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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-09-21
- Erscheinungsdatum
- 21.09.1885
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- Deutsch
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4426 Nichtamtlicher Teil. 218, 21. September. Nichtamtlicher Teil. Die Feier des hundertjährigen Bestehens der Firma Justus Perthes. In der sonst stillen Friedrichsallee in Gotha herrschte am 11. September ein reges Treiben. Festlich Gekleidete kamen und gingen und eine schaulustige Menge wogte auf und ab und staute sich vor den Gebäuden, welche den größeren Teil der nördlichen Straßenseite einnehmen. Was es da gab, brauchte man nicht lange zu erfragen; denn seit Wochen sahen die weitesten Kreise mit warmer Teilnahme einem Ereignis entgegen, welches selbst in unserer jubiläenreichen Zeit zu den Seltenheiten zählt: der Feier des hundertjährigen Bestehens der Firma Justus Perthes, welche sich heute am hundertsechsunddreißigsten Geburtstage des Grün ders, Johann Georg Justus Perthes aus Rudolstadt, vollzog. Längs der ganzen Front der Anstaltsgebäude faßte den Promenadenweg zu beiden Seilen je eine Reihe von wappen gezierten, mit Fichtenreisig umwundenen Masten ein, welche ab wechselnd von Flaggen und Fichtenbäumchen gekrönt und unter sich in der Längs- wie in der Querrichtung mit Fichtengewinden verbunden waren. Auf diese Weise war ein Triumphgang von hundertundfünfzig Schritt Länge hergestellt. Die Fahnen zeigten, den internationalen Charakter des Instituts symbolisierend, die Farben sämtlicher Groß- und mehrerer anderer Staaten, darunter die des neugegründeten Kongostaates neben der belgischen und über dem Wappen des Deutschen Reichs — zugleich eine Huldigung für dessen Kolonialpolitik Über dem Portal des Hauptgebäudes, in welchem sich das Comptoir, die Zeichen- und Redaktionszimmer befinden, und dessen stattliche Räume zum Empfang vom Treppen aufgang an in einen Palmen- und Blumenhain umgewandelt waren, schwebte — aus Blumen kunstvoll zusammengesetzt — das Firmenzeichen: die Erde in Sternprojektion. In früher Morgenstunde hatten Mitglieder des aus Ange hörigen der Anstalt gebildeten Festkomitees an den Gräbern der verstorbenen Chefs des Hauses: Justus, Wilhelm und Bern hard Perthes, sowie Adolf Müller und RudolfBesser, — welche letztere beiden das Geschäft während der Minderjährigkeit des gegenwärtigen Besitzers geleitet haben, — Lorbeer- und Rosen kränze niedergelegt. Nachdem eine Morgenmusik dargebracht war, erschien als erster der Glückwünschenden im Namen Sr. Hoheit des Herzogs Se. Excellenz der Staatsminister Freiherr v. Seebach. In zwischen hatten sich sämtliche männliche Angehörige der Geogra phischen Anstalt in dem prächtigen Bibliotheksaal und den angren zenden Räumen versammelt. Von den drei ältesten Mitarbeitern geleitet, erschien um zehn Uhr der Chef, von einem Hoch auf das Haus Perthes begrüßt. Der Vorsitzende des Festkomitees, Herr Hosrat v. Stein, Redakteur des Gothaischen Hofkalenders, über reichte eine künstlerisch ausgestattete Adresse und ein kostbares Album mit den Photographieen sämtlicher gegenwärtigen und fast aller früheren Mitglieder der Geographischen Anstalt. Der junge Chef, Herr Bernhard Perthes, sprach mit tiefer Bewegung und voll Herzlichkeit seinen Dank aus, erwähnte, wie eigentlich erst der heutige Tag bestimmt gewesen sei, ihn dauernd in die Anstalt auf zunehmen, an deren Spitze ihn die Vorsehung nun seit bereits vier Jahren gestellt habe, und verkündete die Stiftung von fünfzigtausend Mark zur Begründung einer Unterstützungs- und Hilfskasse der Beamten, welches Kapital von seiten der Firma jährlich um einen Betrag von tausend Mark vermehrt werden soll. Dem Dank des gesamten Personals gab der würdige, bereits zweiundfünfzig Jahre in der Anstalt thätige Korrektor, Herr Jasse, Ausdruck. — Unter wiederholtem, lautem Beifall der Versammelten wurden nunmehr die Auszeichnungen bekannt, mit welchen Se. Hoheit der Herzog die Verdienste der Anstalt ehrte. Es erhielten der Chef des Hanfes das Prädikat Hofrat, Herr vr. Hermann Berg haus das Prädikat Professor und die Herren Kartographen C. Vogel, B. Hassenstein und H. Habenicht den ernestinischen Hausorden. Gegen elf Uhr begann in mehrstündiger ununterbrochener Folge der Empfang einer glänzenden Reihe von Gästen, welche teils im Namen von Korporationen, teils in eigenem, zumeist in kunstvolle Adressenform gekleidete Glückwünsche darbrachten. Dieser feierliche Akt legte am besten dar, welch' außerordentlichen Ansehens sich die Geographische Anstalt erfreut, und welche hohe Bedeutung man ihr als einer Trägerin der Erdkunde beimißt. — Namens des Herzog!. Staatsministeriums erschien Herr Geh. Staatsrat Frhr. von Ketelhodt, im Aufträge seiner Regierung der Kaiserlich brasilianische Konsul Herr Mathies, von seiten der Stadt die Herren Oberbürgermeister Hünersdorf, Bürgermeister Liebe trau, Stadtverordneten-Vorsteher Rechtsanwalt Strenge und Schulrat vr. Zschäck. Die Vertreter der Erdkunde an den deutschen Hochschulen, welche sich in der mitüberreichten Adresse von ihrem SeniorProfessorHeinrichKiepert an sämtlich unterzeichnethatten, widmeten Worte hoher Anerkennung durch den Mund einer aus den Professoren Fischer-Marburg, Ratzel-München und Wagner- Göttingen bestehenden Deputation. Der Vorstand des Börsenvereins der Deutschen Buch händler und der Verein der Buchhändler zu Leipzig hatte Herrn vr. Hase abgeordnet. Die Glückwünsche mehrerer Vereine für Erdkunde fanden durch Herrn Professor Kirchhofs-Halle beredten Ausdruck. Es folgten die Generaldirektoren der Feuer versicherungsbank und der Lebensversicherungsbank für Deutschland, Herr Präsident Ewald und vr. jur. Emminghaus, eine Depu tation des Lehrerkollegiums des Gymnasiums, geführt von Herrn Oberschulrat von Bamberg, der Direktor der Herzog!. Sternwarte Herr Prof. vr. Becker, die Vorstände der Herzoglichen Bibliothek und des Museums; ferner des Gewerbevereins, des naturwissenschaftlichen Vereins und des wissenschaftlichen Vereins der Gymnasialschüler. — Die Telegramme und Glückwunsch schreiben liefen aus allen Weltgegenden fortwährend so zahlreich ein, daß es dem Berichterstatter nicht möglich war, sie alle zu zählen. Auch ein Schreiben des Königlich Preußischen Großen General stabs befand sich darunter. Einen sinnigen Gruß übersandte die Direktion des Botanischen Gartens zu Dresden (Professor vr. Drude): eine große Kollektion exotischer Pflanzen, Repräsentanten aller Erdteile, darunter Lotos, Victoria rs§ia und andere seltene Arten. Ein Frühstück, welches während des Empfanges der Depu tationen serviert wurde, hielt die Gratulanten und das gesamte Personal der Anstalt bis in die Nachmittagsstunden hinein vereinigt. * Wenn schon während der Vormittagsfeier der ungezwungene Verkehr angenehm berührte, in welchem man den schlichtesten Ar beiter unmittelbar neben dem reich dekorierten Würdenträger oder dem berühmten Vertreter der Wissenschaft sah, so trat der familiäre Charakter des Festes in noch höherem Maße bei dem Festkommers am Abend zutage. Das gesamte männliche Personal der Anstalt befand sich wiederum mitten unter den Ehrengästen und genoß in heiterster und dabei doch wohlgemessener Laune die reichlich dar-
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