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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-09-07
- Erscheinungsdatum
- 07.09.1885
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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^ 206, 7. September. Künftig erscheinende Bücher. 4167 Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft, vormals Friedrich Bruckmann in München. f43902j Wir versandten heute nachstehendes Cirkular: München, den 2. September 1885. Die Kunst für Alle! Deutschland entbehrt bis jetzt einer Kunst zeitschrift, welche in wirksamer Weise, unter Ausschließung der eigentlichen kuusthistorischen Studien, eine lebendige Vermittelung zwischen dem Atelier und der Nation dadurch aus reichend übernähme, daß sic ihren Schwer punkt auf die Anschauung, das heißt auf die Illustration verlegt und dem Text nur eine begleitende Rolle zuerkenut. Diese Nicht-Existenz ist erklärlich, denn die bisherigen Reproduktions methoden hätten durch ihre Kostspieligkeit ein solches Journal unmöglich gemacht. Nachdem aber die reproduzierende Technik jetzt aus den Standpunkt der Vollkommenheit gelangt ist, welcher uns für ein so bedeutungsvolles Unter nehmen unerläßlich schien, können wir endlich einen Plan, der uns seit Jahren bereits be schäftigte, für den die vorjährige „Münchener Bunte Mappe" nur ein Fühler war, zur Aus führung bringen. Wir beginnen mit 1. Oktober ds Js. unter besonderer Mitwirkung von Friedrich Pccht eine neue reich illustrierte Kunst- zeitschrift unter dem Titel: Die Kunst für Alle. groß Quart. Jährlich 24 Hefte von circa 1s4 Bogen illustriertem Text und 4 Bilder beilagen. Preis Pro Heft 60 ord. mit 30und 11/10, 28/25, 58/50, 120/100. Kontinuationsauslicserung nur in Leipstg. Das erste Heft wird am Donnerstag den 17. oder den 24. September an die Herren Kommissionäre in Leipzig ver teilt; direkte Sendungen können wir nicht machen. Wir offerieren als Vertriebsmaterial: 1) Heft 1-, soweit unsere Auflage reicht, ü cond., doch »ur mit der Verpflichtung, nach direktem Zurückverlangeu sofort zu remittieren. 2) Reich illustrierte Prospekte bis 50 gratis, 100 mit Firma 50 X bar, 1000 mit Firma 4 bar. 3) Elegantes Plakat gratis. 4) Jnseratclichs, nach besonderer Verein barung eventuell auch die Übernahme der halben Jnsertionskosten. und bitten auf beiliegender Postkarte direkt ab München zu verlangen. Wir empfehlen dieses bedeutungsvolle Unter nehmen dem fördernden Interesse unserer werten Geschäftsfreunde, welche die Tragweite des selben sicherlich nicht verkennen werden. Hochachtungsvoll ergebenst BrrlagSanstalt für Kunst und Wissenschaft, vormals Friedrich Bruckmann. Was wir wollen. Daß die ganze Bewegung unserer heutigen Kultur mit unwiderstehlicher Macht dahin dränge, der bildenden Kunst im Leben des einzelnen wie der gesamten Nation jenen breiten Platz wieder zu erobern, der ihr im Laufe der letzten Jahrhunderte abhanden gekommen war, dar über kann sich zur Stunde niemand mehr täuschen. Inmitten der Kämpfe der Gegenwart ist das eine um so erfreulichere Erscheinung, als die ideale Welt des Schönen und die ge meinsame Liebe zu derselben ganz allein die Kluft auszufülleu vermag, welche sonst die Gegner und die Verteidiger des Bestehenden trennt. Denn gerade die Werke der Kunst, also das Höchste, was der Menschengeist zu schaffen vermag, sie sind ihrer innersten Natur nach wie der Sonnenschein für alle da, sind ein unver lierbares Erbe, das dem Armen wie dem Reichen ganz gleich gehört oder doch zugänglich sein soll. War für die Zeiten unseres Niedergangs und der Fremdherrschaft jene Verdrängung der bildenden Kunst als der allgemeinen Trösterin, zum unzweifelhaft größten Schaden unserer Sitten, ganz charakteristisch, hatte sie bekannt lich einer ganz ausschließlichen Pflege der Wissenschaft und höchstens noch der Poesie und Musik den Platz geräumt, so konnte das nichts anderes bewirken, als eine einseitige Pflege des Verstandes auf Kosten des Gemütes und der Anschauung. Mit dem Verschwinden der Kunst und der Schönheit aus dem öffentlichen Leben, mit ihrer Monopolisierung durch einzelne Stände ward nicht nur sie selber zum SpielzeugZherab- gewürdigt, sondern auch jene tiefe Kluft erst zwischen den verschiedenen Klassen der Gesell schaft ausgerissen, welche wieder auszufülleu die Hauptanstrengung der Gegenwart bilden muß, wenn wir nicht einstens wiederum der Bar barei verfallen sollen. Es wird immer unser Stolz bleiben, daß München es ist, von welchem die heutige nach und nach alle Stände und Klassen unserer Nation ergreifende hocherfreuliche Bewegung zur Wiedereinsetzung der bildenden Künste in ihre naturgemäße Stellung ausging, da hier durch König Ludwig I. unsterbliches Verdienst die Kunst zuerst wieder jene ebenso großartige als einsichtige Förderung fand, welche ihr erst ermöglichte, sich langsam und Schritt für Schritt des Gemüts und der Phantasie unserer Nation wieder zu bemächtigen. Denn was man auch von unserer heutigen deutschen Kunst denken und ihr noch wünschen möge, darüber kann kein Zweifel bestehen, daß sie die Ideale, das geistige und materielle Leben der Nation viel treuer wiederspiegelt, als es seit Jahrhunderten der Fall war. München ist es aber auch un zweifelhaft, in welchem, dank seiner mehr aufs Schauen und Genießen als auf Reflektieren und Kritisieren gestellten, die Werke der Kunst mit dem Gemüt, nicht mit dem Verstand erfassenden Bevölkerung, dieselbe zuerst wieder jene Volks tümlichkeit erlangte, die sie gleichmäßig zur Herzensangelegenheit aller werden ließ. Da durch ward ihr erst die breite und sichere Grund lage geschaffen, welche sie von jeder künstlich gepflegten so gründlich unterscheidet. Heute noch können wir Münchener mit Stolz sagen, daß nirgends in Deutschland in gleichem Maße die Kunst für alle da sei. Nirgends ist sie so sehr die gemeinsame Freudenbringerin, schmückt so sehr die Stätten der Andacht und der Samm lung oder des Studiums wie die der Erholung und der Freude. Nirgends ist sie auch so in alle Gewerbe gedrungen, hat sie gehoben und veredelt, indem sie jenen schönen Stolz erzeugte, der den Handwerker antreibt durch Verschö nerung der Form seine Erzeugnisse zu adeln und in ihrer Verzierung seine Lust zu finden. Obwohl nun München, dank der Volks tümlichkeit der Kunst heute mehr Künstler zählt als Berlin und Wien zusammen, obwohl seine ganze Blüte auf der Kunst beruht, mit ihr steht und fällt und ihre hervorragendsten Träger eine Anerkennung genießen, wie kaum irgendwo, so fehlte es doch noch immer an einem Organ, welches die Vermittelung dieses Verkehres zwi schen der Nation und ihren Künstlern über nehme, d. h. sie mit den Werten dieser rasch bekannt machte, das zugleich aber auch den Künstlern selber eine lebendige Anschauung, nicht nur einen oberflächlichen Begriff von dem verschaffte, was ihre Genossen in Deutschland, ja in der ganzen übrigen Welt leisten und au- strebcn. Erfahrungsgemäß haben sich alle bisherigen Kuustzeitschriften immer wieder zu Organen für die Kunstgelehrten, und höchstens für die Künstler selber gestaltet, vermochten sich aber bis jetzt, wie verdienstlich auch immer, doch keinen aus reichenden Platz in der Nation selber zu er obern. Es lag das offenbar daran, weil sie ihrer ganzen Anlage nach an die Stelle der Anschauung das geschriebene Wort setzten, über die Kunst und ihre Interessen wohl redeten, ihre Werke selber aberinvielzubeschränktemMaße dem Genüsse darboten. Auch die großen illu strierten Zeitungen vermochten diese Lücke doch nur mehr zufällig und unzusammenhängend auszusüllen, da sie neben der Kunst noch einer Menge anderer Interesse zu dienen haben. So lag denn der Gedanke nahe, endlich einmal ein Blatt zu schaffen, in welchem eine Übersicht der gesamten Kunstproduktion unserer Zeit, speciell unserer Nation in der unmittel barsten, lediglich auf die sinnliche Anschauung gegründeten Weise geboten werde. Wenn das nicht schon viel früher geschah, so trug offenbar die Weitläufigkeit u. Kostspieligkeit der bisherigen Reproduktionsmethoden die Schuld, da sie ein solches Blatt viel zu teuer werden ließen, um es allgemeiner Verbreitung fähig zu machen. Nachdem aber durch die neuerlichen außer ordentlichen Fortschritte der vervielfältigenden Künste die Möglichkeit der Herstellung gegeben ist, so glauben wir auf die Zustimmung aller Kunstfreunde rechnen zu können, wenn wir eine solche Zeitschrift hier in der größten Kunststadt Deutschlands begründen. Es kommt uns dabei nicht nur die fast dreißigjährige Verlagsthätigkeit unseres Hauses und sein intimer Verkehr mit fast allen be deutenderen deutschen Künstlern zu gute, son dern auch der Umstand, daß wir die technischen Prozeduren zum großen Teile in unseren eigenen Werkstätten mit größter Vollkommenheit aus- sühren können. Wird unsere Zeitschrist ihre künstlerische Grundlage naturgemäß in erster Linie in München suchen müssen, so soll sie doch sich nicht etwa aus die Produktion der Münchener Schule allein beschränken; siesollvielmehrdie gesamte deutsche Kunst in ihren bedeutendstes rscheinungeu, gleich viel ob sie dem Gebiete der Architektur, Skulptur oder der Malerei, endlich dem Kunstgewerbe angehören, erfassen und in unmittelbar nach dem Original hergcstellten Abbildungen reproduzieren; nicht minder aber auch die des Auslandes, so vor allem Frankreichs, Englands und Italiens. Einen besonderen Reiz glauben wir unserem Blatte »och dadurch zu sichern, daß es außer den fertigen Kunstwerken vor allem auch eine reiche Auswahl von Skizzen und Studien der
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