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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.09.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-09-21
- Erscheinungsdatum
- 21.09.1885
- Sprache
- Deutsch
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218, 21. September. Nichtamtlicher Teil. 443? gebotenen Freuden des Abends. Es war aber auch in der That alles aufgeboten, um dieses gesellige Beisammensein zu einem in jeder Hinsicht einheitlichen und abgerundeten zu gestalten. Von der Festkarte an bis zu den aus Umschlägen von Verlagswerken her gestellten Cigarrenkistchen atmete das Arrangement Witz und Geist. Der große Saal des Park-Pavillons war in eine Art geogra phischer Ruhmeshalle verwandelt. Sämtliche Fenster zeigten an Stelle der Vorhänge Plakate, welche in farbigen Buchstaben die Titel der hauptsächlichsten bei Justus Perthes im Laufe des ver flossenen Jahrhunderts erschienenen Verlagsartikel aufwiesen und durch die beigefügte Jahreszahl eine chronistische Übersicht der Thätigkeit der Anstalt gaben. Die Zwischenselder der Wände waren mit Sprüchen geziert, aus deren jedem eine besondere Beziehung zu dem stattfindenden Fest zu erkennen war. Strabo, Goethe, Petermann und andere waren citiert. Auch spaßhaft wirkende Äußerungen befanden sich darunter. So wird wohl mancher gelächelt haben, wenn er las: »Ich muß lachen, wenn ich sehe, wie viele die Erde zeichnen ohne allen Sinn und Verstand« und darunter den Namen Herodot entdeckte, oder wenn er neben dem in großen Buchstaben prangenden Titel: »Behm und Wagner, die Bevölkerung der Erde« den leider nur zu wahren Erfahrungssatz erblickte: »Ach, daß es so viele Leute und doch so wenig Menschen giebt!« (Kladderadatsch). Wenn z. B. ferner der wegen seiner Zerstreutheit bekannte weiland gothaische Professor Galletti behauptet hat: »Gotha sei nicht nur die schönste Stadt in ganz Italien, sondern habe auch viele Gelehrte gestiftet«, so war dieser Ausspruch schon seiner zweiten, eine beziehungsreiche Wahrheit enthaltenden Hälfte wegen der Auffrischung wert. Die Architektur des Saales wurde durch zierliche Gehänge und Umrahmungen von Fichtenreisig gehoben. An den Säulen waren Wappen angebracht, die man aus Decken und Titeln von Verlagswerken zusammengesetzt hatte. Von der Brüstung der Tribüne des Saales schauten umgeben von dem Perthes'schen Familien- und dem Buchhändlerwappen die Bilder von Justus, Wilhelm und Bernhard Perthes aus reicher Drapierung auf die Festversammlung herab. Diese fand sich uni 7 Uhr ein und nahm an fünf langen Tafeln Platz. Unmittelbar nach dem Erscheinen des Herrn Bernhard Perthes eröfsnete der Vorsitzende, Hofrat v. Stein, denKommers. Die Musik intonierte: »Deutschland, Deutschland über alles« und in feierlicher Ansprache begann der Genannte die Reihe der Toaste mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und Se. Hoheit den Herzog. Nach Absingen des ersten Festliedes (wie alle folgenden von Herrn O. Koffmahn gedichtet) widmete Herr Professor Berg Haus den zweiten Trinkspruch dem Hause Justus Perthes und seinem Chef. Dieser antwortete mit einem Hoch auf seine Mit arbeiter. Der Überblick über die gegenwärtig im Gange befindlichen oder in neuerer Zeit vollendeten Unternehmungen, welchen er in seine Rede einflocht, bewies, daß die Anstalt trotz ihre hundert Jahre nicht an greisenhafter Schwäche leidet, sondern im Gegenteil in kräftigem Aufschwünge begriffen ist. Der vierte von Herrn C. Vogel ausgebrachte Trinkspruch galt der Stadt Gotha und wurde von Herrn Oberbürgermeister Hünersdorf mit einem Hoch auf die Geographische Anstalt erwidert. Herr A. Nie mann, Redakteur des Gothaischen Hofkalenders, feierte den deutschen Buchhandel, worauf Herr vr. Hase aus Leipzig zu einem Hoch auf die Thüringer Veteranen des Buchhandels auf forderte. Herr Prof. vr. Supan, Redakteur von »Petermanns Mitteilungen«, weihte sein Glas den Gästen, in deren Namen Herr Professor Wagner-Göttingen dankte. Hiermit schloß der erste Teil des Festprogramms. Der zweite, »fidele«, wurde durch ein humoristisches Lied an die Frauen ein geleitet, dem ein von Herrn A. Niemann verfaßtes Festspiel folgte. In demselben wurden durch einen Neger, einen Eskimo, einen »dem Hofkaleuder entstiegenen« Diplomaten und einen Kartographen die Afrika- und Polarforschung, sowie die Diplomatie und die Wissenschaft geistreich personifiziert und der Firma Justus Perthes huldigend dargestellt, wobei es auch an reichlicher satirischer Würze mit Bezug auf die Pcrsonalverhältnisse der Anstalt nicht fehlte. Dem Festspiel, an dessen Schluß im Hintergrund der Bühne der glänzend erleuchtete Firmenstern erschien, reihten sich ver schiedene komisch-mimische Aufführungen an, sämtlich, wie auch das Festspiel, von Mitgliedern der Anstalt dargestcllt; vortreffliche Reden wechselten mit humorvollen Liedern; alles ging Schlag auf Schlag und doch ohne Überhastung, fortwährend die festliche Ver sammlung in angenehmster Spannung erhaltend. Um Mitternacht erreichte die Fidelitas mit einem nach der Melodie eines populären Walzers verfaßten Liede ihren Höhepunkt und »offiziellen« Schluß; — der endgiltige folgte noch lange nicht. Von den Stimmen derer, welche sich und die Firma Justus Perthes in deren zweites Jahrhundert hinüber gesungen haben, wird bei der zweiten Wiederholung der Jubelfeier des 11. Sep tember keine mehr erklingen. Aber daß diese Wiederholung statt finde, das wünschen wir unserem Justus Perthes von Herzen und daraufhin rufen wir den Festgenossen der Zukunft ein kräftiges Schmollis zu. Möge es alsdann bei ihnen ebenso fröhlich wieder hallen: viäueit! (Goth. Zeitg.) Übersicht der berühmteren Buchdrucker und Buchhändler.*) (Fortsetzung aus Nr. 208.) Die Pflege der Staats- und Rechtswissenschaft fand in Berlin verschiedene eifrige Vertreter. Wenn Puttkammer L Mühl brech t das Verdienst gebührt, namentlich durch ihre bibliographi schen Arbeiten auch den bezüglichen Erscheinungen des Auslandes die gebührende Berücksichtigung geschenkt zu haben, so muß als ältere um den Verlag und die Verbreitung einheimischer, speciell preußischer Rcchtslitteratur, resp. Gesetzesausgaben verdiente Firma vor allen außer dem schon genannten Deckerschen Verlage**) Carl Heymann***) genannt werden. Letzterer (geb. 1793 in Groß- glogau, f 1862 in Berchtesgaden) betrieb 1615—34 ein lebhaftes Sortiment in Glogau und gründete dann seinen bekannten Verlag in Berlin. — Außerdem haben auf gleichen Gebieten in neuerer Zeit sich hervorgethan I Guttcntag (gegr. 1820, seit 1871 In haber D. Collin), Fr. Kortkampf (gegr. 1866) und Franz Vahlen (gegr. 1870). Joh. Chr. Winck elmann (1767—1845) und sein Sohn Georg gründeten 1828 eine durch ihren Jugcndschristenverlag berühmte Steindruckerei und Verlagshandlung, letztere zum Teil hcrvorgegangen aus dem Verlag von Arnz L Co. in Düsseldorf. S. Calvary L Comp. (gegr. 1852), deren Inhaber G. Heinrich Simon (seit 1863) und G. Adolf Simon (seit 1872), haben namentlich um Verbreitung philologischer Littera- tur im höchsten Grade sich verdient gemacht. Schließlich müssen wir noch einiger durch Kunstsinn und Ge- *) Zu den bereits erwähnten zur Geschichte des Buchhandels dien lichen Quellen sei nachträglich auf das in Schulz' Adreßbuch für 1843 enthaltene chronologische Verzeichnis der Gründungsjahre der Buchhandlungen 1503—1842 aufmerksam gemacht. (Vergl Börsen blatt 1842, Nr. 39.) Am Schluß der vorstehenden Übersicht wird man Veranlassung nehmen einige Berichtigungen und Ergänzungen, namentlich bezüglich der ersten Zeiten der Druckkunst nachzutragen. **) Vergl. Börsenblatt 1877, Nr. 13. ***) Vergl. Börsenblatt 1857, Nr 2; 1862, Nr. 107. 614*
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