Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1885

201, 31. August. Nichtamtlicher Teil. 4017 wollen. — Hierauf wird der revidierte Statutenentwurf erst durch Acclamation und dann durch schriftliche Abstimmung einstimmig angenommen. Hinsichtlich der von nun an zu zahlenden persönlichen Beiträge wird aus Antrag Jaenecke-Hannover festgesetzt, daß bis zu 20 beschäftigten versicherungspflichtigen Arbeitern 5 M. 21—50 „ „ „ 10 „ 51-100 „ „ „ 15 „ über 100 „ „ „ 20 „ jährlich zu zahlen sind. Mit den Änderungen, welche die Annahme dieses Beitragssatzes bedingt, findet auch der Budgetentwurf für 1886 einstimmige Genehmigung Sodann wird bestimmt, daß der bisherige geschästsführende Ausschuß in Stuttgart die Geschäfte fortführen, ferner, daß die nächstjährige Generalversammlung in Hamburg abgehalten werden und daß die Bekanntmachungen des Vereins in den » Mittheilungen « und im »Journal für Buchdruckerkunst« erfolgen sollen. — Schließ lich macht noch Herr Klinkhardt-Leipzig die Mitteilung, daß von seiten der Gehilfen-Tarifrevisions-Kommission neuerdings wieder, wie im Jahre 1883, eine Abänderung des Nachtrags zum Tarif beantragt sei. Hierüber entspann sich eine längere Debatte; doch war man allseitig der Meinung, daß von seiten der Tarif-Kom mission der Prinzipale auf den Antrag nur dann eingegangen wer den könne, wenn — wie die jetzige Vereinbarung es besage — an drei Vororten die Mehrzahl der Gehilfen für Abänderung des Tarifs sich entschieden hat. Die unmittelbar zuvor tagende erste Genossenschaftsver sammlung der Deutschen Buchdruckergenossenschaft beschäftigte sich mit der Wahl des definitiven Vorstandes, Bestimmung der Zahl der Vertrauensmänner und deren Stellvertreter, sowie Abgrenzung der Bezirke der einzelnen Sektionen. — Der gewählte Vorstand hat sich in seiner Sitzung vom 24. d. M. definitiv konstituiert. Zum Vorsitzenden wurde Herr vr. Eduard Brockhaus-Leipzig erwählt, während das Amt des Direktors dem General-Sekretär des Börsenvereins der Deutschen Buch händler, Herrn Or. Paul Schmidt übertragen wurde. Die formelle Organisation der Genossenschaft ist hiermit beendet. Typographische Bestrebungen in Italien. — In Mailand wurde im Juni d. I. eine Setzerschule — Sonola prolossiouals t,ipo--ratiea äi Llitano — mit 76 jungen Leuten im Alter von 11 — 17 Jahren feierlich eröffnet. Dieselben sollen Unterricht im Italienischen, Französischen und auch Lateini schen, ferner im Zeichnen und der Mathematik, sowie theoretische und praktische Unterweisung in der Kunst des Setzens erhalten. Die Lektionen werden in den Räumen der vereinigten Drucker er teilt, welche letzteren auch ihr Material dazu hergeben. Cavaliere Domenieo Salvi stiftete eine jährlich zu verteilende goldene Medaille im Werte von 100 Lire und schenkte für die neue Schule 1000 Lire. Von der Buchbinderei. — In Dresden tagte in den Tagen vom 16—18. August d. I. der Bund deutscher Buch binderinnungen unter Vorsitz des Herrn Hoppenworth- Berlin. Bei Anwesenheit des königl. Regierungsrat Hörnig, welcher als Vertreter der Sächsischen Regierung erschienen war, eröffnete, nach einem am Vorabend stattgefundcnen Kommerse, Sonntag Vormittag 11 Uhr der Vorsitzende mit einer Ansprache die erste Sitzung. Referate folgten. Der Bund hat seine Statuten dem Reichsgesetze angepaßt und seinen Namen geändert, weil das Rcichsgesetz nur Verbände von Innungen zuläßt. — Eine Petition an den Reichskanzler um Zulassung von solchen Betrieben zur Unfallversicherung, welche unter zehn Arbeiterj haben, fand wohl wollende Aufnahme und Antwort. — Der Bund war aiuJnnungs- tage m Berlin durch zwei Vorstandsmitglieder vertreten. — Das Organ des Bundes ist das vom Buchbindermeistcr Herrn K. A. Richter in Dresden redigierte »Verbandsblatt«, welches im letzten Jahre wenig Zuschuß erforderte. — Die Statutenänderung wurde nach Vorschlag angenommen. Montag d 17. Aug. wurde die Sitzung unter Anwesenheit des Herrn Geh. Hofrat Ackermann mit einer Ansprache des Herrn Stadtrat Geier-Dresden eröffnet. — Der von München gestellte Antrag bez. Einführung einheitlicher Verbaudslegitimation und Reiseunterstützung für wandernde Gesellen fand Annahme; es sollen dieselben an solche Gesellen abgegeben werden, die mindestens Jahr bei einem Verbandsmcister gearbeitet haben. — Die Ab haltung von Gautagen und die Errichtung von Gauverbänden, (Kreis-Innungen) wird beschlossen anzubahnen. — Der Bund spricht sich für Abhaltung der geplanten National-Ausstellung 1888 in Berlin aus. — Der Redakteur des »Verbandsblattes« wird auf drei Jahre bestätigt. — Der nächste Verbandstag findet in München statt. — Vorstand bleibt in Berlin. Eine kleine Ausstellung von Buchbinderwerkzeugen und -Ma terialien, besonders auch Arbeiten der zwei Vergolderschulcn Horn L Patzelt-Gera, sowie H. Graf-Altcnburg erfreuten die Ver bandsbesucher, da besonders die Arbeiten der genannten Schulen anregend und belebend wirken. Die von Stuttgart ausgehende Lohnbewegung, welche sich, wie im Börsenbl. Nr. 195 berichtet, zunächst gegen die Üb er zeit arbeit gewendet hat, ist dort, wo über 400 Arbeiter beschäftigt sind, noch nicht zum Abschluß gelangt, während die gleiche Ange legenheit in Leipzig bei einem dreifach größeren Arbeiterbestande durch Annahme der Forderungen seitens der Mehrzahl der Arbeit geber erledigt zu sein scheint. Die Stuttgarter Gehilfen ermäßigten übrigens ihre Forderungen auf einen Zuschlag von25U an Wochen tagen bis 10 Uhr und auf 33zz °/g nach 10 Ührundan Sonntagen. Dieser Zuschlag sei gleichmäßig für Stunden- und Accordarbcit zu fordern. Ein Gegenvorschlag der Prinzipale, dahin lautend: 25 Zuschlag zum Stundenlohu am Wochentagen und bis 10 Uhr zu gewähren; nach 10 Uhr und an Sonntagen aber überhaupt nicht arbeiten zu lassen; die Accordarbeit dagegen als einen fest abge schlossenen Arbeitsvertrag überhaupt nicht im Preise zu erhöhen, wurde verworfen. Prämiierung. — Auf der Oldenburger Gewerbe-und Kunst ausstellung hat die Schulze'sche Hofbuchhandlung (A. Schwach) für die ausgestellten typographischen Erzeugnisse ihrer Buchdruckerei den ersten Preis, die goldene Medaille, erhalten. Vom Berliner Verein »Krebs« — Zur Feier des Sedantages veranstaltet der Berliner Verein jüngerer Buchhändler »Krebs« am Vorabende des Festes, 1. September, abends 9 Uhr in W. Knorrs Restaurant, Mohrenstraße 47, einen Festkommers. Deutsche Buchhändler-Akademie. Hrsg. v. Herm. Weiß bach. II. Band, 8. Heft. Inhalt: Die Ausbildung des deutschen Bnchhandlungslehrlings. — Die Weidmannsche Buchhandlung und Georg Andreas Reimer. Vortrag von G. Krehenberg. — Die ältesten Erfurter Zeitungen. Ein Beitrag zur Geschichte des Zeitungs- Wesens. Von I. Braun. (Schluß). — Die Entscheidungen des Reichsgerichts für den Buchhandel. Von einem Leipziger Juristen. 7—10. — Buchhändlerische Statistik Ein Vor schlag. — Das deutsche Volkslied. Von D. A. Frantz. — Bespcechungen: Husnik, d Reproduktions-Photographie.