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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.09.1885
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- 1885-09-07
- Erscheinungsdatum
- 07.09.1885
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- Deutsch
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?l! 206, 7. September. Nichtamtlicher Teil. 4155 seiner kaum vermeidlichen Trockenheit zu benehmen, erschien statt einer ursprünglich vorgenommenen streng chronologischen Ord nung so weit thunlich eine Gruppierung nach Ortschaften ange messener, wobei die Chronologie indessen kaum eine Einbuße erleiden wird. Wem an einer streng chronologischen Übersicht gelegen ist, sei z. B. auf das wohlfeile und schätzenswerte Büchlein von Heichen (Ladenpreis l Mk.) verwiesen, wo man eine solche auf S. 315—43 findet. Nur weniges ist über das Altertum zu sagen, und zwar tritt uns in Rom die hauptsächlich unter Augustus wirkende Buchhändlerfamilie der Sosier entgegen, bekanntlich noch heute scherzweise der Name für bedeutende Buchhändler. Auch der bei Quintilian erwähnte Tryphon wirkte in Rom. Näheres über den Buchhandel in Rom vgl. Börsenblatt 1885 Nr. 123. Der Handschriftenhandel im Mittelalter knüpft sich weniger an berühmte Namen. Interessenten finden in Albrecht Kirchhoffs Arbeiten speziell über diesen Gegenstand, wie auch in anderen seiner Schriften jede erwünschte Auskunft. Anfänge der Druckkunst in Deutschland. Zur Vermeidung der durch die Chronologie allerdings ge botenen Sprünge von Deutschland nach dem Ausland und um gekehrt, fassen wir die zuerst in Deutschland und der Schweiz und dann die im Ausland wirkenden Buchdrucker zusammen, schicken jedoch wenigstens eine kurze Chronologie der ersten Druck orte voraus. — Mit ziemlicher Sicherheit tauchen also auf: 1438 Mainz, 1439 Haarlem, 1450 Bamberg, 1452 Elt ville, 1464 Subiaco, 1466 Straßburg, 1467 Rom, 1468 Augs burg, 1469 Mailand, Venedig, 1470 Basel, Beromünster, Köln, Nürnberg, Paris, Ulm, Verona, 1471 Bologna, Ferrara, 1472 Augsburg, Genua, Mantua, 1473 Lyon, 1474 Stockholm, 1476 Brüssel, 1477 London, 1478 Barcelona, Genf, 1479 Leipzig, 1482 München, Wien, 1483 Leiden, 1485 Heidelberg, 1486 Stuttgart, 1491 Hamburg, 1493 Lüneburg, 1498 Lübeck, 1500 Hagenau, Reutlingen, Madrid, 1504 Zürich, 1509 Braun schweig, 1523 Altenburg, 1524 Dresden, 1531 Frankfurt a/M., 1538 Breslau, 1540 Berlin. Nicht alle dieser Städte werden nachstehend berücksichtigt, noch weniger sind hier alle Orte ge nannt, in welchen im Laufe des ersten Jahrhunderts die Druck kunst eingeführt wurde; es soll eben nur das Wichtigste hervor gehoben werden. Erst seit Erfindung der Buchdruckerkunst kann auch von einer eigentlichen Geschichte des Buchhandels die Rede sein; denn soweit bekannt druckten die ersten Buchdrucker auf eigenes Risiko und ließen den Vertrieb ihrer Verlagsartikel sich selbst angelegen sein. Dem berühmten, hauptsächlich in Mainz (vielleicht auch schon in Straßburg) seine unsterbliche Thätigkeit entwickelnden Kleeblatt Johannes Gutenberg (geb. 1397), Johannes Fust (gest. 1460) und Peter Schösser (gest. 1502) gebührt das wenigstens in Deutschland unfragliche Verdienst, zuerst die Kunst mit beweglichen Lettern zu drucken um 1436—40 erfunden und in den folgenden Jahren mehr und mehr vervollkommnet und ausgeübt zu haben. — An Versuchen den Ruhm der Erfindung anderweitig, sowohl in Deutschland als im Ausland, an sich zn reißen, hat es nicht gefehlt. So wird gleich den nächsten in Deutschland auftauchenden Buchdruckern, A. Pfister (geb. 1420), welcher 1450 die Druckkunst in Bamberg einführte, und Joh. Mcntel, welcher sie seit 1466 in Straßburg ausübte, die Er findung zugeschrieben. — Durch Einführung der lateinischen Lettern und auch sonst geschmackvollen Druck zeichneten sich Günther Zainer in Augsburg (1468—78) und Johannes Zainer in Ulm (1470—1520) aus. Als der berühmteste von Basels ältesten Buchdruckern wir Bonifacius Amerbach (geb. 1434) bezeichnet, welcher um 1477 seine Thätigkeit von Nürnberg dahin verlegte. Ihn über ragt noch der 1460 geborene Hamburger Joh. Froben, welcher 1491 eine Buchdruckerei in Basel gründete und namentlich durch seine enge Verbindung mit Erasmus, Hans Holbcin d. I. und anderen Größen zu höchstem Ansehen gelangte. — Unter anderen Buchdruckern Basels thaten sich namentlich hervor des letzter» einstiger Korrektor, der gelehrte Joh. Oporinus (geb. 1507), der außer durch eigene gediegene Ausgaben der Klassiker als Verleger von Vesals berühmter Anatomie sich einen Namen machte. — Durch seinen merkwürdigen Lebenslauf, den er getreu in einer Selbstbiographic schilderte, wurde auch Thomas Platter (1499 —1582) weithin bekannt. — In Zürich wirkte als der letzteren Zeitgenossen (1521 — 95) die Buchdruckerfamilie Frosch- auer, deren Druckerei nach mannigfachen Wandlungen an die Firma Orell Füßli L Co. überging. Schon in früheren Jahrhunderten machte, ähnlich wie später Frankfurt a./M. und Leipzig im Buchhandel das Übergewicht hatten, das Dominieren einzelner Städte wie Basel, Augsburg, Nürnberg sich entschieden bemerklich, wie namentlich Nürnberg Jahrhunderte hindurch in den graphischen Künsten und im Buch handel sozusagen die erste Violine spielte. — Die ersten Buch drucker Nürnbergs waren der berühmte Astronom und Mathe matiker Joh. Regiomontanus (geb. 1436 in Königsberg, -f 1476 in Regensburg), welcher 1472 eine Druckerei daselbst errichtete. — Auch Anton Koburger (oder Koberger) und seine Nachfolger wirkten daselbst als höchst bedeutende Buchdrucker und Buchhändler (1473—1543), worüber Näheres vr. Oskar Hases Forschungen bieten. Nürnberg war ja auch ein Sammel platz der auserlesensten, zum Teil in nahen Beziehungen zur Buch- druckcrkunst stehenden Künstler, von denen nur der geniale, durch Verbesserung der Schrift um letztere unmittelbar verdiente Albrecht Dürer (1471—1528) angeführt zu werden braucht. Verschollen ist die doch einst hochberühmte, 1562—1723 wirkende Buchhändlerfamilie Endler. Nicht ganz so verblaßt ist der Ruhm des Kartenstechers Homann (1663—1724). Die Anfänge der Druckkunst im Ausland. Unter den Nebenbuhlern Gutenbergs, welche um die Palme der Erfindung ringen, steht obenan der Holländer Laurens Janszoon Coster (geb. 1370 in Haarlem, -f daselbst 1439). Sein höheres Alter mag wohl zur Unterstützung der irrigen Be hauptung, daß er der Erfinder sei, gedient haben. Anderseits wird seine Existenz ganz und gar bestritten. — In den Nieder landen war außer ihm einer der ersten und berühmtesten Buch drucker Christoph Plantin (1514—1585), welcher als Buch binder und Buchhändler sich versuchend, 1550 in Antwerpen eine Buchdruckerci errichtete und später Filialen in Leiden und Paris gründete. Sein Nachfolger wurde Joh. Morctus(geb. 1543), welcher 1574 die Leitung übernahm. Die Druckerfamilie Plantin-Moretus blühte Jahrhunderte hindurch; die gesamte Druckerei wird noch heutigen Tages als Eigentum der Stadt Antwerpen pietätvoll in ihrem alten Zustande erhalten.*) — In dem Zeit raum von 1583—1680 war es die berühmte Familie der Elzeviere, welche durch ihre herrlichen scharfgedruckteu Aus gaben, zugleich durch ihre Korrektheit ausgezeichnet und doch nimmermehr den unglücklichen „?ars ooounckus" vertilgend, sich *) Vergl. Börsenblatt 1885 Nr. 63. 67. 69. 75. 576*
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