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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.08.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-08-24
- Erscheinungsdatum
- 24.08.1885
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- Deutsch
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3900 Nichtamtlicher Teil. ^ 1S5, 24. August. leicht in der sittlichen Welt ein Stand, Geschlecht, Alter und Pro fession anzutreffen ist, so selbigen ganz und gar entbehren könnte. Preißwürdig aber ist er deswegen, weil viele hohe Potentaten die Buchläden nicht nur in hoher Person selbsten besuchet, sondern auch, des unvergleichlichen Nutzens wegen, mit ausnehmenden Frei heiten begnadigt haben. Die Lobsprüche der Gelehrten, von allen Facultäten, von der Schützbarkeit der Buchhandlung und denen- jenigen, welche selbige würdig führen, sind unzählig, und ich würde den längsten Tag im Jahre darzu nöthig haben, und doch damit nicht fertig werden. Sie gestehen einhellig den Buchhändlern unter allen übrigen Handlungen den ersten Rang zu. »Es ist aber hier die Rede von solchen Buchhändlern, welche die von denen Gelehrten ausgearbeiteten nützlichen Werke nicht nur in ihren Verlag nehmen, sondern auch noch über dieses in ihrem Fleiße ausmuntern und wegen der geschickten Einrichtung eines Werkes guten Rath und Vorschläge zu ertheilen wissen. Viele tausend Werke würden wohl niemals zum Vorschein gekommen seyn, wenn nicht die Buchhändler ihren Werth und Nutzen erkannt und also zum Drucke befördert hätten. Sehr oft geben auch die Buchhändler denen Gelehrten selbst Anlaß, Werke von noch nicht angefüllten Materien auszuarbeiten, oder schlagen eine leichtere und nützlichere Lehrart von schon genugsam vorhandenen Materien vor, daran der Gelehrte niemals gedacht hätte. »Dieses Nachdenken und Aufmuntern der Buchhändler hat nicht nur die Gelehrten beständig in ihrem Fleiße unterhalten, sondern auch zur Erweiterung derer Wissenschaften ein großes bey- getragen. Man darf sich dahcro über den vertrauten und vorzüg lichen Umgang derer Gelehrten mit denen Buchhändlern gar nicht wundern, weil beyder Interesse ganz genau mit einander verknüpfet ist. Was denen übrigen Handelsleuten die Börse und andere Zu sammenkünfte von ihres gleichen ist, um allerhand Neuigkeiten und Vortheile zu erfahren, das ist denen Gelehrten der Buchlade. Hier findet ihr in ernsthaften Geschäften abgematteter Geist die ver langte Ruhe! »Es ist auch dieses in der That ein edler Zeitvertreib. Manche Gelehrten brechen sich an andern Dingen, die zum Staat und Bequemlichkeit dienen, ab, nur damit sie ihren Büchervorrath mit denen noch mangelnden guten Schriften und Auctoribus er gänzen können. Ein gutes Buch ist der beste Rathgeber, der ge treueste Freund, so die Wahrheit ungehäuchelt sagt, und der sicherste Aufmunterer in aller Widerwärtigkeit. Kurz! eine wahre Seelen - apotheke. Alphonsus V, König in Arragonien, sagte: daß er aus Büchern die wahre Weisheit, Staats-, Kriegs- und Regierungs kunst erlernet hätte; und er wollte eher seine kostbarsten Edel gesteine als einige seiner Bücher verlieren. Dieses war eine recht königliche Rede: denn erstere zieren allein den Leib und haben weiter keinen Wehrt als den ihnen die Menschen beylegen; letztere aber zieren und bilden den Geist, welcher alle Schönheiten und äußerlichen Glanz des Leibes übertrifft. Vita sius littsris mors sst. »Es ist eben nicht allemal nöthig, daß man sich einen Vorrath von großen und kostbaren Werken anschaffe, weil man in einer kleinen Schrift oft mehr gutes antrifft, als in einem großen Folianten, zumal auch ein großes Werk nicht mit gleichem Feuer und Stärke des Geistes ausgearbeitet werden kann, und man wird selten ein Meisterstück von gleichem Geiste und Schreibart gesehen haben, so aus einem oder mehreren Folianten bestanden hätte. Meisterstücke aber nenne ich diejenigen Werke, welche allgemeinen Beysall gefunden und von fast allen Nationen in ihre Sprache übersetzet worden. Hier ist aber die Rede nur von witzigen Schriften, als zum Exempel: der Don Quixote, der Telemaque rc. sind Meisterstücke, deren Wehrt weder Zeit noch Nachahmung bisher nichts benommen hat, sondern sie werden beständig in ihrer Hoch achtung bleiben und ihre Bewunderer finden. Es haben zwar noch andere, besonders zur Erbauung dienende menschliche Schriften das sonderbare Glück gehabt fast in alle Sprachen übersetzet zu werden, allein ich glaube, hieran hat eine höhere Hand mehr Theil als der allgemeine Beysall gehabt, und die eben deswegen ihren Wehrt bis ans Ende der Tage behalten werden.« Wir möchten hier einige Bemerkungen einflechten, die sich besonders an den Ausspruch Hardis anknüpfen lassen, daß sehr oft auch die Buchhändler den Gelehrten Anlaß zur Abfassung von Büchern geben. Diese Thatsache, welche sich von den Tagen der Erfindung der Buchdruckerkunst bis zur Gegenwart gezeigt hat und auch heute bewährt, ist ein Beweis dafür, daß der Verlagsbuch handel seine Aufgabe richtig erkannt, Kulturträger zu sein. Eine lange Reihe rühmlichst bekannter Namen zeigt uns glänzende Bei spiele dafür, wie der richtige Verleger handeln soll, wie er es anzu fangen hat, um literarische Unternehmungen ins Leben zu rufen, die der Literatur zur besonderen Zierde gereichen und ohne seine Initiative oft gar nicht erschienen wären. Wenn z. B. Otto Jahn in seiner Widmung der Briefe Goethes an seinen Verleger S. Hirzel schreibt: »Sie haben, lieber Freund, nicht nur die erste Veranlassung zu diesem Buche gegeben, sondern auch auf Form und Inhalt desselben einen so bestimmenden Einfluß geübt, daß Sie sich es schon gefallen lassen müssen, auch Ihren Namen dazu hcrzugeben «, und wenn Anton Springer in der Vorrede seines pietätvollen Nachrufs auf denselben Hirzel schreibt: »Wir hätten ihm eigentlich alle unsere Bücher widmen können, denn er stand zu jeder bedeu tenden Unternehmung seines Verlags geradezu in einem persönlichen Verhältnis; . . nicht selten gab er selbst zu einem Werke die erste Anregung; zu warten, bis ihm der Zufall ein Manuskript in die Hände spiele, hielt er mit Recht unter der Würde des rechten, auf die lebendige Vermittelung der Litteratur mit den gebildeten Volks kreisen bedachten Buchhändlers; ... als selbstverständlich nahm er an, daß er auf jedem »»Fahrzeuge, welches seine Flagge führt««, wenn es not thut, am Steuern helfen müsse«,*) — wenn, so sagen wir, bedeutende Schriftsteller von ihrem Verleger öffentlich in dieser Weise urteilen, so dürfen wir überzeugt sein, daß der letztere seine Ausgabe klar anfgefaßt, richtig verstanden und voll gelöst hat. Nur ist erforderlich, daß der Verleger nicht bloß Freund oder Gönner, sondern auch ebenbürtiger Geistes- und Gesinnungsgenosse des Schriftstellers sei, wenn er als Mithelfer an dem gemeinsamen Werke auftreten will. Ist das aber nicht der Fall, so sehen wir, daß der Verleger das natürliche Übergewicht, welches ihm seine Stellung als Vertreter des finanziellen Interesses gewährt, dazu verwendet, bezw. mißbraucht, um seinen eigenen Ansichten in Bezug auf die Gestaltung des gemeinschaftlichen Werkes Geltung zu verschaffen, und diese Ansichten sind nicht bisweilen, sondern in der Regel einseitig, egoistisch und schädlich. Doch kehren wir jetzt wieder zu unserem Kollegen Hardi zurück. Derselbe sagt noch gar mancherlei in seinem Vortrage, was der Gegenwart wieder vor das geistige Auge gestellt und beherzigt zu werden verdient. Nachdem er einen Abriß der Entwickelung der »von Gott geschenkten Kunst der edlen Buchdruckerey« gegeben und mit einer gewissen Ausführlichkeit die berühmte Büchersammlung des Königs Ptolemäus Philadelphus zu Alexandria und ihre be- *) Man vergleiche die vortreffliche Schrift: »Der junge Hirzel. Als Manuscript iür Freunde gedruckt. Leipzig 1883. Druck von Breit- topf L Härtel. (Frau Anna Hirzel zu Weihnachten 1883.)«
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