Zeit. Die ganze Zerrissenheit der Gegenwart kommt darin zum Aus druck. An dieser Not hat der Buchhändler sachlich und persönlich teil. Dadurch wächst mit der Größe seiner Verantwortung die Schwere seiner Aufgabe. Er kann sie allein nicht lösen. 3. In den Bedürfnissen und in der Hilflosigkeit des Käufers tritt die Struktur der Zeit täglich dem Buchhändler gegenüber. Der Käufer segelt vielfach steuerlos auf den Wellen des Büchcr- meeres umher. In der Zusammensetzung der Käuferschicht sind bedeutungs- und verhängnisvolle Veränderungen vor sich ge gangen und verschärfen die ohnehin schwere Krisis des Buchhan dels: die wirtschaftliche Krisis, die Kulturkrifis, die gesellschaft liche Umlagerung und die veränderte Stellung zu den Dingen des Lebens (Sport, Natur usw.) sind von tiefer Bedeutung für den Buchhandel. 4. Der Buchhändler muß also in sich in -besonderem Maße die Interessen des Geschäftsmannes mit den Forderungen des Volks erziehers vereinigen. 5. Darum müssen an die Berufsbildung des Buchhändlers hohe Anforderungen gestellt werden. Auf der Grundlage einer guten technischen Ausbildung muß er «in begründetes Verhältnis zum Schrifttum und zu den Strömungen des Kulturlebens haben; er muß sich praktisch und theoretisch mit dem Käufer und den sich daraus ergebenden psychologischen und soziologischen Forderungen beschäftigen; er muß das Wirtschaftsleben und seine Auswirkungen auf Mensch und Volk kennen, und er muß in einer an der großen, aber auch schönen Verantwortung orientierten Berufskunde die ethischen Grundlagen für seinen Beruf sowohl nach der persön lichen als auch nach der Gemeinschaftsseite hin schaffen. 6. Voraussetzung für -das Gedeihen des Buchhandels ist ein geistig regsames Volk. Darum hat der Buchhandel an allen Fort schritten des Schulwesens, insbesondere der Volks-, Fortbildungs und Fachschulen das größte Interesse. 7. Bon besonderer Bedeutung ist das Zusammenwirken des Buchhandels mit dem freien Bildungsw-esen, vor allem mit dem Büchereiwesen und der Volkshochschule. V. Schluß. Vielleicht ist mancher unter Ihnen der Meinung, ich ver lange und erwarte zu viel, die meisten Buchhändler brauchten das alles nicht. Das mag weithin zutresfen und ist doch falsch. Ist das nicht in jedem -verantwortungsreichen Berufe so? Der normale Gang der Berufsarbeit kann niemals der Maßstab für
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